Predigtsplitter

20.10.24   Mk 10,35-45

Der heutige Predigtsplitter ist dem Impuls von Kalle für die Hauskirchen entnommen.

Wie ernst wir die Nachfolge Jesu wirklich nehmen, zeigt sich in unserem Lebensstil. Und der Lebensstil Jesu ist schon krass anders als der mainstream. Jakobus und Johannes drücken in ihrer Frage aus, wie viele Menschen ticken: nach Möglichkeit den besten Platz zu bekommen. Pöstchen, Karriere, eigener Vorteil – so ticken die meisten. Vinzenz Pallotti hat genau deshalb ein Extra-Versprechen in seiner Gemeinschaft eingefügt: den selbstlosen Dienst – der sich gegen das Erstreben kirchlicher Ämter richtet.

Jesus reagiert sehr frontal – er hätte sich durch die Frage ja auch geehrt fühlen können. Er konfrontiert die beiden mit der Konsequenz echter Nachfolge: seine Taufe empfangen, seinen Kelch trinken. Und als die anderen ärgerlich auf die beiden reagieren wird Jesus grundsätzlich: In der Welt herrscht Machtmissbrauch. Bei seinen Jüngern soll es anders sein: Dienen statt Herrschen!

Wir wissen um den vielfältigen Machtmissbrauch in unserer Kirche. Wir können in jeder Gruppe und jeder Gemeinde leicht feststellen, wer nur konsumieren will und wer sich wirklich einbringt. Wahre Freunde zeigen sich bekanntlich in der Krise. Menschen, denen es eher um ihren Vorteil geht, ziehen sich da schnell zurück.

Jesus verweist auf sein Lebensbeispiel der Hingabe. John F. Kennedy drückte es klassisch aus: „Frage nicht, was dein Land dir tun kann, frage, was du für dein Land tun kannst.“

Meine Lieblingstheologin Dr. Heidi Baker, die ja eine unfassbare Wirkung in ihrem Einsatz erzielt, drückt es so aus: Wenn Du im Reich Gottes nach oben willst, musst Du konsequent nach unten gehen…Und es heißt ja: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Mt 23,12).

Impulsfrage und Handlungs-Impuls

  • Inwieweit prägt mich der Lebensstil Jesu? Wo habe ich Vorbehalte? Wo gute Erfahrungen?
  • Nachfolge Jesu ist tatsächlich ein Umkehr-Weg. Was hilft mir, diesen Weg immer neu und weiter zu gehen? Wie kann ich auch andere dazu bewegen? Denn diese Umkehr wäre ja ein Segen für die Welt.

 

 

Predigtsplitter

zu Mk 8,27-35            15.09.24

aus dem Impuls von Kalle für unsere Hauskirchen

Ich möchte mich auf 2 Kernthemen des Textes konzentrieren:
1) Wer ist Jesus für uns, für Dich?
Heute halten viele Jesus für einen sehr sozialen Menschen, eine charismatische Persönlichkeit, einen religiösen Reformer usw. Meist wird in der Vergangenheitsform von ihm gesprochen. Petrus bekennt, dass er der Christus ist, d.h. der Gesalbte Gottes, der Messias. Interessant ist, dass in der Evangelien-Parallele (Mt 16,17) Jesus ausdrücklich betont, dass dies nicht Fleisch und Blut ihm offenbart habe, sondern der himmlische Vater. D.h. auch wir brauchen ein persönliches Jesus-Erlebnis, eine Offenbarung, um tiefer zu erkennen, wer er ist. Er ist jeden Tag bis zum Ende der Welt (Mt 28,20) mit uns. Für mich ist es vor allem die Erfahrung der Wirk-Kraft Seines Geistes, die inneren Frieden und Freude, aber auch richtig Power vermitteln kann. Jeden Tag praktiziere ich den Schritt des Paulus: „durch den Glauben wohne Christus in unserem Herzen“ (Eph 3,17). Wir praktizieren dies auch mit jeder Kommunion.
2) „Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“
Hier wird es konkret und praktisch, wie ernst ich Jesus, seine Worte, Gott wirklich nehme. Dabei ist der Einwand des Petrus doch menschlich so verständlich. Ja – menschlich. Gottes Gedanken, Gottes Wege sind einfach himmlisch höher als unsere menschlichen (Jes 55,9). Es ist kein Aufruf gegen menschliche Logik, sondern die Aufforderung, nach Gottes Logik zu fragen und zu suchen. Gottes Wille ist immer die größere Liebe – bei Jesus hier im Ev: keine größere Liebe, als wer sein Leben gibt für seine Freunde (Joh 15,13). Gottes Gedanken können wir in den Geschichten, vor allem Verheißungen (ca. 8.000) der Bibel entdecken lernen. Sie übersteigen schlicht unsere menschliche Vernunft – wie der Himmel die Erde. Es geht nicht um Un-Vernunft, sondern Über-Vernunft, das sich Einlassen auf das Über-Natürliche.

Impulsfrage und Handlungs-Impuls
1) Was hilft mir, in der Christus-Erkenntnis zu wachsen? Eine Hilfe kann Eph 3,14-21 und Phil 3,7-14 sein.
2) Wie fälle ich meine Entscheidungen? Was hilft mir, Gottes Willen zu erkennen? Eine Hilfe kann sein, einfach im Gebet Gott zu fragen…und Gott kann antworten durch die innere Stimme, einen Traum, eine Bibelstelle, einen anderen Menschen und und und – wichtig ist, ob ich mit der Entscheidung inneren Frieden erlebe. Da zeigt sich, ob sie „stimmig“ ist. Und an ihrer Frucht: ob sie alltags- und lebenstauglich ist, ob sie wirkt und weiterführt.

 

Predigtsplitter

07.07.24

Kor 12, 7-10.

Ein spannendes Selbst-Zeugnis von Paulus. Er betet 3x, dass der Stachel im Fleisch verschwindet – aber er wird nicht so erhört, wie er möchte, sondern empfängt eine Deutung. Was der Stachel ist, wissen wir nicht – vielleicht eine Krankheit, oder doch eher die „Schläge“, die er in seinen Verfolgungen gerade durch seine jüdischen Mitbürger erleidet. Das NT berichtet u.a. von Misshandlungen, Auspeitschungen und Gefangennahme. „Bote Satans“ bedeutet, dass das Leid nicht durch Gott kommt, aber zugelassen wird. Satan heißt Widersacher. In der Bildersprache der Bibel ist das ein gefallener Engel, der selber Gott sein wollte. Alles, was in der Bibel mit Teufel inhaltlich gemeint ist, kennen wir heute: Menschen, die Gott spielen und sich für Gott halten, Diabolos – Durcheinander-Werfer, Zerstörer, Vater der Lüge. Wir können sogar feststellen: wir leben heute in sehr „teuflischen“ Zeiten, Lug und Betrug z.B. sind massiv.

Paulus hört das Reden Gottes – das wird öfter im NT über ihn und andere der ersten Christen beschrieben. Gott ist ja bekanntlich das WORT – der logos, der Geist und Sinn. Was unsere Welt heute braucht sind wirklich Geist und Sinn. Natürlich kann Gott, das WORT, sprechen. Wir sind ja nach seinem Bild geschaffen und können auch sprechen. Wir begegnen Worten Gottes in der Bibel – und wir kennen alle die Gewissens-Stimme. Das Reden Gottes kann auch in Träumen und Bildern geschehen, aber Jesus betont: die Meinen hören meine Stimme (vgl. Joh 10,14-16). Wenn ich dieses Reden Gottes persönlich nicht kenne, dann ist es sinnvoll, sich neu ganz Gott hinzugeben, Sein zu sein. Dann erleben wir uns wie neugeboren aus Gott  – und in diesem wiedergeborenen Geist können wir anders mit Gott kommunizieren, ganz anders empfangen. Es ist wie mit dem Empfang beim Handy: mit oder ohne w-lan ist ein großer Unterschied…  

Die Deutung, die Paulus hört, ist phänomenal: damit er sich nicht überhebt. Ich kenn das aus meinem Wirken. Oft laufen wir, gerade in unseren Projekten, auf dünnem Eis. Und ich spür, warum: damit wir nicht in selbstgefällige Selbstsicherheit verfallen, sondern im Glauben und Vertrauen wandeln. Damit wir aus Gnade leben, nicht aus Leistung. Als ich das das erste mal tiefer verstand, erlebte ich es als ungemein befreiend. Aus Gnade leben…gratis, als Geschenk. 

Und dann macht Paulus etwas krasses: er lobt sich nicht seiner Stärken, was viele ja ach so gerne tun, sondern bejaht seine Schwächen: Angst, Ohnmacht, Nöte usw. – damit die Kraft Christi auf ihn herabkommt!!! Dazu passt 2 Kor4, 7: „Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt.“ Meine Lieblingstheologin Heidi Baker betont sinngemäß gern: wenn ich mit meiner natürlichen Kraft wirke, habe ich natürliche Ergebnisse. Wenn ich mit der Kraft Gottes wirke, erleben wir die Kraftwirkungen Gottes. Das führt nicht zu Stolz, sondern zur Demut und Hingabe, zu göttlicher Liebe.

 

Impulsfrage und Handlungs-Impuls

  • Wo und wie kann mir die Paulus-Story helfen, mit meinen Schwächen und meinem Stachel im Fleisch besser umzugehen?
  • Wo erlebe ich bei mir oder bei anderen das Übermaß der Kraft, die Kraft Christi.

 

Predigtsplitter

Mt 4,26-3, 16.06.24

von Kalle Lenz SAC

Dieses Ev zeigt, wie Reich-Gottes-orientiert Jesus agiert. Das Reich Gottes meint nicht den Himmel, sondern wo hier auf Erden Gottes Willen gelebt wird, also Liebe, Gerechtigkeit, Frieden, Vergebung usw. Darum beten wir ja auch „Dein Wille geschehe!“ Jede:r kann sich fragen, wie Reich Gottes orientiert ich lebe. Wie oft ertappe ich mich, dass ich mein Reich und meine Gerechtigkeit suche.
Die Gleichnisse wollen die Geheimnisse des Reiches Gottes offenbaren. Der Samen ist das Wort Gottes. Und Jesus will, dass es bei uns auf guten Boden fällt und vielfältig Frucht bringt. Es fängt klein an wie ein Senfkorn und will richtig groß werden. Es geht also um einen Wachstumsprozess – und Früchte können andere dann genießen und die Vögel des Himmels nisten. Es geht um viel mehr als um mich.
Konkret lebe ich diese Gleichnisse, wenn ich ständig Worte Gottes in mich aufnehme, damit sie in mir und durch mich sich entfalten. Ein Wort Gottes muss man manchmal kauen, sogar wiederkauen, bis die Nahrung freigesetzt wird. Es im Herzen bewegen, damit es weiter wächst. Und viele Worte muss ich tatsächlich leben, praktizieren – nicht nur darüber nachdenken oder diskutieren. Wort Gottes in Aktion – wenn ich tue, was da steht: z.B. beten, jauchzen, vergeben, Frieden stiften, Fremde aufnehmen, Hungrige speisen usw. Die Bibel ist ein Lebe-Buch! Und sie enthält 8000 Zusagen, Verheißungen Gottes, was passiert, wenn ich es praktiziere. Ein Beispiel: „Befiehl dem HERRN deinen Weg, vertrau ihm – er wird es fügen“ (Ps 37,5). Wir gehen täglich viele Wege – es gilt, sie Gott anzuvertrauen, Ihm wirklich vertrauen – und wir können staunen, was sich da so fügen kann. Ich kenne den Unterschied, ob ich dies mache oder nicht mache – es kommen ganz andere Ergebnisse.
Darum lerne ich bis heute ständig neue Bibelverse, die mich ansprechen, auswendig, damit ich sie anwenden kann. Es ist aufschlussreich, dass in der Apostelgeschichte die Ausbreitung des christlichen Glaubens immer umschrieben wird mit: „Das Wort wächst, Das Wort wirkt, Das Wort breitete sich aus“. Und es hat eine sehr persönliche Note: denn Jesus ist das lebendige Wort Gottes, das Mensch und Fleisch gewordenen Wort Gottes. Auch in uns und durch uns will heute dieses Wort Fleisch werden…Jesus in unsere Welt kommen, Reich Gottes Wirklichkeit werden.

Impulsfrage und Handlungs-Impuls
1) Wie lebe ich praktisch mit der Bibel in meinem Alltag? Wie kann das Wort Gottes mehr in Aktion kommen?
2) Welche Früchte kenne und erlebe ich bisher? Nach welchen sehne ich mich? Was wär da vielleicht der passende Samen – das passende WORT?

 

„Freude“: Mit den Augen Jesu sehen

12. Mai 2024, Joh 17, 6a.11b–19

von Thomas Christel

Mit Blick auf Pfingsten nehmen wir Abschied von der Osterzeit. Abschied zu nehmen ist auch das Anliegen Jesu in den 5 langen Kapiteln in Johannes 13 bis 17. Im Anschluss folgt dann der Bericht über Jesu Gefangennahme und sein Martyrium. Am Ende der Abschiedsreden steht das Abschiedsgebet. Unser heutiger Evangeliumstext.
Jesus betet zu seinem Vater: „jetzt komme ich zu dir und rede dies noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben.“
Jesus spricht von Freude und hat schon das Kreuz im Blick, an das er geschlagen wird.
Wie geht das zusammen, „Freude in Fülle“ und das Wissen, bald geschunden am Kreuz zu hängen? Und: Wie passen „Freude“ und „Abschied nehmen“ für uns zusammen?
Derzeit verabschieden wir uns von einem Leben, wie wir es lange Zeit gewohnt waren.
Wir nehmen Abschied von der Euphorie des Aufbruchs vom Ende der 80er Jahre und Anfang der 90er Jahre. „Berlin, nun freue Dich!“ rief der damalige regierende Bürgermeister Walter Momper aus, als sich das Brandenburger Tor öffnete. Frieden und Völkerverständigung schien greifbar.
Was ist von dieser Epoche des Aufbruchs geblieben? In den Straßen Neuköllns spiegeln sich die Konflikte der Welt unvermittelt wider. Heute werden wir unmittelbar mit den Folgen von Hass, Krieg und Gewalt konfrontiert. Der Klimawandel ist spürbar geworden. Es werden deutlich weniger Kinder geboren. Darin drückt sich die Angst junger Menschen aus, die doch unsere Zukunft sind.
Wir verabschieden uns also von der Zusage eines gesicherten und wohl organisierten Lebens. Dazu kommt vielleicht persönliches Leid und das Abschied-nehmen von Menschen die uns Nahe stehen.
Wo ist da Raum für Aufbruch und Freude?
Ich habe mich gefragt, wie kann ich heute über „Freude“ sprechen, wenn ich gerade selbst wenig Freude im Herzen trage.
Am Donnerstag, hier im Himmelfahrts¬-Gottesdienst hat uns Kalle zu einem Heilungsgebet eingeladen. Ich gehörte zu den vielleicht 7 Personen die nach vorne gekommen sind. Freude in meinem Herzen und Frieden in meiner Seele, das waren meine Bitten um Heilung. Dann kamen von allen Seiten Leute, die für jemanden beten wollten. Nur zu mir kam niemand. Da war sie wieder da, die Erinnerung an den kleinen Thommy, der sich von seinen Eltern nicht gesehen gefühlt hat. Das ist eine Wunde, die mich begleitet, manchmal aufbricht mit der ich zwischenzeitlich ganz gut gelernt habe, zu leben. In diesem Moment steht M. B., eine unserer ehrenamtlichen Küsterinnen, auf, kommt zu mir und flüstert: Ich habe noch abgewartet, weil ich für Dich beten wollte. Es hat sich gefügt, Du bist frei geblieben.“ Halleluja, das war quasi eine Expressheilung! Da war er der Tröstergeist, der Geist der Wahrheit, der Stopp sagt zu einem bösen Geist, der mich klein machen möchte. In diesem Moment war er da der Heiligen Geist. Er hat mein Verzagen in Freude gewandelt.
Was ist nun die Freude Jesu? Freude in Fülle, die auch für uns da sein soll?
Immer wieder wird in den Evangelien beschrieben, wie sich Jesus in die Stille zurückzieht und die innige Verbundenheit des Vaters sucht. Naturgemäß können die Evangelisten zu diesen Begegnungen nur wenig direkt berichten, da Jesus ja in die so exklusive, kostbare, stille Intimität mit dem Vater geht. Das ist seine Freude: Die innige Nähe zum Vater. Die Quelle seiner Freude ist das Gebet.
„Bittet, so wird Euch gegeben“, sagt uns Jesus. Wir wissen nicht, wie der Heilige Geist sich uns offenbart und was er konkret an Heilung und Freude für uns hat. Er wird aber wirken, wenn wir ihn bitten.
„Mit leeren Händen stehe ich vor Dir. Sehe Du mich und sende mir Deinen Geist.“ Vielleicht mag der Heilige Geist nicht mit Brausen und mit Zungen wie von Feuer kommen.
Manchmal ist er eher ein sanfter Hauch. Dieser leise Wind umweht uns immer. Aber wir hören ihn dann besser, wenn wir unser Herz öffnen, gerade wenn es zerschlagen ist. Bitten, immer wieder bitten, das lädt den Heiligen Geist ein, in uns zu wirken und zu wachsen.
Wir können so beten, wie Jesus im heutigen Evangelium: Jesus sieht hoch zum Himmel und er spricht seinen Vater an.
Bei dieser Haltung Jesu kommt mir Etty Hillesum in den Sinn, eine junge jüdische Frau, 1943 in Auschwitz ermordet. Sie durfte nur 29 Jahre alt werden.
„Es ist trostlos.“, schreibt sie „Und trotzdem bleibe ich dabei: Wenn wir dem Chaos hier nicht Trotz bieten, durch etwas Strahlendes und Starkes, das irgendwo an einem ganz anderen Ort völlig von neuem beginnt, dann sind wir verloren, endgültig und für alle Zeit verloren. Ich werden den Weg zu diesem Neuen, Strahlenden finden, auch wenn er jetzt verschüttet ist.“ (165)
Ich möchte diese junge jüdische Frau nicht vereinnahmen. Aber lernen möchte ich von ihr. Im Respekt vor dem, was sie erleiden musste, ihrem Suchen, ihrer Zuversicht.
Auch wir können den Weg zu diesem Neuen, Strahlenden finden. Sehen wir den Vater an. Er ist die Quelle von etwas Starkem, das in uns und in diese Welt strahlt und alles verändern wird.
„Betet ohne Unterlass“ lesen wir bei Paulus im 5. Kapitel des 1. Briefes an die Thessalonicher. Ich kann zugegebenermaßen nicht fortwährend an Gott denken. Aber ich kann ihn immer wieder in mein Erleben einbeziehen in dem ich ihn frage: Was würdest Du jetzt tun? Lass mich mit Deinen Augen sehen, was ich sehe.“ Wenn wir uns dafür entscheiden, die Welt und uns selbst durch die Augen Jesu zu sehen, bekommen wir innere Freiheit und Freude geschenkt. Das ist häufig kein abrupter Kurswechsel, eher ein Prozess. Durch die Augen Jesu verändern wir uns.
Bei Paulus steht über das Beten auch: „Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus.“ Ist es nicht in uns angelegt, dem Schöpfer dankbar zu sein? Wir sind Beziehungswesen. Gott sucht den Kontakt zu uns und will unser offenes Herz.
Es verändert uns, wenn wir bitten und danken. Es schenkt uns Frieden und Freude. Es schafft Beziehung, zu dem, der nichts anderes möchte, als uns mit seiner Liebe zu umarmen. „Freut euch zu jeder Zeit!“ ruft uns Paulus zu.
Die Abschiedsreden sind kein sentimental-tränenreiches Abschied nehmen. Jesus bereitet etwas vor, er bereitet uns vor. Für ein Leben in innerer Freiheit, in Frieden und in österlicher Freude. Das geht nicht ohne Abschied nehmen. Von Abhängigkeiten und von Angst.
Die Freude, die Jesus für uns hat, ist nicht von dieser Welt. Aber Jesus bereitet etwas vor. Wir sollen nicht verzagt im Obergemach auf das Himmelreich warten und mutlos auf die Schrecken der Welt sehen.
Er sendet uns hinaus in diese Welt. Nehmen wir diesen Ruf an. Jetzt ist die Zeit dafür! Damit verhelfen wir auch Etty Hillesum zu ihrem Recht. Dieser jungen Mystikerin des Aufbruchs sollen wir unsere Stimme verleihen. „Ich werden den Weg zu diesem Neuen, Strahlenden finden, auch wenn er jetzt verschüttet ist.“ Das ist der Auftrag, den Jesus für uns hat. In uns selbst ist er, der Raum für Aufbruch und Freude.
Mit Gott ist mehr möglich. Jesus sendet uns, wie Ihn der Vater gesandt hat, damit wir diese Liebe weiterschenken. Er traut uns das zu. Größeres Vertrauen kann er uns nicht entgegenbringen.
Beten wir für einander, auch dann, wenn wir uns selbst schwach fühlen. Beten verändert.
Auch heute werden wir wieder ein persönliches Gebet anbieten. Kommt sehr gerne am Ende des Gottesdienstes hier nach vorne, wenn Ihr ein Anliegen habt oder einfach einen persönlichen Segen zur Stärkung empfangen wollt.
Mit dem Blick Jesu können wir da draußen und in uns ein wenig mehr Himmelreich strahlen lassen. Heilen und Freude bringen.

 

Predigtsplitter

Mk 16,15-20

09.05.24 von Kalle Lenz SAC

Die letzten Worte eines Menschen sind sowas wie sein Vermächtnis. Und wir dürfen uns selbstkritisch fragen, wie ernst nehmen wir das bei Jesus? Wie leben wir: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung“? Die frohe Botschaft für die Schöpfung – das ist auch ökologisch interessant. Und wo bekräftigt der Herr heute das Wort durch Zeichen? Was „fehlt“ an unserem Glauben, wenn diese Zeichen nicht folgen? Gibt es einen missing link?
Mein Eindruck ist: viele haben den Glauben zu einer reinen Kopfsache gemacht, und zu einer Privatsache. Nun ist der Glauben tatsächlich privat und persönlich, gerade auch im Sinne der Freiheit. Der Inhalt ist aber auch politisch: z.B. Frieden und Gerechtigkeit, Option für die Schwachen. Viele leben den Glauben als einen Ethos des Gutmenschen. Im Glauben geht es aber nicht nur um Inhalte – was ich glaube, sondern vor allem um die Beziehung: wem ich glaube, wem ich vertraue. Im christlichen Glauben geht es darum, sich auf Jesus einzulassen – je mehr, desto besser. Und Jesus ist die Person, die mit Heiligem Geist und Feuer tauft – und wo dies geschieht, fangen Menschen an in anderen Sprachen zu reden und zu weissagen – die ganze Apostelgeschichte ist voll davon (z.B. Apg 10,46; 19,1-7). Auch die Lesung zu Christi Himmelfahrt Apg 1,1-11 betont den Unterschied – der Heilige Geist ist der missing link -, den die Gabe des Geistes macht: sie werden Kraft (dynamis) empfangen und Jesu Zeugen werden bis an die Enden der Erde. Ein Zeuge ist eine Person, die etwas erlebt hat – das ist mehr als Kopfwissen, das ist Erfahrung! Und welch stärkeres Glaubenszeugnis gibt es, wenn die beschriebenen Zeichen bei uns immer mehr geschehen? Taufen heißt Tauchen – darum gilt, immer mehr in Jesu Geist einzutauchen, nicht nur etwas, sondern möglichst ganz – dies eröffnet immer weitere Dimensionen und Kraftwirkungen. Und die Gaben des Geistes werden uns gegeben nicht einfach für uns, sondern damit sie anderen nutzen (1Kor 12,7). Und diese Gaben sind wirklich eine frohe Botschaft, auch das Austreiben von Dämonen. Damit wurde zwar schon viel Unsinn betrieben, aber wer kennt die Ungeister nicht bei sich, die inneren Dämonen, die einen quälen können? Im Namen Jesu können wir freier werden. All diese Dinge werden nicht möglich, wenn wir nur darüber nachdenken und diskutieren, sondern indem wir es ausprobieren und in der Freiheit des Geistes (also der Liebe) experimentieren. Ich sage z.B. negativen Gedanken, die mir kommen, oft einfach: Im Namen Jesu, haut ab – und staune oft was dann passiert…Das Evangelium ist eine Kraft!

Impulsfrage und Handlungs-Impuls
1) Welche Glaubens-Zeichen kenne ich bei mir oder anderen?
2) Der Heilige Geist ist die Liebe Gottes. Ladet diese Kraft neu in Euer Herz ein, damit sie Eure Gottesliebe, Eure Nächstenliebe und Eure Selbstliebe vergrößere und erweitere. Lass diese Liebe zu…und Du wirst Zeichen erleben, vielleicht beginnend mit innerem Frieden, innerer Freude bis hin zu…Mach diese „Übung“ immer wieder, bis Du wirklich im Geist wandelst…eine faszinierende Lebens-Auf-Gabe.
Kalle Lenz

Predigtsplitter

vom 24.04. 2024 von Felix Polten

Liebe Schwestern und Brüder,
Am Karfreitag war ich mit meinen Kindern beim Familienkarfreitag in Sankt Richard. Dort waren vier Stationen aufgebaut, die die Kinder der Reihe nach abgegangen sind. Erst ein Kreuz aus Steinen, dann ein Kreuz aus Erde, dann ein Kreuz aus Holz und schließlich ein Kreuz aus Weizenkörnern. An jeder Stadion konnten sich die Kinder etwas mitnehmen. Bei der ersten Station einen Stein und einen kleinen Blumentopf, bei der zweiten Erde für den Blumentopf, bei der dritten etwas Holz und bei der vierten eines oder mehrere Weizenkörner. Am Ende hatte also jedes Kind
einen kleinen Blumentopf mit Stein, Erde, Holz und Weizenkorn/Weizenkörner und konnte diesen mit nach Hause nehmen. Seitdem gießen wir ihn zu Hause und diese
beiden kleinen Pflanzen sind seitdem daraus erwachsen.
Wieso glauben wir an die Auferstehung? Weil uns davon erzählt wurde. Von unseren Eltern, von Freund*innen, von Lehrer*innen im Religionsunterricht, von
Katechet*innen in Katechesen, von Liturg*innen in Gottesdiensten. Wiese haben diese Menschen an die Auferstehung geglaubt? Weil ihnen davon erzählt wurde. In
gleichen oder ähnlichen Situationen. Und so lässt sich diese Kette bis zu den Jünger*innen Jesu zurückverfolgen. Letztlich glauben wir an die Auferstehung, weil
wir ihnen und ihrem Auferstehungsglauben glauben. Natürlich ist sowohl das Erzählen als auch das Hören in all den Jahrhunderten geistgewirkt und hat mit
Gnade zu tun. Aber letztlich glauben wir an die Auferstehung, weil wir ihnen und ihrem Auferstehungsglauben glauben.
Und sie? Die Jünger*innen? In den Evangelien seit dem Ostersonntag können wir ihnen dabei zusehen, wie dieser ihr Auferstehungsglauben gewachsen ist. Er war
nicht einfach so da war von jetzt auf gleich. Er ist gewachsen. Und wachsen konnte er durch Erfahrung. Jesus begegnet Maria Magdalene, sie denkt es ist der Gärtner,
die beiden Emmausjünger, denen das Herz brannte, Thomas, der zweifelte und dann die Wundmale berührte, der Fischfang, bei dem die beiden Jünger fast schon um die
Wette schwimmen um Jesus zu sprechen. Und heute das gemeinsame Mahlhalten. Es sind wunderschöne Berichte, die wir Tag für Tag hören. Die Jünger*innen erfahren
Jesus als den Auferstandenen. Denn er macht da weiter, wo er vor Karfreitag aufgehört hat. Er hält gemeinsam Mahl. Er wünscht den Frieden. Er heilt Menschen.
Er erläutert die Schrift. Es ist letztlich kein Auferstehungsglauben, es ist eine Auferstehungserfahrung. Durch die 50 Tage Erfahrungen mit dem Auferstandenen
glauben sie sich Schritt für Schritt aus dem erdigen Grabesdunkel heraus. 50 Tage lang begegnet Jesus ihnen, macht er sich ihnen erfahrbar und wässert so die zarte
Pflanze ihres Auferstehungsglaubens und lässt sie wachsen. Bis zu dem Punkt, an dem die Erfahrung Glauben geworden ist: Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaft
auferstanden.
Neben dem Hören der Erzählungen gibt es für uns vielleicht auch die Möglichkeit der Erfahrung. Ganz banal mit der wachsenden Pflanze: Aus dem Weizenkorn ist eine
neue Pflanze erwachsen. Verallgemeinert gesprochen: Verwandlung ist das Gesetz des Lebens. Alles Leben ist Verwandlung. Und wenn das so ist, warum soll es dann
auch mit dem Tod nicht so sein? Der Tod, der in Leben gewandelt wird. Eben wie bei dem Weizenkorn, das sterben muss um zu leben. Und wir haben das große Glück,
dass wir in einem Teil der Welt wohnen, in dem Ostern mit dem Frühling zusammenfällt. Passend zu Ostern erfahren die Wandlung vom Erstarrten zum
Lebendigen, erfahren wir jeden die lebende, wachsende, schöne Schöpfung. Und wenn es diesen Gott, diesen Schöpfergott gibt, ist dieser Gott ein Gott, bei dem es
Wandlung und Leben gibt, nichts Totes. Und schließlich findet Auferstehung anfangshaft schon in unseren Leben statt. Wir erwarten zwar noch die Vollendung,
aber wir erfahren die Auferstehung schon jetzt. Immer dann, wenn Gemeinschaft gelingt, ist das Auferstehung. Immer dann, wenn die vielen kleinen Tode der
Trennung, der Verletzung, der Beschämung, der Lieblosigkeit verwandelt werden in Wiedersehen, Heilung, Vergebung, Neuanfang. Dann feiern wir schon mitten im Tag
das Fest der Auferstehung.
Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaft auferstanden.
Amen

Predigtsplitter

zu Joh 20,19-31

vom 07.04. 2024 Weißer Sonntag

Der Entwicklungsweg der Jünger ist ein Spiegel für uns: sie treffen sich am 1. und 8. Tag – jeweils ein Sonntag – der Auferstehungstag – einer fehlt: heute fehlen viele. Aus Angst hinter verschlossenen Türen: auch heute ähneln viele Christen eher Angs- als Osterhasen. Und Thomas ist voller Zweifel. Jesus geht darauf ein und führt ihn weiter: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“. Und für uns alle gilt: dass wir „durch den Glauben Leben haben“ (V. 31). 

Faszinierend Jesu: „Empfangt den Heiligen Geist. Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“. Sendung –Apostolat – ist das große Thema Vinzenz Pallottis. Wir alle sind dazu berufen. Und fühlen uns doch oft überfordert.

Der Dreh- und Wendepunkt ist der Heilige Geist. In seinen Abschiedsreden (Joh 14,16-18.26; 16,7-15) betont Jesus, dass es gut ist, dass er als Mensch geht, damit wir Seinen Geist empfangen können, als Tröster und Beistand. Die Welt kann ihn nicht empfangen, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Wir können staunen, wie durch die Geist- und Pfingsterfahrung die ersten Christ:innen über sich hinaus gewachsen sind und mutige Jesus-Verkündiger wurden – mit Zeichen und Wundern. Wenn in der Apostelgeschichte Menschen mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden, begannen sie in Zungen zu reden und zu weissagen (z.B. Apg 19,6). D.h. wir merken, bei uns und bei anderen, ob wir mit dieser Kraft (dynamis) aus der Höhe erfüllt sind oder nicht.

Was heißt das für unser Christ-Sein heute? Der irdische Jesus ist nicht mehr bei uns. Aber Er will, dass wir immer auf Empfang sind – damit wir immer neu mit Seinem Geist erfüllt werden. Diese Kraft (dynamis) macht den Unterschied! Thomas wurde so über-zeugt von Jesus, dass er Zeuge Jesu bis nach Indien wurde – noch heute nennen sich dort viele Christen Thomas-Christen. Viele Gläubige sind heute so lau und lahm, weil sie nicht mit und aus dem Geist leben. Ich kenn es selber bei mir, wo ich auf Sparflamme lebe, oder wo ich wirklich brenne, on fire bin. Ein Unterschied wie mit oder ohne w-lan: Nur mit hast du einen guten Empfang und viele Funktionen werden möglich… Wenn ich nur aus meiner natürlichen Kraft lebe, werde ich nur entsprechende Ergebnisse erleben. Wenn ich die übernatürliche Kraft des Geistes Gottes zulasse, werde ich staunen und viele sich „wundern“. Ganz persönlich erlebe ich die Wirkkraft des Geistes an seinen Früchten (Gal 5,22f). An innerer Freude, innerem Frieden, der übersprudelnden Quelle in mir (vgl. Joh 7,38ff). Und was ist das „Passwort“ für den Empfang? „Hingabe“. Sich Gott ganz hingeben, übergeben, an-vertrauen. Wir brauchen davor keine Angst zu haben, denn wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!!! (2 Kor 3,17). Das ist der Schlüssel, um Verschlossenheit und Ängste zu überwinden und als über-zeugte Jünger:in, Apostel:in zu wachsen. Dies ist unsere größte Berufung: die Sendung Jesu weiter zu leben!

Impulsfragen

  • Wo erlebe ich den Unterschied: mit oder ohne Geist? Blockiert oder frei gesetzt?
  • Die Offenbarung des Geistes wird geschenkt, damit sie anderen nützt (1 Kor 12,7): was „spüre“ ich, was Gott mir geben will, damit ich damit anderen besser beistehen kann?

 

Aus dem Impuls für unsere Hauskirchen von Kalle

 

Predigtsplitter

vom 18.02.24,  Mk 1,12-15

Das Wort zum Sonntag von Lissy Eichert

Frühjahrsputz für die Seele

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Guten Abend.

„Probier mal, auf Zucker zu verzichten. Da merkst Du: Die Versuchung lauert überall“, stöhnt mein Kollege seit Aschermittwoch. Wenn ich mich an die Zeit erinnere, als ich noch geraucht habe – also wirklich wie ein Schlot – und an die irre vielen gescheiterten Versuche, damit aufzuhören: Ist echt schwer, schlechte Gewohnheiten loszuwerden…

Versuchung – Verzicht – Fastenzeit. Frühjahrsentschlackung. Auf Alkohol oder Internetspiele verzichten. Ich find die Fastenzeit ja klasse. Für mich bedeutet sie Aufatmen. Öfter mal die „Pausentaste“ drücken – für eine kleine Auszeit, wenn mir alles über dem Kopf wächst.

Klingt schön, ist aber nicht einfach. Die Konfrontation mit mir selbst kann unangenehm sein, denn das Kopfkino boomt ja gerade in Pausenzeiten. Und all das, was uns herausfordert: physisch, emotional, politisch, in den Beziehungen…. So als würde das Leben immer chaotischer. Immer schneller. Einfach keine Ruhe mehr. Und plötzlich zieht mich eine Gegenkraft runter, will meine guten Absichten zerstören … Doch wo ist die „Pausentaste“?

Jesus ist dafür in die Wüste gegangen – 40 Tage Auszeit. Dort begegnet er dem Versucher. In der Bibel wird er Teufel genannt. Und der weiß, wo er Jesus packen kann. Greift ihn im schwächsten Moment an. Nach 40 Tagen in der Wüste ist Jesus natürlich ausgehungert. „Du kannst doch aus Steinen Brot machen“, provoziert ihn der Versucher. Jesus widersteht, er kontert: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“

Der Verführer setzt nach: „Ich kann Dir alle Reiche dieser Erde geben.“

Und wieder erteilt ihm Jesus eine Abfuhr: „Du sollst Gott anbeten.“ Gott. Nicht Geld, das Ego, die Macht oder wie die Götzen alle heißen.

Jesus kann der Versuchung widerstehen, weil er die göttliche Dimension ins Spiel bringt. Diesen „heißen Draht nach oben“ kann der Teufel nicht kappen. Mit Gott jagt Jesus den Teufel zum Teufel

Das Leben neu justieren. Mit Gott. Mich verbinden mit dem, der größer ist als ich und stärker. Stärker als meine Sorgen und Ängste. Größer auch als meine Sehnsüchte. Gott lässt sich finden zum Beispiel in der Musik, in der Natur und in der Liebe. In allem, was mich hinausführt aus meinem kleinen Ego.

Sieben Wochen bewusst verbunden mit dem, der das Leben ist.

Das hat mir übrigens auch bei meiner Raucherei geholfen, damals. X-Mal hatte ich versucht, damit aufzuhören. Als ich schon nicht mehr daran glaubte, gelang es in einer Auszeit an der Ostsee. Ich drückte die Zigarette aus, von der ich nicht dachte, dass es die letzte sein würde. Hab dann versucht, die Bedürfnisse hinter der Sucht anders zu füllen. Äpfel haben geholfen. Die Geduld der Leute mit mir. Und vor allem der „Draht nach oben“. Die Verbundenheit, die ich im Gebet empfangen habe.

Auch wenn ich heute noch in manchen Momenten die Zigarette vermisse.

Ich wünsche uns allen sieben gute Wochen.

Predigtsplitter

vom 21.01.24 zu Mk 1,14-20

von Kalle Lenz

Jesus verkündet das Evangelium Gottes. Das ist auch unsere Berufung, in diesen schwierigen Zeiten (Krisenmodus): die Frohe Botschaft, die Gute Nachricht Gottes weiter zu geben. Und Jesu 1. Predigt ist prägnant: Jetzt ist die Zeit, das Reich Gottes ist nahe. Das können wir auch anderen Menschen immer wieder verdeutlichen: Gott ist näher als du denkst: nur ein Gebet weit entfernt. Und der wichtigste Augenblick ist JETZT. Auch Nie wieder ist jetzt!

Kehrt um und glaubt an das Evangelium: das mach ich im Alltag ständig. Wenn ich merke, mein Kopfkino läuft in die falsche Richtung. Oder ich bekomm eine gruselige Nachricht: ich kehre mich im Herzen zu Gott und suche und frage IHN. Und im Evangelium gibt es gute Nachrichten: mit Gott ist alles möglich!!! Auch Vergebung! Auch Heilung! Auch Befreiung!

Jesus ruft auch Dich und mich in seine Nachfolge. Was müssen wir dazu aktuell vielleicht verlassen, hinter uns lassen? Übrigens: Nicht wir müssen „Menschenfischer“ aus uns machen – Jesus will uns dazu machen! Lass ich das zu?

Passend dazu ha ich als Motto für mein Wirken: ich möchte Menschen mit der Liebe und Kraft Gottes in Verbindung bringen! Dabei stoße ich oft an Grenzen, bei mir, bei anderen. Damit ich selbst immer mehr mit dieser Liebe und Kraft erfüllt werde – ich kann ja nur weiter geben, was in mir ist – brauche ich diese Gemeinschaft mit Jesus. Er ruft auch mich ständig: Komm her! Aber wie oft ertappe ich mich, dass ich es überhöre, oft auch, weil ich so beschäftigt bin…mit meinen eigenen „Fischernetzen“ …Doch wenn ich mich tiefer auf Jesus einlasse, staune ich, welche Dimensionen und Möglichkeiten sich öffnen.

Impulsfragen

  • Was hilft mir, konkret umzukehren, mich zu erneuern, immer mehr mit Jesus zum „Menschenfischer“ zu werden?
  • Nach Vinzenz Pallotti sind wir alle berufen, als Apostel (Boten) Jesu zu leben. Zu was fühle ich mich aktuell berufen?

 

Predigtsplitter

der weihnachtliche Impuls für unsere Hauskirchen

Joh 1,6-8.19-28                        17.12. 23   

von Kalle Lenz

Beeindruckend, wie Johannes auf die Frage „Wer bist du?“ klar sagen kann, wer er nicht ist und wer er ist. Heute gibt es bei vielen große Unsicherheiten um die Fragen ihrer Identität: „Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?“, lautet ein Bestseller. Sind wir uns unserer christlichen Identität voll bewusst? Ich bin nicht der Christus, Messias, aber Christ – Gesalbter Gottes. Ich bin nicht das Licht, aber auch ich soll Zeuge des Lichtes sein, damit alle zum Glauben kommen. Das funktioniert heute leider nicht so. Auch wir sind berufen, Stimme zu sein. Wir sind nicht das Wort – logos – Geist, Sinn:  das ist Jesus. Aber wir sind berufen, Ihn zu bezeugen, von Ihm zu reden mit Wort und Tat.

Zu Weihnachten bewegt mich immer die Aussage von Angelus Silesius, Jesus wäre umsonst in Bethlehem geboren, wenn Er nicht in mir geboren ist. Ja, wir sollen an Wesen und Gestalt Jesu teilhaben (Röm 8,29), „gelangen zum vollkommenen Menschen, zur vollen Größe, die der Fülle Christi entspricht“ (Eph 4,13). Hui – das ist ein Reifungs- und Entwicklungs-Prozess…Aber genau so können wir die Inkarnation – die Fleisch- und Menschwerdung des Wortes Gottes heute vollziehen: „Durch den Glauben wohne Christus in Eurem Herzen“ (Eph 3,17). Ja, und „wenn jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden“ (2 Kor 5,17).

Diese Worte sage ich mir immer wieder wie ein Mantra, ich versuche sie oft bewusst zu vollziehen, damit dieser Entwicklungsprozess weiter geht. Ich kann ihn aber zusätzlich wie Paulus bewusst für andere einsetzen: „Meine Kinder, für die ich von Neuem Geburtswehen erleide, bis Christus in euch Gestalt gewinnt“ (Gal 4, 19).

Dies alles ist keine fromme Theorie: im Herbst erlebten einige von uns die inzwischen 78-jährige Missionarin Jackie Pullinger, die unter Kriminellen, Drogenabhängigen und Prostituierten in Hongkong jahrzehntelang gewirkt hat. Je mehr sie „Christus in mir“ praktizierte, desto wirkungsvoller wurde sie. Und je mehr sie andere ermutigte, Jesus wirklich in ihr Herz aufzunehmen, desto mehr Durchbrüche und Befreiungen zu einem neuen Leben erlebte sie.

Impulsfragen

  • Woran mache ich meine Identität fest? Was hilft mir, in meiner christlichen Identität zu wachsen? 
  • Vielleicht haben wir zur Weitergabe des Glaubens heute zu wenig überzeugende Zeugen? Nach Paulus sollen wir auch den Samen des göttlichen Wortes in anderen zeugen. Wo erleben wir heute Neugeburten aus dem Geist Gottes?

 

Predigtsplitter

Mt 25, 14-30                       19.11.23  

von Kalle Lenz

Heute ist viel Heulen und Zähneknirschen – und auch Finsternis. Auch in dem, was Menschen Menschen antun können. In seinen Gleichnissen will Jesus weniger dogmatische Aussagen treffen, sondern wachrütteln. Hier: mach etwas mit Deinen Gaben und Talenten! Auch heute gibt es viele, die aus Angst sich und ihre Talente verstecken.

Wenn wir dagegen unsere Talente und Gaben einsetzen, werden sie sich vermehren. Ja, und wenn wir bei Wenigem treu befunden werden, wird uns noch mehr gegeben! Überfluss und Freudenfest!

Jede:r von uns hat natürliche Gaben. Und wenn wir ehrlich sind: sie sind uns gegeben (!) – doch wie wir mit ihnen umgehen, ist unsere persönliche Verantwortung. Und mit der Vielfalt und Verschiedenheit unserer natürlichen Gaben können wir diese Welt positiv gestalten. Gaben können auch negativ missbraucht werden. Darum betont die Bibel bei übernatürlichen Gaben (Charismen), dass sie uns gegeben werden, damit sie anderen nützen! Und Gott, der ein Gott der Fülle ist, möchte, dass sie mehr werden. Ja Gott hat Freude daran, noch mehr Gaben zu schenken – wenn die Menschen sich als treu erweisen. „Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen“. Doch wir kennen in unserer Kirche auch den Missbrauch. Wo Macht und Stellung ausgenutzt werden, um Menschen nicht zu nutzen, sondern sie auszunutzen.

Wenn ich auf unsere Gemeinde- und Kirchensituationen schaue, dann bewegt  mich, wie viele natürliche Talente oft nicht zum Zuge kommen, weil sie klerikal  oder durch Neid und Eifersucht blockiert werden. Und es fehlen oft die übernatürlichen Gaben wie Zeichen und Kraftwirkungen, von denen die Bibel voll ist. Auch hier werden viele aus Angst oft versteckt, anstatt sie erstmal im Kleinen einzusetzen, damit sie größer werden können. Als ein Beispiel nehm ich nur die Gabe der Heilung: überall begegnen wir Krankheiten und Kranken. Es hat was, wirklich mit und für Kranke um Heilung zu beten. Auch große geistige Heiler:innen, die es ja auch heute gibt, betonen, dass es oft ein Prozess ist, ein Heilungsprozess. Ich bin sicher, Jesus freut sich, wenn wir diese Möglichkeit nicht vergraben, sondern einsetzen, damit Er sie vermehren kann – zum ganzheitlichen Heil von Menschen.  

Impuls

  • Wo erlebe ich bei mir oder anderen, dass der Einsatz natürlicher oder übernatürlicher Gaben zur Vermehrung führt?
  • Vielleicht habt Ihr den Mut, in Eurer Gruppe füreinander um Heilung zu beten. Ein passender Schritt kann sein: einander zu segnen!

 

Predigtsplitter

zu Mt 22,1-10

von Kalle Lenz

Ein Evangelium, wo wir erstmal schlucken: Schutt und Asche, Heulen und Zähneknirschen. Nun, das sehen wir leider täglich in der Tagesschau.

Persönlich glaube ich nicht, dass G*tt straft – das machen wir Menschen schon selber, wenn wir gottvergessen leben.

Eigentlich ja absurd: Es ist Hochzeit, und keine:r geht hin… Das Bild der Hochzeit drückt aus: bei Gott geht es um Liebe – der Himmel wird bekanntlich mit einem ewigen Hochzeitsmahl verglichen. Aber Hand aufs Herz: wie oft ertappe ich mich selber, dass ich auf eine Einladung Gottes, ja einen Ruf, vielleicht sogar eine Berufung nicht näher eingehe, weil ich so sehr mit mir und meinen Dingen (mein Laden, mein Acker) beschäftigt bin.

Gleichnisse sollte man weniger dogmatisch sehen, sondern auf die Pointen achten. Wir sind bei Gott zu etwas Großartigem eingeladen – und sehen es nicht. Und es kann sehr destruktive Folgen haben, wenn wir auf Gott nicht eingehen, sondern nur um uns selber kreisen.

Ja und wir sollen auch alle anderen zur Hochzeit einladen – unser Auftrag als Kirche ist nicht einfach der Kirchenraum, sondern die Straße. Doch wie wir alle uns zu einem Fest vorbereiten, auch mit der passenden Kleidung – so ist es, um im Bild zu bleiben, notwendig, Christus als Gewand anzuziehen…G*tt hat das positive Interesse, dass wir uns persönlich auf Jesus hin verwandeln lassen.

Wenn ich dieses Ev auf mich wirken lasse, meine ich den Frust Jesu zu spüren, wie wenig die Menschen auf den Ruf Gottes eingehen. Ja sogar das Gegenteil tun und die Guten (die Einladenden) misshandeln und töten. Und Jesus warnt pädagogisch: So ein Fehlverhalten bleibt nicht ohne Folgen.

Wenn ich die aktuelle Welt-Situation (auch Kirchen-Situation) auf mich wirken lasse, spüre ich den Umkehr-Ruf Gottes – Jesu 1. Predigt: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium. Denn das Reich Gottes ist nahe.“  Doch wir sehen, eine massive Umkehr-Bewegung gibt es nicht. Weder beim Klima, noch bei Frieden und Gerechtigkeit, noch bei der Kirchen-Erneuerung. Klar ist hier jede:r von uns  auch persönlich gefragt: Jesus wirklich als Gewand anzuziehen  (vgl. z.B. Gal 3,27). Das bedeutet: Jesus, dem Bräutigam, im Denken, Reden und Handeln immer ähnlicher zu werden.

 

Impulsfragen

  • Welchen „Ausreden“ und Entschuldigungen begegnen wir bei uns und anderen, nicht auf den Ruf Gottes tiefer einzugehen?
  • Wo erlebe ich jetzt und heute schon, dass es im biblischen Glauben um eine Hochzeit geht?

Predigtsplitter

17.09.23 zu Mt 18,21-35

von Kalle Lenz

Dieses Evangelium behandelt eine alltägliche Herausforderung: zu vergeben. Und der gute Petrus spürt: einmal genügt nicht. Die Antwort Jesus meint nicht 490 mal – sondern 7 ist ja die Zahl der Fülle: Also immer wieder. 

Das Gleichnis zeigt dann den Widerspruch in unserem menschlichen Verhalten: selbst wenn wir Schuld erlassen bekommen, können wir bei anderen aufrechnen. Der letzte Satz passt nicht so ganz in unser barmherziges Gottesbild. Mein Eindruck: Jesus will drastisch wachrütteln und zur ehrlichen Vergebung motivieren.

Aber ich entdecke hier auch ein verbreitetes biblisches Prinzip, das Jesus oft betont: Wir haben den Schlüssel in der Hand, wir haben Verantwortung und die Möglichkeit zum Guten oder Schlechten. Schon das Vater unser betet: vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Gott nimmt unser Verhalten und unsere Einstellung ernst – der biblische Gott ist ein  partnerschaftlicher Gott, ein Bundes-Gott. Oft heißt es: „Wie Du glaubst, wird es geschehen. Was Du säst, wirst du ernten. Was Ihr auf Erden löst, wird auch im Himmel gelöst sein“ usw. Hierbei geht es um mehr als nur moralisches Verhalten – es geht um unsere Möglichkeiten, um unser Potential. Die Bibel enthält ca. 7000 Verheißungen, Zusagen Gottes – sie werden durch unser Verhalten ausgelöst – oder eben blockiert.

Machen wir es nochmal konkret an der Schuld- und Vergebungsfrage: die Bibel sagt uns tatsächlich wiederholt zu: Egal welche Schuld Du hast – Gott ist bereit Dir zu verzeihen! Als ich das im Herzen vor Jahren erfasst habe, hat dies mein Leben erleichtert, ja in vielem befreit: ich muss nicht perfekt sein, ich darf Fehler machen. Ich brauche mit keinen Schuldgefühlen rumlaufen. Was ich tun muss: Gott um Vergebung bitten und barmherzig mit anderen umgehen. Dieses Verhalten löst die vergebende Kraft Gottes aus –ein himmlisches Gefühl! Und es hilft mir, mir auch selber zu vergeben! Wenn ich allerdings mit meiner Schuld nicht zu Gott gehe, sondern sie mit mir allein rumschleppe oder sie leugne oder auf andere projiziere und dazu anderen gegenüber gnadenlos bin: Dann brauche ich mich nicht zu wundern, wie sehr mein Leben gepeinigt ist…Der Schlüssel liegt bei uns, ergreifen wir ihn zu einem befreienden Leben. So kommt Himmel auf die Erde!                                        

Impulsfragen

  • Wo hilft meine Gottesbeziehung mir, anderen und mir selber zu vergeben? Wo tue ich mir schwer und warum?
  • Wo und wie erlebe ich das biblische Prinzip des partnerschaftlichen Gottes – und wie könnte ich es verstärkt befreiend anwenden?

 

Predigtsplitter

23.07.2023       von Felix Polten

Liebe Schwestern und Brüder,

Ruhe! Oder: „Über allen Gipfeln ist Ruh, in allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch; die Vöglein schweigen im Walde. Warte nur! Balde ruhest du auch.“ Oder:
Ruuuhe. Woran denken sie bei dem Wort Ruhe. Einfach an die Abwesenheit von Lärm? An Friedhofsruhe? An Meditation?
Oder an etwas Tieferes? An innere Ruhe? Ein tiefes Übereinstimmen mit sich selbst, mit der Welt und mit Gott. Momente, denen wir sagen möchten: „Augenblick,
verweile doch, du bist so schön.“ Und schon im Sagen oder schon vorher, im Denken des zu Sagenden, ist der Moment dahin. Dann ist die Ruhe dahin und die innere
Unruhe bereitet sich aus. Wenn Sie die Momente von Ruhe und Unruhe gegeneinander rechnen, wie würde die Gleichung aussehen? Ich glaube es ist im
Menschen angelegt unruhig zu sein. Warum ist das so? Martin Heidegger hat den Begriff des geworfen Seins für die menschliche Existenz geprägt. Wir alle sind in
diese Welt geworfen. Und das ohne gefragt worden zu sein. In diese Welt geworfen wissen wir nicht warum wir in diese Welt geworfen sind. Aber wir können diese s
geworfen Sein und uns selbst reflektieren. Dabei merken wir, dass wir sterben werden und wir nicht wissen, was danach kommt. Viele Gründe unruhig zu sein. Und
dann kommt noch hinzu, dass jede alleine geworfen ist und sich dem alleine stellen muss. Natürlich stehen wir in Beziehungen, vielleicht sogar in engen, lebenslangen.
Aber diese großen Fragen muss jede für sich alleine beantworten. Wenn man das alles zusammenfasst, kann man das nicht unpassend mit Heimatlosigkeit
beschreiben. Wir sind in der Welt, die Welt ist unser zu Hause, aber dennoch fühlen wir uns unbeheimatet. Und so sucht der Mensch aus dieser Unruhe heraus nach Antworten, nach Beheimatung.

Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen sei, ihr werdet Ruhe finden.

Das sagt uns heute das Evangelium. Daraus kann man ableiten wie wir als Christ*innen mit dieser Unruhe umgehen können. Dazu der Blick auf Jesus, der uns
heute diese Worte sagt. Was tut Jesus? Er versammelt Menschen um sich, zieht durch das Land und verkündet die Botschaft des Reiches Gottes. Sogar mehr, die
Ankunft des Reiches Gottes, denn das ist mit ihm angekommen. Er ist seine Botschaft. Dieses Reich ist ein Reich, dass wir mit Ruhe und Heimat verbinden
würden: Hungernde sind wieder satt, Kranke sind wieder gesund, Feinde sind wieder versöhnt, Verlorene sind wieder gefunden, Kaputtes ist wieder ganz. Und dieses
Reich ist mit Jesus angekommen. Es ist schon da, immer noch, mitten unter uns. Aber es ist eben auch noch nicht da, noch nicht vollendet. Schon da und noch nicht
da. Diese Gleichzeitigkeit erzeugt Spannung. Und in dieser Spannung vollzieht sich christliches Leben, christliches Dasein. Und somit ist die Botschaft des Reiches
Gottes eine Antwort auf die Unruhe. Die Spannung der Gleichzeitigkeit auszuhalten heißt die Unruhe anzunehmen als Teil unserer Wirklichkeit und sie auszuhalten. Wir
können uns weder ins Jenseits flüchten, noch im Diesseits alles sehen. Wir sind Bürger*innen zweier Welten, der irdischen und der himmlischen. Und da wir
Bürger*innen beider Welten sind, können wir die Spannung aushalten. Nicht nur aushalten, sondern gestalten. Denn es gibt sie ja, diese Erfahrungen von Heimat,
vom Himmel auf Erden. Konkret hier in unserer Gemeinde. Wenn wir als Schwestern und Brüder verbunden mit Jesus zusammen kommen. Hier jetzt gerade im
Gottesdienst. In Hauskreisen. In Gemeindefesten. Diese Momente können wir suchen und uns an ihnen erfreuen, uns erquicken lassen. Und wir können solche
Momente schaffen für andere. Auch konkret hier ins unserer Gemeinde mit Palottimobil, dem Kirchenasyl, dem sozialen Catering. Alles in dem Wissen von Augustinus: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“ Schon hier, aber noch nicht ganz.
Amen.

 

Predigtsplitter

 16.07.23      Mt 13, 1-9.18-23                         

 

Diesen Text kennen wir fast alle – aber wie viele Früchte bringen wir? Oder unser Hauskreis? Oder unsere Gemeinde? Doch stark, dass Jesus will, dass wir richtig Frucht bringen. Und Früchte sind etwas, die andere genießen. Ein Apfelbaum ißt nicht seine eigenen Äpfel.

Ein faszinierendes Bild, das Wort Gottes mit einem Samen zu vergleichen. Ein Samenkorn kannst Du oft nicht einfach essen, sondern er will aufgehen und Früchte bringen. Das ist ein Entwicklungsprozess. Manche Worte in der Bibel erscheinen auch erstmal unappetitlich, bis sie dann vielleicht aufgehen…Doch die Bibel enthält ca 8.000 Verheißungen, Zusagen Gottes – und die sind wunderbar. Ich nehm mal eine, die uns im aktuellen Dauerkrisenmodus gut tun könnte. Jesus sagt: „Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird“ (Joh 15,11). Also Jesus will hier, dass seine Worte in uns Freude bewirken, damit unsere Freude ganz wird.

Auf den Weg fällt es, wenn es nur hier rein und da raus geht – oder beim nächsten Ärger ist dieses Wort gleich vergessen. Ohne Wurzel und Tiefgang ist es, wo bei Schwierigkeiten wir leicht aufgeben. Dies ist in vielen Gemeinden so: gibt es Konflikte, ziehen sich oft Menschen zurück – auch aus der Kirche. Auch in Hauskreisen.

Bei mir fällt es oft unter die Dornen: Tja die Alltagssorgen können es ersticken – oder, wie in der Parallele Lk 8,14 der trügerische Reichtum ergänzt wird: „die Genüsse des Lebens“ können es auch ersticken…Da kommt dann doch keine vollkommene Freude auf…

Oft mach ich es wie Maria: Ich sage zu einer Verheißung Gottes: „Mir geschehe nach Deinem Wort!“ Darum ist es im Alltag so wichtig, wirklich Samenkörner aufzunehmen, also in der Bibel zu blättern, und auch zu streuen bei anderen, also anderen davon erzählen. Viele werden vielleicht nichts bewirken. Um so besser, wenn einige aufgehen und Früchte bringen. Ich nehme mir oft eine Verheißung und wiederhole sie wie ein Mantra, bis etwas aufbricht. Ja ich versuche, Worte nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen zu bewegen, wieder zu kauen, sie laut zu bekennen – und staune, wenn dann tatsächlich Worte Fleisch, Wirklichkeit werden. Mit diesen Worten lasse ich Jesus und Seinen Geist in mein Denken, in meine Phantasie, in mein Herz – und es fängt an mein Denken zu erweitern, meine Wortwahl zu verbessern und mein Handeln zu inspirieren. 

Was würde es unser Leben und auch unser Umfeld verwandeln, wenn die Verheißungen Gottes unter uns immer mehr Wirklichkeit werden würden? Das Jesus-Wort von Seiner Freude in uns hat bei mir nach Jahren (!) die Lachsalbung bewirkt – ich wusste gar nicht, dass es sie gibt. Oft geschieht es, wenn ich in einer schwierigen Situation innerlich umschalte und Jesus sozusagen in meinem Herzen aktiviere, bricht in mir ein Lachen auf, das sogar länger dauern kann. Und ist es nicht eine faszinierende Offenbarung, dass Worte Gottes nicht nur Worte (logos – Geist und Sinn) sind, sondern Gott uns darin persönlich begegnet: Jesus ist das Fleisch gewordene Wort Gottes. Wir glauben nicht einfach an Worte, wir vertrauen Jesus!  

 

Impulsfragen

  • In welchem Bild des Gleichnisses erkenne ich mich wieder? Wo kenne ich positive Ergebnisse mit gutem Boden?
  • Welche Früchte in meinem/unserem Leben würde ich mir heute wünschen? Was sind vielleicht die passenden Samenkörner dazu?

 

Predigtsplitter

18.06.2023       Mt 9, 36 – 10,8

 

Als Christen stehen wir in der Jesus-Nachfolge. Heute können wir lernen, als Menschen voller engagiertem Mitgefühl zu wachsen. Er sieht die Not der Menschen, sie sind müde und erschöpft – ein aktuelles Thema. Und er stellt eine interessante Diagnose: wie Schafe ohne Hirten – wir setzen heute eher auf Selbstversorgung und Eigenverantwortung. Doch die meisten von uns lieben Ps 23: „Jahwe – Ich bin da ist mein Hirte.“ Ich persönlich jedenfalls erkläre Ihm täglich, dass ich Ihn gerne als meinen Hirten habe, auf dass mir nichts fehle!

Dann deutet Jesus die Situation positiv um: Die Ernte ist groß – er sieht in der Not eine Chance für das Reich Gottes. Und fordert auf, um Arbeiter für die Ernte zu beten! Auch darum bemühe ich mich ständig: ich bitte Gott z.B. um das nötige und stimmige Personal für die Kita, aktuell für die neue Stelle einer Jugendreferentin oder eines Jugendreferenten. Oder um genügend Ehrenamtliche für „Essen ist fertig“!

Ja und dann wird Jesus selbst die Erfüllung seiner Gebetsaufforderung: er wählt 12 Apostel aus. Auch das versuche ich aus Fairness Gott gegenüber: wenn ich Ihn z.B. um Frieden bitte, frage ich Ihn, welche Bitte er an mich hat, was ich für den Frieden tun soll.

Und dann werden die Namen der Apostel genannt – und wir können staunen, was über sie so im NT steht: Petrus war vorlaut und konnte sich auch nach Pfingsten nicht vorstellen, dass die Heiden den Heiligen Geist empfangen. Matthäus gehörte zu den verhassten Zöllnern. Na und Judas war ein Dieb, Verräter und endete im Selbstmord – was für eine Truppe…mir hilft das sehr, wenn ich mir heute die Kirche oder eine Gemeinde anschaue…erstmal vieles auch sehr (un)menschlich, noch nicht göttlich. 

Das NT kennt natürlich auch viele Frauen im Kreis Jesu, auch mit Namen wie Maria Magdalena. Sie wird heute sogar die Apostelin der Apostel genannt wird, weil sie den Osterglauben den Aposteln verkündete. Die hielten das für Frauengeschwätz. Nach Vinzenz Pallotti sind wir alle berufen, als Apostel, Bote und Botin Gottes zu wirken.

Doch was sollen sie tun? Jesus gibt ihnen Vollmacht! Hui –wie Firmung: heißt Stärkung! Kranke heilen, Dämonen austreiben – so verkünden sie das Reich Gottes mit Taten. Wir reden und theoretisieren heute oft zuviel. Glaube ohne Werke ist tot. Dem Thema Krankheit begegnen wir überall, auch bei uns selbst. Und Ungeister, Abergeister, was uns unfrei macht und quält, Zwänge usw: wer kennt das nicht? Wie oft sagen wir: Was hat mich da nur geritten? Oder: welch Geistes Kind ist der denn? Jesus steht für Befreiung und Heilung – und wir als seine Jünger:innen sollen das Gleiche tun! Um da immer mehr hineinzuwachsen, brauchen wir Ihn als Hirten, Versorger! Wir brauchen die göttliche Dimension!

Impulsfragen

  • Der Zwölferkreis ist sehr heterogen und mit Brüchen, nicht einfach ein Sympathie-Kreis. Aber bis auf Judas sind sie Glaubenshelden geworden. Was können wir voneinander lernen und wie können wir durch Jesus über uns hinaus wachsen?
  • Wo erlebe ich heute Menschen, die befreiend und heilend wirken? Wonach sehne ich mich? Welche Vollmacht will Jesus mir geben? Wozu sendet Er mich heute?

 

Predigtsplitter

 14.05.2023 

von Felix Polten

Liebe Schwestern und Brüder,
„Dann legten Sie ihnen die Hände auf und sie empfingen den Heiligen Geist.“ Das ist „der Beistand, der bei euch und in euch bleiben wird.“ Die heutigen Lesungen
schildern zwei Szenen, die weit voneinander entfernt liegen, aber doch eng verbunden sind. Auf der einen Seite letzte Worte Jesu, auf die der so herbe Verlust
durch den brutalen Tod folgt. Auf der anderen Seite Taten der Jünger, die diesen so herben Verlust überwunden haben. Wie haben sie das geschafft? Es wird sicher
nicht einfach gewesen sein und es war Beistand nötig. Eben der, den Jesus versprochen hatte. Der Beistand, der Tröster, der noch viel mehr kann als trösten. Es
ist der Geist, in dem sie nun selber wirken. In ihm konnte das Neue entstehen, konnte immer wieder Neues entstehen. Sie konnten, wenn man so will, erwachsen
werden. Aus Objekten fürsorglicher Betreuung wurden Subjekte verantwortlichen Handelns. Handeln, Diskutieren, Entscheidungen treffen, etwas Neues aufbauen,
Verkünden, Hände auflegen. Letztlich ist es die Kirche, die sich daraus entwickelt hat. Die Kirche, zu der wir gehören und zu der wir uns bekennen. Generell, aber
auch ganz explizit in der Firmung. Es ist genau der Geist in diesem Gestus, den wir alle in der Firmung empfangen haben oder vielleicht noch empfangen werden. Mit
der Firmung haben wir ja zu dieser Entstehungsgeschichte der Kirche, zur Geschichte der Kirche und auch zu der Kirche heute gesagt.

Was ist die Kirche? Oder auch, wer ist die Kirche? Es sind vor allem Gegensatzpaare, die sie ausmachen. Die Kirche ist dieses Gebäude, in dem wir uns
versammeln. Die Kirche ist aber auch das abstrakte Bild der allgemeinen Kirche. Die Kirche sind die einzelnen Gemeinden und Bistümer. Die Kirche ist aber auch das
Gesamt all dieser Gemeinden und Bistümer. Die Kirche ist die hierarchisch verfasste Kirche. Die Kirche ist aber auch das pilgernde Volk Gottes, die Gemeinschaft der
Heiligen. Die Kirche ist in ihrem Kern Jesus Christus. Die Kirche sind aber auch alle auf ihn Getauften, die in Taufe und Firmung mit dem Heiligen Geist zum Priester,
Prophet und König gesalbt und berufen sind. Die Spannung, die durch diese Gegensätzlichkeit entsteht, gilt es anzunehmen und auszuhalten und nicht einseitig
aufzulösen. Das ist letztlich die Fortsetzung der beiden Textstellen. Beistand auf der einen und in ihm Handelnde auf der anderen Seite. Der Beistand aber ist der, der die
Kirche bestehen lässt. Das sind nicht die Handelnden. Auch in den Irrungen und Wirrungen der Zeit. Auch in den Irrungen und Wirrungen, die Kirche selbst verantwortet. So ist die Kirche Heilige und Sünderin zugleich. Heilig in ihrem Kern, sündig in den Handelnden. Und deswegen ist sie semper reformanda, immer zu Reformierende.

Es is lange her, dass Johannes XXIII zuletzt die Fenster weit geöffnet hat, um den Heiligen Geist wieder mal richtig hereinzulassen, damit er helfe bei der Reform. Es
hat sich danach viel getan, aber die Fenster sind wieder fest verschlossen. Beseitigung von Machtgefälle? Nein. Erneuerung der Sexualmoral? Nein.
Priesteramt der Frau? Nein. Andere Zugänge zum Priesteramt? Nein. Indem sich Kirche verschließt und aufhört sich zu verändern, wird sie ihrer eigentlichen
Verfasstheit nicht gerecht. Denn dann anerkennt sie nicht ihre sündige Seite. Die muss sich aber immer wieder mit der heiligen Seite, Jesus, abgleichen. Muss sich
ihm annähern. Muss sich zu ihm verändern.

Er ist der Eckstein hieß es letzte Woche im Petrusbrief. Ein lebendiger Eckstein. Wir sind die Steine aus denen die Kirche gebaut ist. Lebendige Steine. Wenn die
lebendigen Steine unter dem Druck einer erstarrten Kirche selbst erstarren, wird ihnen die Lebendigkeit genommen. Sie hören auf zu sein wie sie sind. Sie hören auf
zu lieben wie sie sind. Vielleicht schaffen sie es noch aus der Kirche heraus zu kommen, um wieder frei atmen zu können, um wieder richtig lebendig zu werden.
Aber dann fehlen sie der Kirche. Es entstehen Lücken im einst so prächtigen Bau der Kirche. Und sie beginnt zu verfallen. Nicht ganz, das Fundament bleibt. Aber wie viel
Schönheit und wie viel Vielfalt gehen verloren. In der kirchlichen Architektur hat man immer an den Gebäuden herumgebaut. Eine romanische Kirche wurde gotisiert. Die
gotisierte romanische Kirche wurde barockisiert. In die barockisierte romanischgotisierte Kirche kamen Jugendstilelemente und schließlich abstrakte
Kreuzesdarstellung. So soll Kirche sein, Altes bewahrend, Neues aufnehmend und sich so immer verändernd und gleichzeitig im Kern gleichbleibend. Dafür sorgt der
Geist, den Jesus uns versprochen und geschickt hat. Das sind die Zeichen Zeit, nicht der Zeitgeist.
Amen.

 

Predigtsplitter

vom 14.05.2023 zu Joh 14, 15-21 

von Kalle Lenz

Auch wenn der menschliche Jesus nicht mehr bei uns ist, so lässt uns Jesus keinesfalls allein, sondern verspricht den „anderen Beistand“. Ja wir können sogar sagen, es ist das klare Ziel der Sendung Jesus, dass wir alle mit Feuer und Geist getauft werden. Die Menschen, die diesen Geist nicht kennen, können ihn auch nicht empfangen. Mit oder ohne Heiligen Geist –das macht einen massiven Unterschied. 

Wir sehen den Unterschied bei den Jünger:innen vor Pfingsten – kleingläubig, zweifelnd, verängstigt – und danach: öffentlich auftretend, mutig, mit Zeichen und Wundern und vielen Bekehrungen. Wenn der Heilige Geist auf Menschen kam, fingen sie an zu weissagen und prophezeien und in anderen Sprachen zu reden. Also es passierte richtig was, wie schon an Pfingsten. Und es gibt Bibelstellen, die zeigen, dass selbst Gläubige und Getaufte diese Geisterfüllung noch gar nicht kennen (z.B. Apg 8, 16 und  19,1-7). Und man kann sogar aus der Gnade wieder herausfallen (Gal 5,4).

Paulus bezeugt, dass unser Glaube sich nicht auf menschliche Weisheit stützt, sondern auf den Erweis von Geist und Kraft (vgl. 1 Kor 2,4f). Und er verkündet nicht nur mit Worten, sondern mit Vollmacht, voller Gewissheit und mit dem Heiligen Geist (1 Thess 1,5).

Wir Katholiken sagen ja, wir haben ihn durch Taufe und Firmung. Aber leben wir auch mit und aus Ihm? Oder ist es wie mit einer installierten App, die wir selten anwenden und auch gar nicht so recht alle ihre Funktionen und Möglichkeiten kennen?

Der Heilige Geist ist ein Du, eine Person, die 3. Person der göttlichen Dreieinigkeit. Die Liebe Gottes, die unendlich ist. Es gibt Gaben des Geistes wie die Weisheit und Stärke (Jes 11,2), Früchte wie die Freude, der Friede und der Langmut (Gal 5,22f), und die Charismen wie Prophetie, Krankenheilung, Kraft für Zeichen und Wunder (1 Kor 12, 7-11). Diese Gaben werden gegeben, damit sie anderen nutzen! Z.B. Krankenheilung: Kranke treffen wir ständig überall und sind selbst oft betroffen – wie stark, wenn wir im Glauben die Hände auflegen und sehen, wie Zeichen folgen (vgl. Mk 16, 17f).

Wie können wir da stärker hineinwachsen? Das 1. ist sicher, die Hingabe an Gott vertiefen und die Du-Beziehung aktiv leben. Dann wirklich darum bitten und in Glaubensschritten es üben – z.B. das Gebet mit und für Kranke. Und im Alltag sich vom Heiligen Geist leiten lassen, indem ich Ihn wirklich bei allen Dingen mit einbeziehe und frage (!). Er ist der Wunderbare Ratgeber – und mit der Zeit wirst du Seine Stimme immer mehr erkennen und von anderen unterscheiden lernen.

Ein Beispiel: viele tun sich schwer, in Gruppe laut und persönlich zu beten. Doch es ist wunderbar, wo dies lebendig geschieht, auch in unseren Hauskirchen und Gottesdiensten. Kürzlich waren zum Pallottinischen Abendgebet 3 Gäste, die bewusst mit dem Geist leben und im Geist wandeln (also nicht nur im Kopf oder in den Gefühlen, sondern in diesem wiedergeborenen Geist (vlg. Joh 1,12f und 3,3). Ich schlug vor, dass wir einzelne segnen könnten – also ihnen Gutes von Gott zusprechen – ohne Druck, in Freiheit. Und da geschah es, dass einzelne auch Bilder, ja sogar Prophezeiungen für andere bekamen. Echt ermutigend, so dass es aufbaut – und jede:r ist frei, ob es für Dich stimmig erscheint (vgl. 1 Kor 14,26-33). Ich selbst wurde sehr energetisiert und spürte, wie Kraft und Glaubensfreude mich durchströmten…Früchte des Geistes.

Impuls

Wo es stimmig erscheint: Betet füreinander, indem Ihr einander die Hände auflegt wie die ersten Christ:innen – als Zeichen der Kraftübertragung des Geistes. Ihr könnt auch um konkrete Gaben und Früchte beten. Dabei darf auch gelacht werden…“locker im Geist“. „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2 Kor 3,17). Es gilt auch umgekehrt: wo es überernst und verkrampft wird, da fehlt er…Na Halleluja!  

Predigtsplitter

 16.04.2023  Joh 20, 19-31

von Kalle Lenz

Eines der größten Osterwunder ist für mich, wie sich die ersten Christ:innen von verängstigten, kleingläubigen, zweifelnden Personen in lebendige Zeug:innen des Auferstandenen verwandeln. Es ist wunderbar, dass Jesus auf die Zweifel des Thomas einging, und es ist phänomenal, wie er dann ein Apostel bis Indien wurde – und man heute noch dort von Thomas-Christen spricht.

Das Treffen am 1. und 8. Tag ist im Grunde Hauskirche. Einer fehlt – und verpasst was. Stark ist, dass Jesus 3x den Frieden wünscht. Es ist wichtig, dass wir Ihn in unserer Mitte erleben – seine Nähe zulassen und wollen. Auch zu uns sagt Er: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!“ Ist das unser Lebenskonzept? Sich von Jesus senden lassen? Heute sein:e Apostel:in und Zeug:in zu sein. Dieser Ruf muss uns nicht nach Indien führen, aber gewiss aus unseren oft auch geschlossenen Milieus hin zu neuen, anderen Menschen.

Ja, sich auch heute von Jesus anhauchen zu lassen: „Empfangt den heiligen Geist!“ Mit oder ohne Heiligen Geist: das macht den entscheidenden Unterschied. Wir können staunen, was nach Pfingsten durch die ersten Christ:innen in der Kraft des Heiligen Geistes alles möglich wurde…

Gerade Hauskirchen hätten ein Wachstums-Potential. In den letzten Jahren sind bei uns einige wieder eingegangen oder kriseln, weil nicht nur eine Person fehlte, sondern mehrere – und vielleicht auch einiges vom spirit Jesu verloren ging? Wie die Apostel den Thomas ansprachen, können auch wir Leute ansprechen und einladen. Oder einfach neu starten oder neu gründen…

Das Entscheidende aber ist, Jesus in Seinem Geist in unserer Mitte zu erleben. Gerade in Hauskirchen können wir unser gemeinsames Beten weiter entwickeln (vgl 1 Kor 14,26-33). Der Auferstandene zeigt seine Wundmale. So werden auch unsere Begegnungen intensiver, wo wir Wunden teilen können. Wo wir Vergebung praktizieren. Wo wir den Mut haben, Jesus in den Verwundeten heute zu suchen und zu entdecken: in Kranken, Hungrigen, Fremden, Gefangenen. Und in der Kraft des Heiligen Geistes Verwandlung zulassen: Heilung, erfüllt werden, Geborgenheit finden, Befreiung erleben. Diese erlebten Zeichen führen uns zur Anbetung „Mein Herr und mein Gott“ und zu einem Glauben, der Leben schenkt.     

Impulsfragen

  • Wie versuche ich, die Sendung Jesu zu leben?
  • Wo erlebe ich bei mir, bei anderen österliche Verwandlung und Erneuerung?

 

Unerlöst und Auferstanden

Predigt Ostermontag 2023, Lk 24,13-35, „Emmaus-Jünger“ von Thomas Christel

Zwei Jünger sind zu Fuß unterwegs zu einem Ort, der in diesem Evangelium Emmaus genannt wird. 60 Stadien entfernt soll er liegen, das wären etwas mehr als 11 km. So 3-4 Stunden mögen die Jünger da in ihrer Verfassung gebraucht haben. Immer wieder bleiben sie stehen und sprechen über das Unfassbare: Jesus ist seiner Würde beraubt ans Kreuz geschlagen worden.

Vorbei ist es mit der Hoffnung auf sein Königreich, in der Menschenliebe statt Armut und Gewalt regieren soll. Für Glaube ist in dieser Welt kein Raum. Ende.
Ende von Geschichte. Ende von Zukunft. Keine Erlösung. Was bleibt, ist der Geruch des Grabs. Jesus ist bei den Toten. Ihre Gemeinschaft bietet den beiden Jüngern keinen Trost. Sie haben Ihren Glauben verloren. AUS.

Liebe Gemeinde, was hat dieses Erleben der beiden Jünger mit uns zu tun, an diesem Ostermontag? Wir haben uns hier in Christophorus in der Osternacht berühren lassen, von österlicher Freude und haben die Kraft der Gemeinschaft gespürt. Auferstehung ist der Weg hinaus in die Freiheit, hat Carol hier gepredigt.

Wir glauben an den Auferstanden, den Christus, unseren Erlöser und irgendwie auch an unsere eigene Auferstehung. Sonst wären wir keine Christen. Und uns gibt es jetzt bereits seit reichlich 2000 Jahren. Menschen, die sich Christen nennen. Halleluja!

Und dennoch, auch unser Glaube stirbt im Alltag jenseits von Ostern und Weihnachten viele Tode: Möglicherweise am Zustand der Kirche. Mit jedem Bericht über Missbrauch, sei er körperlich oder an den Seelen von Menschen. Was macht es mit uns, dass Krieg und Mord in der Ukraine auch im Namen Jesu betrieben wird? Und im Heiligen Land führen die gleichzeitigen Feiern von Ostern, Pessach und Ramadan, nicht zu Frieden und Versöhnung, sondern lösen Hass und Gewalt aus.

Unsere Seele ist vielfältiger Bedrängnis ausgesetzt: Ich werde nicht geliebt. Die anderen sind anderer Meinung als ich – etwa zu Corona, zum Krieg, zum Müll auf der Straße – und haben kein Einsehen. Ich werde womöglich Leid erfahren. Ich werde sterben.  

Was ist beim Emmausgang dieser Jünger anders, als auf unseren Wegen? Die Antwort lautet schlichtweg: NICHTS! Die beiden drehen sich hinein in ihre Hoffnungslosigkeit, so wie wir das auch immer wieder bei uns selbst erleben können.  

Aber: Schon im dritten Satz des heutigen Evangeliums steht etwas, das wirklich anders ist: „Und es geschah, während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen.“

Habt Ihr es gehört: JESUS ist da! In all dieser Trostlosigkeit! Und was macht Jesus? Er begleitet unsere beiden Emmaus-Jünger. Jesus ist ihr geistlicher Begleiter, der sie behutsam in die Freiheit führt. Er fragte sie: „Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?“ Er ist da, eher leise.  Und Doch spendet seine Anwesenheit Trost. Das öffnet die trüben Augen der Jünger für die Realität: Jesus ist es, Jesus selbst ist es, der da liebevoll mit ihnen das Brot teilt. Es ist quasi ein Realitätsschock, der alles in einem Sekundenbruchteil auf den Kopf stellt: Jesus lebt, er ist Realität, Gott ist nicht tot.

Nun muss ich aber meine Frage, was denn da anders war, bei diesen Emmaus-Jüngern, als bei uns, nochmals stellen. Aus meiner Sicht gibt es nur eine logische Antwort und die habe ich schon gegeben. Sie lautet: NICHTS!

Warum ist das so: Meine Erfahrung ist, egal ob ich in meinen Zweifeln um Selbstoptimierung kämpfe, oder doch lieber ermattet auf dem Sofa liegen bleibe, ER ist schon da, so wie er bei den Emmaus-Brüdern von Anfang an mitgegangen ist.

Wie ist das mit der Kraft des Glaubens, über die Kalle Lenz in den letzten Tagen gepredigt hat? Was muss ich dafür tun, um aus dieser Quelle leben zu können? Die logische Antwort lautet wieder: NICHTS!

Sola gratia – allein aus Deiner Gnade bin ich befreit. Du bist dieser Gott, der mich aus der Sklaverei herausführt! Auch aus meiner selbstgewählten. ER macht es und alleine werde ich es auch nicht schaffen.

Kalle hat schon am Gründonnerstag Wege beschrieben, wie wir in die Beziehung zu Gott finden: Dran bleiben, Vergebung und Barmherzigkeit leben, die Auferstehung als Realität begreifen, aus dem Geist Gottes leben.

Ich muss zugeben, ich kann das nicht immer. Was können wir aus der Emmaus-Geschichte in unseren Alltag mitnehmen? Jesus offenbart sich den Jüngern auch in ihrem scheinbaren Unglauben. Wie tröstlich ist das für mich. Gott kommt mir wie selbstverständlich auch in den Sackgassen meines Alltags entgegen. Jesus geht mit mir auch dann, wenn ich scheinbar gerade nicht glaube. An diesen Jesus, der da ist, auch wenn ich irgendwie nicht da bin, glaube ich!

Der Heilige Geist kann uns packen und schütteln oder er ist ein leiser Wind. Ja, es ist gut, wenn wir einen Kanal für ihn öffnen. Aber:Aus seiner Gnade wird er seine Wege in unsere Herzen finden.

Den Emmaus-Jüngern macht Jesus deutlich: Ihr findet mich in eurem Leben in Jerusalem, aus dem ihr gerade flüchtet. Kehrt dorthin zurück! Dort werdet ihr mich finden. Für uns gilt das gleichermaßen: Auferstehung findet immer hier und jetzt statt, in unserem Leben, wie es gerade ist.
Auferstehung ist eine Realität, manchmal auch ein durchaus schmerzhafter Realitätsschock, der plötzlich in unser Leben einbricht und unser Herz mit Licht durchflutet. Darauf können wir vertrauen.

Dann, am Ende unserer Tage wartet dieses Licht auf uns. Auch unsere Gräber werden leer sein. Wir werden auferstehen und bei Gott Wohnung nehmen.

Und seid gewiss: Ostern ist nicht zu Ende. Nach dem Ostermontag kommt ein Osterdienstag. Und ebenso an allen anderen Tagen ist Jesus mit uns. Halleluja. Amen.

 

Impuls

12.03.2022 von Kalle Lenz SAC

Wir leben in Zeiten, wo wir uns schwer tun, den Glauben weiter zu geben. Von diesem Evangelium können wir Sensationelles darüber entdecken. Es fängt mit der Motivation an: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat“. Leben wir aus dieser Haltung, den Willen Gottes in jeder Situation zu suchen und zu erfüllen? Pallotti betet genau in dieser Ausrichtung: „Gott in allem suchen und finden, Gott allen mitteilen“. Und Jesus tut es sogar in der Mittagspause. Hätte er die Frau nicht angesprochen, wäre der Ort nicht zum Glauben gekommen!!! Wie viele Chancen verpassen wir täglich??? 

Jesus durchbricht bewusst kulturelle, soziale und religiöse Barrieren. Welche blockieren uns? Und er beginnt nicht mit einer Predigt, sondern mit einer alltäglichen Bitte – er gibt der Frau die Möglichkeit, etwas Gutes für ihn zu tun. Also er kommt gerade nicht von oben herab. Und die Frau drückt ihre Verwunderung über die unübliche Verhaltensweise Jesu aus. Sie reagiert nicht still und zurückhaltend, sondern fühlt sich zum aktiven Reden ermutigt. Dabei ist sie zur Mittagszeit, der größten Hitze an den Brunnen gekommen, was keiner sonst tut, vermutlich, weil sie Scham hat und keinen treffen will.

Jesus belässt es nicht bei einem small talk, sondern wechselt geschickt die Ebene zum inneren lebendigen Wasser. Er spricht damit die Sehnsucht der Frau, die Sehnsucht von uns allen an: nach dem Stillen unseres Lebensdurstes, nach unserem Durst nach einem erfüllten Leben…  

Und die Samariterin hatte Lebensdurst – selbst der 6. Mann kann ihn nicht ganz stillen. Auch hier interessant, wie geschickt Jesus dieses Thema anspricht. Nicht moralisierend, sondern er lobt die Frau, dass sie die Wahrheit sagt. Und diese Frau wird nun zur Apostelin Jesu, nicht zu einem Seelsorgefall: sie geht in ihre Stadt und erzählt begeistert von ihm, so dass die Leute kommen und zum Glauben finden.

Was wird möglich, wenn wir initiativ auch fremde Menschen ansprechen, die existentielle Ebene ins Gespräch bringen und selber bezeugen können, wie mein Glaube an Jesus in mir zur sprudelnden Quelle wird. Jesus redet nicht über die Kirche, was heute oft geschieht, wenn man über Religion spricht. Er überschreitet auch die interreligiöse Frage, wer betet wo Gott richtig an, wer hat Recht? Jesus betont, dass Gott Geist ist und es auf den Geist ankommt…und genau dies Deinen Lebensdurst stillen kann.

 

Impulsfragen

  • Wie und wo könnte ich initiativ einer fremden und andersgläubigen Person gegenüber werden?
  • Wir alle moralisieren ständig Leute, zumindest in unseren Gedanken: wie kann ich eine Person, die Scham hat oder sich in Schuld verstrickt fühlt, zu einem neuen Leben freisetzen?
  • Was könnte es für mich in dieser Fastenzeit bedeuten, den Diätplan Jesu einzuüben: den Willen Gottes zu tun und sein Werk zu vollenden?

 

Karnelval HeiJo

Mt 5,38-48   19.02. 2023

Liebe Freunde, liebe Feinde,

liebe närrische Gemeinde,

Wenn wir Jesus in der Bütt der Bergpredigt hören,

können uns die Worte als Narrenrede stören.

Politik mit der Bergpredigt,

wär da nicht die Ukraine erledigt?

Doch mit Auge für Auge, Zahn für Zahn,

wäre es völliger Tötungs- und Zerstörungswahn.

Das Hemd wegnehmen und dazu den Mantel noch lassen,

das könnte beim Karnevalskostüm ja passen.

Und bei der Polonaise eine Meile zu schunkeln,

da werde ich auch bei zweien noch funkeln.

Doch im Alltag sieht das anders aus,

ich sage es euch gerade aus:

da halte ich ungern die andere Wange hin,

außer beim Küssen, da macht freudigen Sinn.

Vom Alltag spricht auch Jesus, vom Lieben, Grüßen, Beten,

nur für die Meinen?  Oder kann ich auch mit Unsympathischen feten?

Jesus erwartet von uns nicht, was alle machen,

sondern wirklich besondere Sachen.

Und der Maßstab ist nicht weniger als göttliche Liebe,

dagegen verbleiben wir oft in unserem kleinkarierten Getriebe.  

Er fordert uns auf zu Wachsen und Reifen,

dass wir uns wirklich als Gottes Kinder begreifen.

 

2 Fragen seien erlaubt zum Schluss:

  • Hand aufs Herz: möchte ich diese Worte Jesu lieber ignorieren

oder lass ich mich von ihnen kreativ provozieren?

  • Welche „Feinde“ kamen mir in den Sinn?

Wie halte ich ihnen vielleicht mal die andere Wange hin?

 

Predigtsplitter

Joh 1,29-34     15.1. 2023

von Kalle Lenz

Aus dem Impuls für unsere Hauskirchen.

In diesem kurzen Evangelium gibt Johannes der Täufer zweimal ein Zeugnis, was er gesehen und erlebt hat. Unser Glaube lebt auch vom Glaubenszeugnis anderer, was sie mit Gott erlebt haben, wie ihnen der Glaube konkret geholfen hat. Und wir wissen, das beste Zeugnis sind nicht nur Worte, sondern Taten – gelebter Glaube sozusagen. Merken andere an unserem Lebensstil, dass wir gläubige Menschen sind?

Bei den 12-Schritte-Selbsthilfe-Gruppen, die sich in unseren Räumen treffen, heißt der 12. Schritt: Ich gebe Zeugnis. Weil sie ganz praktisch anderen in ihrer Not Hoffnung geben wollen und beistehen.

Desweiteren ist in diesem Evangelium dreimal vom Heiligen Geist die Rede. Von der Geisterfahrung Jesu und dass Er mit dem Heiligen Geist tauft. Würdest Du sagen, Du bist mit heiligem Geist getauft? Worin macht sich das bemerkbar? Von Jesus heißt es nach seiner Taufe im Jordan: Der Heilige Geist „trieb“ ihn. Was treibt mich?

Persönlich bin ich überzeugt, die wichtigste Haltung Gott gegenüber, um immer neu und immer mehr mit dem Heiligen Geist erfüllt zu werden, ist Hingabe und auf Empfang gehen. Das ist ein lebenslanger Prozess, ich umschreibe ihn gern mit aktiver Passivität und passiver Aktivität. Wenn ich nur aus meiner natürlichen Kraft aktiv bin, komm ich schnell an Grenzen – mit der übernatürlichen Kraft des Geistes kann ich über mich hinaus wachsen. Doch damit diese göttliche Energie mich durchströmt, muss ich aktiv werden: mich Gott hingeben, auf Empfang gehen und mich dann darauf einlassen und mitgehen und mitwirken. Jesus gesamtes öffentliche Leben demonstriert, was in der Kraft des Geistes möglich wird. Und immer wieder betont Er, dass wir im Glauben auch darin hineinwachsen können. Übrigens nennt das NT den Heiligen Geist gern den Zeugen, denn seine Wirkkräfte bezeugen die Wirklichkeit Gottes. Wir erleiden, wo dieses Zeugnis heute fehlt oder ausfällt. Und wo es geschieht, wächst das Reich Gottes. Der Heilige Geist macht einen entscheidenden Unterschied, mit Ihm werden wir zum Game Changer. Dann ist Glaube nicht eine Theorie im Kopf, sondern eine Wirkkraft im Leben.          

Impulsfrage und Anregung

  • Welche guten Beispiele des Zeugnis Gebens kennst du?
  • Wo bist Du bei Dir oder bei anderen überraschenden Kraftwirkungen des Geistes schon begegnet? Was macht Lust auf mehr?

 

Weihnachten 2022

Weihnachten 2022 –

endlich können wir nach 2 Jahren wieder richtig Weihnachten feiern.

Weihnachten 2022 –

Die Energiekosten belasten viele privat und beruflich existentiell.

Weihnachten 2022 –

Der russische Überfall und die Zerstörung der Ukraine ist ein unfassbarer Bruch des Völkerrechts. Doch die UNO ist machtlos.

Weihnachten 2022 –

Die Kirchenaustrittswelle geht munter weiter – doch die Kirche schafft nicht Reform.

Weihnachten 2022 –

Dass Weihnachten zentral mit Jesus Christus zu tun hat, spielt in der Praxis kaum eine Rolle.

Weihnachten 2022 –

Wir sind doch noch Weltmeister. Unser Papst ist Argentinier.

Weihnachten 2022 –

Die Klimaziele werden bisher nicht erreicht, auch durch Ankleben nicht.

Weihnachten 2022 –

Mit jedem Jahr kommen wir der Wiederkunft Jesu näher – doch interessieren tut dies kaum jemanden.

Weihnachten 2022 –

Berlin bleibt Berlin – darum wird auch gern mal wiedergewählt.

Weihnachten 2022 –

Wie wär es mal mit einer Rotation: Karl Lauterbach als Papst, der Papst als Bundeskanzler, Olaf Scholz als Bundestrainer, und Hansi Flick als Chef vom RKI. Ach, das sind ja alles nur Männer, da ändert sich wenig.

Weihnachten 2022 –

Wir feiern den Geburtstag Jesu – nicht nur damals in Bethlehem, sondern neu heute in unserem Herzen.

Weihnachten 2022 –

Es besteht Hoffnung, wenn wir Jesus nicht nur klein im Kinderglauben lassen, sondern seine Fülle in und unter uns zulassen.

 

Predigtsplitter

4. Advent 2022

 von Kalle Lenz zu Mt 1,18-24

 Dieser Text betont wiederholt die übernatürliche Dimension: „durch das Wirken des Heiligen Geistes, ein Engel des Herrn im Traum“ und „ist vom Heiligen Geist“. Wenn wir in der Bibel blättern, fällt dies ständig auf. Da hören Menschen Gott reden, da ist von Visionen und Offenbarungen die Rede, da werden Menschen im Geist entrückt.

In unserer Zeit suchen wir eher die natürlichen Erklärungen und sind gerade auch wegen krankhafter Beispiele von angeblichen Offenbarungen und Visionen skeptisch. Doch wie bei allem braucht es die „Unterscheidung der Geister“. Einer meiner theologischen Lieblings-Leitsätze lautet „Gnade baut auf der Natur auf“. Gemeint ist: die natürliche Ebene ist als Basis ganz wichtig. Und: Gnade ist nicht gegen die Natur, sondern übersteigt sie. Darum liebe ich das Wortspiel „natürlich übernatürlich“, das vielfältig deutbar ist.

So sehr wir in der Weihnachtsgeschichte von der Herbergssuche, der Geburt in der Krippe und der Flucht nach Ägypten gerührt sein können, so wäre die Jesus-Bewegung wohl kaum bis zu uns gekommen, wenn es nicht auch das geheimnisvolle Phänomen Jesu mit Zeichen und Wundern, Auferstehung und Geistsendung gäbe. So sehr ich einen primitiven Wunderglauben ablehne und sich mein Glaube nicht daran festmacht, so sehr vermisse ich in der Praxis vieler Christ:innen und Gemeinden heute die Offenheit für weiterführende Glaubenserfahrungen.

 

Woran erkennen wir, ob eine Glaubenserfahrung stimmig und echt ist? An den Früchten, an den Auswirkungen, an der Alltagstauglichkeit! Bei religiösen Spinnern platzt schnell die Blase und es bricht zusammen und sie werden geerdet. Bei Josef heute trägt das sich Einlassen auf Maria trotz voriger Trennungsabsichten. Ob das Reden vom Heiligen Geist eher mein eigener Vogel ist oder tatsächlich die göttliche Taube, zeigt sich im Alltag: ob es wirkt! Und zwar konstruktiv! Dafür brauchen wir keine künstlichen Experimente machen, sondern können die Herausforderungen des Lebens Gott hinhalten und mit der göttlichen Dimension in Verbindung bringen. Sozusagen ein spirituelles Dreieck aufbauen, indem ich eine Begegnung, ein Ereignis nicht nur in der horizontalen Ebene betrachte, sondern nachspüre oder Gott frage, ob es eine geistige Dimension darin gibt und wenn ja welche?

Diese spirituelle Praxis erweitert den Horizont und öffnet den Himmel. Und das faszinierende ist: ich kann so aus allem ein Gebet machen, ein Gott Suchen und Fragen, ein Hören mit dem Herzen und im Geist. Es führt wie bei Josef über das Nachdenken hinaus in ein inneres Erleben und aktives Handeln. Über das Grübeln zum Beten zum Wirken. Die Theologie nennt dies die Inkarnation, die Fleisch- und Menschwerdung des Wortes Gottes (logos – Geist und Sinn).      

 

 

Impulsfrage und Anregung

  • Wo kenne ich übernatürliche Erfahrungen im Leben und welche Früchte haben sie?
  • Wie unterscheide ich die Geister und was führt mich wirklich weiter?

Predigtsplitter

1. Advent 2022

von Kalle Lenz

Der heutige ist dem Impuls unserer Hauskirchen zu Mt 24,29-44  entnommen.            

Tage einer großen Drangsal erleben wir heute auch. Doch auf das Wiederkommen des Menschensohnes setzen wir eigentlich nicht. Im Advent (Ankunft) schauen wir meist zurück auf damals, sein 1. Kommen. Sein 2. Kommen haben wir selten im Blick. Und wir sind beschäftigt mit unseren Alltagsproblemen. Die Vorweihnachtszeit ist eine der stressigsten. Wie in den Tagen des Noach ahnen die meisten nichts, sie essen und trinken und heiraten (in der Lk-Parallele: kaufen und verkaufen, pflanzen und bauen) – und der Menschensohn kommt wie ein Dieb in der Nacht, wann Du es nicht erwartest. Keiner kennt den Tag und die Stunde. Unsere Aufgabe ist es, wachsam zu sein und uns bereit zu halten.

„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (V 35). Ja, alles ist vergänglich, alles – auch wir selber und auch unsere Gemeinde, unser Beruf, Privates. Worauf gründen wir unser Leben? Auf den logos – das Wort? Den „logos – Geist und Sinn“, der bei der 1. Weihnacht Fleisch, Mensch geworden ist? Wenn unserer oft gottvergessenen Zeit eines fehlt, dann ist es meist Geist und Sinn. Ein existentieller „Gottesbeweis“.

Adventliche Haltung ist diese erwartungsvolle Wachsamkeit auf das immer neue Kommen Jesu. Ihm jetzt schon begegnen und lieben, gerade auch in den Kranken und Armen, mit denen er sich identifiziert (Mt 25,40). Und das Gebet der ersten Christ:innen ganz neu entdecken und beten: „Marána thá – Unser Herr, komm!“ (1 Kor, 16,22 und Offb 22,20).

Dabei sagt Jesus selbst, dass Er mit uns ist alle Tage bis zum Ende der Welt (Mt 28,20).

„Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen“ (Eph 3,17) – „wenn jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung“ (2 Kor 5,17) – dieses  „Christus in uns und wir in Ihm“ kann uns genau die Kraft, den Trost, den Beistand geben, die wir in diesen Tagen der Drangsal für uns und für andere so dringend brauchen. „Der Gott allen Trostes tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden“ (2 Kor 1, 4). Das ist gelebte Weihnachten heute – wie damals zwischen Herbergssuche und Flucht nach Ägypten.

Impulsfrage und Anregung

  • Wo gibt mir das „Wort“ in all den Schwierigkeiten heute Halt und Leben?
  • Wo kenne ich Beispiele, andere mit göttlichem Trost aufzubauen?          

Predigtsplitter

13.11.2022

von Felix Polten

Liebe Schwestern und Brüder,
Kommt jetzt das Ende? Krieg nicht nur aber jetzt auch in Europa und dadurch eine ökonomische Krise. Die Pandemie, die immer im Hintergrund präsent ist. Dazu die
Klimakrise, deren Auswirkungen längst spürbar sind. Ein Panoptikum schlechter Nachrichten, das gut zu der Aufzählung passt, die im Evangelium heute das Ende
ankündigt: Kriege und Unruhen, Erdbeben, Seuchen, Hungersnöte, schreckliche Dinge. Ein Teil der Klimaaktivsten nennt sich „Letzte Generation“ – haben Sie am Ende Recht mit dem Ende?
Es gab schon viele Vorhersagen für das Ende. Alleine die Zeugen Jehovas haben vier gemacht, die letzte 1975, danach haben sie auf weitere verzichtet. Diese und
alle anderen haben sich, offensichtlich, wir sind alle noch hier, als falsch erwiesen. Schon Jesus hat seinen Jünger*innen über diese Scharlatane lakonisch gesagt:
Lauft ihnen nicht nach. Es ist nicht unsere Sache das Ende zu wissen. Es ist die Sache Gottes. Und letztlich ist es auch nicht so wichtig. Es wird ein Ende geben. So
wie unsere Leben eine Ende haben. So hat auch die Welt ein Ende. Mindestens haltbar bis – das gilt auch für die Welt. Es sollte uns also nicht um den Zeitpunkt des Ende gehen, weder bei uns noch bei der Welt. Viel spannender sind doch die Umstände.
Falls Sie eine Liste führen mit Dingen, die Sie vor dem Ende, sei es Ihr eigenes oder das der Welt, noch gemacht haben möchten, ein Vorschlag: Augsburg. Sowohl als Stadt mit der Fuggervergangenheit oder der Puppenkiste ist sie einen Besuch wert. Aber vor allem auch als Ort der Moritzkirche. Als eine der ältesten Kirchen dieser alten Stadt ist sie an sich schon sehenswert. Sehenswert ist aber vor allem eine Jesusdarstellung dort. Die Kirche wurde vor ein paar Jahren renoviert, sie wurde bewusst einfach und weiß gestaltet. So eröffnet der Eintritt in die Kirche den Blick in
einen weiten hellen Raum. Der Blick schweift umher und wird dann festgehalten. Festgehalten von eben dieser Jesusdarstellung. Die Figur ist lebensgroß und steht etwas erhöht auf Treppenstufen hinter dem Altar. Jesus als der Auferstandene. Aber er steht da nicht einfach erhöht, er scheint die Stufen herabzukommen. Direkt auf
den Betrachter zu. Die rechte Hand zeigt wegweisend oder auch segnend nach oben. Die linke Hand ist ausgestreckt, die Handflächen dem Betrachtenden
zugewandt. Die Geste wirkt einladend, sie könnte auch zu einer Umarmung werden. Jesu Gewand ist wie vom Wind oder seinem schnellen Schritt aufgebauscht, leicht nach hinten geweht. Alles an ihm strahlt Kraft und Dynamik aus. Voller Leben, mit wachen Blick kommt Jesus der Betrachterin entgegen. So zieht er den Blick auf sich und lässt ihn nicht mehr los. Die großen Fenster im Hintergrund – lichtdurchflutet. Es ist sein Licht, das alles Dunkel vertreibt. So kommt er auf mich zu. Und bei mir an. Begegnung.
Damit sind wir bei den Umständen des Endes. Am Ende steht nicht einfach ein Ende. Auch kein chaotischer Weltuntergang. Am Ende steht eine Begegnung. Meine,
unsere Begegnung mit dem Auferstandenen. Eine Begegnung voll von Leben und voll von Liebe. Aber auch eine Begegnung, die uns als Individuen ernst nimmt. Unser
Leben hat ein Ende. Das verleiht jedem Tag und allen Handlungen einen einzigartigen Wert. Sie sind nicht beliebig wiederholbar. Mit welchen Handlungen haben ich meine Tage gefüllt? Was für ein Leben habe ich bis zu dieser Begegnung gelebt? Wie werde ich ihm begegnen? Was kann ich ihm über mein Leben erzählen?
Was sieht er, wenn er mich sieht?
All die Herren der Welt, seien es die Überheblichen und Frevler bei Maleachi, die Fugger aus Augsburg, die Despoten, die die Welt scheinbar dominierten und dominieren, sie sind gegangen, gehen und werden gehen. Unser Herr aber kommt. Und auch sie werden ihm dann begegnen. Und müssen sich dann diesen Fragen
stellen. Diese Begegnung, sie wird auch etwas mit Gerechtigkeit, der Sonne der Gerechtigkeit zu tun haben. Gerechtigkeit verbunden mit Barmherzigkeit. Und das macht letztlich christliches Leben aus: Den eigenen Lebenshorizont mit dem Verheißungshorizont des Auferstandenen zu verbinden. Die Heiligen haben das vorgelebt. Martin von Tours haben wir am Freitag gefeiert. Er hat sich von dem
Auferstanden berühren lassen und sein Leben nach ihm und seinem Kommen ausgerichtet, seinen Lebenshorizont mit dem Verheißungshorizont verbunden. Mit
einer so einfachen wie bleibenden Geste: Er hat den Mantel mit dem Bettler geteilt. Er ist der erste Heilige, der nicht Märtyrer war, sondern als Bekenner heilig gesprochen wurde. Es muss also nicht das ganz große Opfer sein, von dem im Evangelium auch die Rede ist. Es reicht die einfache liebenden Handlung im Alltag, jeden Tag, immer wieder neu.
Amen.

Predigtsplitter

23.10.2022

von Evelyn Christel

Was ist das denn für ein Streber, der Pharisäer? Ich mag ihn nicht! Mein Ärger hat sich jedoch mit dem mehrfachen Lesen in Heiterkeit verwandelt, denn die Szene mutet an wie in einer Slapstick-Komödie. Wenn einer so triumphiert, wie der Pharisäer, dann kommt doch gleich ein Löwe um die Ecke und lehrt ihn das Fürchten. Und vielleicht wird plötzlich der scheue Zöllner zum Überlegenen.

Wer war dieser Pharisäer? Ein Scheinheiliger? Ein moralischer Besserwisser? Die sprichwörtlich gewordene Bedeutung „Pharisäer“ könnte auf einem Missverständnis beruhen, vermutet die Theologin Luise Schrottroff. Zu Anfang der römischen Besatzungszeit seien die Pharisäer Leute gewesen, die das jüdische religiöse Leben aufrechterhalten haben, trotz der zerstörten Tempel.

Pharisäer waren also Menschen, die sich für ihren Glauben engagiert haben. Dann ist aber der Pharisäer, von dem das Gleichnis erzählt, kein typischer Gläubiger. Er verhält sich eher wie einer, der einer edlen Kaste angehört. Gegen wen grenzt er sich ab? Mit wem wähnt er sich im Bunde?

Der andere Betende ist ein Zöllner. Er macht einen Job, den damals entlaufene Sklaven, Heimatlose oder sonst wenig angesehene Menschen machten, um des Überlebens willen. Der Job ist schlecht angesehen, da er Bestechung, Betrügereien und ungerechte Besteuerungen mit sich bringt. So einer geht in den Tempel? Dann scheint es auch kein typischer Zöllner zu sein.

Wem erzählt Jesus das Gleichnis? „Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten.“, steht da. Also geht es nicht um Pharisäer, sondern um einen arroganten Klub? Wen will Jesus hier korrigieren?

Verschiedenen Lesarten scheinen sich anzubieten:
Vielleicht erwischen wir uns bei unseren Vorurteilen. „Schaut mal, selbst dieser Oberfromme ist nicht vor Selbstgerechtigkeit gefeit und der Halbkriminelle, der Sünder, geht in den Tempel beten!“

Man kann das Gleichnis auch noch oberflächlicher lesen: „Der gehört doch zur falschen Religion, der Pharisäer. Das sind die, die sich nur auf Gesetze beziehen, anstatt auf die Beziehung zu Gott zu setzen.“ Leider ist das genau die Deutung, die in der Kirchengeschichte weit verbreitet war. Die einen werten sich auf, indem sie die anderen abwerten… Wir oder Ihr, entweder oder. Schwarz oder weiß. Oben oder unten. Werkgerechtigkeit versus Gnade.
In der Geschichte führte dieser Dualismus zu sinnlosem Blutvergießen, zum Antisemitismus, zu den Kreuzzügen und mehr. Dieses Schwarzweißdenken ist ein verarmtes Denken, es bleibt im Polarisieren stecken. Es schürt Vorurteile, zementiert Verhältnisse – und schafft Fronten. Es nährt den Krieg – und der macht uns auch jetzt wieder Angst.

Die Gesellschaft neigt gegenwärtig in allen Lebensbereichen zu einer Vereindeutigung, schreibt der Autor Thomas Bauer. Das bedeutet, Menschen verlieren die Fähigkeit, mit Umständen oder Gefühlen zurecht zu kommen, die nicht eindeutig sind. So nehmen rechtsextreme und fundamentalistische Positionen massiv zu. Zwischentöne und Mehrdeutigkeit gehören jedoch zum Leben.
Als religiöse Menschen glauben wir an etwas, das über das rational Erkennbare hinausgeht. Wir sind geübt darin, nicht alles bis ins Letzte ausdeuten und bewerten zu müssen. Wir kommen mit vier verschiedenen Varianten des Evangeliums zurecht. Unsere Fähigkeiten werden gebraucht, um Vielfalt und Toleranz in der Gesellschaft zu bewahren.

Im Gleichnis stehen aber nicht nur zwei irgendwie verschiedene Menschen nebeneinander. Sie sind religiös und sie beten. Beschreibt das Gleichnis also einen innerkirchlichen Konflikt also?
Wir hier alle sind Glaubensgeschwister. Unser Verständnis vom Glauben, und unser Gottesbild, sind trotzdem unterschiedlich. Neben mir kniet jemand, der lebt schon tiefer in seiner Gottesbeziehung und ein anderer, der hadert noch mit allem und jedem.
Wie befreiend kann es sein, sich demütig und selbstvergessen seinem Gott zu überlassen. Wie befreiend kann es sein, nicht bewerten und beurteilen zu müssen? Wir sind Geschwister, wir sind uns nicht Richter. Ich kann es ja doch Gott überlassen, uns mit unserem Denken und Handeln in den Blick zu nehmen. In der heutigen Lesung bei Jesus Sirach 35 steht: „Der Herr ist Richter und es gibt vor ihm kein Ansehen der Person.“ Wie käme ich dazu, es anders zu sehen.

Ich glaube nicht, dass der Pharisäer schlecht ist, weil er ein Leben nach den Regeln der Tora leben will. Regeln helfen beim Zusammenleben und man muss sie für die Gemeinschaft einfordern – aber auf Augenhöhe, nicht von einem selbstgebauten Thron herab. Der Pharisäer wurde zum Eiferer. Er verpasste das Gebot der Nächstenliebe. Er vergaß, dass er ebenso bedürftig ist wie der Zöllner. Jesus korrigiert die Augenhöhe, er warnt vor der Falle, in die jeder religiöse und selbstgerechte Mensch tappen kann.
Ich verpasse dem Gleichnis jetzt noch ein Happy End. Beide Protagonisten entwickeln ein aufrichtiges Interesse aneinander und jeder bringt dem anderen etwas bei, was er gut kann.

Wer sich erhöht, wird erniedrigt, und wer sich erniedrigt, wird erhöht werden! Vermutlich hat Jesus bei seinem Gleichnis die Kontraste erhöht, um deutlich zu werden, um Klarheit zu schaffen. Aber nicht, um uns wie Schachfiguren zu sortieren, sondern, um uns mitzunehmen, zum Vater.

Impuls

zu Lk 18,1-8 vom 16.10. 22

von Kalle Lenz

Der letzte Satz ist interessant, wo wir doch in einer Zeit leben, wo der Glauben zumindest in unseren Breiten schwindet und auch immer weniger gebetet wird.

Jesus fordert uns klar auf, allezeit zu beten und darin nicht nachzulassen. Die Heiligen in der Geschichte und auch Personen heute, durch die im Glauben Großes geschieht, weisen auf die Priorität des Gebetes hin. Heute wird eher diskutiert. Man redet miteinander, was ja wichtig ist, und redet vielleicht auch über Gott, aber weniger mit Gott. Gerade unsere Hauskreise bieten die Chance, neben dem wertvollen Austausch das gemeinsame Gebet zu suchen und dabei auch zu experimentieren. Viele tun sich ja schwer, mit anderen persönlich und laut zu beten, doch Übung macht den Meister. Und wir können da weiterwachsen. Kürzlich war ich in einer Gebetsgruppe, in der keiner mich kannte. Sie boten mir Segen an und fingen an über mich zu weissagen, z.B. dass ich ein Gottesnarr sei und dass ich Gott überall verkünden kann und soll – unsere pallottinsiche Berufung. Es war wirklich Beten in einer anderen Dimension, das mich beflügelt hat. 

Im Evangelium ist für Jesus die Witwe das Vorbild, die Heldin, die wirklich hartnäckig dranbleibt. Wie viele geben nach einigen Gebetsenttäuschungen auf: das bringt`s doch nicht.

Und Jesus erwähnt sogar das Schreien zu Gott – für viele von uns erstmal befremdlich, außer dem stillen Schrei im Herzen. Doch die Bibel erwähnt es oft, und Jesus selbst hat zu Gott geschrien (z.B. Hebr. 5,7). Im Alltag schreien ja einige – und es kann sehr unangenehm sein. Aber es gibt auch den Ur-Schrei und Schreien beim Sport – das hat mit Brennen und Intensität zu tun. Und wie stark ist die Zusage, ja Verheißung Jesu: wenn wir das tun, wird Gott uns unverzüglich zu unserem Recht verhelfen. Auch hier: üben und experimentieren, sich von Misserfolgen nicht abhalten lassen, sondern dranbleiben und weitermachen bis der Durchbruch kommt…Persönlich durfte ich auch schon befreiende Erlebnisse mit dem Schreien zu Gott machen. Und oft schmunzle ich über den seelsorglichen Rat: Bevor Du Deinen Mitmenschen anschreist, schrei erstmal eine Stunde zu Gott…na Halleluja.

Impulsfrage und Anregung

  • Welche Gebetsentwicklung erlebe ich bei mir? Wie offen bin ich, weiter zu wachsen?
  • Bring ein konkretes Problem zu Gott und bebete es…bis eine Antwort kommt.

 

Oktoberpredigt

von Felix Polten

22.09.2022

Liebe Schwestern und Brüder,
Ich weiß nicht wie es Ihnen geht. Ich versuche durch das Verfolgen der Nachrichten einigermaßen den Überblick zu haben, was in der Welt geschieht. Aber das macht
nicht wirklich Freude. Es gibt einfach zu viele schlechte Nachrichten. Und das trübt meinen Blick auf die Welt, auf Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft.

In dieser Woche wurde ich auf das Portal GOODnews aufmerksam gemacht. Dort werden ausnahmslos positive Nachrichten vermeldet: Dank IceBucketChallenge neues ALS-Medikament, Dänemark weitet Verbot der Schleppnetzfischerei aus, veganer Käse aus dem Labor, das weltweit erste Exoskelett für Kinder, mit Nanopartikeln gegen die Schlafkrankheit, RWE zieht Kohleausstieg um acht Jahre vor, Solidarität mit Protesten in Iran, Kinderarmut in den USA deutlich gesunken, erstmals studieren mehr Frauen als Männer an deutschen Hochschulen, das Ozonloch wird kleiner. Zehn gute Nachrichten der vergangenen Woche. Sie sind Teil der Wirklichkeit. Und sie erhellen meinen Blick auf die Welt. Vielleicht können sie ihn sogar ändern. Denn ist es ja eine spannende Frage: Überwiegt nicht vielleicht das, was gut ist sogar? Ein Baum, der umfällt, macht mehr Krach als 1000, die stehe. Das soll die schlechten Nachrichten nicht verharmlosen, aber einordnen. Wahrscheinlich gibt es viel mehr gute Nachrichten. Allein die viele Dinge, die ich als selbstverständlich nehme, müssten im Blick sein.

Hans Magnus Enzensberger nennt in seinem Gedicht „Empfänger unbekannt“ eine Reihe solcher scheinbarer Selbstverständlichkeiten: Vielen Dank für die Wolken. Vielen Dank für das Wohltemperierte Klavier und, warum nicht, für die warmen Winterstiefel. Vielen Dank für mein sonderbares Gehirn und für allerhand andre verborgne Organe, für die Luft, und natürlich für den Bordeaux. Herzlichen Dank dafür, daß mir das Feuerzeug nicht ausgeht, und die Begierde, und das Bedauern, das inständige Bedauern. Vielen Dank für die vier Jahreszeiten, für die Zahl e und für das Koffein, und natürlich für die Erdbeeren auf dem Teller, gemalt von Chardin, sowie für den Schlaf, für den Schlaf ganz besonders, und, damit ich es nicht vergesse, für den Anfang und das Ende und die paar Minuten dazwischen inständigen Dank, meinetwegen für die Wühlmäuse draußen im Garten auch. Sie haben gemerkt, es ist ist nicht einfach eine Auflistung von Dingen. Enzensberger versieht die Liste mit Dank. Eine solche Liste mit Dingen, für die ich dankbar bin, ist eine schöne Übung. Vielleicht setzen Sie sich mal abends hin und blicken auf den Tag und überlegen für sich, ob es Begegnungen oder Dinge gab, für die dankbar sind. Ignatius von Loyola empfiehlt eine solche Übung als Gebet der liebenden Aufmerksamkeit am Abend eines jeden Tages.

Aber zunächst ein anderer Punkt: Der Titel des Gedichtes lautet „Empfänger unbekannt“. Der Dank für all die schönen Dinge, er richtet sich an nichts bzw. niemanden. Und letztlich verhallt er so. Schade. Und wie anders, wenn Dank tatsächlich eine Adressatin hat und ankommt. Es entsteht eine Beziehung zwischen ihr und der Dankenden. Und genau das ist, was Ignatius mit dem allabendlichen Gebet der liebenden Aufmerksamkeit intendiert: Eine wachsenden und sich weiter vertiefende Beziehung zwischen Dankendem und Gott.

Ähnliches passiert heute im Evangelium. Zehn werden geheilt. Und einer der zehn kommt zu Jesus zurück und tritt so in eine Beziehung mit ihm ein, die den anderen verwehrt bleibt. Wie schade für sie. Wie schön für ihn. Wieso kommt er zurück? Vielleicht weil er in Jesus, den erkennt, der ihm die Heilung geschenkt hat. Jesus ist der, dem er die Heilung zu verdanken hat.

Und das ist eine weitere Dimension des Dankes an Gott. Der Geschenkcharakter wird deutlich. Gott beschenkt uns, einen jede und einen jeden von uns. Der große Schöpfer beschenkt das kleine Geschöpf. Es wird zum Beschenkten. Und zwar permanent. Gott erschafft und erhält. Ignatius beschreibt das mit sich abmühen. Gott müht sich permanent ab seine Schöpfung und seine einzelnen Geschöpfe zu erhalten. Er müht sich für mich ab, was für ein schönes Bild. Im Evangelium ist der Geheilte, für den er sich abmüht. Und der antwortet mit Danksagung. Das als adäquate Grundhaltung dem Gegenüber, der mich geschafften hat, erhält und mit so vielen guten Dingen umsorgt. Euchariston steht im Griechischen. Eucharistie.

Und dazu ein letzter Gedanke. Wenn ich mich als großzügig Beschenkten begreife, kann ich vielleicht in diese Großzügigkeit mit einstimmen und selber großzügig werden und beschenken. Ähnlich wie bei der Eucharistiefeier am Ende: Gehen wir hin und bringen Frieden heißt es da. Gott Dank sagen meint immer auch mehr an seinem Reich mitbauen. Gehen wir hinaus, beschenkt und schenkend.
Amen.

Besteht noch Hoffnung(-slosigkeit)?

Lukas 16, 19–31, Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus

von Thomas Christel

Mich hat der letzte Satz in der heutigen Bibelstelle berührt:

„Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.“

Dieser Satz verunsichert mich. Für den reichen Mann ist es vorbei. Keine Hoffnung. Keine Barmherzigkeit. Keine Gnade. Harte Worte. Eindeutig. Schluss. – Aus und vorbei.

Was ist das für ein Gott, der Abraham sagen lässt: „Du hast keine Chance darauf, dass ich Dir vergebe?“

„Ich vergebe Dir – nicht“. Wen meint Gott damit? Meint er damit auch mich, wenn ich es unterlasse, hinzusehen – weil ich keine Kraft dazu habe? Beschreibt er die Zukunft der Menschheit, die sich einen Teufel darum schert, was der, der von den Toten aufersteht, sagt und vorlebt?
Mit diesem Auferstandenen meint der Evangelist Jesus selbst. Ist Jesu Leiden am Kreuz, ist seine Auferstehung in der Osternacht sinnlos, weil von uns Nachgeborenen keiner auf ihn hören will?

Führen wir uns die Situation im Gleichnis und die Personen etwas näher vor Augen:

Da gibt es den namenlosen Reichen. In seinem Leben hat er alle erdenklichen Annehmlichkeiten zur Verfügung gehabt und er war sicherlich angesehen. Nun dreht sich alles um. Er wird in die Tiefe gestoßen, ohne dass für ihn auch nur ein Quäntchen Hoffnung besteht. Ihm wird quasi der Spiegel seines eigenen Handelns vor die Nase gehalten. „Unauslöschlich habe ich deinen Namen auf meine Handflächen geschrieben“, lässt Gott den Propheten Jesaja sagen. Für diesen namenlosen Reichen gilt das nicht. Sein Name ist für alle Zeiten gelöscht.

Die andere zentrale Person in dem Gleichnis ist Lazarus. In wenigen Sätzen erfahren wir von seinem aussichtslosen Leben in bitterer Armut. Und: er hat einen Namen: Lazarus. Das bedeutet „Gott hilft“.

Hat Lazarus Gott um Hilfe gebeten? Wir wissen es nicht. Warum hat ihm Gott nicht geholfen, als er da im Dreck der Straße lag? Warum reicht Gott ihm nicht dort die Hand und hilft ihm auf?

Ich finde, doch genau das hat Gott getan. Er hat ihm dort auf der Straße geholfen. Gott hat ihm einen Bruder an die Seite gestellt, der ihn ansehen und ihm die Hand reichen soll.

Lazarus fehlt es in seiner Armut an den notwendigsten Dingen zum Überleben: Essen, Trinken, Kleidung, ein Bett, und was genauso überlebensnotwendig ist: von einem anderen Menschen gesehen zu werden.

Aber auch der namenlose Reiche ist arm: Ihm fehlt es an einem Mindestmaß an Menschlichkeit – was für eine Armut!

Beide könnten geschwisterlich ihre Armut hinter sich lassen. Vielleicht so wie in Indien, wo als Sadhus gekleidete Bettler vor Läden liegen und vom Ladeninhaber versorgt werden. Dafür achten diese Bettler auf den Laden. Bettler und Ladeninhaber begegnen sich menschlich, selbst wenn sich dadurch nichts Grundlegendes an der sozialen Situation ändert.

Gott tritt nicht als ein Magier auf, der Lazarus zu Lebzeiten mit materiellen Gütern überhäuft um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Gott tut etwas ganz anderes: Er schickt das Beste, das er für ihn, den namenlosen Reichen und auch für uns hat: Jesus.

Und Jesus hat eine klare Haltung: Reiche Du Deinem nächsten die Hand und helfe ihm auf. Er selbst tut es uns ja vor und zeigt uns, wie durch uns der Himmel bereits auf Erden Realität werden kann. Durch uns möchte Gott wirken.

Kurz vor dieser Bibelstelle erzählt Jesus das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Ein Vater, sein Vater, unser aller Vater, wartet da mit offenen Armen und mit Sehnsucht in seinem Blick.

Was unterscheidet diesen verlorenen Sohn, der sich sein Erbe auszahlen lässt und ebenfalls in Saus und Braus lebt, von dem namenlosen Reichen im heutigen Gleichnis?

Der verlorene Sohn kehrt um, verzweifelt, tastend, nicht wissend, wie er seinen Fehler wieder gut machen kann. Und der Vater will nichts von ihm. Außer, dass er wieder in seine Liebe zurückkehrt.

Im heutigen Evangelium hingegen klingt der Ruf des Reichen, „hab Erbarmen mit mir!“ wie eine Forderung: Ich will, ich will, ich will. Dabei vergeht es offenbar Abraham – und sogar Gott.

Liebe Deinen Nächsten. Weil ich Dich Liebe. Weil ich Deinen Nächsten liebe. Das sind Kernsätze unseres Glaubens. Im heutigen Gleichnis macht Jesus uns deutlich, warum dies so wichtig ist. Er sagt uns:  Nur durch Eure Liebe kann ich in dieser Welt lebendig werden.

Papst Franziskus schreibt 2020 in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“: „Es ist die Stunde gekommen, von einer einzigen Menschheit zu träumen, in der wir alle Geschwister sind“. Franziskus schreibt dies unter dem Eindruck der Pandemie, des Sterbens von Menschen und sich vertiefender gesellschaftlicher Spaltung.

Was ist in diesen beiden Jahren seit der Veröffentlichung der Enzyklika nicht alles an Verunsicherung geschehen. Franziskus´ Schrift bleibt vor dem Hintergrund von Krieg und Ängsten vor sozialem Abstieg hoch aktuell. Geschwisterlichkeit ist der Game-Changer. Durch unsere Geschwisterlichkeit wird Gott lebendig.

Von Jesus möchte ich lernen.
Ich möchte lernen, mehr meine eigene Armut wahrzunehmen, damit ich lieben kann.

Mein Nicht-Hinsehen, wenn ich gebraucht werde. – Gott hilft!
Mein Sehen, aber weggehen. – Gott hilft!
Meine eigenen Verwundungen. – Gott hilft!

Lazarus – Gott hilft!

Für Hoffnungslosigkeit besteht kein Anlass.
Weh euch Reichen! Denn ihr habt euren Trost schon gehabt.[1] Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer.[2]

 

Das Beispiel vom reichen Mann und vom armen Lazarus (Lukas 16, 19–31)

19 Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. 20 Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. 21 Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. 22 Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. 23 In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß. 24 Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. 25 Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lazarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual. 26 Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. 27 Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! 28 Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. 29 Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. 30 Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. 31 Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.

[1] Lk 6, 24

[2] Lk 6, 20

Predigtsplitter

von Felix Polten

21.08.2022

Liebe Schwestern und Brüder,
Mit Blick auf alle Evangelien begegnet uns im heutigen Evangelium eine ziemlich alltägliche Situation. Jesus bekommt eine Frage gestellt. So alltäglich das ist, so verschieden sind die Fragesituationen. Einfache Fragen. „Wo wohnst du?“ Glaubensfragen. „Was muss ich tun um das ewige Leben zu erlangen?“ Nachfragen: „Wer ist mein Nächster?“ Streitfragen. „Mit welcher Vollmacht tust du das alles?“ Fangfragen. „Ist es nach deiner Meinung erlaubt dem Kaiser Steuern zu zahlen?“ Und so verschieden die Fragen sind, so verschieden sind die Antworten. Was aber gleichbleibend ist: Jesus ist nie um eine Antwort verlegen. Und die Antwort Jesu ist der Frage angemessen. Der ehrlichen Frage nach dem Wohnort antwortet er mit: „Kommt und seht.“ Der Frage nach dem ewigen Leben antwortet er mit dem Doppelgebot der Liebe. Der Frage nach dem Nächsten antwortet er mit dem Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. Der Frage nach der Vollmacht antwortet er mit einer Gegenfrage, die das mittlerweile fruchtlose Streitgespräch beendet. Die Frage nach den Steuern beantwortet er pfiffig mit „Gebt Gott was Gott ist und dem Kaiser was dem Kaiser ist.“ Nochmals die Frage heute: „Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“ Es wird nicht gesagt wer sie gestellt hat und auch nicht in welchem Zusammenhang sie gestellt wurde. Jesu Antwort ist lang und an manchen Stellen harsch. Aber es ist eine Antwort auf eine konkrete Frage an einen konkreten Menschen. Das ist wichtig um die Antwort richtig zu verstehen. Genauso wichtig das eben Gesagte: Jesus reagiert angemessen auf seine Gegenüber mit ihren Fragen. Oder anders formuliert: Jesus ermutigt die, die schwach sind im Glauben. Und er weist die in die Schranken, die selbstgefällig und selbstgerecht daherkommen. Und ich denke genau das geschieht im heutigen Evangelium. „Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“ Und man kann hinzufügen: „Wenige wie solche Gesetzestreue wie ich und nicht solche Sünder wie die Zöllner, Prostituierten, Samariter um mich herum.“ Und diese selbstgefällige Selbstgerechtigkeit geht Jesus gegen Strich. Sie macht groß indem sie die anderen klein macht. Dabei bringt sie den Selbstgerechten in eine Sackgasse. Er fühlt sich so großartig, dass er gar nicht mehr angestrengt nachdenkt oder gar handelt, wie es vor Gott und den Menschen gerecht wäre zu leben. Daher die harschen Wendungen in der Antwort Jesu. Er will nicht kleinmachen, sondern aufrütteln aus dieser
Selbstgefälligkeit, denn sie ist gefährlich, sie entfernt von Gott und den Menschen. Und das ist dann vielleicht eine Einladung an uns heute. Unsere Herzen (und auch das Herz der Kirche) großmütig, nicht hochmütig zu halten. Und vielleicht steckt noch eine Einladung im heutigen Evangelium. Jesus, der verlässlich antwortet, fragen mit dem dem, was uns bewegt.
Amen.

Impuls

zu Lk 10, 25 – 37

von Kalle Lenz

10.07.22

Der heutige Predigtsplitter ist dem Impuls für unsere Hauskirchen entnommen.

Der Gesetzeslehrer stellt Jesus eine Prüf-Frage. Jesus antwortet mit einer Gegenfrage. Und bricht es dann von der Theorie in die Praxis: „Handle danach, und du wirst leben!“ Auf das Handeln kommt es an, nicht auf Theoretisieren – 2x betont Jesus das in diesem Evangelium! Aber es geht um mehr als eine gute Moral, Jesus verbindet es mit einer Zusage, einer Verheißung: „Du wirst leben!“

Wie können wir dieses Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe leben?

Als der Gesetzeslehrer seine Frage rechtfertigen will und fragt: „Wer ist mein Nächster?“, bekommt er von Jesus eine faszinierende Antwort: Jesus erfindet eine Geschichte, ganz aktuell und dramatisch, bei der die Frommen (Priester und Levit) falsch reagieren, und der Samariter der Held ist. Also ein Andersgläubiger und nicht so beliebter Ausländer macht genau das richtige. Heute würde Er vielleicht in unseren Gemeinden einen Türken den Held sein lassen. Ganz schön provokant unser Jesus. Und er betont nochmal: „Dann geh und handle genauso!“ Jesus fordert zum Gehen und Handeln auf. Fast klingt es so, er will dieses theoretische religiöse Gespräch beenden…weil viele Nöte zum Handeln auffordern. 

Bei der Methode des Bibel-Teilens gibt es den Schritt „Aktion“. Doch in vielen Bibel-Teil-Gruppen kommt genau dieser Schritt oft zu kurz. Wie sieht es in unseren Gruppen aus?

Das öffentliche Wirken Jesu sah übrigens genau so aus: Jesus reagierte auf Nöte on the way…auf einen Trauerzug, auf die Bitte eines römischen Hauptmanns, auf den blinden Bettler Bartimäus usw. Meine Lieblingstheologin Dr. Heidi Baker, die viel mit und für Straßenkids in Mosambik wirkt, hat nach diesem Evangelium den Handlungs-Impuls entwickelt: „Stop for the one!“

Impulsfragen  

  • Wie drückt sich bei mir die Gottesliebe aus – mit ganzem Herzen, ganzer Seele, mit meiner ganzen Kraft und ganzem Denken?
  • „Handle danach und du wirst leben!“ Welche positiven Erfahrungen gelebter Nächstenliebe, auch mit Menschen in ihren Nöten, kenne ich?

                

 

Impuls

 zu Joh 20,19-31

24.04.22

Dieses Ev enthält viele Impulse für unser christliches Leben. Die ersten Christen trafen sich am 1. und 8. Tag – das ist der Sonntag, der Tag der Auferstehung. Es fehlte einer, der hat was verpasst – heute fehlen viele, was verpassen sie? Hinter verschlossenen Türen aus Angst – auch heute sind viele aus Menschenfurcht verschlossen, z.B. vor anderen ihren Glauben zu bekennen.

Aber stark: Jesus geht den Jüngern nach, auch den Zweifeln des Thomas. Thomas will sehen und berühren – das finde ich verständlich: eine persönliche Erfahrung machen. Solange Glaube und Zweifel nur im Kopf bleiben, verändert sich nicht viel. Wir brauchen tatsächlich Begegnungen, Erfahrungen, Erlebnisse. Dann diskutieren wir auch nicht nur theoretisch über Gott, sondern können Ihn bezeugen. Jesus führt Thomas aber weiter: „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ Also dran blieben, auch wenn ich mal nichts sehe und nichts fühle oder scheinbar nur das Gegenteil. Thomas hat diese Erfahrung so berührt, dass er ein großer Missionar wurde – bis nach Indien.

Es ist faszinierend zu sehen, wie das NT beschreibt, wie sich die ersten Christen weiter entwickeln, im Glauben stärker werden. Denn wir haben einen Auftrag: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“  Und ein konkreter Auftrag, immer aktuell, ist das Vergeben. Aber dies geschieht nicht einfach  durch eigene Anstrengung und Leistung, sondern der Schlüssel für die größere Kraft ist: „Empfangt den Heiligen Geist“.

Die österliche Botschaft ist nicht nur, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, sondern dass wir diese Auferstehungs-Kraft jetzt und heute auch erleben können. Dass wir immer mehr österliche Menschen werden, die mit und im Heiligen Geist leben und wandeln. Zu was dies führen kann, beschriebt die 1. Lesung  Apg 5,12-16: wie durch die Hände der Apostel Zeichen, Wunder und Heilungen geschahen und immer mehr Menschen zum Glauben an Jesus kamen. Also das Gegenteil von heute in unseren Breiten: kaum Zeichen, Wunder und Heilungen und viele verlieren den Glauben… Der Verwandlungspunkt der ersten Christ:innen sind die Begegnungen mit dem Auferstandenen und die Geist-Erfahrung zu Pfingsten und danach immer weiter! Also gehen wir auf Empfangs-Haltung Gott gegenüber, damit wir selbst und ganz viele durch uns „durch den Glauben Leben haben“.

 

Impulsfragen

  • Welche Begegnungen mit dem Auferstandenen oder Geist-Erfahrungen kann ich bei mir oder bei anderen bezeugen?
  • Zu was oder wem fühle ich mich aktuell von Jesus gesandt?

 

Axt oder Spaten?

20.03.2022

von Felix Polten

Liebe Schwestern und Brüder,
Axt oder Spaten? Das ist die Frage. Der Feigenbaum verbraucht den Boden, bringt aber keine Frucht. Also möchte der Weinbergbesitzer die Axt anlegen und ihn abhauen. Der Winzer interveniert. Der Spaten soll den Boden lockern, dazu soll er gedüngt werden. Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: Vielleicht bringt er noch Frucht.
Im Hintergrund steht Jesus, der gewissermaßen von sich selbst erzählt. Er tritt als Winzer für sein Volk, das Volk Gottes mit dem Spaten ein. An es soll noch nicht die Axt gelegt werden, ihm soll noch Zeit gegeben werden. Zeit. sich Gott wieder und ganz neu zuzuwenden. Zeit sich auf das Reich Gottes einzulassen und sich für es einzusetzen.
Das ist zunächst eine tröstliche Botschaft: Jesus als der Winzer blickt auf mich und mein Leben voller Unfruchtbarkeiten. Auf mich und mein Leben, das gleichzeitig Energien und Ressourcen verbraucht. Und er setzt die Axt nicht an. Er schenkt Zeit. Zeit zur Umkehr hin zu einem fruchtbaren Leben, das Energien und Ressourcen für andere schafft. Gerade jetzt in der Fastenzeit ist diese geschenkte Zeit eine tröstliche Einladung.
Und es ist eine herausfordernde Botschaft: Wie halte ich es mit der Axt und dem Spaten? Tendiere ich eher zur Axt und zum Abhauen? Das bringt doch nichts. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr. Oder habe ich den Spaten im Blick?
Schaffe ich es den Blick suchend zu halten auf den fruchtbaren Kern im scheinbar Unfruchtbaren? Ich habe gelernt, dass dazu der Dünger des Interesse wichtig ist. Ich hatte einen Schüler, der eher störend war. Er saß hinten, war unkonzentriert und lenkte andere ab. Die Axt war ihn immer wieder zu ermahnen und zu sanktionieren. Spaten und Dünger waren dann zu ergründen, warum er tat, was er tat. Letzen Endes hat er einfach schlecht gesehen und bekam eine Brille, was der Schlüssel zum Erfolg war.
Aber was, wenn alles nicht hilft? Wenn die Frist rum ist und der Feigenbaum nach einem Jahr noch immer keine Frucht bringt? Zunächst lädt das Gleichnis zum Spaten ein. Und nicht dazu auf die nächste Verfehlung zu warten und dann endlich mit der Axt dreinzuschlagen. Aber wenn alles Umgraben und Düngen nichts hilft? Angesichts des Angriffskrieges Russlands stellt sich ja diese Frage. Der Versuch einer Antwort: Wenn es also die Axt sein muss, hilft vielleicht die Haltung. Die Ausgangslage im Gleichnis ist ja der Wunsch nach Frucht. Also wird nach der Axt vermutlich wieder der Spaten eingesetzt um einen neuen Baum zu pflanzen. Auch im Angesicht des Krieges bleibt ja der eigentliche Wunsch bestehen, der nach Frieden. Wenn also die Axt, dann so, dass danach wieder der Spaten eingesetzt werden kann. So kann als eigentlich Antwort auf die Eingangsfrage Axt oder Spaten die Antwort nur lauten:
Spaten.
Amen.

Impuls

Lk 13,1-9      20.03.2022

Das sind krasse Jesus-Worte, gleich 2x: „Vielmehr werdet ihr alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt.“ Umkehr ist eines der Lieblingsthemen Jesu, so beginnt schon seine 1. Predigt: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Metanoia in griechisch meint umdenken, Sinnesänderung, Umkehr des Denkens. Ein ganz aktuelles Thema: Denken wir nur an die Herausforderung des Klimawandels, die Kriegskatastrophe in Europa, die Notwendigkeit einer Kirchenreform.

Umkehr in der Bibel meint aber mehr als eine Veränderung des Denkens und Verhaltens, es meint immer eine Hinkehr zu Gott. Gott sein Gesicht zeigen, nicht den Rücken. Es ist die Einladung, Gottes Gedanken denken zu lernen und Gottes Wege gehen zu lernen, die himmelweit über unseren Gedanken und Wegen liegen (vgl. Jes 55, 8f).

Ich selber finde es sehr tröstlich und hilfreich, dass es bei der biblischen Umkehr nicht einfach um eine Verhaltensänderung geht – wir alle wissen, wie schwierig das oft ist – sondern um die Einladung in eine Beziehung, in die tiefere Verbundenheit und Freundschaft mit Gott. Der biblische Gott hat Interesse daran, dass unser Leben Früchte trägt – und dieses Bedürfnis hat auch jede:r von uns: dass ich nicht umsonst lebe und wirke, sondern etwas be-wirke. Die Psychologie betont heute oft die heilende Erfahrung der Selbst-Wirksamkeit. Doch Jesus weist darauf hin, dass wir ohne Ihn nicht viel bewirken können, aber in der Verbindung mit Ihm über uns hinaus wachsen können (vgl. Joh 15,1-8 das Bild von Weinstock, Rebe und Frucht).

Mir fällt auf, dass bei der Lösung unserer menschlichen Probleme wir oft nur auf men-power setzen, dazu gehören auch Geld, Impfstoff, Waffen, Aktionismus, Strukturreformen usw.  Unser menschlicher Einsatz ist richtig und wichtig, doch wenn er wirklich zu Wandel und Erneuerung führen soll, gilt es die Umkehr zu Gott zu vollziehen und mit Gott zu leben und kooperieren. Darin liegt das größte Potential.

Impulsfragen

  • Wo spüre ich, dass ich/wir einer dringenden Umkehr bedürfen? Was hilft mir dabei, was blockiert?
  • Wo erlebe ich Fruchtlosigkeit? Wo sehe ich Früchte wachsen und reifen? Was kann es bedeuten, den Boden aufzugraben und zu düngen?

 

Klarheit in der Unklarheit

von P. Manfred Hösl SJ

13.03.2022         Lk 9,28-38

Liebe Gemeinde,

die Verklärung Jesu war für die Jünger zum damaligen Zeitpunkt psychologisch gesehen enorm wichtig. Uns täte so eine Verklärung derzeit auch ganz gut – drei Punkte!

  1. Verklärung als Klärung

Die Geschichte schreiben immer die Sieger und die Evangelien schrieben natürlich die, die an Jesus glaubten. Genauer: Die, die sich zum endgültigen Glauben an Jesus durchrangen.

Wenn man heute die Evangelien so durchliest, dann könnte man den Eindruck gewinnen, dass das mit Jesus von Anfang an sonnenklar war:

  • Die Engel von Bethlehem! Holder Knabe im lockigen Haar – na klar! Das muss er sein!
  • Die vielen Wunder, die Jesus vollbrachte! – Das kann nicht jeder! – na klar! Das ist er!
  • Die Bergpredigt, das Gleichnis vom verlorenen Sohn, vom barmherzigen Samariter – so kann doch nur ein Gottgesandter reden!

Wer sollte da nicht an Jesus als Messias und Sohn Gottes glauben?

Wir vergessen da leicht, dass das Leben im Nachhinein interpretiert, aber nach vorne gelebt wird.

  • Ja, es gab für die direkten Zeitgenossen damals durchaus Indizien, dass Jesus tatsächlich der verheißene Messias ist!
  • Aber da war auch so vieles, was nicht ins Konzept passte und nicht dem Klischee entsprach:

Wenn Jesus tatsächlich der Sohn Gottes war,

  • wieso warf er dann nicht die Römer raus?
  • Wieso heilte er nicht alle Menschen?
  • Wieso glauben so viele nicht an ihn?

Argumente dafür und dagegen hielten sich in den Augen vieler Zeitgenossen die Waage oder wechselten sich ab.

  • Der Riss konnte durch ein und dieselbe Familie gehen.
  • Und auch einzelne Personen waren oft in sich gespalten: Ist er’s oder nicht?
  • Wie soll es je zu einer definitiven Klärung dieser Frage kommen? Durch das Rupfen eines Gänseblümchens: Er ist es, er ist es nicht, er ist es…?

Und in so einer Phase starker Verunsicherung, einer Phase

  • wo immer mehr Jesusanhänger einfach wegblieben
  • austraten wie wir heute sagen würden
  • die Gemeinde rasant schrumpfte,

da hatten Petrus, Jakobus und Johannes ihr Gipfelerlebnis: Die Verklärung Jesu.

  • Jetzt blickten sie durch!
  • Jetzt sahen sie die Dinge klar:
  • Jesus ist der Messias, Sohn Gottes, Menschensohn – definitiv, eindeutig, zu 100%.

Kein Wunder, dass Petrus diese jetzt erreichte Klarheit ein für alle Mal festhalten möchte! Da er keine Digitalkamera hatte, wollte er Hütten bauen. Wer baut der bleibt, das war schon immer so.

Wer ein bisschen Lebenserfahrung hat, der weiß: Das stimmt nur bis an einen gewissen Punkt. Und tatsächlich: Die Klarheit, die die Jünger auf dem Berg erlebt hatten, hielt nicht lange. Schon beim Abstieg kamen beim einen oder anderen wieder leise Zweifel auf… Das Schwanken zog sich letztlich hin bis zum Kreuz auf Golgotha. Erst Ostern beendete das Zweifeln.

  1. Klärung gesucht!

Ich glaube eigentlich, dass man so unterschiedliche Dinge wie Corona, Missbrauch oder den Ukrainekrieg nicht in einem Atemzug nennen sollte, aber ich meine auch, was vielen Menschen an diesen drei Problemen gleichermaßen zu schaffen macht ist das Gefühl:

  • Ja hört das denn nie auf?
  • Wann ist denn dieser Spuk vorbei?
  • Wird es jemals wieder so wie früher?

Krisen werden bei uns derzeit nicht überwunden, indem die Probleme gelöst werden, sondern indem eine neue, noch größere Krise unser Augenmerk verlangt.

Menschen können viel aushalten! Wenn ich weiß:

  • Jetzt ist es zwar hart, aber dann haben wir es auch geschafft –
  • dann muss man vielleicht kräftig durchatmen und die Ärmel hochkrempeln,
  • muss in die Hände spucken und so richtig schuften und racken,
  • aber dann ist es irgendwann auch getan, fertig und zu Ende.

Und genau dieses Gefühl will sich nicht so recht einstellen: Das, was die Sache so schwer macht ist die permanente Ungewissheit:

  • Hört dieses Corona jemals auf? Letzte Woche las ich irgendwo: Im Sommer ist’s vorbei! Und kurze Zeit später eine trockene Stimme im weißen Arztkittel: Das könnte sich noch 10 Jahre hinziehen! Was nun?
  • Was werden sie in Sachen Missbrauch noch alles aufdecken? Köln und München haben die katholische Kirche im Mark erschüttert. Geht das jetzt mit den verbleibenden 25 Bistümern so weiter? Dann treten doch alle aus! Muss ausgerechnet ich der sein, der das Licht ausmacht?
  • Drückt Putin doch noch den Atomknopf? Was, wenn der Mann sich in die Ecke gedrängt sieht und sich sagt: Gut, ich habe verloren, aber jetzt will ich wenigstens die Genugtuung haben noch ein paar Millionen mit ins Unglück zu reißen…

Wenn man nur wüsste! Und selbst wenn der schlimmste Fall einträte – dann könnte man sich wenigstens drauf einstellen. Das Problem im Problem ist die Ungewissheit! – Da geht es uns wie den Jüngern mit Jesus! Eine Klärung ist gesucht! Aber es scheint keine Klärung zu geben!

  1. Klärung gefunden

All dieser Ungewissheit, Unsicherheit und Ohnmacht kann ich nur entgegenhalten: Am Karfreitag auf Golgotha,

  • gab es ebenfalls keine Anzeichen, die irgendeinen der Beteiligten auch einen Funken Hoffnung gegeben hätten! No Plan B! Es gab keinen Plan B!
  • Es gab nur Flucht – weg von hier, sonst erwischt es uns als Nächstes! Rette sich wer kann!
  • Niemand hätte auf Jesus an diesem Freitagnachmittag auch nur einen Pfifferling gewettet! Der hatte kein Ass mehr im Ärmel, das konnte jeder auf Golgotha sehen! Um Drei war es vorbei – Schluss – aus – Vorhang – definitiv!

Anderthalb Tage später (nach unserer Zählung) hatte sich das Blatt gewendet: Gott hat Jesus von den Toten auferweckt, herausgenommen aus dem Grab des Josef von Arimatäa, hineingenommen in ein Reich des Lichtes und der Farben, wie wir sie uns mit unseren Sinnesorganen einfach nicht vorstellen können. Nur dass es so ist, das wussten Petrus, Maria, Jakobus und wie sie alle hießen genau.

  • Wie auch immer, wo auch immer: Dieser Jesus lebt!
  • Den tötet niemand mehr!
  • Den kriegt keiner mehr klein!

Und anders als bei der Verklärung damals auf dem Berg, hat sich diese Erkenntnis nicht wieder in Nebel aufgelöst, sondern ist geblieben. Und zwar trotz der Ungewissheiten, Unsicherheiten und Ohnmacht, die den Jünger natürlich auch damals nicht erspart blieben.

Wir dürfen ja nicht vergessen: Wir sind nicht die ersten, die Herausforderungen, Krisen und Kriege zu bewältigen haben.

  • Epidemien gab es natürlich auch damals, von der Pest gar nicht zu reden.
  • Selbstverständlich gab es zu allen Zeiten in der Kirche schwarze Schafe, die es den Gegnern unseres Glaubens leicht gemacht haben, uns zu verspotten, zu kritisieren oder anzuklagen – auch mit Recht anzuklagen. Lesen Sie die Paulusbriefe – die sind voll von solchen Skandalen!
  • Und ein Petrus, ein Paulus, eine Perpetua oder eine Felizitas – die sind nicht hochbetagt im flauschigen Bett an Altersschwäche gestorben, sondern blutend und gefoltert in grausamen Christenverfolgungen.

All diesen Ungewissheiten, Unsicherheiten und aller Ohnmacht setzten diese Christinnen und Christen die Gewissheit entgegensetzen:

  • Ich werde diesen verklärten und auferstandenen Jesus sehen!
  • Ich werde diesen leuchtend weißen und strahlenden Christus sehen!
  • Ich werde ihn in seiner Herrlichkeit erscheinen sehen! Ich weiß, wem ich glaube!

Und mit dieser Gewissheit:  

  • Setz auch ich heute die verdammte Maske wieder auf und motiviere auch andere dazu es zu tun!
  • Werde auch ich heute nicht ruhen bis alle Fakten in Sachen Missbrauch auf dem Tisch liegen und wenn noch so viele deswegen austreten!
  • Engagiere ich auch heute mich in Sachen Ukraine und wenn ich mich noch so ohnmächtig und schutzlos fühle!

… bis es eines fernen oder auch nahen Tages für mich so weit ist. Und ich diesen Jesus sehe! In seiner Herrlichkeit! In seinem strahlenden Licht. Wie Petrus, Jakobus und Johannes. Dann werde ich klarsehen – die Putins übrigens auch! Amen

Allmächtiger Gott,

auf dem Berg der Verklärung ließ dein Sohn Jesus seine eigentliche Identität kurz aufblitzen. Wir bitten dich:

Für alle, die der Umsicht in Sachen Corona müde geworden sind. Lass uns nicht nachlässig werden uns und andere zu schützen. (Gott unser Vater…)

Für unsere Kirche, dass sie sich zuversichtlich und tapfer der Aufarbeitung von Missbrauch und Umgang mit Missbrauch stellt. (Gott unser Vater…)

Um ein baldiges Ende der Kriegshandlungen in der Ukraine und eine schnelle Rückkehr an den Verhandlungstisch. (Gott unser Vater…)

Für alle Sterbenden: Lass sie in der Sterbestunde Jesus sehen und schenke ihnen die ewige Herrlichkeit. (Gott unser Vater…)

Allmächtiger Gott,

  • gib uns die Kraft die Dinge zu ändern, die wir ändern können,
  • für die Dinge zu beten, die wir nicht ändern können
  • und die Weisheit das eine vom anderen unterscheiden zu können,

darum bitten wir durch Christus unsern Herrn. Amen

 

Aschermittwoch 2022: Scham und Resignation – oder die Farbe Violett?

von Thomas Christel

Liebe Geschwister,

„Asche auf mein Haupt“ ist eine gebräuchliche Redewendung, wenn wir ein flaues Gefühl in der Magengegend haben, weil uns etwas peinlich ist. Weil wir uns, mehr oder weniger, schämen.

Kennen Sie das Gefühl von Scham und Schuld?

Ich empfinde Scham eigentlich am stärksten vor mir selbst. Etwa, wenn ich herumnörgle und dann merke, dass dies in der Situation nicht adäquat ist. Da ist es wieder das laue Gefühl im Magen. Ich merke, da kann etwas nicht stimmen. Und wenn ich darüber nachdenke, wird mir schnell klar, dass da etwas bei mir selbst nicht im Lot ist. Und nicht bei meinem Gegenüber. Dann schäme ich mich.

Ich frage mich, ob Politikerinnen und Politikern Scham empfinden, wenn sie jetzt merken, dass sie Vladimir Putin falsch eingeschätzt haben. Da geht es um Mitverantwortung für viele Menschenleben. Sicher auch um Schuld, Mitschuld, wenn man Putin gewähren und die Menschen alleine lässt.

Um meine Frage zu beantworten: Ja, ich habe den Eindruck, dass bei Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft gerade auch das Gefühl von Scham mit im Spiel ist. Wenn aus Scham Mitgefühl entsteht und Verantwortung, dann gibt mir das Hoffnung.

In Russland werden Menschen verhaftet, weil sie gegen den Krieg in der Ukraine demonstrieren. Diese Menschen schämen sich. Sie wollen nicht mit Putins Kriegspolitik identifiziert werden. Und sie bleiben in der Scham nicht stecken. Aus ihrer Scham entsteht Wut und Mut. Ihr Mitgefühl treibt sie. Für mich sind gerade diese Menschen Hoffnungsträger. Ihre Scham wird zu einem lauten „Nein – das wollen wir nicht“.

Und nun: Was sagen uns die heutigen Bibelstellen? Will Gott, dass wir uns schämen? Will Gott uns gar be-schämen?

Die Worte des Propheten Joel sind heftig. „Kehrt um zu mir von ganzen Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen! Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum HERREN, eurem Gott!“

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob diese drastischen Worte mich erreichen. Vielleicht ist das ja etwas für Vinzenz Pallotti, dem Begründer der Pallottinischen Gemeinschaft, von dem überliefert ist, dass er sich gegeißelt hat. Aber sind das auch Wort für mich, Worte die in unserer Zeit Menschen erreichen?

Die Bibelwissenschaften können den Propheten Joel nicht exakt zuordnen. Möglicherweise nimmt der Text Bezug auf eine Zeit, in der sich das jüdische Volk eigene Gottheiten geschaffen hat. Der Untergang Jerusalems ließ damals nicht lange auf sich warten.

Sicher ist, es sind drastische Worte in einer dramatischen Zeit. Da geben diese Worte des Propheten, so hart sie sind, Orientierung und Zuversicht. „Kehrt um zum HERRN, eurem Gott“, so geht der Text weiter, „denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld und es reut ihn das Unheil. … er lässt Segen zurück.“

Einem Gott, der derart liebevoll und wertschätzend mit uns Menschen umgeht, kann ich auch heute vertrauen. Dieser Gott möchte uns nicht beschämen. Er macht sich zu tiefst Sorgen um uns und möchte uns retten.

 Und was sagt uns Jesus im heutigen Evangelium über die nun beginnende Fastenzeit? „Wenn Du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.“ „Gehe in deine Kammer, wenn Du betest, schließ die Tür zu“.

Das heißt auch: Ziehe Dich zurück. konzentriere dich. Und, vor allem: Lasse Dich ein.

„Mache es nicht, wie die Heuchler. Protze nicht mit Deinem Gebet und Deinem Fasten.“ – Das kennen wir schon und viele Christinnen und Christen haben das sicherlich verinnerlicht. Doch wie ist es mit der Scham? Möchte Jesus, dass wir uns schämen? Zur Reinigung, zur Buße?

„Salbe dein Haar, und wasche dein Gesicht“, hören wir.

„Salbe dein Haar, und wasche dein Gesicht.“ Hier geht es um Klarheit. Einen offen Blick. Auf uns selbst und dafür, dass der Vater uns sucht.

Jesus spricht auch von Schönheit. Vom Schön machen für die Begegnung mit dem Vater. „salbe dein Haar, und wasche dein Gesicht.“ Mache Dich schön für die Begegnung mit Gott. Der Vater ist schon da. Und er sehnt sich nach Dir.

Unser Gott ist auch dann bei uns, wenn wir uns schämen. Aber, er beschämt uns nicht.
Klarheit und Schönheit. Damit nimmt uns Jesus hinein in seine Beziehung zum Vater.

Zu Beginn der Fastenzeit hören wir von Jesus, Fasten ist kein Selbstzweck. Auch Jesus hat sich selbst immer wieder ins Stille zurückgezogen, gefastet, gebetet. Gott braucht unser Fasten nicht als Opfergabe. Jesus weiß aber auch, dass wir das Fasten brauchen. Innere Freiheit möchte er uns schenken und ein offenes, fühlendes Herz für die Liebe unseres Vaters. Gemeinschaft mit Gott.

Johannes vom Kreuz war im 16. Jahrhundert ein Mystiker und enger Weggefährte von Theresa von Avila. Von ihm sind Gedanken über die Gemeinschaft mit Gott überliefert. Johannes vom Kreuz spricht sogar vom „Einssein mit Gott“. Das müssen wir nicht erst erwerben, so Johannes vom Kreuz. Auch nicht durch Scham, Fasten und Buße. Von Gott her betrachtet ist das Einssein mit Ihm immer schon da. Gott wohnt „in jeglicher Menschenseele, und sei es die des größten Sünders der Welt“ [1] spricht Johannes vom Kreuz zu uns.

Gott ist schon da. Das Fasten möge uns helfen, ihn auch zu finden.

Aber, wie ist das nun mit unserer Scham?

Wie alle Gefühle von Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer, Ekel gehört die Scham zu uns. Wenn wir unseren Gefühlen nachspüren, können wir uns selbst näherkommen. Gerade Gefühle wie Scham, Ärger und Ekel zeigen uns auch, dass etwas nicht im Lot ist. Wir sind dann den ersten Schritt gegangen, um in unserem Blick frei zu werden. Für uns. Für die Begegnung mit Menschen und auch die Beziehung zu Gott.

Das Fasten kann mir helfen, Ballast aus meiner Seele zu räumen und offener zu werden für seine Liebe. Das Himmelreich wartet nicht irgendwann auf uns. Es beginnt jetzt.

 

Liebe Geschwister, nun beginnt die violette Zeit. Violett ist die liturgische Farbe der Fastenzeit.  

Warum erzähle ich Ihnen das? Violett ist eine starke, eine emotionale Farbe. Die Farbe des Übergangs – auch eine Farbe für Besinnung und Gerechtigkeit.

Wir dürfen uns auf diese violette Zeit freuen. Die Zeit des Übergangs.  

Auch das Aschenkreuz ist ein Zeichen des Übergangs. Quasi die Eintrittskarte in eine neue Epoche. Das Alte muss vergehen, damit das Neue entstehen kann.

Violett ist auch eine Farbe, die klar gegen die Resignation steht. Wir brauchen mehr Mut zur Farbe Violett in dieser Welt: Übergang und Veränderung in Gesellschaft, Kirche, und in unseren Herzen. Wir vertrauen auf den Wind of Change.

Als Christen dürfen wir neu anfangen. Neu aufstehen. Neu vertrauen.

Gott ist bei uns. Willkommen in der violetten Zeit.

Impuls Eröffnung: Im Laufe dieses Gottesdienstes teilen wir das Aschekreuz aus. -Wie sind Sie heute hier? Haben Sie Gefühle von Scham und Schuld im Gepäck?

[1] Siehe Johannes vom Kreuz, II Aufstieg 5,3, zitiert nach Reinhard Körner „Wenn der Mensch Gott sucht“, St. Benno-Verlag, ohne Datum.

 

Predigtsplitter vom 20.02.2022

von Felix Polten

Liebe Schwestern und Brüder,

Darf`s ein bisschen mehr sein? Vielleicht kennen Sie diesen Ausspruch von der ein oder anderen Theke eines Supermarktes oder auch das Buch von Elke Heidenreich. Darf`s ein bisschen mehr sein? Das könnte als Überschrift über die vielen Abschnitte des heutigen Evangeliums stehen. Abschnitte voll von mehr. Mehr Liebe, mehr Segen, mehr Gebet, mehr Barmherzigkeit, mehr Großzügigkeit. Und das dann noch im Angesicht von Hass, Fluch, Verfolgung, Gewalt, Raub. Puh, so viel mehr. So viel mehr, dass ich unwillkürlich zurückschrecke. Wie soll das funktionieren? Ist das nicht total überfordernd? Ich denke an mich. Und da muss ich noch nicht mal in die Fantasie, was wäre wenn. Da reicht schon der Blick in den Alltag. Der egozentrischen Tante nicht mit Ablehnung oder Vermeidung begegnen. Sondern mit Liebe und Geduld. Aber vielleicht nimmt sie dann noch mehr Raum ein. Den Querdenkern nicht mit Spott begegnen. Sondern mit Liebe und dem Versuch des Verstehens. Aber vielleicht fühlen sie sich dann in ihren kruden Ideen bestätigt. Aber gleichzeitig bin ich auch fasziniert und angezogen. Was würde passieren, wenn ich es machen würde? Was würde sich bei mir verändern, was beim Gegenüber? Würde vielleicht etwas ganz Neues entstehen?

Wenn man nach etwas typisch Christlichem fragen würde, würde man früher oder später hier an dieser Stelle landen. Hier ist christliche DNA. Hier wird etwas beschrieben, dass das Christentum unterscheidbar macht, das Christen unterscheidbar macht. Was ist das? Es darf ein bisschen mehr sein. Was mehr genau? In der iganatianischen Spiritualität spielt der Begriff des magis, also des mehr, eine zentrale Rolle. Was ist damit gemeint? Es geht nicht um Quantität. Also nicht (schon mit Blick auf die Fastenzeit) um mehr Gebet, mehr Spenden, mehr Fasten. Es geht um Qualität. Lasse ich mich im Gebet von Gott ergreifen und geben ihm mehr Raum. Verbinde ich mich im Geben mehr mit meinen Schwerstern und Brüdern und gebe ihnen mehr Raum. Komme ich beim Verzicht mehr mit mir in Kontakt und gebe mir mehr Raum. Oder anders formuliert: Gott mehr lieben, die anderen mehr lieben, mich mehr lieben. Und anders herum gedacht, als Voraussetzung dafür: Mich von Gott mehr lieben lassen. Selbst wenn es nicht um Quantität, sondern um Qualität geht, es bleibt herausfordernd. Gut, dass es Vorbilder gibt, die das gelebt haben. Wahrscheinlich waren sie auch angezogen und fasziniert

von dieser Stelle und haben das Abgeschrecktsein überwunden. Und sind selbst faszinierend. Martin Luther King ist so jemand. Faszinierend, weil er so ganz nah an dieser Stelle und somit so ganz nah an Jesus war. Und weil es entgegen aller menschlichen Logik funktioniert hat. Warum? Ich denke ein Grund ist ein Aspekt des mehr. Er hat die Gegenüber mehr mit dem Blick Gottes als mit dem eigenen angeschaut. Mit diesem unbeirrbaren Blick, dass in jedem Menschen ein Fundament der Liebe und des Gutes ist. Klammer auf: Also auch in uns. Deswegen ist es auch eine ungemein tröstliche Stelle. Gott liebt uns an all unserem Unvermögen vorbei einfach weiter. Klammer zu. Mit diesem Blick hat Martin Luther King, den Gegenüber angeschaut. Vorbei an Hass und Gewalt. Auf das liebende und gute Fundament.

Verschüttet und entstellt zwar, aber da. Und so konnte er aus dem ewigen Rad der Gewalt und Gegengewalt aussteigen. Und das wiederrum bewegt etwas beim Gegenüber, vielleicht nicht sofort und nicht viel. Aber immer mehr. Und daraus konnte etwas ganz Neues entstehen.

Mehr von dem, was christliche DNA ist und etwas Neues konnte entstehen. Angesichts der aktuellen Situation der Kirche kann nicht nicht auf sie verwiesen werden. Was macht die Kirche zur Kirche Jesu Christi? Was soll sie ausmachen? Männliche Macht und Dominanz? Strenge und Ausschluss von der Tischgemeinschaft, zu der Jesus einlädt, nicht wir? Diskriminierung am Arbeitsplatz? Glanz, Prunk und Herrlichkeit? Die Unversehrtheit der Institution und das im Angesicht von so viel Leid, dass Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen zugefügt wurde? Sicher nicht. Im Gegenteil. Das göttliche Fundament von Liebe ist entstellt. So dringlich das Evangelium ist, so dringlich ist die Situation in der wir als Kirche stehen. Es ist wie ein Spiegel, aber das Spiegelbild passt nicht. Es ist verzerrt. Die Entstellung und Verzerrung scheint so groß, dass wir nicht mehr Kirche Jesu Christi sind, wenn wir nichts ändern. Man erkennt uns nicht mehr an dem, woran man uns eigentlich erkennen sollte. Gut, dass Jesus selbst das Fundament ist, er uns ruft, ihm immer mehr Raum zu geben, und mit ihm Neues möglich ist.

Darf´s ein bisschen mehr sein? Es muss.

Amen.

Impuls

zu Lk 3,15-16.21-22      09.01.2022

15 Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. 16 Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.

21 Es geschah aber, dass sich zusammen mit dem ganzen Volk auch Jesus taufen ließ. Und während er betete, öffnete sich der Himmel 22 und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.

Impuls

Mit der Taufe Jesu beginnt sein öffentliches Wirken. Die Taufe im Jordan war für ihn eine tiefe Geist-Erfahrung. Und Johannes bezeugt, dass Jesus uns alle mit Hl. Geist und Feuer taufen will. Auch uns gilt die Zusage, dass wir ein geliebtes Gotteskind sind. Interessant ist, dass der irdische Jesus eigentlich gar nicht getauft hat, sondern die ersten Christ:innen machen ihre Geist- und Feuererfahrung im Pfingstereignis mit den Feuerzungen (Apg 2,3f). Und die ganze Apostelgeschichte bezeugt, dass diese Taufe im Heiligen Geist den Unterschied macht. Als der Diakon Philippus in Samaria mit Heilungen und Befreiungen wirkte und viele taufte, hatten sie dennoch noch nicht selbst den Hl. Geist empfangen – dies geschah erst durch die Handauflegung von Petrus und Johannes (Apg 8,4-17). Als Paulus nach Ephesus kam, wussten die Jünger noch nicht einmal, dass es einen Hl. Geist gibt. Als sie diesen durch Handauflegung dann empfingen, fingen sie an zu weissagen und in Zungen zu reden. Er machte sich also erfahrbar und bemerkbar (Apg 19,1-7)! Wir verbinden dies mit der Firmung – Stärkung, doch die Frage ist, wie wir diese Erfüllung mit dem Geist wirklich erleben und welche Auswirkungen sie hat. Das NT beschreibt diese Erfüllung so, dass sie öfter geschehen kann (Apg 4,31), bzw. ich aufgerufen bin, diese Gnade Gottes wieder neu zu entfachen (2 Tim1,6). Gnade (charis) setzt die Charismen (Gnadengaben) frei, die wirklich Kraftwirkungen beinhalten (z.B. 1 Kor 12,1-11). Dynamis ist das bevorzugte Wort für diese Kraft Gottes – eine göttliche Wirkkraft, Feuerkraft.  

Wie können wir da mehr hineinwachsen? Den Schlüssel nennt V 21: während Jesus betet, öffnet sich der Himmel. Auch vor dem Pfingstereignis wurde intensiv und beständig gebetet. Die Erfüllung mit dem Gottesgeist gibt mir Trost, Beistand und Kraft, die wir alle gebrauchen können. Die Geistesgaben werden gegeben, damit wir sie zum Nutzen anderer einsetzen. Tauchen (taufen kommt von tauchen) wir immer neu ein in diese Wirklichkeit. An den Früchten des Geistes kannst du erkennen, wie echt oder unecht es ist: an der Liebe, der Freude, dem Frieden, der Langmut und der Selbstbeherrschung (vgl. Gal 5,22f).

Impulsfragen

  • Welche Geistwirkungen kenne ich aus meinem Leben oder dem anderer?
  • Es macht einen Unterschied, ob ich den Hl. Geist habe oder der Hl. Geist mich haben darf? Was hindert mich und was hilft mir, die Kontrolle loszulassen und Ihm die Regie zu übergeben?

 

 

Predigtsplitter

05.12.21

von Felix Polten

Liebe Schwestern und Brüder,
„Der Weg ist das Ziel.“ Auf diesen so gängigen Kalenderspruch bin ich vor kurzem wieder gestoßen. „Gott aber bringt Sie heim.“ heißt es in der Lesung. Und im Evangelium: „Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen.“ Für uns als Christen kann oder muss man daher sagen: Der Weg ist nicht das Ziel. Unser Weg hat ein Ziel. Der Weg eines jeden und jeder von uns, so unterschiedlich er auch sein mag, hat ein Ziel. Das verbindet uns und macht uns zur Gemeinde. Die Sterndeuter, nach denen unsere Gemeinde nun benannt ist, haben sich nicht einfach auf den Weg gemacht um des Weges willen. Sie hatten ein Ziel, ein ganz konkretes Ziel: Das Kind in der Krippe. Das ist auch unser Ziel. Besonders in der Zeit des Advent, aber auch immer sonst, ist dieser Mensch gewordene Gott das Ziel unseres Weges. Im Leben wie im Sterben. Er ruft uns, lädt uns ein, zu sich zu kommen und in der Begegnung mit ihm zu leben. Von diesem Ziel wird unser Weg bestimmt. Und nicht umgekehrt. Und dieses Ziel wird in der Lesung beschrieben als Heimat und im Evangelium als Gottes Heil. „Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil. Kündet allen in der Not: Fasset Mut und habt Vertrauen. Bald wird kommen unser Gott; herrlich werdet ihr ihn schauen. Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.“
Und dann noch Johannes der Täufer, der Mann in der Wüste, der uns, wie Delp es so schön formuliert, vor Wüsten bewahren will. Daher der Ruf zur Umkehr. Wir sollen
umkehren. Zu allererst heißt das, dass wir umkehren können. Selbst wenn wir das Ziel aus den Augen verlieren, das Ziel behält uns im Auge, der liebende Blick des Ziels wendet sich nicht ab, die Augen schließen sich nicht. Egal wie sehr wir uns verrannt haben in Meinungen oder Positionen. Egal wie schwer es uns fällt. Egal wie groß unsere vermeintlichen Zwänge und Ängste, unsere Scham ist. Das sind Wüsten, in denen wir uns verlieren können. Durch diese zieht uns das Ziel zu sich, ebnet den Weg neu, macht den Blick frei. Darüber spricht Johannes. Und auf diesem Weg sind wir Schwestern und Brüder, eingeladen gemeinsam zu gehen. Eingeladen uns zu stützen, vielleicht auch manchmal gegenseitig zur Umkehr zu rufen. Dabei aber den liebenden Blick des lebendigen Ziels einzunehmen und so aufeinander zu blicken, und so uns gegenseitig Weggefährten zu sein, in Lob und Kritik. So wird der Weg vom Ziel bestimmt und führt zu ihm hinein ins Leben.
Amen.

Predigtsplitter

zu Mk 12,28b-34 

31.10.21.

Er ist dem Impuls von Kalle für unsere Hauskirchen entnommen.

Das wichtigste unseres Glaubens ist die Liebe: die Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe. Wenn uns also jemand fragt: worum geht es im Christ-Sein? Um die Liebe! Schade, dass man dies in den Reformbemühungen der Kirche so selten hört. Und manche können so selbstgerecht und besserwisserisch streiten, dass dies schon gegen die Liebe verstößt.

Der Hintergrund des Liebes-Gebotes ist natürlich, dass Gott selbst die Liebe ist, nach der jede:r sich sehnt. Wir sind von Gott geliebt und gewollt. Was für eine frohe Botschaft!

Wie drückt sich meine Liebe zu Gott aus? Es geht nicht einfach darum, an Gott zu denken oder zu zweifeln oder über Ihn zu diskutieren, sondern Liebe ist Beziehung, Freundschaft, Hingabe. Mystische Frauen und Männer sprechen von der inneren Vereinigung mit Gott, von einer vertrauten, innigen, ja intimen Beziehung. Und die hat Auswirkungen…

Auch auf die Nächsten- und Selbstliebe. Wir leben oft nach Sympathie und Antipathie, humanistisch geschulte mühen sich um Empathie. Doch Jesus spricht sogar von der Feindesliebe. Da können wir schnell überfordert sein. Darum ist der beste Weg, sich immer neu mit dem Heiligen Geist – der Liebe Gottes – füllen zu lassen, die uns über uns hinauswachsen lässt. Es macht einen Unterschied, ob ich eine andere Person mit meiner natürlichen Liebeskraft zu lieben versuche, oder mit göttlicher Liebe. Ich fühle mich da immer noch wie ein Anfänger…

Selbst-Liebe meint nicht Egoismus oder Selbstsucht, sondern der gute Umgang mit sich selber. Sich selber auch vergeben können, mit seinen Macken akzeptieren und über sich selber lachen zu können. Mit hilft es ungemein: wenn ich weiß, Gott meint es gut mir mit, auch selbst mit mir gut umzugehen. Und je mehr ich die Liebe Gottes zulasse, desto verwandelter werde ich.

Impulsfragen

  • Wie könnte es aussehen, wenn ich der Gottesliebe mehr Zeit und Raum schenke? Wo und wie habe ich schon mal erlebt, dass ich von Gott persönlich geliebt bin?
  • Wie könnte gelebte Nächstenliebe mein Privatleben, mein Berufsleben, meinen Gemeindeeinsatz weiter entwickeln?

Erntedank

03.10.2021

von Felix Polten

Liebe Schwestern und Brüder,

Hast du auch brav danke gesagt? Kommt Ihnen dieser Satz bekannt vor? Vielleicht sogar aus der eigenen Kindheit? Erwachsene bringen hier Kindern etwas bei und das ist auch normal und gut. Aber die Art und Weise wirkt befremdlich. Ein ehrliches
Danke kommt von Herzen und muss nicht erinnert werden. Dazu wird Franz vonSales ein schöner Satz zugeschrieben: „Ein Gramm gutes Beispiel gilt mehr als ein Zentner Worte.“ Und es hat auch nichts mit Brav- oder Gutsein zu tun. Interessant ist an dieser Stelle der Verweis auf eine Heilungsgeschichte Jesu: Zu Jesus kommen zehn Männer voll von Aussatz. Alle schickt Jesus zu den Priestern um sich als wieder gesund, also rein, erklären zu lassen. Noch auf dem Weg werden sie geheilt, alle zehn. Aber nur einer von ihnen, interessanterweise der Samariter und nicht die Israeliten, kommt zu Jesus zurück um sich zu bedanken. Ich denke nicht, dass es
hier darum geht, dass dieser eine Geheilte sich brav oder gut verhalten hat. Etwas ganz anderes verdient das Augenmerk. Im dankbaren Gang zurück wird ihm noch mehr geschenkt als die bereits erhaltene Heilung: Die erneute Begegnung mit Jesus.
Ich lade Sie und euch ein in diesem Sinne heute Erntedank zu begehen. Nicht als erinnerte Pflichterfüllung. Sondern als freudiges Fest der Begegnung mit Gott. Mit
unserem Gott, der uns so reich beschenkt hat, so reich beschenkt und weiterhin so reich beschenken möchte.

Nun noch ein Blick auf das heutige Evangelium, in dem viel passiert und in dem es zur Sache geht. Ich möchte den Fokus auf die Begegnung Jesu mit den Kindern lenken. Sie sollen/wollen zu ihm, dürfen nicht, erhalten dann durch einen ziemlich ungehaltenen Jesus selbst Zugang zu ihm. Er nimmt sie in den Arm und segnet sie, ohne auf ein danke zu warten. Wir können uns diese Szene als sehr heiter und herzlich vorstellen: Ein lachender Jesus, lachende Kinder, ausgelassene Stimmung. Und darüber hinaus erhalten die Jüngerinnen und Jünger, und somit wir von Jesus die Einladung oder sogar die Weisung, so zu sein wie die Kinder. Und zwar mit dem Blick auf den Zugang zum Reich Gottes, es geht also nicht um wenig. Und es dabei umzudrehen: Nicht Kinder lernen von Erwachsenen, sondern Erwachsene lernen von Kindern. Was kann das bedeuten? Zunächst: Es geschieht genauso wie von Franz von Sales geschildert: Durch vorleben, nicht durch vorsagen. Dann gibt es im Deutschen die schöne Unterscheidung zwischen kindisch und kindlich. Offensichtlich geht es hier um kindliches Verhalten. Dazu fünf Punkte: 1. Neugierde – Kinder sind einfach unglaublich neugierig. Alles wird angefasst, angeschaut, ausprobiert, probiert. Oder die Frage: Warum? Warum? Warum? Mit Blick auf uns: Seien wir neugierig. Was hast du Gott noch mit mir und meinem Leben vor? Was kann ich noch von dir erwarten? Auf was kann ich mich noch freuen? 2. Staunen – Kinder haben die Fähigkeit der großen Augen und des offnen Mundes. Vom Heiligen Ignatius wird berichtet, dass er sich nachts stundenlang die Sterne am Himmel anschauen konnte – und staunte. Die Schönheit der Schöpfung in ihrer Größe mit der Unendlichkeit des Alles. Oder ganz nah, unsere Hand, was ein Wunderwerk. Es gibt so viel Staunenswertes, dass uns den Mund öffnen und die Augen groß machen kann. 3. Versunkenheit – Kindern haben die Fähigkeit sich einer Sache, einem Spiel, einer Bastelei, einer Malerei ganz und gar hinzugeben. Wann können wir das? Können wir so intensiv mit Gott in Kontakt kommen.? 4. Vertrauen – Kinder leben im Urvertrauen, zumindest recht lange. Ein Junge war mit seinen Eltern und seinen Geschwistern am See. Die Mutter war mit den beiden Älteren Schwimmen, er selbst als Nichtschwimmer blieb mit dem Vater am Strand. Die drei waren weit rausgeschwommen und schwammen auf den ein gutes Stück in den See hineinreichenden Steg zu. Als der Junge das sah, sprang er auf, lief den Steg entlang und sprang zu seiner Mutter in den See. Sie fing ihn auf, setzte ihn auf den Steg, war bleich vor Schreck und fragte ihn vorwurfsvoll: Junge, warum hast du das gemacht – du kannst doch gar nicht schwimmen. Der Junge verstand ihre Aufregung nicht wirklich, schaute sie an und sagte: Aber du. Wir sind eingeladen dieses Urvertrauen auf Gott und seine Zusagen zu haben. Darauf, dass seine Arme auffangende und umarmende Arme sind. Du fängst mich auf, in allem, sogar im Tod, und trägst mich hindurch. Und ein letztes: Abhängigkeit – Kinder sind total abhängig von ihren Eltern bzw. von denen, die sich ihrer annehmen. Genauso sind wir total abhängig von Gott. Und das ist nur auf den ersten Blick etwas Beklemmendes. Auf den zweiten ist es eher erleichternd und lässt demütig werden. Neugierde, Staunen, Versunkenheit, Vertrauen, Abhängigkeit: Dinge, die uns Kinder vorleben und uns nachgelebt näher zum Reich Gottes bringen. Also Dinge, die es wert sind, immer wieder neu erinnert, gelernt und gemacht zu werden. Und dankbar für sie zu sein. Generell, aber vielleicht besonders heute.
Amen.

Predigtsplitter zu Mk 7,1-8.13-15.21-23   

vom    29.8. 2021

Er ist dem Impuls für unsere Hauskirchen entnommen.

Impuls

Hier geht es um die Mitte des Menschen: unser Herz! Jesus kritisiert die veräußerlichte religiöse Praxis seiner Zeitgenossen, in der menschliche Satzungen sowie Traditionen wichtiger sind als Gottes Wort. Ihr Herz sei weit weg von Gott, darum sei ihre Religiösität vergeblich. Ehrlich gesagt hab ich bei uns Katholiken auch oft den Eindruck, dass Traditionen und Äußerlichkeiten wichtiger sind als die Weisheiten der Bibel und das zentrale Hauptgebot der Gottes- und der Nächstenliebe. In der Kirche werden ständig neue Texte geschrieben – und manchmal spürt man: es sind Satzungen von Menschen. Worte Gottes in der Bibel sind meist voller Zusagen, Verheißungen und Inspiration!

Und dann verweist Jesus darauf, worauf es ankommt: auf Herzensbildung. Wie sieht mein Innen aus? Was gibt es da an bösen Gedanken, an Neid, Hochmut und Unvernunft, um nur einige zu nennen. Bei Unzucht steht im griechischen Urtext übrigens porneiai, wo unser Wort Porno herkommt.

Doch wie kann ich mein Herz läutern, erneuern? Dazu sagt dieser Text nichts, aber viele andere Bibelstellen. Zunächst einmal gibt es von Jesus den wirklich weisen Spruch: „Wovon das Herz voll ist, davon sprudelt der Mund“ (Lk 6,45). D.h. ich kann am Reden bei mir und anderen erkennen, was eine:n bewegt, an Missmut und Ärger, an Freude und Interesse usw. Wenn wir wollen, dass Gott wieder mehr ganz natürlich ins Gespräch kommt, gilt es also, unser Herz immer neu mit Seinem Geist zu füllen. Schon das AT verspricht uns, dass Gott uns ein neues Herz schenken kann und Seinen Geist hineinlegen kann (z.B. Ez 36,26). Der christliche Weg der Herzensbildung geht also weniger über eigene Anstrengung, Leistung und Selbstoptimierung, sondern über das Sich Öffnen und Einlassen für Gottes Wirken. Dafür ist es hilfreich, Gottes Worte ständig in mein Denken zu lassen und sie im Herzen zu bewegen, so dass sie mir in Fleisch und Blut übergehen und mein Reden und Handeln im Sinne Gottes beeinflussen. 

 

Impulsfragen

  • Welche Texte und Sprüche prägen mein Leben? Wie können wir Gottes Wort wieder mehr in Kraft setzen?
  • Wie geht es mir mit dem Innen? Was hilft mir zu einem Herzen zu kommen, mit dem ich Gott aus ganzem Herzen, mit all meinen Gedanken und all meiner Kraft liebe und meinen Nächsten wie mich selbst?

 

 

 

Nach oben und zur Seite schauen

 25.07.21             Joh 6,1-15

In dieser Woche gestalten wir unsere Kinderaktion mit insgesamt 50 Akteur*innen „Der 4. König“. Die Hl. 3 Könige haben ja nach oben geschaut und sind einem neuen Stern gefolgt. Der 4. König, eine Erzählung, kam zu spät zum vereinbarten Treffpunkt, weil sein Kamel lahmte. Er kam nur langsam voran, sah nach rechts und links und traf auf viele Probleme, auf Arme und Kranke. Seine Geschenke setzte er für sie ein. Erst nach 30 Jahren traf er Jesus in Jerusalem am Kreuz und entdeckte, dass er Ihn in den Armen und Kranken begegnet ist.

Im heutigen Evangelium erleben wir einen Jesus, der keineswegs König sein will, um frei zu bleiben. Auch er schaut auf die Bedürfnisse und Nöte der Menschen: dass sie krank sind und hungrig. Und er hilft. Doch damit Er das so richtig wirkungsvoll kann, schaut er nach oben: Er betet über die 5 Brote und 2 Fische. Und er zieht sich am Ende allein auf einen Berg zurück, um ganz vertraut mit seinem himmlischen Vater zu sein.

Was heißt das für uns in der Nachfolge Jesu? Ja, schauen wir auf die Bedürfnisse und Nöte der Menschen um uns herum. Manche schauen ja nur auf ihre eigene Befindlichkeit. Auch manche Gemeinden kreisen nur ums sich. Und bring das ein, was du hast, selbst wenn es nur 5 Brote und 2 Fische sind. Die Apostel rechnen in Defiziten, wie auch heute viele Kirchenchristen. „Geht nicht, können wir nicht“, heißt es dann. Wir dürfen wie Jesus bei unseren Problemen und Herausforderungen auch nach oben schauen – zu Gott, dem Meister des Unmöglichen. Denn auch wir sollen Kranke heilen und den Menschen zu essen geben. Darum haben einige bei uns das Projekt „Essen ist fertig!“ für Bedürftige gestartet – und wir haben immer genug an Essen und Helfenden, Halleluja!

Meine aktuelle Lieblingstheologin Dr. Heidi Baker hielt ich anfangs für leicht hysterisch und durchgeknallt, bis ich entdeckte, wie echt sie ist in ihrem Einsatz für andere. Sie lebt in Mosambik und setzt sich vor allem für Straßenkinder ein. Dort gibt es aktuell auch viel islamistischen Terror. Ihre Organisation heißt Iris Global  – und sie schaut wirklich nach oben und nach allen Seiten. Und sie versuchen, mit den Augen Jesu die Welt und uns Menschen zu sehen und entsprechend zu handeln. Momentan verteilen sie täglich 38.000 Mahlzeiten. Und sie haben in allem Chaos und Leid schon viele Krankenheilungen erlebt, und auch Essensvermehrungen. Heidi spricht gern vom secret place, um Gott tiefer zu begegnen. Bei Jesus ist dies heute der Berg. Jesus rät aber auch, einfach auf Dein Zimmer zu gehen, die Tür zu zu machen und zu Gott zu beten, der im Verborgenen ist. Und Gott wird es Dir vergelten!

Werden wir immer mehr zu Menschen, die nicht nur auf sich selbst schauen – das auch, sondern immer auch nach oben und zu den Menschen links und rechts. Dabei werden wir ein Geheimnis des Reiches Gottes erleben: „Wer gibt, der empfängt!“

 

Fronleichnam

von Felix Polten

Liebe Schwestern und Brüder,

 

Als ich am vergangenen Mittwoch mit Hanno videotelefoniert hatte, waren die Gedanken für die Predigt eigentlich schon zu Papier gebracht. Dann kam der Freitag mit dem Rücktrittsgesuch von Reinhard Marx. Und allein dieses Gesuch ist bemerkenswert. Reinhard Marx ist einer der bekanntesten und einflussreichsten Katholiken in Deutschland und in der Weltkirche. Aber auch die Begründung ist bemerkenswert. Er möchte Mitverantwortung für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs tragen und ein persönliches Zeichen setzen. Das ist für die deutsche Kirche beispiellos. Und es würde gut tun, wenn so manch anderer Bischof das auch tun würde. Und erkennen würde, dass es auch und vor allem ein systematisches Problem ist, das die katholische Kirche hat, und das einer weitreichenden Reform an Haupt und Gliedern bedarf. Denn die Kirche, so bilanziert Reinhold Marx offen und erschrocken, ist an einem gewissen toten Punkt.

 

Diesen Begriff verwendet schon Alfred Delp. Von den Nazis ab Juli 1944 inhaftiert entfaltet er bis zu seiner Ermordung im Februar 1945 eine große Produktivität an Gedanken. Unter anderem heißt es: „Die Kirchen scheinen sich … durch die Art ihrer historisch gewordenen Daseinsweise selbst im Weg zu stehen. Ich glaube, überall da, wo wir uns nicht freiwillig um des (wahren) Lebenswillen von der (gewohnten) Lebensweise trennen … sind wir trotz aller Richtigkeit und Rechtgläubigkeit an einem toten Punkt.“ Und weiter formuliert er: „Wir haben durch unsere müde Existenz den Menschen das Vertrauen zu uns genommen … Der ausgeplünderte Mensch liegt noch am Weg … Da steht selbst der Geist Gottes, man möchte sagen, ratlos, und findet keinen Eingang.“

 

Es wäre jetzt zwar interessant auf die gleiche Formulierung zu schauen, aber nicht besonders weiterführend. Weiterführend denke ich ist, was Delp als Alternative vorstellt. Denn auch darauf verweist Reinhard Marx, wenn der tote Punkt für ihn zu einem Wendepunkt werden kann. Was bedarf es dazu? Delp: „Christen mit einem werbenden Dasein, so dass die Menschen, die uns begegnen spüren, dass wir erlöste Menschen von heute sind.“ Erlöst und werbend statt tot. Dazu bedürfe es der unverratenen Anbetung.

 

Denn in der unverratenen Anbetung liegt die Möglichkeit den toten Punkt zu einem Wendepunkt zu machen. Im Blick auf das Brot. In dem wir den Leib Christi sehen. In dem wir Jesus sehen. Unseren Herrn. Unseren Freund. Unseren Bruder. Von Angesicht zu Angesicht. Und dieser Blickkontakt hat formende, verwandelnde Kraft. In der Anbetung werden wir von ihm geformt, werden wir von ihm in ihn verwandelt. In diesen Leib, der all unsere Grenzen übersteigt, der so viel größer ist als unsere Vorstellungen.

 

Zu dieser Anbetung gehören das gebeugte Knie, das offene Herz und der hörende Geist. Das gebeugte Knie macht uns klein, damit er uns wieder groß machen kann. Nicht wir selbst oder unsere Institution. Das offene Herz ist frei von Sorgen und Ängsten um sich und die Institution oder lässt sie wenigstens nicht an erster Stelle stehen. Der hörende Geist möchte den Heiligen Geist hören, der dann nicht mehr ratlos vor der Tür stehen muss, sondern kann kraftvoll in uns und unsere Institution einziehen und wirken kann.

 

Alfred Delp hat es vorgemacht. Im unverratenen Blick auf Jesus war für ihn der bedingungslose Einsatz gegen das menschenverachtende Regime der Nazis klar. Klar war auch, dass dieser Einsatz konfessionelle Schranken überschreitet und so zu einer wahren Ökumene führt. In der Haft hat er selbstverständlich Kommunion mit seinen protestantischen Mitstreitern wie Moltke gefeiert.

 

Ein Leben in und aus der unverratenen Anbetung, das zu einem Leben in Liebe und Dienst wird. Das kann die Einladung von Fronleichnam sein. Und so zu einem Leben der Kirche, die nicht tot ist, nicht in sich erstarrt ist, nicht auf sich, ihre Pfründe, ihre Macht und ihr Ansehen achtet. Sondern die das Evangelium hell erstrahlen lässt, die den müden Menschen Kraft spendet, die den ausgeplünderten Menschen in die Mitte holt, die voll von Geist ist, die erlöst wirkt und einladend ist. Das kann die Einladung von diesem Fronleichnam sein. Amen.

Ansprache zur Segnungsfeier am 9. Mai 2021

von Prof. Dr. Ulrich Engel OP

Liebe Gemeinde,

unter dem Hashtag „#liebegewinnt“ laden viele Gemeinden in Deutschland an diesem Wochenende zu Segnungsgottesdiensten ein. Im Fokus dieser Segnungs-gottesdienste stehen alle Menschen, die sich lieben – verheiratet oder nicht, LGBTQI oder wie auch immer – eben Paare, die sich lieben. Niemand soll ausgeschlossen sein! Es geht darum, die Vielfalt von Lebensentwürfen und Liebesgeschichten von Menschen zu feiern und um Gottes Segen zu bitten – ganz ohne Heimlichkeit. Denn es ist Gott und niemand anderes, der heterosexuelle wie homosexuelle, verheiratete wie unverheiratete, geschiedene wie wiederverheiratete Menschen und ihre Beziehungen segnet. Ich freue mich sehr, dass ich heute mit Ihnen hier einen solchen Segnungsgottesdienst feiern darf.
Was ist gemeint, wenn wir für Menschen Gottes „Segen“ erbitten? Die Worte „Segen“ und „segnen“ sind ja nicht so sehr geläufig in unserer Alltagssprache …
Manchmal verwenden wie diese Worte, ohne es zu wissen. Wenn wir beim Skifahren oder sonst irgendwo sagen „Hals- und Beinbruch!“, dann wünschen wir dem anderen ja nicht, dass er sich das Genick oder die Beine brechen soll. Ich habe gelesen, das Wort „-bruch“ in dieser Redewendung leite sich ab von dem alten hebräischen Wort „barach“; „barach“ heißt „segnen“! Und das ist doch wohl auch gemeint: „Hals- und Bein-barach“ – Hals und Bein, also der ganze Mensch, sollen behütet sein.
Was „Segen“ ist, wird besonders deutlich an dem lateinischen Wort für „segnen“; das heißt „benedicere“. Ältere Katholiken kennen den Begriff möglicherweise noch aus der lateinischen Liturgie. Das Wort „benedicere“ besteht aus zwei Teilen: „bene“ heißt „gut“ – Italienreisende wissen das sicher! Und „dicere“ heißt „sagen, sprechen“. Wörtlich übersetzt bedeutet „benedicere“ also: „Etwas Gutes sagen“. Ich möchte das noch etwas freier übersetzen, ein wenig erweitern: Das Gute in den Blick nehmen, das Gute stark machen.
Weil Gott uns liebt, weil er uns segnet, weil er uns Gutes will, deswegen können wir mitei-nander freundlich sein, herzlich, rücksichtsvoll, nachsichtig, vergebend. Oder anders-herum: Damit wir in unseren homo- und heterosexuellen Partnerschaften freundlich, barmherzig und nachsichtig miteinander leben können, kommen wir hier und heute in die Kirche und erbitten den Segen Gottes für uns und unsere Partner*innen! Amen.

 

#liebegewinnt
Predigt am 9. Mai 2021

von Prof. Dr. Ulrich Engel OP

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Predigt vom 2. Mai 2021

von Felix Polten

Liebe Schwestern und Brüder,

Was gehört für Sie und euch zu den schönsten Gottesdiensterlebnissen? Rufen Sie es sich hervor und behalten Sie es sich.

Etwas ganz anderes: Fußballerisch stand dieses Wochenende ganz im Zeichen der Halbfinalpartien des DFB-Pokals. Gestern setzte sich erwartungsgemäß der Favorit Dortmund durch. Genauso wie am Freitag der Favorit Leipzig. Aber anders als gestern war das Spiel am Freitag eine knappe Kiste. Es ging in die Verlängerung und selbst dort musste es in die Nachspielzeit gehen bis das Siegtor für Leipzig fiel: 2:1 gewonnen, das Finalticket zum Finale hier in Berlin gebucht. Und viele habe sich gefragt: Was wäre gewesen, wenn das Spiel nicht als Geisterspiel gespielt worden wäre? Was wäre gewesen, wenn ca. 40.000 Fans im Stadion gewesen wären? Auf jeden Fall kann man sagen, dass sie das Stadion in einen grün-weiß Hexenkessel verwandelt hätten. Dass die Partie in einem nicht nur vollen, sondern auch und vor allem ausrastenden, kochenden, brüllenden Stadion stattgefunden hätte. Und was wäre dann gewesen?
Eine kürzlich veröffentlichte Studie legt die Vermutung nahe: Bremen hätte gewonnen und den Favorit ohne Ticket nach Berlin zurück nach Leipzig geschickt und hätte dieses stattdessen selber gelöst. Denn das Ergebnis dieser Studie ist: Durch die Geisterspiele vor leeren Rängen ist der Heimvorteil weg. Es gibt mehr Auswärtssiege, Überraschungssiege zu Hause von Nichtfavoriten werden weniger, es kommt seltener vor, dass kleine Mannschaften zu Hause gegen große einen Rückstand drehen und das Spiel noch gewinnen. Als Grund wird die fehlende Emotion der Zuschauer, die sich auf die Spieler überträgt und diese über sich hinauswachsen lässt, angegeben. Die Heimmannschaft hat den Vorteil, den sie den sie vorher durch die Unterstützung der Zuschauer hatte, nicht mehr.

„Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch.“ Es ist ein schönes Wort, das uns im heutigen Evangelium immer wieder begegnet. „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch.“ Aber auch ein etwas rätselhaftes Wort. „Bleibet hier und wachet mit mir“: Die Aufforderung Jesu an Petrus, Johannes und Jakobus im Garten Getsemani ist leicht zu verstehen. Genauso wie die Aufforderung der Emmausjünger an Jesu: „Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt“. Hierbleiben, beieinander bleiben, aber ineinander bleiben? Das ineinander Bleiben wird von Jesus mit dem Bild des Rebstockes beschrieben. Und ich denke dieses Bild des Rebstockes deutet in zwei Richtungen.
Zunächst bin ich, sind Sie, seid ihr als Rebe direkt und individuell mit Jesus verbunden. Bleibend und unauflöslich, von seiner Seite aus untrennbar. Sein Geist will in uns wirken. Sein Wort will uns berühren. Sein Ruf will uns bewegen. Er will uns begegnen im Nächsten und im Dienst an der Nächsten. Und dann kommt es auf mich an: Öffne ich mich dem? Oder nicht? Wenn ja, kann sein Geist in mir wirken, sein Wort mich berühren, sein Ruf mich bewegen und er mir in der Nächsten begegnen. Daraus entsteht ein Leben in Jesus, er ist in mir und ich bin in ihm. Durchaus auch sichtbar in der Welt und für die Welt. Denn egal wo ich mich befinde, diese Verbindung lässt sich überall vollziehen; Kalle hat so schön von der Berufung einer jeden von uns letzte Woche erzählt und dem Zeugnis, das dadurch gegeben wird.
Ein Beispiel für eine zeugnisgebende Berufung begegnet uns in der ersten Lesung mit dem unermüdlichen Paulus, der rastlos unterwegs war und diese Verbindung sichtbar vollzogen hat. Und an ihm zeigt sich die zweite Richtung des Bildes vom Rebstock: Ich hänge nicht alleine als Rebe an diesem Weinstock. Das tun Sie und ihr auch nicht. Das hat Paulus nicht getan. Er ging bei anderen Reben, den Schwestern und Brüdern in Jerusalem ein und aus. Und damit er bei den Schwestern und Brüdern ein- und ausgehen konnte, benötigte er vorher eine einzelne Rebe, Barnabas, der ihm die Tür öffnete. Ihm, vor dem alle Angst hatten und dem alle misstrauten; immerhin war er bei der Steinigung des Stefan aktiv beteiligt. Und damit öffnet er ihm nicht nur die Tür zu den Schwestern und Brüdern in Jerusalem, sondern die Tür zu allen Schwestern und Brüdern, die sich in der Gemeinschaft um Jesus versammeln. Und somit in der Gemeinschaft in Jesus. Denn in ihr, in dieser Gemeinschaft ist er bleibend gegenwärtig.
Und diese Gemeinschaft nennt die erste Lesung Kirche. Diese wuchs weiter und letztlich wuchs sie bis zu uns heute. Bis zu uns hier in diesem Raum, in der wir gerade Kirche bilden. Gemeinschaft miteinander bilden. Gemeinschaft um Jesus bilden. Gemeinschaft in Jesus bilden, ihn diese bilden lassen.
Das Individuelle reicht nicht aus. In Jesus bleiben heißt auch in Gemeinschaft mit den Schwestern und Brüdern bleiben, die noch als Reben am Weinstock hängen. Und um das direkt zu sagen. Diese Gemeinschaft, diese Kirche, ist größer als die hierarchisch verfasste römisch-katholische Kirche. Wenn es nur darum ginge in dieser zu bleiben um in Gemeinschaft mit Jesus zu bleiben, dann wäre das sehr eng, zu eng.
Und in dieser Gemeinschaft bleiben heißt auch sich konkret zu versammeln so wie wir heute. Das ist gewissermaßen unser Heimvorteil. Ohne ihn würde das Bleiben in Jesus schwerer werden. Gemeinsam lassen wir den Geist wirken. Gemeinsam hören wir das Wort. Gemeinsam lassen wir uns rufen. Gemeinsam wenden wir uns den Nächsten und auch einander zu. Das geht über den Emotionsvorteil der Fußballer im vollbesetzten Stadion hinaus. Weit darüber hinaus. Es ist der Leib Christi den wir bilden, den er bildet. Aber die Emotion spielt auch eine Rolle. Dazu ein persönliches Beispiel: Eines meiner ergreifendsten Gottesdiensterlebnisse war die Osternacht in Nairobi. Die Kirche war so voll, dass es schon vor Coronazeiten schwer vorstellbar war. Feuer, Kerzenprozession und so weiter wie wir es überall feiern. Und dann das Gloria. Licht, Orgel, Glocken, Musik. Der Pfarrer und die Messdiener begannen um den Altar zu tanzen, den Mittelgang entlang zu tanzen. Die Leute tanzten mit, Jubelschreie, Jubeltrillern brach aus. Der ganz Raum vibrierte und war so dermaßen emotions- und energiegeladen, dass es gar keine zwei Meinungen darüber geben kann, ob Jesus vor 2000 gestorben und auferstanden ist und ob das für uns heute von Bedeutung ist. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut. Ich bin mir sicher auch Sie haben eine und mehrere solcher Gottesdiensterfahrungen.
Dieser Heimvorteil, er hat in der letzten Zeit ein wenig gelitten durch die Coronaeinschränkungen. Aber auch durch die Zusammenlegungen von Gemeinden. Aber wie in jeder Krise liegt auch hier eine Chance. Das Bleiben im Rebstock ist etwas Dynamisches. So auch die Gestaltung der Gemeinschaft. Und das ist vielleicht eine Einladung in diesem Text: Das Gute zu bewahren und nach Neuem zu suchen. Amen.

 

Predigtsplitter zu Joh 20, 19-31 am 11.04.21

Der heutige Predigtsplitter ist auch der Impuls für unsere Hauskirchen.

Der 1. und 8. Tag stehen für den Sonntag als neuer Treffpunkt der ersten Christen. Es ist der Auferstehungstag. Sie treffen sich aus Angst hinter verschlossenen Türen. Auch heute lebt manche Gemeinde wie in einer Blase oder jemand verbirgt seinen Glauben aus Menschenfurcht vor anderen. Schon damals „schwänzte“ jemand das Treffen.

Jesus geht auf die Zweifel des Thomas ein, doch er führt ihn weiter: auch zu glauben, wenn man nichts sieht. In den Ostergeschichten der Evangelien geschieht es ständig, dass Jesus den Kleinglauben und die Zweifel seiner Jünger*innen kritisiert. Er will sie weiterführen, auch jetzt: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (V 21). Bei Thomas hat die Begegnung mit dem Auferstandenen gewirkt: er ist Apostel bis nach Indien geworden, vermutlich über den Irak und Iran gezogen. Noch heute nennen sich viele

Christen in Indien Thomas-Christen.

Es ist wirklich beeindruckend, mit welchem Feuer die ersten Christ*innen tatsächlich in die ganze Welt zogen, um die Frohe Botschaft von Jesus zu verbreiten. Dieser spirit des Aufbrechens fehlt heute oft. Ein kritisches Bonmot zu unserer Kirchensituation lautet. „Eine Gemeinde, die nicht sendet, endet.“

Darum lade ich zu einer geistlichen Übung ein, sich V 21 bildhaft und persönlich vorzustellen: Jesus haucht mich an und sagt: Empfange den Hl. Geist. Ignatius von Loyola hat immer geraten, sich Evangelienstellen bildlich vorzustellen, dass ich dabei bin. Damit man nicht nur über den Kopf geht, sondern es wirklich „schmeckt“. Vinzenz Pallotti hat solche  Phantasieübungen ständig praktiziert. Am besten macht man sie so oft und so lange, bis der Kipppunkt kommt: dass ich es mir nicht mehr vorstelle, sondern dass es passiert. Dass es in mir betet, dass der Geist in mir spricht und wirkt.   

Wenn ich wirklich öfter und länger in dieser offenen Empfangshaltung verweile, mich bewege, können wunderbare Inspirationen und Kraftwirkungen des Geistes geschehen. Ich empfange z.B. tatsächlich einen Impuls, zu was mich Jesus konkret senden will. Ich erlebe innerlich ganz tief, dass Jesus auch zu mir sagt: „Der Friede sei mit Dir“ – und ein starker innerer Friede erfüllt mich.

Der Auferstandene sendet uns alle tatsächlich in die ganze Welt – unsere erste Zielgruppe sind zunächst einfach die Menschen und Situationen, in denen wir sowieso drin sind, die Menschen, die uns begegnen: auch bei der Arbeit, in der Freizeit, auf der Straße. So sehr bei Corona Kontaktbeschränkungen nötig sind, so sehr gibt es aber den Bedarf an gegenseitiger Stärkung, Hilfe, Ermutigung. Das NT gibt den klaren Rat, dabei zu vertrauen auf die Kraft, die von oben kommt (z.B. Lk 24,49) und zu trösten mit dem Trost, mit dem wir von Gott getröstet werden (2 Kor 1,4). Der Hl. Geist wird gern der Tröster genannt. Da lass ich mich doch gerne anhauchen…und senden.

 

Impulsfragen  

 

  • Vielleicht diesmal konkret erstmal gemeinsam die empfohlene geistliche Übung machen.
  • Wo spüre und erlebe ich Frieden und Trost? Welchen Impuls zur Sendung (Apostolat) nehme ich wahr?

 

Übernatürliche Möglichkeiten

15. März 21       Eph 2,4-10     Joh 3,14-21

Die Tage wurde im Tagesspiegel gefragt, ob wir alle wegen Corona noch einen burn-out bekommen?

Und dann wurden auch natürliche Hilfsmittel genannt, wie wir unsere Resilienz – Widerstandskraft stärken können. Z.B. genügend Schlaf, gesunde Ernährung, viel Bewegung – ja und immer wieder auch Lachen. Und es war vom kontrafaktischen Denken die Rede: also z.B. sich vorstellen, es könnte noch schlimmer sein. Das kann die Situation relativieren.

Auf all diese Dinge versuche ich zu achten. Okay, es gibt Bewegungsmangel und manchen Fehler. Kontrafaktisch Denken tue ich nicht: ich trainiere, metafaktisch zu denken. Ein Lieblingssatz aus der Theologie heißt: Gnade baut auf der Natur auf. Thomas von Aquin empfiehlt z.B., Exerzitien mit einem gemütlichen Bad zu beginnen.  Ganz natürlich, aber sich dann der Gnade – charis, dem Geist Gottes öffnen. In die übernatürliche Welt eintauchen. Dort begegne ich der Kraft Gottes mit allen seinen Möglichkeiten. Mein natürliches Potential wird exponentiell erweitert. 

Beide Bibeltexte heute nennen das Zauberwort, wie wir in die übernatürlichen Möglichkeiten kommen können. Glaube – Vertrauen. Die kurze Lesung spricht gleich 3x von Gnade – durch Glauben! Und Jesus sagt klar: Wer glaubt, empfängt ewiges Leben. Das können wir doch brauchen, gerade in der Corona-Katastrophe.

Wie kann ich das praktisch machen? Ich nehme morgens nicht nur ein Bad aus der Wasserleitung, sondern noch im Bett steige ich oft ein in das wunderbare Bild vom Bad der Wiedergeburt (regeneratio) und Erneuerung (renovatio) im Hl. Geist. Ich benutze für diese Glaubensvorstellung meine natürliche Phantasie, bis der Kipppunkt kommt –

und es an mir geschieht.

Und im Lauf des Tages aktiviere ich gern meinen Glauben, indem ich ihn bekenne, gelobe! Z.B. wenn ich mal enttäuscht bin von einem Menschen, bekenne ich den Psalmvers: „Besser sich zu bergen beim Herrn als auf Menschen zu bauen. Besser sich zu bergen beim Herrn als auf Fürsten zu bauen.“ Und dann berge ich mich im Herrn, kuschele mich in Ihm ein. Und merke: dieser Glaube in Aktion ist keine Theorie, sondern eine Wirkkraft. 

Auch in unserer gruseligen Kirchensituation: ich versuche, auf das Haupt zu schauen, auf Jesus. Er ist das Haupt, nicht der Pfarrer, auch nicht der Bischof oder Papst. Und Jesus geht es um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit mit und für uns Menschen. Das inspiriert und motiviert mich konkret für die Menschen und Situationen, in denen ich konkret stehe. Zu versuchen, es mit den Augen Jesu zu sehen. Das schafft innere Freiheit und eine bessere Energie zum Agieren.

Gnade baut auf der Natur auf, auch bei dem schwierigen Thema Sterben. Heute wird viel diskutiert über Sterbehilfe. Wir haben eine wunderbare spirituelle Möglichkeit. Das natürliche ist Zuwendung, Vergebung, Herzlichkeit. Als wir kürzlich Lissy`s Mutter besuchten, gab es den Moment, dass sie um den Segen bat und uns auch segnete und es endete mit Halleluja und einem Lachen. Trotz Schmerzen und dem Gespür: es geht zu Ende. Wir erlebten, wie diese das Leben liebende Person bereit wurde zu gehen – und ihre Kinder konnten sie loslassen. Darum geschah die Beerdigung jetzt bei aller Trauer in österlicher Stimmung. Der Himmel öffnete sich, Natur ging, Übernatur kam.

Die Fastenzeit lädt uns ein, immer wieder umzukehren, und zwar zu Gott und Jesus – im Herzen, im Kopf und dann im Handeln. Wir haben die Möglichkeit, einen Glaubens- und Lebensstil immer mehr zu entwickeln, in dem das Natürliche übernatürlich wird und das Übernatürliche natürlich – natürlich übernatürlich.  Klar stoßen wir an Grenzen und wir machen Fehler – doch mit Gott können wir Mauern überspringen, Hosianna.

Fest der Darstellung des Herrn

02.02.2021                                                  Lk 2,22-40

Dieses Ev zum Fest der Darstellung des Herrn – Mariä Lichtmess am 2.2. fasziniert durch die beiden Propheten Hanna und Simeon. Von ihm heißt es gleich 3x, dass er mit dem Hl. Geist zu tun hat: Er ruht auf ihm, offenbart ihm etwas und führt ihn in den Tempel. Und dann weissagt er über das Kind, genauso wie Hanna.

Seit Corona feiern wir sonntags zusätzlich einen Koinonia-Gottesdienst nach 1 Kor 14, 26-30. Da bringt sich jede*r ein. Sogar prophetisch. Bei der Weihe Jesu im Tempel wird nicht einfach ein Ritus vollzogen – das auch, sondern es geschieht spirituelle Interaktion. Bei unseren Koinonia-Gottesdiensten bringt oft jemand ein Lied mit, manchmal einen Text, öfter ein Zeugnis, kürzlich einen Witz. Sprachengebet mit Auslegung gab es auch schon, Prophetien bisher nicht. Interessant ist, dass gar kein Leiter erwähnt wird in 1 Kor 14 – und die anderen, nicht ein Leiter, sollen urteilen über eine Prophetie.  Ein überraschend demokratisch-spiritueller Gottesdienst, bei dem der Hl. Geist wirkt.

Mich begeistert Hanna, diese Witwe mit 84 Jahren. Nach nur 7 Jahren Ehe starb ihr Mann – sie hätte hadern können, auch mit Gott, verbittert werden, aber sie macht einen Riesenschritt auf Gott zu: sie betet und fastet 24/7 im Tempel. Allein in Berlin weiß ich um 5 Orte, wo rund um die Uhr gebetet wird. Und an einigen Orten „passiert“ wirklich etwas: neue Hinwendung zu Gott, Kraft zu einem erneuerten Leben und auch Heilungen und Freisetzungen.

Das Fest der Darstellung des Herrn wird auch Tag des gottgeweihten Lebens genannt. Mich motiviert es, immer Gott-zentrierter zu leben. Weniger Corona-fixiert, weniger Sorgen-fixiert, weniger Ego-zentriert. Und mich lockt, was es in V 40 über Jesus heißt: stärker werden, mit Weisheit erfüllter und dass Gottes Gnade (charis) auf uns ruht.

Impulsvorschlag

  • Oft scheitern geistliche Durchbrüche an unserer Halbherzigkeit. Welche Vorbilder locken mich? Welche Beispiele schrecken mich ab?
  • Bete mit eigenen Worten ein Hingabe-Gebet an Gott und erlaube dem Heiligen Geist, stärker in Dir und durch Dich für andere zu wirken.

 

Weihnachten 2020

So ganz anders

Aber wir müssen nicht Weihnachten retten, Weihnachten rettet uns!!!

Ja und das 1. Weihnachten fand nicht in einer Kirche statt, auch nicht in der Synagoge oder dem Tempel:

sondern in einem Stall.

Und das Engelerlebnis der Hirten bei der Arbeit, auf dem Feld.

So erging es schon 9 Monate vorher Maria: Der Engel kam zu ihr nach Hause.

Die Heilige Patchworkfamilie war damals unterwegs auf der Straße und musste dann blad fliehen und fand Asyl in Ägypten.

So finden auch wir heute Jesus auf der Straße und bei Opfern von Gewalt.

Darum mach`s wie Gott: werde Mensch! Und liebe Ihn in den Menschen.

Also lass Dich überraschen, wo Du auch bist – schenke und lass Dich beschenken.

Und das beste Geschenk? Schenk Jesus ganz neu Dein Herz und Dein Leben. Du kannst dabei nur gewinnen!

 

Die Menschwerdung des Wortes Gottes heute

Weihnachten feiern wir, dass der logos – das Wort, Geist und Sinn – in Jesus Fleisch wurde, Mensch wurde. . .

Jesus ist der logos, der unserem Leben Geist und Sinn gibt.

Fleischwerdung und Menschwerdung geschieht auch heute, wenn wir Worte Gottes in uns aufnehmen, im Herzen wie Maria bewegen, damit sie aufgehen und Frucht bringen können.

Als Beispiel nehm ich den biblischen Leitsatz unserer gemeinsamen Pfarrei: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ (Ps 18, 30b).

Wir alle kennen Mauern, auch Kirchenmauern. Diese Schritte können helfen:

  • Zunächst kann ich dieses Wort wie ein Mantra mir immer wieder sagen, damit es mein Denken und Fühlen wirklich erweitert, was mit Gott möglich wird.
  • Dann gilt es, sich wirklich „mit meinem Gott“ tiefer zu verbinden, dass Gott wirklich „mein“ wird und ich immer mehr Sein*e werde. In diesem Prozess läutert sich auch, welche Mauer ich überspringen soll, welche nicht. Welche Mauer Gott mit mir überspringen will!
  • Springen muss ich selber! Ein wichtiger Punkt. Es heißt nicht, dass Gott die Mauer weg nimmt oder mich über sie einfach hinüberträgt: mein Glaubens- und Lebenssprung ist not-wendig.

Hier schrecken viele zurück. Und wer kennt es nicht: ich versuch`s und knall gegen die Wand – manchmal mit dem Kopf zuerst.

Als Sportler weiß ich: kaum eine*r schafft`s  beim ersten mal. Leider geben viele spätestens beim 3. Fehlversuch auf. Ich selbst versuch, mich durch die Schritte von vorn wieder innerlich aufzubauen zum neuen Sprung-Versuch.

Der Blick auf die, die mit Gott wirklich Grenzen überwunden haben, kann Mut machen. Ich kann auch aus ihren und meinen Fehlern lernen.

Ein hilfreicher Weg ist, erstmal mit kleinen Mauern zu üben und schrittweise sich größeren zuzuwenden. Bis dieses Wort mir in Fleisch und Blut übergeht und mich tatsächlich beflügelt im Hürdenlauf des Alltags. So können Worte Gottes heute Mensch werden.

Herzlich Kalle-luja

 

Predigtsplitter zum 3. Advent

Joh 1,6-8.19-28 13.12. 2020
Aus dem Impuls für unsere Hauskirchen.

Ein großes Thema heute ist die Identität: Wer bin ich, und wenn ja, wie viele? Es gibt Fragen der sexuellen Identität, der ethnischen, kulturellen usw. Es gibt auch religiöse Identitätskonflikte. Das Weihnachtsevangelium gibt in Joh 1,13 einen faszinierenden Hinweis: Die Vollmacht, Kinder Gottes zu werden, „die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind“. Also eine Identität nicht aus „Blut und Boden“, sondern aus Gott. Das nenne ich mal echte Ahnenforschung, zum Ur-Ahnen….Paulus betont das gleiche für Christen gewordene Menschen. „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau, denn ihr alle seid „einer“ in Christus Jesus“ (Gal 3,28). Eine neue Identität in Jesus, die jede nationale, soziale und Geschlechter-Identität übersteigt.
Im heutigen Evangelium können wir staunen, wie identitätssicher Johannes der Täufer ist: er weiß, wer er nicht ist – das ist auch wichtig! Er ist nicht das Licht, nicht der Messias (Christus), nicht Elija und nicht der Prophet. Sondern er ist Zeuge und die Stimme eines Predigers und der Wegbereiter eines Größeren.
Weißt Du, wer Du bist? Was Deine Bestimmung, Deine Berufung ist?
Wenn wir jetzt Weihnachten den menschgewordenen Gott in Jesus feiern, können wir entdecken, wie identitätsbewusst auch Jesus ist. Er nennt sich am Liebsten den Menschensohn, Ausdruck tiefster menschlicher Solidarität. Auch den Gottessohn, gern den Bräutigam, bewusst den Freund. Seine Jünger weist er an, sich nicht Lehrer, Meister oder Vater nennen zu lassen. Er weiß, wozu Er gekommen ist: damit wir das Leben in Fülle und vollkommene Freude haben. Er will das Verlorene suchen, sich nicht bedienen lassen, sondern dienen.
Wer sind wir? Paulus drückt es wunderbar aus: Kinder Gottes, Erben des Himmelreiches, Mitarbeiter*innen Gottes. Finde Deine Identität in Gott!!! Wir sind wirklich „adelig von“, nämlich „von“ Gott. Das kann uns vor Minderwertigkeitsgefühlen bewahren, aber auch vor Selbstüberschätzung. Wir sind nicht Gott, und müssen es auch nicht „spielen“, was viele Egomanen im Kleinen wie im Großen leider machen.

Impulsfragen
1) Welche Identitätskonflikte kenne und erlebe ich?
2) Wie finde ich zu meiner tieferen göttlichen Bestimmung und Berufung?

 

Predigtsplitter

zu Mt 25, 14-30, 15.11.2020

von Annette Bräunlein

Das Gleichnis mit den Talenten ist ja ein ziemlich bekanntes Gleichnis. Aber was will Jesus damit sagen? Es sind ja auch auf den ersten Blick ein paar recht harsche Aussagen drin. Lassen Sie uns zunächst mal schauen, um was es genau geht: Was genau sind diese „Talente“?

Zuerst einmal ist das eine Geldeinheit – war es damals auf jeden Fall. Und zwar eine ziemlich große. Ein Talent entsprach etwa 17 Jahreseinkommen eines Arbeiters. Also, man kann sagen: Der Diener, der das eine Talent bekommen hat, hat ungefähr 17 Mal so viel bekommen, wie er in einem Jahr verdient. Es geht also um enorme Summen.

Heute verstehen wir das Wort „Talent“ meist als Begabung.

Aber unabhängig davon, ob nun Geldeinheit oder Begabung – Jesus will uns damit etwas erzählen über das Reich Gottes. Da gibt es die beiden Diener, der eine bekommt fünf, der andere zwei Talente. Und bis ihr Herr zurückkommt von seinen Reisen, verdoppelt jeder der beiden seinen Betrag. Wenn der Herr im Gleichnis für Gott steht, könnte man jetzt denken: Ok, es geht darum, dass wir mit dem, was wir von Gott bekommen haben – ob Begabungen oder Geld, Besitz – möglichst erfolgreich sind und möglichst viel draus machen.

Aber das Gleichnis betont was anderes: Wenn wir genau hinschauen, lobt der Herr nicht die hohe Gewinnspanne. Also, er lobt nicht einfach den Erfolg. Er sagt zu jedem der beiden: „Du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will Dir eine große Aufgabe übertragen.“ Er lobt die Diener auch, weil sie tüchtig waren – also, sich mit viel Tatkraft und Fleiß eingesetzt haben. Aber vor allem lobt er, dass sie treu waren. Sie wussten offenbar, was ihr Herr möchte, dass sie mit dem Geld machen: Nämlich anfangen, damit zu wirtschaften – mit ganzem Engagement.

Und bei dem, was Gott uns anvertraut – ob Begabungen oder Geld oder beides – ist es ähnlich: Er möchte, dass wir es einsetzen; mit voller Kraft. Und: In Treue – das heißt auch: in Verantwortung. „Weil du im Kleinen treu gewesen bist, will ich Dir eine große Aufgabe übertragen – und du bist eingeladen, an der Freude deines Herrn teilzuhaben“, sagt der Herr seinen beiden Dienern.

Der dritte Diener hatte das nicht gemacht: sein Talent eingesetzt. Er hat es vergraben – aus Angst. Das heißt: Es war nicht verfügbar. Es konnte nichts draus werden, es konnte nichts bewirken. Der Herr sagt ihm auch deutlich, dass er das absolut nicht gut findet. Und nennt diesem Diener dann sogar eine einfache Alternative, was er hätte machen können: nämlich das Geld der Bank geben, damit es wenigstens Zinsen bringt. Wobei man da sagen muss: Aktuell hätte das so einfach nicht funktioniert. Da hätte man das Geld schon anders, besser anlegen müssen … Aber es geht wohl darum, dass es immer eine Möglichkeit gibt, sein Talent einzusetzen.

Dann – der ziemlich erschreckende Schluss des Gleichnisses: dass der Diener in die Finsternis geworfen wird. Und dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen. Das klingt brutal – aber: Das Gleichnis betont die Eigenverantwortung: Was jemand mit den anvertrauten Talenten macht. Ich kenne bei mir auch Situationen, in denen es finster wird, wo ich heule und mit den Zähnen knirsche – und dann recht schnell die Schuld und auch die Verantwortung bei anderen sehe, und meinen eigenen Anteil übersehen kann. Ich vermute, solche Situationen kennen die meisten.

Und dann noch eine scheinbar sehr harsche Aussage: „Wer hat, dem wird gegeben – und er wird im Überfluss haben. Und wer nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ Das könnte man kapitalistisch missverstehen. Aber was ist gemeint? Der Herr im Gleichnis will größere Aufgaben denen anvertrauen, die im Kleinen verantwortlich handeln. Sozusagen ein biblisches Beförderungssystem … Ja, wenn der Herr eben für Gott steht, dann ist Gottes Interesse, dass wir Menschen verantwortlich mitgestalten. Und dass wir an Seiner Freude und Seinem göttlichen Vermögen teilhaben. Er ist ein partnerschaftlicher, kooperativer Gott.

Und zu diesem göttlichen Vermögen gehört auch das Materielle – denn Gott ist der Schöpfer der Welt. Manche meinen, Gott sei nur für geistliche Dinge zuständig. – Nein! Der biblische Gott zählt auch unsere Haare. Und Er gibt uns in allem, was auf der Erde wächst, auch unser tägliches Brot – aber nicht ohne unser Mit-Wirken.

Ich bin überzeugt, das Gleichnis ist mehr pädagogisch als dogmatisch zu verstehen: Jesus will seine Zuhörer*innen zu verantwortlichem Handeln auffordern. Er will nicht, dass wir uns verstecken, dass wir unsere Gaben – die Gottes Gaben sind – vergraben, dass wir unser Licht unter den Scheffel stellen. Sondern er will, dass wir wirklich gestalten – in seinem Auftrag.

Und was ist das Ziel? Dass wir an der Freude Gottes teilhaben – und dazu noch größere Möglichkeiten bekommen. In der neuen Einheitsübersetzung heißt es richtiger: „Über Weniges bist Du treu gewesen, über vieles werde ich dich setzen.“ Gott ist nicht nur die Quelle des Lebens, Gott ist die Fülle des Lebens. Das heißt: Wir können von Ihm noch viel mehr bekommen, als wir bisher kennen und haben. Ich sage nur: 17-faches Jahreseinkommen – und dann mal zwei, oder mal fünf, und dann nochmal mal zwei usw. Die Fülle Gottes, Seine Freude – also, nicht unbedingt im materiellen Sinn zu verstehen…

Und Gott selbst ist so drauf: Er erntet, wo Er nicht gesät hat und sammelt, wo Er nicht ausgestreut hat. Wie das? Ich denke: Einfach weil Gott über allem steht und alles ist. Und, ganz wichtig: Vor diesem Gott brauchen wir keine Angst zu haben. Vor Ihm sollen wir uns nicht verstecken oder vergraben, sondern mitwirken und gestalten. Mit Ihm können wir über uns hinauswachsen – auch in diesen schwierigen Zeiten.

 

 

 

 

Predigtsplitter

11.10.2020

Ev. Mt 22,1-14

Der heutige Predigtsplitter ist dem Impuls von Kalle für unsere Hauskirchen entnommen.

Jesus spricht zu den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes. Also zu denen, mit denen er viel Stress hatte. Er vergleicht das Himmelreich mit einer Hochzeit. Jesus versteht sich bekanntlich als Sohn, als Menschensohn, als Gottessohn und er nennt sich selber wiederholt den Bräutigam.

Schon krass, wenn Menschen die Einladung zu einer Hochzeit nicht annehmen und keiner kommt. So fühlt sich anscheinend Jesus. Die Menschen gehen auf seine Einladung nicht ein, kümmern sich nicht darum. Der eine geht auf seinen Acker, der andere in seinen Laden. Auch heute gibt es viele „Ausreden“, warum Menschen nicht auf Gottes Einladung reagieren. Wir kennen es auch mit der Einladung zum Gottesdienst oder zur Hauskirche und oder…

Doch Jesus erlebte auch drastische Ablehnungen. In seinem Heimatort Nazareth wollten sie ihn einen Abhang hinabstürzen, wiederholt wollten ihn seine Zeitgenossen steinigen…und bekanntlich ist er am Kreuz geendet. 

Verständlicherweise tun wir uns schwer mit dem Zorn des Königs, die Mörder zu töten und die Stadt in Schutt und Asche zu legen. Und es wirkt ungerecht, erst alle einzuladen und dann einen wieder rauszuschmeißen, weil er keine passende Kleidung anhat.

Mein Deutungsangebot: Jesus redet eher pädagogisch, weniger dogmatisch: Er drückt die Dramatik aus und warnt seine Zeitgenossen. Gewiss spiegelt sich im Evangelientext, dass Jerusalem ja dann tatsächlich von den Römern zerstört und die Juden zerstreut wurden. Persönlich glaube ich nicht an einen strafenden Gott, sondern wir Menschen strafen uns selbst, wenn wir Gottes Wege verlassen. Wenn ich bei Rot über die Ampel fahre, ist ja auch nicht die Ampel schuld oder der Verkehrsminister, sondern ich selber trage die Verantwortung.

Heulen und mit den Zähnen knirschen gibt es heute oft: Tränen des Selbstmitleids und latente Aggression.

Der Schlusssatz „viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt“ klingt elitär, aber vermutlich will Jesus auch hier als Umkehr-Prediger drastisch auffordern, den „Ruf“ wirklich ernst zu nehmen. Und es ist ein Ruf zur Hochzeit! Die Ersteingeladenen haben sich dessen nicht wert gezeigt, und der eine spätere Gast auch nicht.

Ich schlage vor, dieses Evangelium persönlich einfach positiv zu füllen: Ich bin zur „Hochzeit mit Jesus“ eingeladen und will mich darauf ganz einlassen. Das passende Gewand ist, Jesus selbst als Gewand anzuziehen (vgl. Röm 13,14 und Gal 3,27). In Ihm so zu wandeln, dass andere an uns Ihn erkennen können. 

Impulsfragen

  • Welchen „Ruf“ spüre ich von Gott aktuell in meinem Leben?
  • In welchem Aspekt des Evangeliums fühle ich mich angesprochen?

Auf unserem Straßenmusikprojekt 2014 haben wir zur Parallele Lk 14,15 – 24 das Lied Invited geschrieben.

 

 

Predigtsplitter

05.07.2020

zu Mt 11,25-30

Jesus verweist auf eine Erkenntnis hin, die Kluge und Weise von sich aus nicht haben können, weil sie offenbart werden will. Sie ist ihnen regelrecht verborgen. Gemeint ist damit die Gotteserkenntnis und wer Jesus wirklich ist.

Wir kennen heute atheistische Gottesleugnung, den verbreiteten Agnostizismus, das man es einfach nicht wissen könne und natürlich viele Glaubenszweifel.  Doch auch viele scheinbar Glaubensgewisse können abschrecken, wenn sie fundamentalistisch Dinge behaupten, die schlicht der Erfahrungswirklichkeit widersprechen.

Jesus weist einen interessanten Weg, bei dem er gerade die Unmündigen lobt. Warum? Vermutlich, weil gerade sie wissen, dass wir nicht alles wissen können. Vieles kann uns nur offenbart, geschenkt werden. Und Jesus lädt die Mühseligen und Beladenen ein. Wozu? In eine tiefe Beziehung zu Ihm.

Jesus verspricht nicht nur, dass wir Ihn und den himmlischen Vater tiefer kennen lernen können, sondern dass wir in Ihm auch Ruhe finden können, erquickt werden. Die Sehnsucht, die wir in uns tragen: wirklich zur Ruhe kommen zu können.

Jesus lädt uns ein zum Lernen, also wirklich seine Jüngerin, sein Jünger zu werden, aber nicht einfach als Kopfwissen, sondern dass wir sein Joch auf uns nehmen und von seiner Güte und Demut lernen. D.h. umgekehrt: Stolz steht dieser tieferen Erkenntnis oft im Weg, und ich erkenne auch nur, was ich gütig anschaue, was ich liebe. Im Hebräischen ist Lieben und Erkennen das gleiche Wort und in der Tat gibt es tiefe Zusammenhänge. Viele erkennen heute gerade auch in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen die Wahrheit nicht, schlicht, weil sie sich nicht von Güte und Liebe leiten lassen. Wut und Hass machen blind.

Aber was bedeutet: sein Joch auf uns nehmen? Eigentlich will ja niemand unterjocht werden. Doch sein Joch drückt nicht und seine Last ist leicht. Wie das?

Ich kann mir nur vorstellen, dass damit Sein Geist gemeint ist. Von diesem Geist sollen wir uns leiten und inspirieren lassen. Er ist der Tröster, der Ruhe und Freude vermittelt, und natürlich tiefere Erkenntnis. Wenn wir mit und im Heiligen Geist leben, sind wir in unserem göttlichen Element.

Also was haben wir zu tun? Immer wieder zu Ihm kommen. Bereit sein, von Ihm zu lernen. Sein Joch auf uns zu nehmen…so werden wir in allen Mühen und Lasten erquickt werden und Ruhe finden. Welch eine Einladung!

Pfingsten

Impuls zu Apg 2,1-42 

Der Pfingstbericht und die gesamte Apostelgeschichte ist ein faszinierendes Buch. Für Vinzenz Pallotti ist das Pfingstbild das Leitbild: immer wieder stellt er sich vor, er ist dabei und die Feuerzunge erfüllt auch ihn. Ich bete gerne so für mich und für andere und spüre schnell einen Energiewechsel…und dann solange in dem Bild bleiben, bis sich unser Aggregatzustand ändert und wir zu „kochen“ beginnen…da können mit Gott Kraftwirkungen passieren.

Sind Feuerzungen ansteckend?

Und wie! Von 120 auf über 3.000 allein am Pfingsttag. Exponentielles Wachstum. Wir können es in der ganzen Apostelgeschichte bestaunen, wie der „Jesus-Virus“ sich pandemisch ausbreitet. Alle Schutzmaßnahmen von Verfolgung, Gefangennahme schaffen dies nicht zu verhindern.  Die Apostelgeschichte führt drastisch den Unterschied zwischen den ersten Christ*innen und uns heute vor Augen. Statt zu wachsen stagnieren oder schrumpfen wir meist – oft auch unsere Hauskirchen.  Wie hoch ist Dein R-Faktor? Wie viele sind durch Dich in der letzten Zeit Jesus-Jünger*innen geworden? Kann es daran liegen, dass Jesus in uns gar nicht mehr so lebendig und damit ansteckend ist? Kann es sein, dass unsere Gemeinden und gerade auch Hauptamtliche in der Kirche eine Herden-Immunität haben, weil sie nur unter sich bleiben? Sozusagen in Quarantäne, anstatt sich mitten unter die Menschen zu begeben?  Und wenn wir unter Menschen sind, tragen wir vielleicht eine Schutzmaske, damit andere uns gar nicht als Jesus-Begeisterte wahrnehmen?

Ja, wir brauchen neue Feuerzungen in uns! Wenn in der Apostelgeschichte der Heilige Geist auf Menschen kam, passierte etwas. Sie fingen an in anderen Sprachen zu reden und zu weissagen. Die ganze Apostelgeschichte ist voll davon, wie in der Kraft des Geistes Zeichen, Heilungen und Wunder passierten. Da ist von Visionen und Verzückungen die Rede.  Und eigentlich will der Heilige Geist ja heute die Apostelgeschichte mit uns fortschreiben mit und für die Menschen.

Impuls

Den Hl. Geist einladen, Ihn wirken lassen und seinem „Drängen“ im Austausch und gemeinsamen Gebet zu folgen versuchen…

 

Zur Corona-Krise

Um Corona-Infektionsketten einzudämmen, finden bis auf weiteres keine Gottesdienste und Veranstaltungen bei uns statt. Die Kirche ist über den Seiteneingang aber meist zu den gewohnten Zeiten geöffnet für das persönliche Gebet.

Stärken wir unser Immun-System, gerade auch durch das Gebet von Psalm 91. Irgendwie ist er überraschend aktuell. Und klingt natürlich zu schön, um wahr zu sein. Wir sind eingeladen, ihn persönlich immer wieder zu kauen.   

Wer im Schutz des Höchsten wohnt, der ruht im Schatten des Allmächtigen.
Ich sage zum HERRN: Du meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue.
Denn er rettet dich aus der Schlinge des Jägers und aus der Pest des Verderbens.
Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, unter seinen Schwingen findest du Zuflucht, Schild und Schutz ist seine Treue.
Du brauchst dich vor dem Schrecken der Nacht nicht zu fürchten, noch vor dem Pfeil, der am Tag dahinfliegt,
nicht vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die wütet am Mittag.
Fallen auch tausend an deiner Seite, dir zur Rechten zehnmal tausend, so wird es dich nicht treffen.
Mit deinen Augen wirst du es schauen, wirst sehen, wie den Frevlern vergolten wird.
Ja, du, HERR, bist meine Zuflucht. Den Höchsten hast du zu deinem Schutz gemacht. [1]
Dir begegnet kein Unheil, deinem Zelt naht keine Plage.
Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen.
Sie tragen dich auf Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt;
du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf junge Löwen und Drachen.
Weil er an mir hängt, will ich ihn retten. Ich will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen.
Ruft er zu mir, gebe ich ihm Antwort. In der Bedrängnis bin ich bei ihm, ich reiße ihn heraus und bring ihn zu Ehren.
Ich sättige ihn mit langem Leben, mein Heil lass ich ihn schauen.“

Jesus, Du hast Dich für uns am Kreuz treffen lassen. Du selbst hast Krankheit und Schuld auf Dich genommen und Dich unter die Frevler rechnen lassen.Du begegnest uns in jedem Kranken und Leidenden. Wir wollen uns mit Deiner verwandelnden und befreienden Kraft verbinden, im Gebet und in unserem Einsatz füreinander, Amen.Corona „zwingt“ uns zu einer echten „Fastenzeit“: einem Innehalten und einer Veränderung unseres Lebensstils. Möge die Solidarität weiter wachsen, gerade mit den gesundheitlich und wirtschaftlich Betroffenen.       
Kalle Lenz

22.02.20

Karnevalistische Versmaßpredigt

zu Lev 19,1f.17f und Mt 5,38-48

Liebe Freunde, liebe Feinde,

liebe närrische  Gemeinde.                                                     

Das ist ein wahres Osterei

Wir sind jetzt eine neue Pfarrei

Christophorus – das ist zu wenig

Mit Clara, Richard sind wir Drei-König

Mit 29 Orten kirchlichen Lebens

Da ist kein Halleluja vergebens

Als 3 Könige verkleidet sind wir in Nord-Neukölln jetzt richtig bunt,

katholische Gottsucher mit Migrationshintergrund.

Die gemeinsame Startmesse war schon ein Hit,

mit Bischof Heiner in der Turnhalle – das hält fit.

3 Chöre sangen im Dreiklang,

Dreieinigkeit mit Festgesang.

Nur 2 Grußworte – das war schick,

eins aus der Ökumene, eins aus der Politik.

Dreikönige –  welch ein Trio

Da sagen wir einfach mal HeiJo.

Dreikönige sind auch Karnevalisten,

ein Narrenumzug hinter einem Stern,

eigentlich Magier, Sterndeuter auf orientalischen Pisten,

statt Kamelle haben sie Gold, Weihrauch und Myrrhe gern.

Sie finden Jesus als neues Licht,

und der hält uns heute im Evangelium ein Karnevalsgedicht?

Seien wir ehrlich: Die Bergpredigt ist für viele eine Narrerei.

Die andere Wange hinhalten, auch den Mantel lassen und die Feinde lieben,

da denken manche: ist das nicht alles übertrieben?

So was brauchen wir doch gar nicht in der neuen Pfarrei.

Für den Mantel haben wir die Kleiderkammer,

die andere Wange? Zum Zahnarzt o Jammer.

Ich grüß nur meine Freunde, das genügt,

der ganze Rest – seid selbst vergnügt.  

Darum werden manche Kirchen immer leerer,

denn bei Klüngel-Christen Anschluss zu finden ist schwerer.

Aber wenn wir unsere Sonne scheinen lassen über Bösen und Guten,

dann führt uns das auf göttliche Routen,

Wasser geben Gerechten und Ungerechten,

dann werden wir in der Gesellschaft jesuanisches Handeln verfechten.  

Kein Hass, sondern Gott im Herzen,

dann kannst du auch Lachen und Scherzen.

Keine Rache, nichts Nachtragen,

sondern Lieben, auch sich selbst mit seinen Macken und Plagen.

Ohne Gott im Herzen geht das nicht.

Lad ihn jetzt neu ein, das macht dich erfüllt und dicht.

Dann geht ein neues Licht über uns auf.

Wir werden 3 Könige im Dauerlauf.

Und viele laufen mit,

denn echte Nächstenliebe ist der Hit.

Darum jedem Mann jeder frau,

ein dreimal kräftiges Helau, Helau Helau

 

02.02.2020

von Felix Polten

„Was wir im Auge haben, das prägt uns, dahinein werden wir verwandelt, und wir kommen, wohin wir schauen.“ – Heinrich Spaemann

Liebe Schwestern und Brüder,

wir feiern heute Maria Lichtmess oder Darstellung des Herrn. Und ich lade uns dazu ein, es mit Alfred Delp zu tun. Heute vor 75 Jahren war das die letzte Messe, die er gefeiert hat. Anschließend wurde er nach mehr als sechs Monaten Haft und Folter hier in Berlin in Plötzensee grausam erhängt. Sein Leichnam wurde verbrannt, seine Asche wurde auf den Rieselfeldern draußen in Berlin Kladow verstreut, sein Gedenken und damit das, wofür er steht, sollte für immer ausgelöscht werden. Es ist anders gekommen. Gott sei Dank. 75 Jahre danach gedenken wir in diesen Tagen der Menschen, die furchtbar gelitten haben unter der menschenverachtenden und menschenvernichtenden Ideologie der Nazis. Und wir gedenken in diesen Tagen der Menschen, die sich ihr widersetzt haben und oft genug mit dem Leben dafür bezahlt haben. Viel Dunkel, aber auch Strahlen von Licht.

Im Evangelium haben wir gehört, wie Jesus 40 Tage nach seiner Geburt von seinen Eltern in den Tempel in Jerusalem gebracht wurde. So wie es für gläubige Israeliten oder Juden üblich war. Doch dabei geschieht Außergewöhnliches. Zwei alte Menschen geraten ob des Anblickes des Kindes in Verzückung und drücken das aus. Da ist zum einen Simeon. Ein älterer Mann, gerecht und fromm, der wartet. Der darauf wartet das Heil der Welt zu sehen und dann zu sterben. Und da ist Hanna. Eine hochbetagte Witwe, die beharrlich ist. Beharrlich im Tempel Gott dient mit Beten und Fasten. Beide sehen das Kind, sehen ihr Warten und ihren beharrlichen Dienst als erfüllt an und brechen in Lobpreis aus. Zwischen beiden gibt es einen kleinen, aber nicht unbedeutenden Unterschied: Simeon spricht zu der Familie, Hanna spricht zu allen und somit öffentlich. Im beharrlichen Warten erkennen, dies benennen und es bekennen.

Von Hanna ist das bekennende Wort leider nicht überliefert. Dafür das von Simeon: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ Heil, Licht, Herrlichkeit.

Wir wissen nicht, wie lange Simeon gewartet hat und was in dieser Zeit in ihm vorgegangen ist. Hatte er Zweifel? War er manchmal kurz davor zu gehen? Hat er sich das Heil ganz anders vorgestellt? Auf jeden Fall war seine Seele warm und empfänglich für die Verheißungen Gottes. So ist er geblieben. Und so konnte er sie, das Heil, das Licht, die Herrlichkeit menschgeworden und erfüllt erkennen. Das gilt auch für uns. Auch wir sind Wartende, müssen Wartende sein, ob wir wollen oder nicht. Denn auch für uns bleibt der im Kind angekommene Gott, der Gott der Verheißung. Das ist die Spannung, in der wir leben, die wir beharrlich aushalten müssen. Bei aller Sehnsucht nach Herberge und Heimat sind wir als Wartenden und Erwartende unterwegs. Ja, das Reich Gottes ist da. Es ist unwiderruflich mit dem Kind angebrochen. Aber es eben auch noch nicht da, nicht in seiner Fülle. So viel um uns herum und in den Jahrhunderten seit der Geburt hat nichts mit dem Reich Gottes zu tun. Wider dieses Zeugnis beharrlich warten. So bleibt unser Leben ein Leben des Weges. Aber dieser Weg hat ein Ziel. Heil, Licht, Herrlichkeit, alles zusammengefasst im Angesicht Christi, das Simeon schon gesehen hat, erwartet uns und blickt uns entgegen. Und ihn, Jesus, können wir im Blick behalten und so von ihm her geprägt werden. Um so beharrlich auf dem Weg und im Warten und Erwarten der Verheißungen für das Leben und darüber hinaus zu bleiben. Das ist die Einladung von Simeon und Hanna an uns.

Alfred Delp hat diese Einladung angenommen und ist ein von Jesus geprägter Mensch geworden. Vor der Haft im Widerstand und in der Haft wegen des Widerstandes. Er konnte trotz aller dunklen Realität im Großen wie im Kleinen in der Verheißung stehen und standhaft bleiben. So konnte er trotz aller Unmenschlichkeit um ihn herum, trotz allen Lebenswillen in ihm im Angesicht des Todes kurz vor der Hinrichtung notieren: „Nun sind alle Türen zugeschlagen und ich sitze in einer kleinen Zelle am Ende meines Lebens und gleichzeitig schenkte mir Gott mit dieser kleinen Zelle den größten Raum der inneren Freiheit, denn der Galgen ist für mich die Tür zum Licht des lebendigen Gottes.“ Alfred Delp behält Jesus im Auge und wird so geprägt von ihm und wird verwandelt. Und das ist kein billiger Trost. Er weiß, dass er nicht nicht sterben wird. Der Galgen steht ihm vor Augen. Aber er kann anders sterben. Jesus im Blick kann selbst der Tod zu einem Schlaf werden, auf den ein ganz neuer Morgen, ein ganz neues Erwachen folgt.

Im anders sterben liegt auch die Möglichkeit des anders leben. So leben, dass die Realität, egal wie dunkel sie ist, offen ist für Strahlen des Lichtes. „Die Welt ist Gottes so voll.“ kann Alfred Delp mit gefesselten Händen notieren. Die Gedenkkirche Maria Regina Martyrum ganz in der Nähe der Hinrichtungsstätte zeigt das sehr anschaulich. Kirchplatz und Glockenturm sind wie ein Appellplatz und Wachtturm eines Lagers gestaltet. Abschüssig gestaltet liegt der Kirchbau selbst wie ein Gefängnisblock im hinteren Teil. Über eine Treppe erreicht man den Kirchraum, gestaltet wie eine Gefängniszelle. Karger grauer unverputzter Beton die Wände, nur kleine Öffnungen kurz unterhalb der Decke spenden Licht. Der Blick geht über die Bänke hin zum Altarraum und dieser verwandelt den ganzen Raum. „Meine Augen haben das Heil gesehen, Licht, das die Heiden erleuchtet, Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ Die ganze Wand hinter dem Altar ist so gestaltet. Bunt und hell leuchten die Farben, in der Mitte das Lamm. Jesus in Form des Lammes, von dem alles Heil, alles Licht, alle Herrlichkeit ausgeht. Der es vermag die Dunkelheit einer Gefängniszelle zu erhellen. Der so lebte, dass es andere einmal besser haben. Und der uns heute noch dazu aufruft. Nicht nur, dass andere einmal besser leben, sondern, dass andere um uns herum durch und mit uns schon jetzt besser leben. Denn das gehört zur Prägung dazu. Der Einsatz für andere und die Unabhängigkeit von anderen Prägungen, Ideologien, Einflüsterungen. Dann wird das Reich Gottes auch durch uns erfahrbar und wächst. Das ist Einladung von Alfred Delp an uns.

„Was wir im Auge haben, das prägt uns, dahinein werden wir verwandelt, und wir kommen, wohin wir schauen.“ Behalten wir Jesus und seine Verheißungen im Auge, lassen wir uns von ihm verwandeln und kommen wir an in seinem Reich. Oder, in Worten von Alfred Delp: Lasst uns dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt und lasst uns als geprägte Menschen, die nicht als Dutzendware herumlaufen, leben.

Amen.

26.01.2020

Impuls zu Mt 4,12-23  

Nach der Geisttaufe im Jordan und der Versuchung in der Wüste beginnt Jeus, öffentlich zu wirken. Seine 1. Predigt ist kurz und prägnant. Es ist der Umkehr-Ruf, also eine Aufforderung!  Und eine Zusage: Denn das Himmelreich ist nahe. Jesus geht es in seiner Verkündigung immer um das Reich Gottes (s. auch V 23): dass Gottes Heilswillen Wirklichkeit wird!

Wir wissen, wie aktuell Umkehr auch heute ist, aber auch wie schwierig. Denken wir an persönliche Versuche, den eigenen Lebensstil zu ändern. Denken wir an die Notwendigkeit der ökologischen Umkehr. Denken wir an die Reform(un)fähigkeit unserer Kirche, aber oft auch unserer Gemeinden.

Dann ist spannend, dass Jesus sofort Mitstreiter beruft. Nicht zur Passivität oder in eine religiöse Konsumhaltung, sondern zu „Menschenfischern“. Dahinter steht natürlich ein Wortspiel: Vom Fischer zum Menschenfischer. Nachfolge Jesu hat oft etwas mit einem Beruf(ung)swechsel zu tun.

Jesus ist on move – er zieht umher. Er predigt nicht nur, sondern er heilt (alle!) Krankheiten und Leiden im Volk. Er hat also voll Basiskontakt und die Begegnung mit ihm hat Auswirkungen: echte Befreiungen. In den Heilungen wird Reich Gottes sichtbar und erfahrbar. 

Möglich wird dies nur, weil Jesus vom Geist erfüllt ist und er sich in den Versuchungen, Prüfungen bewährt hat. Für uns heißt das für die Nachfolge Jesu: Kehren wir immer wieder um, um uns vom Geist füllen zu lassen, damit Reich Gottes mitten in unserem Leben sich ereignen kann. Wenn Menschen durch die Begegnung mit uns freier und heiler werden, werden wir sie „gewinnen“. Da geschieht dann auch life-changing.

Der Unterschied zu vielem in der Kirche ist offensichtlich. Manche leben wirklich in ihrer Blase und wissen gar nicht, wie es „dem Volk“ geht. Wir ziehen als Kirche wenig umher (V 23), aber wir alle treffen in unserer Freizeit, im Beruf und sonstwo auf viele Menschen mit vielen Problemen. Aber wir trauen uns oft nicht, andere Leute mit unserem Glauben anzusprechen. Und selten entwickeln sich aus unseren Gesprächen, auch Glaubensgesprächen Handlungen und Taten. Begegnungen mit Jesus haben Auswirkungen  wie Heilungen, Befreiungen, Lebensstiländerungen. Bei Jesus ist Glaube in Aktion.

Starke „Menschenfischer“, die es auch heute gibt, setzen meist bei den Themen und Bedürfnissen der Menschen an. Das sind oft ihre Leiden und Nöte. Sie versuchen eine praktisch erlebbare Antwort in der Kraft des Geistes zu geben.

Es ist ein faszinierendes Evangelium, täglich zuerst das Reich Gottes zu suchen! Das ist Umkehr zu einem spirituellen und existentiellen Abenteuer mit Gott – zum Heil von uns Menschen.

Impuls-Fragen

  • Wo erfahre ich selbst in der Begegnung mit Jesus und Seinem Geist life-changing?
  • Wo hilft mir der Glauben, bei Leiden und Krankheiten von Menschen befreiend zu wirken?

 

05.01.2020

Liebe Schwestern und Brüder,

Ein gutes neues Jahr! Die Weihnachtstage liegen hinter uns, das neue Jahr liegt vor uns. Wie ein leeres Buch mit noch zu füllenden weißen Seiten. Was für ein Jahr wird es werden? Was für ein Jahrzehnt muss man ja sagen. Was erwartet uns? Goldene Zwanziger. Oder eher dunkle Zeiten mit Blick auf die Welt angesichts von Typen wie Trump, Herausforderungen wie den Klimawandel, Veränderungen wie das Erstarken rechter Anschauungen? Und persönlich. Haben Sie schon Vorsätze für das neue Jahr? Oder schon nicht mehr? Ich habe nach mehreren vergeblichen in den letzten Jahren dieses Jahr darauf verzichtet.

Die Weihnachtstage liegen hinter uns, das neue Jahr liegt vor uns. Und heute hören wir doch noch einmal die Weihnachtsgeschichte. Aber ganz anders als vor knapp zwei Wochen. Kein Engel mit Botschaften und keine Jungfrauengeburt wie bei Matthäus. Keine heilige Familie und keine Hirten wie bei Lukas. Keinen Stall und weder Ochse noch Esel wie in so vielen Darstellungen, Krippen und Liedern.

Stattdessen: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ – Die Weihnachtsgeschichte, ganz anders. Aber nicht weniger wunderbar. Vielleicht sogar noch ein wenig unfassbarer in den Worten des Johannes.

„Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Was ist das für ein Wort? Es ist das Wort, das im Anfang war, das Gott war und durch das alles geworden ist. Der Logos. Er hat Himmel und Erde gemacht. Die Weiten des Weltalls mit all den Universen und Planeten. Unsere Welt in ihrer wunderschönen Vielfalt. Oder, wie es Jochen Klepper in seinem Lied so schön formuliert: „Der sich den Erdkreis baute.“ Und in diesem Erdkreis den Menschen. Uns. Der Logos hat erschaffen und erhält seine Schöpfung fortwährend. Und dieser Logos wird Fleisch, wird Mensch, wird Kind. Er kommt in seiner eigenen Schöpfung als Geschöpf zur Welt. Und er bleibt in ihr, bis heute. Schwer zu verstehen, vielleicht sogar im wahrsten Sinne des Wortes: unfassbar.

Aber doch die Frage: Was kann das bedeuten? Dieses Wort wird Mensch, dieser Logos wird Fleisch. Gott, der immer größer ist alles, nimmt die kleinstmögliche Gestalt an um in seine Schöpfung zu kommen. Warum? Er kommt in seine Schöpfung um uns in Jesus nahe zu sein, um uns in ihm zu zeigen wie Leben gelingen kann, um uns durch ihn zu erlösen. „Der lässt den Sünder nicht“ formuliert Jochen Klepper. Ein Kind, nackt hineingeboren in dunkle, kalte Nacht. So will Gott der Schöpfer aller Dinge also zu uns kommen um das Licht der Hoffnung in unsere Welt und in unser Leben zu bringen, damals wie heute. Noch einmal Jochen Klepper: „Gott will im Dunkeln wohnen und hat es doch erhellt.“ Mit der Fleischwerdung, das sich daran anschließende Leben und Sterben Jesu gibt es keinen Ort mehr, der so dunkel ist, als dass Gott ihn nicht erhellen könnte. In der Menschwerdung errichtet uns Gott ein Fundament der Hoffnung, das nicht mehr zerstört werden kann. Gott macht sich klein und verliert dabei nicht seine Größe, im Gegenteil: In der Kleinwerdung entsteht Großes.

Sich klein machen ohne dabei die Größe zu verlieren. Vielleich ist das eine gute Definition von Demut. Und vielleicht liegt darin ein Teil der Botschaft für uns. Einigen von Ihnen ist sicher schon die Gnade zuteil geworden im Heiligen Land gewesen zu sein, an den Orten, an denen passierte, was wir feiern. Wenn ja, erinnern Sie sich sicher an die Geburtskirche und an ihren Eingang. Wenn nein, dann eine kurz Erklärung. Die Eingangstür ist lediglich 1,20m hoch. Das ist nicht sehr viel. Ich muss mich also bücken und mich klein machen um an den Ort zu gelangen, an dem sich Gott ganz klein gemacht hat und Mensch geworden ist. Sich klein machen. Ohne dabei seine Größe zu verlieren. Denn klein machen in diesem Sinne heißt nicht sich zu verstecken. Heißt nicht sich klein machen zu lassen. Heißt nicht zu kuschen. Die eigene Größe bleibt bestehen und soll dazu dienen den anderen groß zu machen.

Ein anderer Teil der Botschaft könnte tatsächlich das Fundament der Hoffnung sein. Auch hier der Versuch einer Definition: Hoffen heißt mit Gott rechnen. Dazu keine Liedzeile, sondern ein Blick auf das Leben von Jochen Klepper. Jochen Klepper wurde 1903 in Niederschlesien geboren. Er war Theologe, Journalist und Autor. 1931 heiratete er die verwitwete Jüdin Johanna Stein, die die zwei Töchter Brigitte und Renate mit in die Ehe brachte. Die Familie zog 1932 hier nach Berlin. Das Leben wurde ein Leben in Drangsal und Demütigung. Brigitte gelang 1939 die Flucht  nach England, für den Rest der Familie wurde das Leben immer unerträglicher. 1942 schließlich standen die Zwangsscheidung der jüdisch-christlichen Ehe und die sich anschließende Deportation der jüdischen Ehefrau und der jüdischen Tochter bevor. In dieser verzweifelten Lage sah die Familie keinen Ausweg mehr. In der Nacht zum 11. Dezember nahmen sich Jochen Klepper, seine Frau Johanna und seine Tochter Renate das Leben. Sein letzter Tagebucheintrag lautet: „Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des segnende Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.“ Christus, der um uns ringt, sogar in einer solch dunklen Stunde. Sogar eine solch dunkle Stunde kann das Fundament der Hoffnung nicht zerstören, das mit der Menschwerdung gesetzt wurde.

Das neue Jahr liegt vor uns. Vielleicht lohnt es sich statt Vorsätze dieses Wort mitzunehmen ins neue Jahr. Dieses Wort, das Mensch geworden ist. Das uns zeigt und uns einlädt sich klein zu machen und dabei Größe zu bewahren. Das uns ein Fundament der Hoffnung gebaut hat, das uns tragen möchte in all dem Schönen und in all dem Unschönen, das uns erwartetet in diesem Jahr. Rechnen wir mit Gott. Amen

Weihnachten 2019

Weihnachten 2019:

Wir feiern die Geburtstagsparty von Jesus – ist das Geburtstagskind da?

Weihnachten 2019:

Der neue Flughafen Berlin Schönefeld soll nächste Weihnachten schon 7 Wochen am Start sein, unsere neue Pfarrei 3 Könige ist da schon 47 Wochen am Start. 

Weihnachten 2019:

Die Heiligen 3 Könige stehen vor der Tür – wolle wir sie reinlasse?

Weihnachten 2019:

Die Katholiken im Irak haben aus Sicherheitsgründen und aus Respekt vor den Opfern der Gewalt die Feiern abgesagt.

Weihnachten 2019:

Die Christen in Sri Lanka feiern nach den Terroraschlägen zu Ostern mit großer Unsicherheit und Angst.

Weihnachten 20109:

5200 unbegleitete Kinder und Jugendliche in Griechenland suchen eine menschliche Herberge. Wird die Herbergssuche nur in den Krippenspielen gespielt oder finden sich vielleicht auch Pflegefamilien bei uns?

Weihnachten 2019:

Greta war für viele die Jugendliche des Jahres, doch noch kann sie nicht wie Jesus über das Wasser laufen.

Weihnachten 2019:

Immer noch leugnen viele den Klimawandel. Dabei wird inzwischen sogar das gesellschaftspolitische Klima immer erhitzter.

Weihnachten 2019:

Wegen der Buschfeuer in Australien werden in vielen Krippenspielen die Hirten durch Feuerwehrleute ersetzt.    

Weihnachten 2019:

Bei Stille Nacht singen wir heute statt O wie lacht Noah bellt.

Zum Verständnis für alle: Bei unserem Organisten ist in der häuslichen Krippe neben Ochs und Esel neuerdings ein Hirtenhund.

Weihnachten 2019:

Unser Pfarrer Kalle Lenz ist inzwischen 61 – da geht nur noch Papst. Basketballprofi schafft er nicht mehr.

Weihnachten 2019:

Lissy Eichert spricht auch nächstes Jahr  das Wort zum Sonntag. Bei den Mitarbeiter*innen von Pallotti Mobil spricht sie es täglich: sie wissen: Lissy bekommt täglich ihre 5 Minuten.

Weihnachten 2019:

Wir feiern Jesus, unseren menschgewordenen Gott. Gott schenkt sich uns in Jesus. Wollen wir uns auch Gott und einander persönlich schenken: Zeit, ein offenes Ohr, eine helfende Hand, ein Lächeln. Halleluja

 

 

08.12.2019

Der heutige Predigtsplitter ist dem Impuls für unsere Hauskirchen entnommen.

Impuls zu Mt 3,1-12

Im Advent bereiten wir uns auf Weihnachten vor: Es geht um die Menschwerdung und Fleischwerdung des Wortes Gottes in Jesus Christus. Gott ist das Wort (logos – Geist, Sinn) heißt es im Weihnachtsevangelium nach Johannes. Und nach Geist und Sinn sehnt sich bekanntlich jede*r. Jesus ist das lebendige Wort Gottes. Dass wir Menschen sprechen können, unterscheidet uns vom Tier. Künstliche Intelligenz kann bisher nur programmiert sprechen. 

Advent – das Kommen Gottes – heute geschieht auch über Worte Gottes, die Fleisch werden und Mensch werden durch uns. Bibeltexte bekommen eine eigene Wirkkraft, wenn man einzelne Verse, die mich ansprechen, wiederholt, im Herzen bewegt und zu leben versucht. Sie werden so zu sprechenden lebendigen Worten.

In diesem Evangelium sprechen mich vor allem diese 3 Worte an:          

  • „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe“ (V 2).
  • „Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt“ (V 8)
  • „Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“ (V 11).

1). Umkehr: der Advent ist, auch mit der liturgischen Farbe violett, eine Zeit der Umkehr („Buße“) und Erneuerung. Umkehr brauche ich jeden Tag: im Herzen, in meinen Gedanken, in meinem Verhalten und Lebensstil. Aber es geht nicht einfach um eine moralische Anstrengung, sondern eine göttliche Zusage, Verheißung: Das Himmelreich ist nahe. Deswegen ist das Advent-Gebet schlechthin: „Dein Reich komme!“ Oder wie die ersten Christ*innen gebetet haben: „Maranatha – Unser Herr, komm“.

2). Jede und jeder von uns möchte, dass mein Leben Früchte trägt. Ja und Gott hat ein totales Interesse daran, dass wir 30-fach, 60-fach, ja 100-fach Frucht bringen. Dies geht nur mit einem offenen Herzen für Gottes Wort und einem Bleiben in Christus (vgl. Joh 8, 15, Mk 4,8). 

3). Dieses Wort Gottes ist Geist und Leben. Es vermittelt uns die göttliche DNA. Jesus, das personale Wort Gottes, taucht (tauft) uns in Seinen Geist und Sein göttliches Feuer ein. Wir können wirklich Feuerwasser werden: d.h. wir brennen, sind on fire, und auf andere überfließende Ströme lebendigen Wassers durchfluten uns. Das ist wirklich Advent heute. Gottes Reich mitten unter uns.

In unserer Welt und im Alltag kennen wir Chaos, Zerstörendes in und um uns. Darum ist dieser Dreischritt von Umkehr bis zum Eintauchen ständig neu not-wendig. In der Feuertaufe des Hl. Geistes ist der Himmel offen und Übernatürliches wird möglich. Der große Johannes der Täufer bekennt, dass Jesus stärker ist. Machen wir es uns zum Programm zum Neuen Jahr: „Jener (Jesus) muss wachsen, ich aber abnehmen“ (Joh 3,30). Eine wirklich göttliche Diät, die uns und vielen anderen richtig gut tut.

Impuls-Fragen

  • Welche positiven Erfahrungen kenne ich mit „Worten Gottes“?
  • Wo kenne ich Beispiele, dass Menschen tatsächlich vom Hl. Geist überwältigt sind (wie Maria Lk 1,26-38) und Jesus als Frucht in die Welt bringen?

 

17.11.2019

Zuversicht

Lesung  2 Thess 3,7-12  /  Evangelium   Lk 21,5-19

von Klaus Hoffmann

Frohe Botschaften hören sich anders an. Sperrigen Texten der Bibel sollten wir uns daher aus unterschiedlichen Perspektiven nähern:

  1. Die Perspektive der Bibelforschung beschreibt, dass die Lesung nicht von Paulus persönlich, sondern aus seiner „Schule“ stammt, ca. um 100 n Chr (also 20-30 Jahre nach seinem Tod). Der Brief an die Gemeinde in Thessalonich richtet sich an die Menschen, die wegen des zu erwartenden Weltendes nicht mehr ihren normalen Verpflichtungen nachkommen. Die Aussicht auf das erwartete Weltende lähmt sie, macht sie „unordentlich“, rat- und tatlos oder lässt sie alle wesentlichen Regeln vergessen.

 Die Aussage, Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen hat in der neueren Geschichte eine gefährliche Spur hinterlassen, denn sie war eine Devise des Zwangs in den KZ’s und taucht auch heute noch in mancher gesellschaftlichen Auseinandersetzung auf, wenn es um soziale Leistungen, Zuwanderung, Asylpolitik oder Wirtschaftsflüchtlinge u.ä. geht.

Die Art und Weise des Paulus als „durchreisender Prediger“ wird als beispielhaft betont, denn er lebt von seiner Hände Arbeit und lässt sich nicht aushalten, wie es bei einigen Predigern seiner Zeit wohl gewesen sein mag.

In der Ruhe und der Arbeit liegt die Kraft wäre ein Zwischenfazit. Es geht um das Verhalten und die Haltung von Christen, wenn beunruhigende Zustände vorherrschen.

  1. In diesem Sinne ist auch das Evangelium nicht so einfach „verdaulich“. Der Verfasser des Lukasevangeliums unternimmt hier einen literarischen Kunstgriff. Zum Zeitpunkt des Verfassung des Textes war der Tempel schon zerstört, die Zerstörung des Tempels wird Jesus als prophetische Rede „in den Mund gelegt“, denn es soll um die Unfassbarkeit und die apokalyptische Erfahrung einer derartigen Zerstörung gehen. Und es mehr als „nur“ die Zerstörung eines Tempels. Dahinter stehen fundamentale Veränderungen von Lebensgrundlagen und Lebensbezügen, die nicht nur plötzlich hereinbrechen, sondern auch noch ihre Vorzeichen haben: Naturkatastrophen und Kriege, Verrat von Freunden oder gar von Verwandten. Als „Begleiterscheinungen“ sind auch noch Verfolgungen, Hass und Prozesse angekündigt sowie einerseits gewaltsamer Tod oder andererseits, dass einem kein Haar gekrümmt wird.
  2. Wie sieht die heutige Realität aus?

Die Möglichkeit eines globalen Weltuntergangs besteht, mathematisch betrachtet, nicht den heute lebenden Generationen bevor, es sei denn, einer der vielen Asteroiden ist übersehen oder falsch berechnet worden. Die größere Gefahr für ein Weltenende für die menschlichen Spezies geht eher von der menschlichen Gattung selber aus, die sich wie ein zunehmendes Krebsgeschwür an das Gleichgewicht der Erde heranmacht. Einige Anzeichen, wie der Klimawandel werden deutlich und derzeit auch intensiv diskutiert.

Andererseits sind für viele Menschen Erdbeben, Vulkanausbrüche, Unwetterkatastrophen die die gefahrvolle Realität.

  1. Die Geschichtsperspektive

Noch beunruhigender und wahrscheinlicher sind die anderen Katastrophen – die eines unglücklichen und missglückten menschlichen oder nationalen Zusammenlebens. Allein in  Europa oder Deutschland gab es historisch betrachtet Pest- und Hungerepidemien, die Landstriche entvölkert und zu Auswanderungswellen geführt haben.

Kriege und Gewalt gab es zuhauf, Völkerwanderungen, das Ende des römischen Reiches, mit dem Christentum als zeitweilige Staatsreligion, dem Dreissigjährigen Krieg (30 Jahre!) oder gar die zwei Weltkriege, mit dem Motto: unsere Nation zuerst.

Die lang zurückliegenden Geschichtsdaten dürfen uns nicht darüber hinwegtäuschen, wie sehr unsere betroffenen Vorfahren, genau vor den Situationen und Perspektiven standen, wie sie in den Lesungen plastisch beschrieben sind. Angst, Leiden und Sterben waren Alltag. Christsein war nicht nur auf der Opferseite, deutsche Menschen nicht nur die Leidtragenden – sondern auch die Leid bringenden.

In der Aufarbeitung der letzten 120 Jahre zeigt es sich in Deutschland und Europa, wie wichtig für die Haltung und das Überleben – Glaube, Spiritualität, christliche Solidarität, Tatkraft und Mut gewesen sind. In vielen Berichten und Biografien werden persönliche Beziehungen,  verlässliche Strukturen, praktiziertes Vertrauen als die Spur, der Halt und die Sicherheit vermittelt, mit denen apokalyptische Situationen bewältigt und überlebt wurden.

  1. Die globale Perspektive

Erweitern wir den europäischen Horizont, dann sind die Medien voll von apokalyptischen Bildern, die uns zur gewohnten Zeit, in gewohnter Manier präsentiert werden und weit weg erscheinen – bis, ja bis die dort Betroffenen hier um Hilfe bitten. In Syrien, Irak oder Afghanistan sind nicht nur die Tempel zerstört, bleibt in vielen Bereichen kein Stein auf dem anderen, keine Familie ungeschoren – auch für viele kommende Jahre nicht. Dass Christen vor Statthalter und Gerichte gestellt, gehasst und gravierend benachteiligt werden,  ist in 50 Staaten für 200 Mio Glaubende Realität (das ist das 2,5 fache der gesamten deutschen Bevölkerung). Wenn heute in diesen Ländern diese Lesungen vorgetragen werden, ist das grausamer Alltag.

  1. Im Kern beider Texte geht es also um die Grundhaltung der Glaubenden, der Christen, wie sie mit der Angst vor gravierenden Veränderungen, Lebens- und Gesellschaftsbedrohungen umgehen. Es geht auch um den Umgang mit den Leuten, die Angst kultivieren wollen, in dem sie vereinfachen und sogleich ausgrenzende Lösungen anbieten, Hass sähen und Sündenböcke dazu liefern.

Im Evangelium wird eindringlich vor dem Angstreflex gewarnt, der lähmt oder der in Aktionismus ausartet, in sich ständig steigernde Gerüchte und Befürchtungen hochschaukelt oder sich in Aussteiger- oder Untergangsszenarien hineinsteigert.

  1. Unsere gesellschaftliche und kirchliche Perspektive

In Europa, insbesondere Deutschland,  macht sich eine schleichende Angst- und Fruststimmung breit, weil bisher gewohnte Zusammenhänge in Frage gestellt werden, bisherige Patentrezepte nicht mehr helfen, keine Handlungsmöglichkeiten erkennbar erscheinen, negative Veränderungen unausweichlich werden. In der soziologischen Literatur ist von einer Krise der Zukunftshoffnung die Rede.

Nehmen wir mal als kleinste „apokalyptische“ Situation, den pastoralen Prozess, die anstehenden Veränderungen im Erzbistum Berlin, die erforderliche Horizonterweiterung unseres bisherigen Gemeindelebens. Hier werden wir nicht gehasst, vor Statthalter gestellt, von Verwandten ausgeliefert – noch nicht mal Haare werden uns gekrümmt.

Wenn ich mir die Reaktionen und Gespräche in den Gemeinden, den zu entwickelnden pastoralen Räumen in unserem Bistum anschaue, manchmal auch in unserer Gemeinde, dann schwingen vielfach Rat- und Tatlosigkeit, Frust, Resignation –ja sogar Angst mit. Wir erleben die Veränderung des Kirchlichen, die Infragestellung unseres Kirchen- und Gemeindebildes. Wir sehen, dass in 20 bis 30 Jahren Kirchen ganz anders sein werden bzw. müssen, als wir es bisher gewohnt waren. Unsere bisherige Leichtigkeit des religiösen Seins werden wir aufgeben und Liebgewonnenes, Gewohntes müssen wir ersetzen – das verunsichert. Werden wir nur „Schlechtes“ bekommen? Welche Grundhaltung nehmen wir nun ein, wenn es um unsere glaubende und kirchliche Zukunft geht? Ein Sprichwort sagt: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen“.  Wir in der kommenden Pfarrei Heilige Drei Könige haben im Übrigen das biblische Leitwort:„Mit Gott überspringe ich Mauern“. Das ist doch schon mal ein ermutigender Ansatz.

  1. Und die Angst in uns selbst?

Dann gibt es uns noch die sehr persönliche Perspektive in den Lesungen: Sterben, schwere Krankheit, bedrohter Arbeitsplatz, gravierende finanzielle Probleme, zerbrochene Familien, Lebenspartnerschaften und Ehen, vom Schicksal durchkreuzte Pläne, Visionen und Lebensziele. Das alles kann apokalyptische Dimensionen einnehmen.

Da steht dann noch dieser Satz der Lesung: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“ – wie ein Betonpfeiler in der seelischen Landschaft. Aber in anderen Worten ausgedrückt: Wer sich nicht mit diesen Situationen auseinandersetzt, sich ihnen nicht stellt, über den fegt das Leben hinweg und dann ist es wahrscheinlich auch nicht mehr sein/ihr Leben. Wer nur darauf schaut, was jetzt NICHT mehr möglich ist, wer nur noch nach dem „WARUM ICH“ fragt, dem wird die kommende Lebenszeit wahrscheinlich nur noch Not, Schrecken, Verzweiflung sein. Wer da nicht rangeht – dem kann das Leben auf Dauer  nicht mehr „schmecken“.

  1. Über den heutigen Texten steht wie eine Leuchtreklame die Grundhaltung der ZUVERSICHT. Sie zu suchen, sie zu erbitten, sie zu trainieren, allein oder gemeinsam – darum scheint es mir hauptsächlich zu gehen.

Es geht um den Lebensmut, wenn sich die Welt radikal wandelt und man vielfach nur noch Gründe zur Hoffnungslosigkeit zu entdeckt. Es geht um die innere Haltung in unerfreulichen, düsteren oder gar aussichtslos erscheinenden Situationen. Jesus und Paulus ermuntern uns jene Art von Zuversicht zu suchen, die sich keine Illusionen über den Ernst der Lage macht – aber die uns doch in die Lage versetzt, der Angst zu trotzen und jene Spielräume ausfindig zu machen, die sich auftun können. Schlimmstenfalls bleibt uns nur noch der Spielraum in uns selbst, wo wir uns selbst begegnen und mühsam feststellen, dass diese inneren Mauern nur mit Einsatz und Ausdauer überwindbar sind. Und Gott kann uns helfen.

Dieses oft ungerechte Leben verstehen lernen, ist EIN Schlüssel – wir müssen deswegen mit diesem Leben nicht einverstanden sein.

 ZUVERSICHT

  • ist nicht die vorweggenommene Sicherheit, dass alles gelingen wird
  • beinhaltet nicht die Garantie, dass Kraft und Wille zu effektiven Ergebnissen führen
  • hilft nicht Fehler vermeiden.

Mit ZUVERSICHT kann man auch nicht weiter oder sicherer in die Zukunft schauen.

ZUVERSICHT ist

  • dem Leben weiterhin trauen, egal wie finster es ausschaut, weil wir an Gottes Nähe und Hilfe glauben können.
  • ist trotz allem an einen Sinn unseres Lebensweges zu glauben, weil Gott mit uns auf dem Weg ist.

 

  1. Als Bild für die nächste Woche biete ich Euch/Ihnen die Parabel der drei Frösche an, die in einen Topf Milch fallen.

Der pessimistische Frosch denkt: „O je, wir sind verloren, jetzt gibt es keine Rettung mehr.“ Sagt’s und ertrinkt.

Der Optimist hingegen gibt sich unerschütterlich: „Keine Sorge, nichts ist verloren: Am Ende wird Gott uns retten.“ Er wartet und wartet und ertrinkt schlussendlich so sang- und klanglos wie der Erste.

Und der dritte? Der dritte – der zuversichtliche Frosch hingegen sagt sich: „Das ist eine schwierige Lage, da bleibt mir nichts anderes übrig, als zu strampeln.“ Er reckt den Kopf über die Milchoberfläche und strampelt und strampelt – bis die Milch zu Butter wird und er sich mit einem Sprung aus dem Topf retten kann.

 

 

Impuls

10.11.2019      Lk 20,27-38         

Ein passendes Evangelium zum Toten-Gedenkmonat November. Mit dem Auferstehungsglauben tun sich auch heute viele schwer. In der Kirche und in den Gemeinden stehen diese allerletzten Fragen interessanterweise oft gar nicht im Mittelpunkt. Da geht es mehr um Organisation und Veranstaltungen, in den Predigten oft um gutmenschliche Moral nach dem Motto „als Christ sollte man“.  

Dabei ist jede und jeder von uns immer wieder mit Trauerfällen konfrontiert und wir wissen, auch wenn wir es schnell verdrängen: eines Tages sind wir auch dran.

Da ist doch erfrischend, wie klar Jesus betont: „Gott ist kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben sie alle.“

Auch die anderen beiden Hinweise Jesu sind spannend: 1) „sie heiraten nicht“ – an vielen anderen biblischen Stellen wird der Himmel als ewiges Hochzeitsmahl mit viel Musik beschrieben – und Jesus daselbst ist der Bräutigam und wir die Braut. 2) „die gewürdigt werden“ – es werden leider wohl nicht alle daran teilhaben. Aber Gott will das Heil aller Menschen (z.B. Tit 2,11). Der Maßstab zur Teilhabe wird sein: unser Gott-Vertrauen und wie wir die Nächstenliebe praktiziert haben (vgl. Mt 25,31ff). Doch biblische Frohbotschaft: Barmherzigkeit triumphiert über dem Gericht.  

Da ich rein beruflich ja ständig auf dem Friedhof bin und durch den „Hinübergang“ meiner Eltern in den letzten Jahren hat sich bei mir die Perspektive und das Erleben sehr weiter entwickelt. Neben aller Tragik und Trauer gibt es den Tröster, den Hl. Geist. Auferstehungsglaube ist für mich keine Vertröstung, sondern die Tröster-Kraft kann ich hier und jetzt erleben als sprudelnde Quelle in mir, wenn ich mich Jesus öffne (Joh 4,14). Für mich selber wende ich gerne das Bekenntnis des Paulus wie ein Mantra und ein Lebensmotto an: „Für mich ist Christus das Leben und Sterben Gewinn“ (Phil 1,21). Ich find das so krass und so gegen jeden mainstream, dabei hilft es mir schon jetzt im Diesseits: das „Leben in Fülle“ in Jesus Christus schon heute immer mehr zu finden und zu empfangen. Na Halleluja.  

Impuls-Fragen

  • Wie geht es mir mit dem Auferstehungs-Glauben? Womit tue ich mir schwer – was hilft mir?
  • „Damit wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden“ (2 Kor 1,4) – wie erlebe ich Trost – wie kann ich Trost weitergeben?

 

Impuls

29.9.19  zu Lk 16,1-13

Lukas wird gern der „Sozialist“ unter den 4 Evangelisten genannt, weil er ständig die soziale Dimension im Auftreten und Reden Jesu betont. Auch diese Erzählung ist drastisch und aktuell. Wir können uns persönlich selbstkritisch hinterfragen, inwieweit wir auf einen konkreten Notleidenden eingehen oder wir nur mit unseren Dingen beschäftigt sind. „Stop for the one“ ist das Motto der radikalen Jesus-Nachfolgerin Heidi Baker, Link Youtube Video. Ich durfte sie im Juni persönlich erleben und war tief getroffen. Doch wir wissen in Berlin, da sind wir irgendwie auch überfordert, wen und was man alles auf den Straßen und in der U-Bahn antrifft. Deswegen finde ich so Aktionen wie das Nord-Neuköllner Nacht-Café jeden Freitag von November bis Ende März so wichtig,  bei dem ca 65 Menschen ein warmes Essen bekommen und bis zu 25 einen Schlafplatz.

In vielen Gemeinden passiert da sehr viel. Doch leider gibt es auch Gemeinden und kirchliche Kreise, die sich konkreten sozialen Aktionen mit und für Arme verweigern. Jesus spricht im Evangelium interessanterweise aber über eine Privatperson, einen konkreten  reichen Menschen, der das Elend vor seiner Haustür ausblendet.

Wir wissen, dass unser westlicher Lebensstil nicht nur der Umwelt massiv schadet, sondern dass es auch eine regelrechte Abschottung gegen Arme aus anderen Ländern gibt. Beim Jüngsten Gericht werden wir nach Mt 25, 31-46 (also auch Matthäus hat „sozialistische“ Züge) persönlich gefragt, was wir für Kranke, Fremde, Gefangene getan haben. Auch bei Mt gibt es wie in unserem Text nach dem Tod nicht nur den Himmel, sondern auch das Gegenteil. Darüber spricht heute kaum einer mehr. So problematisch Höllen-Drohung ist – es stellt sich die Frage nach unserer Verantwortung.  Wir werden von Jesus zur Antwort gerufen.

Phänomenal finde ich das Ende des Evangeliums: wie werden Menschen zur Umkehr bewegt? Ja, sie lassen sich auch nicht überzeugen, wenn jemand von den Toten aufersteht, wenn sie auf die Schrift – Bibel  (Mose und die Propheten) nicht hören. Jesus ist ja von den Toten auferstanden – welche Autorität hat für mein Leben das Zeugnis der Bibel? Wie lebe ich das Hauptgebot der Gottes- und der Nächstenliebe konkret?

Viele kennen das Erlebnis: Wenn ich gebe, empfange ich auch. Ich werde von einem Armen oft auch beschenkt – da fließt etwas zurück. Ja, und ich kann in ihm sogar Jesus begegnen (Mt 25,40). Ich finde es großartig: Jesus spricht nicht über Zahlen und Statistiken, Er ist kein Theoretiker, sondern Er spricht unser ganz konkretes menschliches Verhalten an. Was ich für eine einzige Person tue, löst zwar nicht die Weltprobleme, sondern ist nur 1 Tropfen auf den heißen Stein. Aber glücklich, wer ihn bekommt. Und je mehr diese Tropfen verteilen, desto besser! 

 

 

Impuls-Fragen

  • Konkrete menschliche Hilfe wird heute gern wegdelegiert an die Caritas oder den Staat: wo ruft mich dieses Evangelium zur Umkehr in meinem lifestyle?
  • Wir kennen auch die Falle des Helfersyndroms und der Überforderung: wo stärkt mich die Jesus-Nachfolge und gibt der Glaube mir Flügel – auch des Schutzes?

 

Impuls

01.09.2019        Lk 14,1.7-14

Jesus macht „Hauskirche“. Er geht in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Doch die Atmosphäre ist nicht angenehm: man beobachtet ihn genau. Er beobachtet aber auch: Er sieht das Gerangel um die besten Plätze. Und Er kritisiert das direkt – eigentlich sehr provokant sein Verhalten.

Doch wenden wir es auf unser Leben an: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt. Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht.“ Es gibt in unserer Kirche eine Spiritualität, die das als Lebensmotte praktiziert: immer den letzten Platz einnehmen: die sogenannten Kleinen Schwester und Brüder Jesu. 3 Kleine Schwestern leben auf dem Tempelhofer Feld in einem Bauwagen neben dem Zirkuszelt. Geld verdienen sie durch Putzen. In Suppenküchen für Arme teilen sie nicht die Suppe aus, sondern stellen sich zum Essen an. Solidarität von ganz unten.

Und sie leben gerne Gastfreundschaft: Kleine Schwester und Brüder leben oft in einer Wohnung in einer sozial schwierigen Gegend.  Zu ihnen nach Hause („Hauskirche“) kommen oft Menschen, die in keine Kirche oder Gemeinde kämen – die man dort meist auch gar nicht will. Gut, dass es in Nord-Neukölln die Kleiderkammer gibt, das Nachtcafé und Café Platte.

Jesus empfiehlt, nicht einfach seine Freunde und Verwandte einzuladen, sondern gerade Menschen, die es Dir nicht vergelten können. Wir wissen, dass es „Hauskirchen“ geben kann, die einfach zur Kuschelgruppe werden. Wie oft kann man in einer Gemeinde erleben, dass eine neue Person keinen Anschluss findet. In der Nachfolge Jesu können wir lernen, wirklich pro-aktiv zu werden, immer mehr. Von mir aus andere ansprechen, einladen, ja, und wo es notwendig ist auch kritisch zu hinterfragen.

Impulsfragen

  • Was provoziert mich in diesem Evangelium am meisten in meinem Lebensstil?
  • Wo spüre ich, dass ich pro-aktiver werden kann?

 

Predigtsplitter

04.08.2019

Liebe Schwestern und Brüder,

worüber machen Sie sich Gedanken? Was treibt Sie um? Was verfolgt Sie bis in den Schlaf? Wenn Sie möchten, spüren Sie dem kurz nach. Worüber machen Sie sich Gedanken? Was treibt Sie um? Was verfolgt Sie bis in den Schlaf?

Bei dem reichen Mann im eben gehörten Gleichnis ist die Antwort klar, es heißt: „Da überlegte er bei sich selbst, was soll ich mit meiner Ernte tun?“ Er wird sich viele Gedanken gemacht haben. Hin und her überlegt haben. Vielleicht haben ihn die Gedanken umgetrieben bis nachts in den Schlaf. Und schließlich sagte er zu sich: „So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen. Dann werde ich ausruhen, essen, trinken und mich freuen.“

Soweit so gut. Bitter nur für den Mann, dass er direkt im Anschluss an seine gemachten Planungen sterben wird, sie nicht mehr wird umsetzen können und nichts mehr von ihnen haben wird. Es wäre nun leicht zu sagen: Reichtum ist blöd, sich Gedanken um seinen Besitz zu machen ist blöd, der reiche Mann erhält seine gerechte Strafe oder hat einfach Pech. Es erscheint mir ein wenig zu leicht und ich möchte das Gleichnis von einer anderen Richtung her angehen.

Dazu eine Geschichte, sie ist aufgeschrieben von Anthony de Mello. Er schreibt: „Ich kenne eine Geschichte von einem Mann, der zu einem Mönch ging, als dieser in seinem Dorf Halt machte. ‚Gib mir den Stein, den Edelstein!‘ Der Mönch gab zurück: ‚Von was für einem Stein sprichst du überhaupt?‘ ‚Heute Nacht habe ich geträumt, dass um die Mittagszeit ein Mönch durchs Dorf kommen wird, und wenn dieser mir den Stein gibt, den er bei sich trägt, werde ich der reichste Mann des ganzen Landes. Also gib mir den Stein!‘ Der Mönch kramte in seiner Tasche und zog daraus einen Diamanten hervor. Es war der größte Diamant der Welt, so groß wie der Kopf eines Menschen. Dann sagte er: ‚Ist das der Stein, den du meinst? Ich habe ihn im Wald gefunden. Hier hast du ihn!‘ Der Mann nahm den Stein und lief nach Hause. Doch als die Nacht kam und er sich schlafen legte, brachte er kein Auge zu. Am nächsten Morgen, zu früher Stunde, ging er an den Ort zurück, an dem der Mönch friedlich unter einem Baum schlief. Er weckte ihn und sagte: ‚Da hast du deinen Stein wieder. Gib mir lieber den Reichtum, der es dir so leicht macht, den Reichtum wegzuwerfen.‘“

Zwei Geschichten um zwei Männer, der Mann im Gleichnis und der Mann in der Geschichte. Beide sind sich ähnlich. Die Frage nach Besitz und Reichtum treibt sie um und verfolgt sie bis in den Schlaf. Das Ziel des reichen Besitzes steht ihnen kurz bevor oder ist schon da. Der Mann im Gleichnis hat volle Scheunen und den Plan gefasst noch größere zu bauen, während der Mann in der Geschichte den größten Diamanten der Welt erhalten hat und nun zum reichsten Mann des Landes überhaupt werden kann. Und sie erfahren beide eine dramatische Wendung. Der Mann im Gleichnis stirbt in der Nacht, hat also nichts mehr von seinem Reichtum. Der Mann in der Geschichte hat eine tiefe Einsicht, die ihn dazu bringt den Diamanten und den damit gewonnen Reichtum zurückzugeben. „Gib mir lieber den Reichtum, der es dir so leicht macht, den Reichtum wegzuwerfen.“

„Gib mir lieber den Reichtum, der es dir so leicht macht, den Reichtum wegzuwerfen.“ Es gibt demnach zwei Arten von Reichtum. Die eine Art erhält der Mann in Form des Diamanten. Nach einer schlaflosen Nacht kommt er zu der Einsicht, dass es über diesen Reichtum hinaus einen viel größeren Reichtum geben muss, der paradoxerweise den Diamanten und den damit verbundenen Reichtum gar nicht braucht. Diesen empfindet der Mann als weitaus erstrebenswerter und bittet den Mönch ihm diesen zu geben. Er umschreibt das mit den Worten des Leichtmachens. Etwas in dem Mönch muss so reich vorhanden sein, dass es ihm leicht macht, den Diamanten und den Reichtum wegzugeben. Was kann das sein? Ich glaube, dass Freiheit eine Antwort darauf sein kann. Der Mönch ist innerlich frei. Das ist sein Reichtum, der es ihm ermöglicht, den Diamanten einfach so wegzugeben.

Dazu ein kurzer Blick auf die Freiheit. Die Freiheit hat zwei Seiten, sie sind die zwei Seiten der Medaille Freiheit. Beide werden an dem Mönch sichtbar.

Die eine Seite ist die Freiheit von. Frei zu sein von etwas. Zunächst einmal frei zu sein von Äußerem. Nicht angekettet zu sein, nicht eingesperrt zu sein, nicht festgehalten zu werden. Erfahrungen, die viel zu viele Menschen nach wie vor machen, die uns hoffentlich eher fremd sind.

Dann aber auch frei zu sein von Innerem. Etwas, das uns vielleicht bekannter ist. Vorstellungen, Ansprüche, Erwartungen, Abhängigkeiten, Zwänge, Weltbilder, Besessenheiten. Alles Dinge, die unfrei machen.

Dazu eine kleine persönliche Erfahrung. Wir sind vor gut zwei Monaten umgezogen.  Und wie es beim Einzug in eine neue Wohnung ist, es ist auch nach zwei Monaten noch nicht alles fertig. Das Internet kam spät. Die Fenster beim starken Regen am Freitagabend haben sich als undicht erwiesen. Der klappbare Schreibtisch an der Wand ist zu hoch angebracht. Es erging mir so ähnlich wie dem Mann im Gleichnis: Wenn das Internet da ist, wenn die Fenster dicht sind, wenn der Schreibtisch richtig angebracht ist, dann kann ich anfangen mich wohl und zu Hause zu fühlen. Wie schade! Und was für eine Unfreiheit. Viel freier und auch schöner ist es zu sagen: Es ist jetzt schon schön und ich fühle mich jetzt schon wohl. Alles, was noch zu tun ist oder noch dazu kommt, wird noch gemacht und kommt noch dazu. Aber ich kann das Neue jetzt schon genießen.

Und das ist die andere Seite der Freiheit: Die Freiheit zu. Ich bin frei von dem Anspruch, alles in der Wohnung perfekt zu haben und werde frei die Wohnung zu genießen. Der Mönch, um auf die Geschichte zurückzukommen, ist frei von dem Zwang reich zu sein und ist so frei ihn zu verschenken. Die Freiheit zu. Frei zu sein, großzügig sein. Mit Besitz, mit Zeit, mit Gedanken. Frei zu sein, großherzig zu sein. Gegenüber anderen und auch gegenüber sich selbst.

Das eigene Beispiel mit der Wohnung ist etwas Alltägliches. Wer es von Ihnen eine Stufe größer möchte, dem gebe ich den heiligen Ignatius von Loyola an die Hand, dessen Gedenktag wir am vergangenen Mittwoch gefeiert haben. Er war besessen davon ein großer Ritter zu sein, der es zu Ruhm und Ehre bringt. Eine dramatische Wendung nahm sein Leben, als er bei einem Kampf schwer verwundet wurde und für Monate aufs Krankenlager gefesselt wurde. In dieser körperlichen Unfreiheit erlangte er eine große innere Freiheit. Er legte all seine eigenen Ansprüche ab, um frei zu etwas anderem zu sein. Dabei überließ er sich Gott und ließ sich von Gott leiten. Dies führte ihn schließlich zur Gründung des Jesuitenordens. Durch die Freiheit von zu einer großen Freiheit zu, oder, in den Worten von Ignatius: Die meisten Menschen ahnen nicht, was Gott aus ihnen machen könnte, wenn sie sich ihm  nur zur Verfügung stellen würden.

Das Gleichnis des heutigen Tages ist letztlich kein Gleichnis über Verbote. Es ist ein Gleichnis über die Freiheit. Über die innere Freiheit von, die zur Freiheit zu führt. Und an diese Freiheit zu möchte Gott anknüpfen und mit uns wirken. Und dann kommen wir auch zu den Schätzen im Himmel, von denen im Gleichnis die Rede ist. Himmel meint auch immer das Reich Gottes. Und das möchte bekanntlich schon im Hier und Jetzt mit und durch uns Raum gewinnen.  Das Reich Gottes als Leerstelle für gelungene Beziehungen, für großherziges sich verschenken, für großzügiges Teilen. Einfach, weil die Welt dann für uns und alle ein schönerer Ort ist, ein Abglanz des Himmels, auf den wir uns natürlich auch schon jetzt freuen können.

Daher die Einladung den Heiligen Geist zu bitten, dass er uns hilft frei zu werden von allem, was uns gefangen hält. Frei zu werden zu. Und uns in dieser Freiheit vom Heiligen Geist im Sinne des Reiches Gottes führen zu lassen.

Amen.

Impuls

30.06.19         Lk 9,51-62

In diesem Evangelium können wir aus „Fehlern“ lernen – und uns von Jesus provoziert fühlen.

Die Jünger Johannes und Jakobus wollen Feuer vom Himmel zur Vernichtung, weil ein samaritisches Dorf sie nicht aufnimmt. Jesus weist solches Ansinnen zurück – wie auch an anderen Stellen. Das zeigt: ein Teil seiner Jünger hatte auch eine gewaltbereite fanatische Seite. Jesus sucht hier nicht den Konflikt, sondern geht mit seinen Jüngern einfach in ein anderes Dorf. Da ist Jesus erstmal sympathisch.

Doch jemanden, der offen und eigentlich vorbildlich seine Nachfolgebereitschaft bekundet, macht er deutlich: Er, Jesus, hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann: er hat weder ein Nest noch einen Bau. Krass.

Frontal und radikal klingt Jesus bei einem Menschen, den Er in seine Nachfolge ruft und der zuerst seinen Vater begraben will – ja ein nachvollziehbarer Grund: „Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes.“ 

Ähnlich beim letzten, der seine Nachfolgebereitschaft bekundet, aber erst von seiner Familie Abschied nehmen will – doch völlig menschlich: „Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.“

Es sind Menschen, die Jesus schon nachfolgen wie die Jünger, Personen die ihre Bereitschaft bekunden und einer der gerufen wird: sie alle bekommen von Jesus klare Ansagen. Okay, die Jünger haben mit ihrer Feueraussage dem jesuanischen Geist der Nächstenliebe bis zur Feindesliebe widersprochen. Aber die anderen?

Darum schauen wir auf unser Leben und das normale Christ-Sein heute, um den Sinn der krassen Worte Jesu zu entdecken: Jesus geht es um das Reich Gottes! Hat das bei uns wirklich 1. Priorität? Suchen viele in ihrem Christ-Sein nicht auch ihren Bau und ihr Nest? Gleichgesinnte, meine Gemeinde usw. Wie viele verlangen Sicherheit, doch Jesus lädt ins Ungewisse – ins Abenteuer mit Ihm und Gott. Ohne Netz und doppelten Boden.

Ja und für die meisten ist Familie das Wichtigste. Hm. Wenn wir Jesus wirklich ernst nehmen, ändert sich diese Priorität. Da gibt es in den Evangelien zahlreiche Aussagen von ihm. Hier nur eine, als er seine Mutter (immerhin Maria) und Angehörigen auflaufen ließ: „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Geschwister? …Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder, Schwester und Mutter“ (Mk 3,33.35).

Wenn es Jesus primär um das Reich Gottes geht, in dem der Willen Gottes geschieht, hier eine Definition: „Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist“ (Röm 14,17). Das ist der Geist der Seligpreisungen: hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, Frieden stiften, ja und jauchzen, wenn man deswegen Stress bekommt (vgl. Mt 5, 6.9.10.11f).  Echt: Nachfolge Jesu ist ein ganz anderer lifestyle.

 

Impuls-Fragen

  • Welche „Fehlhaltungen“ blockieren bei mir ein stärkeres Durchbrechen des Reiches Gottes? Welche Sehnsüchte kenne ich zu radikalerer Jesus-Nachfolge?
  • Was sind meine Erfahrungen: wenn ich um Jesu willen verlasse, verliere, verzichte: was gewinne ich?

 

 

26.05.19                              Joh 14,23-29

Impuls

Wir sind in der Osterzeit – und da geht es nicht nur um Auferstehung und das Leben nach dem Tod, sondern die Einladung und Möglichkeit, schon jetzt als neue, österliche Menschen zu leben. Das Evangelium oben kann uns konkrete Wege dazu eröffnen.

Jesus spricht wiederholt davon, ihn wirklich zu lieben. Christlicher Glaube ist keine Theorie, nicht einfach eine Lehre, sondern eine Beziehung, Freundschaft zu Jesus. Und diese Liebe äußert sich konkret auch darin, sein „Wort“ festzuhalten. Es ist wie bei der Liebe zwischen Menschen: ich kann nicht sagen, ich liebe eine Person, aber nehme ihre Worte nicht ernst. Bei unserer Liebe zu Jesus bedeutet dies z.B.: wirklich Seine Worte in der Bibel immer mehr zu kennen, sie immer neu denken und sprechen zu versuchen und natürlich danach zu handeln. „Festhalten“, weil ganz schnell „vergessen“ wir es.

Verbunden ist dies mit einer umwerfenden Verheißung:  wir werden die Liebe Gottes erfahren, indem Gott selbst zu uns kommt und in uns wohnt! Ja, und es wird noch präziser: dass auch der Beistand, der Heilige Geist uns gesandt wird, uns alles lehren wird und wir den Frieden Jesu erleben können, den die Welt uns nicht geben kann.

Was für eine frohe Botschaft (Evangelium)! Denn beunruhigte und verzagte Herzen kennen wir ja. Unser Herz sehnt sich nach Liebe – und wir sind aufgefordert, Jesus wirklich zu lieben, auf Seine Liebe zu antworten.

Ständig treffen wir auf Menschen, die sich leer fühlen, oft auch trostlos – und mit dem Glauben schwer tun. Gott will auch nicht einfach gedacht oder gegrübelt werden, das bringt nicht weiter. Gott will immer neu in uns eingeladen werden: „Komm, lebe in mir! Ich will dir vertrauen und mich Dir ganz öffnen. Ich liebe Dich!“ Kürzlich bezeugte ein regelmäßiger Gast unseres Nord-Neuköllner-Winternachtcafés für Menschen von der Straße, bei dem wir immer auch zu Sing and Pray in die Kirche einladen: „Bisher habe ich gezweifelt und gegrübelt, hier habe ich entdeckt, dass ich wirklich mit Gott in Kontakt treten kann – und das gibt Kraft.“

Als österliche Menschen leben zu lernen– das ist natürlich ein Entwicklungs- und Wachstumsprozess – das bedeutet: nicht allein, nicht einfach aus eigener Kraft oder Anstrengung, sondern aus Liebe mit Ihm, für Ihn, aus Ihm. Wir können dann immer geist- und gottvoller werden, Jesus in uns und durch uns immer lebendiger. Und darin wächst die Möglichkeit, dass wir in unseren menschlichen Begegnungen nicht nur uns weitergeben – unsere Gedanken, Befindlichkeiten, Launen und Stärken -, sondern immer mehr auch von Seiner Weisheit, Seinem Frieden, Seiner Freude, Seiner Kraft. Na Halleluja.

 

Impuls-Fragen

  • Das Leben des dreieinigen Gottes in mir – welche Erfahrungen kenne ich, welche Schwierigkeiten oder Blockaden spüre ich, welche Möglichkeiten sehe ich?
  • Wir stoßen bei uns und anderen ständig auf Unfrieden, Unruhe, Verzagtheit und innere Leere: welche Erfahrungen und Möglichkeiten kennen oder sehen wir, Sein „Wort“ tatsächlich festzuhalten und danach zu handeln?

 

Wort zum Sonntag * Osternacht 2019  * Lissy Eichert, Berlin

Hochzeitsmahl bei Gott

Einen guten Ostermorgen!

In seiner Kluft – Lederhose, Basecap, Sonnenbrille –  stand Max meist ganz hinten in unsrer Kirche. Breitbeinig, die Arme verschränkt, seine Tattoos gut sichtbar, um den Hals ein etwa 20 cm großes Holzkreuz. Oft hing er mit den Kumpels von der Straße ab; zischte ein Bierchen. Oder zwei.

Dann lag er im Sterben. Am Samstagnachmittag rief mich der Pfleger von der Palliativstation an: Wäre schön, wenn jemand vorbeikommen könnte. Kurz darauf stand ich vor seinem Zimmer. Ich war bange, den lebensfrohen, starken Mann sterbend zu sehen.

Doch es kam anders. Als ich an seinem Bett saß, ergriff Max meine Hand und hielt sie ganz fest. Das große Kreuz lag auf seiner Brust. An diesem Stück Holz hielt er sich mit der anderen Hand fest. „Ich will noch nicht, aber ich muss wohl“, sagte er.  Wir weinten und lachten gleichzeitig. Dann blickte er zum Fenster. Die Nachmittagssonne schien. „Die freuen sich auf Dich, da oben“, sagte ich. Und er: „Ich weiß.“

Sterben kann eine schöne Zeit sein. Eine, auf die man sich freuen kann, wie auf eine Hochzeit.“ Das sagt der Leiter des Neuköllner Hospizes. Der Mann hat Nerven! Sterben ist ja nun wirklich alles andere als ein Grund zur Freude. Alles loslassen müssen, wofür ich gelebt habe. Angst haben. Hilflos sein.

Der Hospizleiter vergleicht die Zeit des Sterbens mit der Vorfreude auf eine Hochzeit. Was Max wohl dazu gesagt hätte? Hätte ihm wahrscheinlich gefallen.

Hochzeit. Zwei trauen sich, gemeinsam durchs Leben zu gehen. Ein Wagnis, klar. Wird das Versprechen ewiger Liebe und Treue halten? Garantie gibt’s ja nicht. Und doch glauben da zwei fest an ihre Liebe. Trauen sich zu, einander gut zu sein. Und die Hand des anderen auch dann nicht loszulassen, wenn es schwer wird. Wenn das kein Glück ist!

Hochzeit ist auch ein Bild für den Himmel, das Leben nach dem Tod. In der Bibel wird das Leben bei Gott mit einem Hochzeitsmahl verglichen: Mit Gott und allen, die mir vorausgestorben sind, am Tisch sitzen. Essen, Trinken, Lachen. Wiedersehen feiern. Zum Beispiel mit Max.

Ja, ich glaube daran. Weil Gott uns versprochen hat, dass der Tod nicht mehr sein wird, keine Trauer, keine Klage, kein Schmerz. Dass Gott selbst alle Tränen trocknen wird. (vgl. Offb 21,4ff)

Und das Schönste:  Diese Zusage Gottes gilt nicht erst für später, im Himmel,  sie gilt hier und jetzt. Was für ein Glück für uns: neues Leben, das schon heute beginnt.

Diesem Versprechen traue ich. Und deshalb stehe ich für Ostern. Auch wenn die Welt voller Leid und Tod, voller Karfreitag, ist: Ich stehe dafür, dass Gott Versprechen erfüllt. Auch wenn ich das nicht immer gleich erkenne.  

Im Sterben hielt Max meine Hand. Drückte sie sanft und fest zugleich. Mit der anderen Hand umfasste er das Kreuz. Ein Moment voller Nähe. Voller Dankbarkeit. Und Mut.

Mein Freund war entschlossen, sich trotz aller Ungewissheit in Gottes offene Arme zu werfen. Er vertraute darauf: der Tod ist nicht das Ende. Das Beste liegt immer noch vor uns. Weil Gottes Liebe stärker ist als der Tod.

Ich wünsche Ihnen gesegnete, herzensfrohe Ostern.

 

31.03.19                              Lk 15, 1-3.11-32

Impuls

Jesus machte ja bekanntlich Hauskirche auch mit Zöllnern und Sündern. Er konnte sich sogar selber einladen wie bei Zachäus (Lk 19,1-10). Und da passierte ja was:  echte Umkehr!

Wir sollten uns nicht vorschnell über die sich empörenden Schriftgelehrten und Pharisäer erheben. Zöllner waren damals oft Betrüger, und sie kooperierten mit den Besatzern, den Römern. Wieviel Abgrenzung und Ausgrenzung und moralische Empörung geschieht heute, wenn es um ein gemeinsames Gespräch z.B. mit einem Neu-Rechten geht. Im Apostelkreis Jesu gab es einen Zöllner und einen Zeloten („Messerstecher“ -das waren Menschen, die die Römer mit Gewalt aus dem Land vertreiben wollten). Jesus kannte keine Berührungsängste: Ihm ging es um Umkehr zu einem erneuerten Leben – also ein echtes Thema für die Fastenzeit.  

Umkehr: wir schauen zunächst auf den jüngeren Sohn: Er gibt seine Schuld zu und hatte den Mut, zu seinem Vater (natürlich ein Bild für den himmlischen Vater) zurückzukehren. Dazu sind wir immer wieder eingeladen: Fehler zuzugeben, sich entschuldigen, sich neu Gott zuzuwenden. In der Begegnung und Begleitung von Menschen treffen wir auf welche, die so schlecht von sich denken und ein so dusteres Gottesbild haben, dass sie genau diesen  Schritt zur Umkehr sich nicht trauen.

Darum schauen wir auf den Vater: von Ihm können wir lernen, Menschen die Freiheit zu geben, Fehler zu machen, sie ziehen zu lassen, das Erbe zu verprassen. Aber sie mit offenen Herzen und Händen ersehnen und erwarten. Von ihm können wir lernen, auch proaktiv auf den anderen zuzugehen (dem älteren Sohn) und auf seinen Zorn einzugehen.

Ja und schauen wir auf diesen älteren Sohn: er ist pflichtbewusst wie ein guter Mensch, ein guter Christ, aber fällt harte Urteile über seinen Bruder und macht seinem Vater Vorwürfe. Er vermisst den Ziegenbock und übersieht, dass er eigentlich alles hat. So geht es vielen Christen: sie übersehen, dass sie in Gott eigentlich Zugriff zur Fülle haben.

Ja auch hier im Gleichnis Hauskirche: mit Musik, Tanz und Mastkalb.  Doch der „ältere“ will nicht hineingehen.

Ja, Jesus ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist (Lk 19,10). In der Nachfolge Jesu sind auch wir dazu gesandt.

Impuls-Fragen

  • Umkehr zu einem erneuerten Leben – was hilft mir? Was blockiert mich?
  • Suchen und retten, was verloren ist – wie ergeht es mir damit in der Jesus-Nachfolge? Was kann ich von Jesus lernen?

 

03.03.19                            Lk 6,39-45

Versmaßpredigt

Liebe Freunde liebe Feinde,    

liebe närrische Gemeinde,

Wovon das Herz voll ist, davon sprudelt der Mund,

darum ist unser Reden oft so kunterbunt.

In unserem Herzen ist Gutes und Böses gemischt,

so wird es den anderen dann auch aufgetischt.

Wer kennt keine bösen Worte,

wie erfreuen uns gute Worte?

Lachen ist gesund,

darum öffnet mal den Mund,

lasst ein Halleluja heraus

dazu noch einen kräftigen Applaus.

Und jetzt Ha ha ha

Ist das nicht wunderbar?

Jesus hat ne lustige Optik.

Seine Worte voller Komik.

Du siehst den Splitter im Auge des andern,

obwohl Balken Deine eigenen Augen bewandern.

Schau ich mich in der Welt so um,

Jesu Worte sind wirklich nicht dumm:

Bebalkte Blinde führen die Blinden,

bis alle sich in der Grube befinden.

Viele Führer sind wirklich blind,

ob sie in Washington, Moskau oder im Vatikan zu Hause sind.

Der Papst sieht das ein – die blinden Flecken der Kirche,

wir haben bei uns Katholiken ein gewaltiges Geknirsche.

Die Lösung kann nicht von den Bischöfen und dem Papst alleine kommen,

sie sind Teil des Problems – wir brauchen jetzt endlich alle Frommen!

Vatikan – Muttikan

Weltweit mit neuem Elan!

Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten,

das fragen viele: was wir uns für eine Zukunft züchten?

Digital und virtuell

auch sozial und spirituell?

Wir setzen voll auf Künstliche Intelligenz,

vermissen tu ich spirituelle Intelligenz, auch bei Pater Lenz.

Überall brauchen wir Umkehr und Erneuerung,

im Herzen beginnt die Grundsteuerung.

Da gibt es Habgier und Neid,

als Frucht dann Eifersucht und Streit.

Lad Jesus immer neu in Dein Herz hinein,

dann zieht dort Frieden und Freude ein.

Jesus gibt uns Feuer und Geist,

er uns wirklich mit Power speist.

Doch viele sind heut ausgebrannt

Haben sich total verrannt.

Ich kenn doch meine eigenen Schwächen und Fehler,

auch wo ich anderen geh auf den Zähler.

Da hilft nur Umkehr und Erneuerung.

Im Herzen beginnt die Grundsteuerung.

Jesus will, dass wir im Herzen mit Ihm leben,

dann fängt es innerlich an zu beben,

nicht innere Leere und Weltenschmerz,

sondern Gottesliebe in meinem Herz.

Jesus will dass wir in uns Freude in Fülle haben,

seinen Geist können wir trinken und uns an Ihm laben.

Darum: kehr um und lache.

Die neue Formel: lache mache lache mache.

Das ist attraktiv

Vielleicht auch naiv.

Hast du nichts zu lachen?

Schau in den Spiegel und lass es krachen.

Den Balken einfach rausgelacht,

die Splitter einfach weggelacht,

dem lieben Gott das Freude macht,

so hat Er sich die Welt gedacht.

Darum jedem Mann jeder Frau

Ein dreifach kräftiges Helau.

 

10.02.19                            Lk 5,1-11     

Impulsgedanken

Der Predigtsplitter ist dem Impuls für unsere Hauskirchen entnommen.

Wir kennen solche Situationen: die ganze Nacht gearbeitet und nichts rausgekommen…Kennen wir es auch: Auf Dein Wort hin versuchen wir es nochmal…und erleben eine positive Überraschung? Na, und es ist gegen die Fischerlogik, am hellen Tag zu fischen, wenn die Fische ganz tief unten sind.

Wenn wir Jesus ganzheitlicher nachfolgen wollen als seine Jünger*innen, dann gilt es, Sein Wort zu praktizieren. Wie oft ertappe ich mich, dass ich nur meiner Logik folge oder was man so sagt und denkt…

Ich kenne und erlebe viele, die sich wie Petrus nicht würdig fühlen, näher mit Jesus und Gott zu tun zu haben.  Beeindruckend, wie Jesus das einfach überspringt und Petrus eine große Zukunft mit ihm voraussagt. Mit der starken Ermutigung: „Fürchte dich nicht!“

Doch seien wir ehrlich: ein Menschenfischer für das Reich Gottes sein -werden? Viele tun sich verständlicherweise schon mit dem Begriff schwer. Dabei ist es ein schönes Wortspiel: vom Fische fangen zum Menschen fangen wechseln? Doch alle die, die sich mühen, Menschen für den Glauben oder für Kirchenprojekte zu gewinnen, wissen: wir gewinnen manchmal gar keinen. Ich habe einmal von „erfolgreichen“ Christen gelernt, ich soll nie einfach mit was loslegen, sondern beten und warten, bis ich grünes Licht von oben habe. Dann soll ich „auf Sein Wort hin“ handeln. Seitdem ich diese Haltungsänderung übe, erlebe ich immer wieder, dass ich mir nicht krampfhaft etwas ausdenken muss, sondern Projekte und Menschen „überraschend“ zu mir, zu uns kommen…

„ließen alles zurück und folgten ihm nach“: die ersten Apostel haben tatsächlich auch ihren Beruf gewechselt…für die Jesus-Nachfolge.

Dieser Text provoziert mich, uns in unserem Christ-Sein. Er fragt tiefer nach unserem Lebenssinn und unserer Lebensberufung. Wieweit bin ich bereit, mich auf das Jesus-Abenteuer einzulassen? Und dieses Abenteuer hat viel mit anderen Menschen zu tun. Immer mehr „Menschenfischer“ zu werden. Um hier eine positive Motivation zu bekommen, ist es hilfreich, wirklich auf die Inhalte zu schauen: zu was hat Jesus seine Jünger in die Welt gesandt: Frieden zu stiften, das Reich Gottes zu verkünden, Kranke zu heilen, Menschen zu befreien usw (vgl. z.B. Lk 10,1-9)…eine wirklich sinnvolle und segensvolle Aufgabe!!! Dazu sind wir schnell überfordert, wenn wir nicht seinen Geist und seine Vollmacht haben. Um diese gilt es immer neu und immer weiter zu beten…Mit Jesus, da sind wirklich wunderbare Fischfänge möglich. Verbunden mit der beruhigenden Zusage: „Fürchte dich nicht!“

Impulsfragen

  • Wo spüre ich einen Ruf, in meinem Christ-Sein etwas zu ändern, zu wechseln?
  • Zu welchen Menschen, in welche Situationen erlebe ich mich von Jeus gesandt?  
  • Wo kenne ich wunderbare Fischfänge?

 

20.01.2019

Die Hochzeit in Kana als Zeichen

Text von Lissy Eichert: Predigtsplitter als pdf

Drei-König leben

06.01.19   Mt 2,1-12

Ist die Erzählung mit den Sterndeutern historisch? Nun, die Bibel ist mehr als ein Geschichtsbuch. Sie ist wie ein Spiegel: wenn du hineinschaust, erfährst du mehr über Dich, unsere Welt und den Himmel. König Herodes gab es geschichtlich, er wird als grausam beschrieben. Die außerbiblischen Belege für den Kindermord sind dünn. Aber Tyrannen wie Herodes, die Angst vor Konkurrenz haben und dafür über Leichen gehen – das passiert leider ständig.

Es hilft, wie bei einem Bibliodrama einfach in die Geschichten einzusteigen und mitzuspielen. Sich in Figuren hinein zu versetzen oder wie bei modernen Movies zu interagieren: also in Bewegung zu kommen und sich bewegen zu lassen. 

Lernen wir von den Sterndeutern: sie schauen in den Himmel. Es ist gut, nicht nur auf die Umstände und schwierige Probleme zu schauen, sondern mit seiner Neugier und Sehnsucht auch nach oben zu blicken – nach neuem Licht. Im griechischen Urtext heißen sie Magier. Weil wir Katholiken so schnell hierarchisch denken, wurden daraus Könige. Wenn wir in den Spiegel göttlicher Offenbarung in der Bibel näher reinschauen, entdecken wir, dass Gott gar nicht dafür war, dass es in Israel Könige gibt – sie würden die anderen ausbeuten. Gott selber will unser König sein – und wir Menschen als Schwestern und Brüder gemeinsam Königskinder.

Magier-Weise sind sozusagen Menschen mit einem 3. Auge. Sie wissen, mit unseren natürlichen Augen sehen wir nicht alles. Manche Inhalte erkennen wir nur mit dem Herzen. Das 3. Auge kann auch mein Gewissen sein, oder eine Intuition. Ob es nur mein Vogel ist oder echt, erkenne ich darin, ob es wirklich real wird. Die Magier fanden das Jesuskind. Ihre Suche erfüllte sich. Was uns heute oft fehlt: spirituelle Intelligenz!

Bei diesen Weisen können wir den Mut bewundern, aufzubrechen, Neues zu wagen. Sie erleben in Jerusalem einen König Herodes, der wie viele Mächtige heute Religion heuchelt. Sie erleben Schriftgelehrte und Hohepriester (damals schon Thron und Altar nahe zusammen), die im Kopf die richtige Antwort –Bethlehem- kennen, aber den Weg nicht mitgehen. Glaubenstheoretiker, nicht Glaubenspraktiker – wie manch Theologe und Priester auch heute.     

Die Sterndeuter hören auf ihren Traum mehr als auf Herodes – es sind authentische Menschen, die wissen, dass wir Gott mehr gehorchen sollten als den Menschen.

Heilsgeschichtlich historisch wird diese Erzählung heute, wo das göttliche Licht in unserem Herzen aufgeht. Wo wir diese göttliche Lichtspur auf unserer Lebensreise, die immer auch eine innere Reise ist,  ständig  neu suchen. Und unsere Berufung ist, dieses Licht in die Dunkelheiten unserer Welt zu bringen.

Die 3 Geschenke spiegeln, was wir Gott und einander schenken können-sollen. Gold steht für das Kostbarste: Zeit, sich selbst, mein Herz. Weihrauch steht für Wohlgeruch: Gott loben, einander respektieren und anerkennen. Wir kennen das Gegenteil, wo schlechte Luft ist: miese Stimmung, ätzendes Gerede usw.  Ja und Myrrhe: aus diesem Harz kann man eine heilende und desinfizierende Salbe gewinnen. Lassen wir uns immer neu von Christus – dem Gesalbten  einsalben. Wer von uns braucht nicht Heilung für innere und äußere Wunden und Verletzungen. Wer braucht nicht diese Schutzschicht, die mein Immunsystem und meine Abwehrkräfte stärkt. Mit dem Ausleben der Drei-Königs-Geschichte können wir heute Heilsgeschichte schreiben.

 

26.12.2018 

Wir leben als Christ*innen in der Spannung zwischen KREUZ und KRIPPE

Text von Lissy Eichert  als .pdf: 2.Weihnachtsfeiertag_Predigtsplitter

 

24.12.2018

Weihnachten 2018

Text von Kalle Lenz zur Statio vor der Christmette 24.12.

Weihnachten 2018

Wir sind nicht mehr Weltmeister.

Weihnachten 2018

Angela Merkel ist noch Bundeskanzlerin.

Weihnachten 2018

Bei einer Umfrage haben viele Kinder gemutmaßt: Weihnachten feiern wir den Todestag vom Weihnachtsmann.

Weihnachten 2018

Der Missbrauchsskandal erschüttert die katholische Kirche bis in die Spitzen des Vatikan.

Weihnachten 2018

Unsere Kirche tut sich mit tiefergehenden Reformen und echter Umkehr schwer. Viele fordern Frauen in den Vatikan. Damit es bald auch Muttikan heißen kann.

Weihnachten 2018

Seitdem die Hedwigskathedrale geschlossen ist, geht`s dort richtig ab: eine faszinierende Kunstausstellung, ein großes Gastmahl mit Armen und heute nacht der Gottesdienst live bei der ARD. 

Weihnachten 2018

Lissy Eichert macht weiter das Wort zum Sonntag ,

Kalle dafür den Witz zum Sonntag.

Weihnachten 2018

Jesus hat auch ohne smartphone weltweit immer noch die meisten Follower.

Weihnachten 2018

Einige fordern eine Krippe ohne Leute von der Straße und ohne Ausländer und Juden.

Weihnachten 2018

In Berlin befürchtet man, dass in den kommenden Jahren nicht Ochs und Esel in der Krippe sind, sondern Fuchs und Wildschwein.

 

Weihnachten 2018

Nächste Weihnachten sind wir wohl als Katholische Kirche Nord-Neukölln mit über 25 Orten kirchlichen Lebens als neue Pfarrei unmittelbar vor dem Start. Die heiligen 3 Könige heißen dann vielleicht Clara, Richard und Christophorus. Und zum Neustart gibt es hoffentlich Kamele mit viel Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Weihnachten 2018

Für die neue Pfarrei wünschen sich viele Hanno als Ehren-Papst.

Weihnachten 2018

Im immer dichter werdenden Nord-Neukölln fordern zahlreiche Anwohner*innen mehr Vatikanische Gärten.     

Weihnachten 2018

Freuen wir uns auf die Christmette jetzt. Lassen wir uns von Gott neu beschenken

und beschenken wir Gott mit Vertrauen, Liebe und einem offenen Herzen.  Eja, Eja.

 

Über  Johannes den Täufer Jesus tiefer entdecken lernen

09.12.18                Lk 3,1-6   

Heute und am 3. Advent steht Johannes der Täufer im Mittelpunkt, der Wegbereiter für Jesus. In allen 4 Evangelien wird von ihm berichtet. Es lohnt sich, diese Texte näher zu betrachten. Schon seine überraschende Geburt steht unter dem Wort: „Bei Gott ist nichts unmöglich.“ Dieses Wort wenden wir in Christophorus oft an, wenn wir an Grenzen stoßen – oft fassbarer formuliert: „Mit Gott, da geht noch was.“

Johannes ist sich seiner Rolle und Identität sicher: Er ist die Stimme, nicht das Wort. Er ist ein Zeuge, nicht das Licht. Heute erleben wir viel Identitätsunsicherheit. Woran mache ich sie fest: an meiner Nationalität, meinem Geschlecht, meiner Familie?  Das Weihnachtsevangelium nach Johannes führt weit darüber hinaus: wir können aus Gott geboren sein (Joh 1,12f)! Das bedeutet: im Glauben haben wir die Chance, unsere menschliche DNA zu übersteigen durch göttliche DNA. Welch Potential liegt hier verborgen?!

Das ist auch die provozierende Aussage von Johannes: Ich taufe nur mit Wasser, Jesus wird mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen. Dabei ist die Predigt des Johannes aktuell: Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir bedürfen überall der Umkehr: persönlich, in der Kirche, in Umweltfragen usw. Ja und Vergebung ist ein existentielles Thema: sich selber vergeben können. Wieviel Unversöhntes gibt es in Familien! Wie befreiend kann es sein, sich unter Gottes Erbarmen zu stellen: die Lossprechung zu empfangen. Wie befreiend kann es sein, wenn ich einer anderen Person vergeben kann –im Vertrauen, dass Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit immer größer ist.

Getauft sein mit Feuer und Heiligem Geist! Jesus sagt einmal den überraschenden Satz: „Von allen Menschen auf der Welt ist keiner größer als Johannes, aber der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.“  Mit Himmelreich ist nicht einfach das Jenseits gemeint, sondern die Realisierung unserer adventlichen Vater unser-Bitten: „Dein Reich komme, Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“  Himmelreich-Menschen sind mit Feuer und Geist getauft – sie können wie Jesus Zeichen und Wunder wirken.  Das wird von den ersten Christ*innen wiederholt berichtet – aber nicht von Johannes.

Dies erklärt auch die originelle Antwort Jesu an die Johannes-Jünger. Im Gefängnis bekommt Johannes Zweifel – das macht ihn richtig sympathisch und menschlich – ob Jesus wirklich der Messias sei. Darum schickt er seine Jünger zu Jesus. Und Jesus antwortet: „Berichtet ihm, was Ihr seht: Blinde sehen, Lahme gehen und den Armen wird das Evangelium verkündet.“ 

Manchmal hab ich den Verdacht, wir leben in unserer Kirche oft als Johannes-Jünger. Wir bemühen uns um eine gute Moral (gute Menschen), aber wir können kaum Zeichen und Wunder wirken.  Wir leben aus eigener Anstrengung, weniger aus Gottes Feuer und Geist.

Darum eine Adventsübung: setze dich auf Deinem Zimmer vor  eine brennende Kerze  und bete so lange durch, bis Dein Herz zu Brennen beginnt. Je mehr Du Feuer fängst, desto mehr wird Dein Leben im Sinne Jesu verwandelt. Gott hat ein Interesse daran, dass wir dieses Feuer immer neu entfachen, also nachlegen, und es auf andere überspringt. Jesus will, dass wir Seine Werke vollbringen lernen. Das können wir nicht, nur in Seinem Geist. Seien wir nicht einfach Johannes-Jünger, werden wir mehr und mehr Jesus-Jünger*innen!      

 

Predigtsplitter

von René Pachmann

18.11.2018

Im Evangelientext des Sonntags (Mk 13,24-32) ist die Rede ist von einer Menge sichtbarer Zeichen – vor allem die natürliche Ordnung am Himmel scheint durcheinandergeraten. Sonnen- und Mondfinsternis werden genannt, Kometenhagel und eine allgemeine Erschütterung aller Himmelskräfte.

Ich glaube aber, es geht in diesem Text nicht um apokalyptische Panikmache, sondern um Aufmerksamkeit.

Gott will zu uns sprechen durch die Ereignisse der Welt. Wir sollen nicht nur in uns hinein hören, nicht nur am Sonntag im Gottesdienst bei der Predigt etwas mitnehmen – so gut beides sicher ist – nein, auch wenn wir auf die Welt schauen, sollen wir aufmerksam sein, denn wir können etwas von Gott mitbekommen.

Denn Gott will ja ständig mit uns Kontakt aufnehmen, will unsere Wahrnehmung für ihn schärfen. Oft jedoch müssen wir das Hören erst noch einüben. Müssen die Uneindeutigkeit der Dinge aushalten, gut unterscheiden, was wirklich los ist und uns langsam einlassen auf die „Zeichen der Zeit“, wie das Konzil sie nennt.

Wir sollen mit Gott rechnen – schon jetzt.

Denn dieser Text über das Ende kann unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart richten: Was will Gott mir persönlich mit meinem Leben sagen? Eines der wichtigsten Zeichen der Zeit ist für uns Christen meiner Meinung nach die Aufdeckung von sexuellem Missbrauch und seiner Vertuschung in der katholischen Kirche.

Für Menschen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, denen teilweise jahrelang nicht zugehört und nicht geglaubt wurde, für die gilt in vielen Fällen wohl genau das, was der Text sagt: Alles ist durcheinander gekommen, alles ist erschüttert, alles wankt. Das Weltgefüge stimmt nicht mehr, die Sonne verliert ihren Glanz, die Orientierung geht verloren.

Aus dem globalen Bild der aus der Ordnung geratenen Himmelskörper wird dann ein individuelles Bild des Schreckens, in dem nichts mehr klar ist.

In solchen Situationen wird ein Richter, wie er hier als „mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken“ kommend vorgestellt wird, zur zentralen Hoffnungsinstanz.

Denn wenn die Institutionen dieser Welt nicht funktionieren, dann ist für die Überlebenden von sexuellem Missbrauch ein solcher Richter von außerhalb die einzig verbliebene Aussicht auf Gerechtigkeit und Trost.

Und Jesus ist solch ein Richter. Einer, der am Kreuz selbst verwundet wurde und sich auf die Seite der Verwundeten stellt. Hoffentlich stehen wir dort an seiner Seite!

 Impulsgedanken

 Der heutige Predigtsplitter zu Mk 10,17-30 vom 14.10. ist dem Impuls unserer Hauskirchen entnommen.

 Sind wir schon Reich-Gottes-Menschen?

Der Mann spricht vom ewigen Leben, doch Jesus spricht vom Reich Gottes, das hier schon beginnen kann – und vom ewigen Leben. Der Mann macht eine Kniebeuge vor Jesus, ist also religiös und fromm – ja und er lebt die Gebote. Das tun heute tragischerweise viele nicht. Doch Jesus will ihn noch weiterführen: er umarmt ihn und lädt ihn zur persönlichen Nachfolge ein. Doch dafür soll er sich von seinem Besitz trennen. Das kann, will er nicht und so geht er betrübt und traurig von Jesus weg. 

Die Jünger reagieren bestürzt und voller Schrecken. Und jetzt gibt Jesus den entscheidenden Hinweis: Für uns Menschen ist vieles unmöglich, doch für Gott ist alles möglich! Aber um Reich-Gottes-Mensch zu werden, muss ich trotzdem etwas tun: um seinetwillen und des Evangeliums willen loslassen (auch mir sehr nahe Personen und  Dinge) – und ich werde 100fach empfangen schon jetzt (personell und materiell), wenn auch nicht ohne Verfolgungen. Welch eine phantastische und realistische Verheißung!

Jesus beruft in einen neuen und anderen Lebensstil. Die Berufung in die Nachfolge Jesu kann sogar zu einem Berufswechsel führen – wie z.B. beim reichen Zöllner zu einem Jünger Jesu – oder bei mehreren Aposteln („wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt“) vom Fischer zum Menschenfischer.

Vinzenz Pallotti hat betont, dass Du auch in deinem aktuellen Beruf einen Wechsel im Lebensstil vollziehen kannst, indem Du wirklich ein Apostel wirst, ein Bote und Zeuge des Reiches Gottes: da wo du bist – mitten in der Welt.   

Impuls-Fragen

  • Wo erlebe ich es bei mir oder anderen, dass eine Einladung Gottes zu einem Reich-Gottes lifestyle abgeblockt wird und als Folge sich Traurigkeit einstellt?
  • Wo habe ich es schon bei mir oder anderen erlebt, dass ein Loslassen um Jesu willen mich oder andere hundertfach beschenkt?

 

Erntedank und Gottesdienst zum neuen Kita-Jahr

07.10.18

Unsere Kitaleiterin Wiebke Finkenbusch zum Evangelium Mt 6,25-33

Das Evangelium beginnt heute mit der Aufforderung: Sorgt euch nicht um euer Leben…, Sorgt euch nicht…, wenn wir ehrlich sind, sorgen wir uns um viele Dinge, manchmal sind unsere Sorgen so stark, dass sie erdrückend wirken, wie ein Sack voller Steine: Die viele Arbeit…, der Ärger zuhause…, Sorgen um die Kinder…, Sorgen um Geld, Gesundheit oder den Arbeitsplatz…

Viele Dinge liegen uns manchmal schwer auf dem Herzen, beschäftigen uns und lähmen uns.

Es stimmt schon wenn Jesus im Evangelium sagt, jeder Tag hat seine eigene Plage. Kaum ein Tag vergeht, an dem wir uns nicht in irgendeiner Weise um etwas sorgen.

Wichtig erscheint mir an dieser Stelle, dass wir schauen, wie gehen wir mit unseren Sorgen und uns um? Habe ich eine gute Strategie? Kann ich denn darauf vertrauen, dass Gott mich versorgt? Es ist an dieser Stelle eine Frage des Vertrauens und des Anvertrauens.

Ich vertraue darauf, dass da ein Gott ist, der um uns Menschen weiß und jedem gibt was er braucht. Wenn ich mich Gott anvertraue, kann ich meine Sorgen zu ihm bringen.

Im Vertrauen auf einen sich um uns sorgenden Gott, kann ich loslassen und mich einlassen auf etwas Neues.

Einlassen, Vertrauen und Anvertrauen, in Beziehung zu Gott treten, ist aber vielleicht manchmal schwerer als sich auf die eigenen Sorgen oder auch materiellen Belange zu konzentrieren. Es bleibt eine wichtige Aufgabe jeden Tag die Prioritäten richtig zu setzen. Wenn ich zuerst zu Gott komme, mit dem was mich beunruhigt, wird für mich gesorgt sein. Es ist allerdings immer mit der Entscheidung zu Vertrauen verbunden.

Jesus fordert uns auf uns nicht im Alltäglichen zu verlieren, sondern die Aufmerksamkeit auf das Reich Gottes zu lenken, die Größe der Schöpfung in unser Gefühl einzubeziehen und in der Gewissheit, Gottes Unterstützung zu haben, auch das Reich Gottes mitzugestalten und zu leben. Heute und jeden Tag neu.

Amen.

 

 

5 Schritte zu mehr Heilung   

09.09.2018   Mk 7,31-37

In diesem Evangelium können wir entdecken, welche Schritte wir gehen können, um mehr göttliche Heilung zu empfangen. Wir können es natürlich auch im übertragenen Sinn anwenden, wo wir Menschen taubstumm sind. Taub, was wir alles nicht hören (wollen) – wo wir schwerhörig sind, auch Gott gegenüber – und wo wir stumm sind, weil uns schlicht die rechten Worte fehlen, oft auch Gott gegenüber. Wo wir uns z.B. auch schwer tun, anderen von Gott zu erzählen oder unseren Glauben zur Sprache zu bringen. Leider ist es für viele auf ihrem Glaubensweg ein Hindernis, dass sie Worte Gottes, z.B. aus der Bibel, nur in den Kopf lassen und dann darüber nachdenken (oft zweifelnd grübeln), anstatt sie auch in das Herz zu lassen, darin bewegen und wirken zu lassen….und sie dann auch zu leben, zu praktizieren.  Dann bringen die Worte Frucht. Worte Gottes aus der Bibel wollen gelebt werden.

  • Jesus nimmt den Taubstummen beiseite, von der Menge weg. Wenn wir eine tiefere Begegnung und Berührung mit Jesus wollen, müssen wir immer wieder einen Schritt zur Seite machen. Das geht auch im Herzen oder dass ich in meinen Gedanken einfach mal umschalte auf Ihn hin. Aber besser ist, immer wieder einen Ort aufzusuchen, wo ich Ruhe finde – Jesus gibt selbst einmal den Tipp: das kann mein Zimmer sein. Das kann auch mein Bett sein, natürlich auch eine Kirche. Oder wenn ich für eine andere Person um Gebet gefragt werde, dass ich einen geschützten Raum suche – auch im übertragenen Sinn: ein geschützter Raum.
  • Jesus legt den Finger in die Ohren – sozusagen in die Wunde und berührt dann die Zunge des Taubstummen mit Speichel. Spirituelle Meister*innen betonen immer wieder: wir brauchen Intimität mit Gott, sozusagen den „Zungenkuss“ des Heiligen Geistes. Gib Gott grünes Licht, in den Schwachstellen Deines Körpers, Deiner Seele zu wirken. Lass Gott an Dich tiefer ran. Viele verhalten sich Gott gegenüber so: Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Erlaube dem Finger Gottes, dem Heiligen Geist, dich wirkkräftig zu berühren. Und wenn Du für eine andere Person betest, frag sie, natürlich sehr sensibel und unaufdringlich, ob Du ihr die Hand auflegen darfst, oder sie an die Hand nehmen darfst oder bitte sie, ihre Hand selber auf die wunde Stelle zu legen.
  • Jesus blickte zum Himmel: interessant, noch ist der Taubstumme nicht geheilt. Heilung ist meist ein Prozess. Wie auch in der Medizin: es braucht oft Zeit. Jesus blickt nicht nur auf den Kranken, auf die kranken Stellen, Er blickt bewusst zu Gott auf. Das ist ganz wichtig: manche schauen immer nur auf die Probleme, auf die Schwierigkeiten, nach unten….und wundern sich, dass dies sie immer weiter runterzieht. Es gilt, wirklich die Blickrichtung zu ändern, den Gedankenstrom bewusst auf Gott zu richten. Auch einen Kranken zu ermuntern: schau nicht nur auf Dich oder auf andere, schau bewusst immer wieder auf Gott.
  • Jesus seufzt. Nun, wer von uns seufzt nicht? Röm 8, 22-26 spricht vom Seufzen der Schöpfung, von unserem Seufzen im Herzen und vom Seufzen des Geistes, das wir nicht in Worte fassen können. Viele deuten dies als das Zungengebet des Geistes (Glossolalie) – das Sprachengebet. Also nicht ich bete nur, sondern der Geist betet in mir! Alle, die dieses Zungengebet kennen und praktizieren, wissen um die Wirkkraft dieses Gebetes. Für die Intensität unserer Gebete und ihrer Vollmacht ist es wichtig, dass wir nicht nur im Kopf beten, sondern wirklich aus vollem Herzen – und tatsächlich auch im Geist (z.B. Eph 6,18: „betet jederzeit im Geist“). Das Zungengebet ist neben dem Jesus- und Herzensgebet die Gebetsart, die unangestrengt und entspannt völlig nebenher laufen kann –mit starken Auswirkungen. 
  • Dann sagt Jesus im Imperativ zu dem Taubstummen: Effata – öffne Dich! Und sogleich trat die Veränderung, Befreiung ein. Darauf weisen viele starke Beter*innen mit  Vollmacht darauf hin, dass für die Wirksamkeit des Glaubensaktes „Befehle“ wichtig sind, auch weil wir darin unsere Glaubensüberzeugung klar ausdrücken. Jesus betont dies selber an vielen Stellen, z.B. Mk 11,22-24, dass wir einen „Befehl“ geben und dabei glauben, dass es geschieht, das wir es schon erhalten haben – dann wird es geschehen. Ich persönlich bemühe mich, dies wirklich zu üben und trainieren. Es ist wie bei den Experimenten in der Wissenschaft oder in anderen Lebensbereichen: Bei 10 Versuchen funktioniert oft nur einer – aber dieser eine ist ein Durchbruch!!!  Ermuntern Sie auch andere, Schwierigkeiten, Problemen usw. „Befehle“ zu geben. Der heilige Philipp Neri hat oft gebetet: „Skrupel und Melancholie: geht fort aus meinem Haus!“  Sage negativen Gedanken oder Versuchungen: Im Namen Jesu, geht –  weg mit euch! Sag einem Fieber: weiche! Sag dich los von einer schlechten Gewohnheit: Ich sage mich los von…Wir dürfen staunen, welche Kraft in entschiedenen Worten steckt.

Wer diese 5 Schritte tatsächlich regelmäßig geht und praktiziert, wird immer tiefer mit der Kraft und Liebe Gottes in Berührung kommen. Wir werden Gottes Stimme und Gegenwart in unserem Herzen und in unserem Leben immer klarer und deutlicher vernehmen und unsere Zunge wird immer freier, bessere und geeignetere Worte zu sprechen. Worte des Lebens, Worte des Trostes, Worte des Heils. Worte Gottes. Ja, und es ist wie auch sonst im Leben: wenn ich „rückfällig“ werde in meine alten Lebensgewohnheiten und Verhaltensmuster: einfach wieder aufstehen und die 5 Schritte gehen…mit und zu Ihm: dem Geheimnis und der absoluten Liebe des Lebens!

Impuls

26.08.2018   Evangelium Joh 6,60-69  

Spannend: Jesus und seine Jünger befinden sich in einer Krisen-Situation. Krise heißt: Entscheidung. Viele seiner Jünger murrten und fanden seine Worte unerträglich. Viele zogen sich tatsächlich dann zurück und gingen nicht mehr mit Jesus. Und was macht Jesus: Er provoziert die 12: Wollt auch Ihr weggehen?

Wer von uns kennt nicht Glaubenskrisen? Auch wir sind immer wieder gefordert, uns klar zu entscheiden. Und viele stimmen tatsächlich mit den Füßen ab, indem sie nicht mehr kommen…zu Treffen, zu Gottesdiensten usw.

Das Bekenntnis des Petrus ist aufschlussreich: Zu wem sollen wir gehen? Wir kennen die verbreitete Rat- und Orientierungslosigkeit unserer Zeit. Petrus spürt, dass Jesus was Besonderes ist: Er hat Worte ewigen Lebens. Jesus sagt selbst von seinen Worten: sie sind Geist und Leben. Denken wir an die traurigen Emmaus-Jünger: sie bekennen: Brannte nicht unser Herz, als Jesus zu uns sprach und uns den Sinn der Schrift erklärte? Wo brennt unser Herz? Für wen, für was brennen wir? Sind wir zum Glauben gekommen und haben erkannt: Jesus ist der Heilige Gottes?

Doch der Schlüsselsatz in diesem Evangelium ist für mich: Der Geist ist es, der lebendig macht. Welch eine Zusage! Welch eine Verheißung! In Joh 3,5f betont Jesus, wie wichtig es ist, aus dem Geist wiedergeboren zu werden. Darin haben die „Entscheidungs-Christen“ Recht: Es ist not-wendig, sich bewusst zu Jesus zu entscheiden, Ihm mein Leben zu übergeben und Ihn in mein Herz einzuladen, damit ich mit Seinem Geist erfüllt werde. Und dieser Geist macht lebendig! Dieser Geist stärkt meinen Körper und meine Seele, in diesem Geist kann ich  tiefer mit Gott kommunizieren – kann ich Gott klarer erkennen und Seine Stimme besser hören und verstehen. Denn Gott ist Geist (Joh 4,24) und Gott gibt den Geist unbegrenzt (Joh 3, 34). Welch ein Potential ist uns hier angeboten! Welch eine Tragik, wenn auch wir diese Worte Jesu im Johannes-Evangelium unerträglich finden, murren und weggehen. Jesus sucht Menschen, die sich ganz darauf einlassen, mit Haut und Haar, mit ganzer Seele und ganzem Herzen.

Impuls-Fragen

  • Wie, wo können wir Krisen als Chance ergreifen?
  • Wie und wo können wir uns für mehr lebendig machende Geist-Erfahrungen für uns und andere öffnen?

 

Mk, 26-32

Liebe Gemeinde

„Wie soll ich von was erzählen, von dem ich keine Ahnung habe? Könnten die Jünger Jesus gefragt haben, bevor er ihnen versucht hat in Gleichnissen zu erklären, was es mit dem „Reich Gottes“ auf sich hat, von dem bei ihm ständig die Rede war.

Heute würde man jemandem, der diese Frage stellt, vermutlich erst mal sagen: Gar nicht! Denn wenn man keine Ahnung hat: „Einfach mal die Klappe halten“ ist ein relativ gängiger Tipp.

Aber Jesus traut seinen Jüngern und damit auch uns zu und will, das betont er ja immer wieder, dass wir das Evangelium, also die frohe Botschaft, weitererzählen. Und eine der vielen frohen Botschaften, die uns von Jesus übermittelt und versucht wurden, begreiflich zu machen, ist eben das Reich Gottes.

Nur ist das mit dem Reich Gottes ist das ja so eine Sache, weil Jesus einerseits ganz oft sagt, es ist nahe und kommt und andererseits, dass es bereits unter uns ist.

Also was jetzt?

Wahrscheinlich tatsächlich beides.

Denn was ist denn das Reich Gottes? Wovon redet Jesus da immer? Er hat es ja oft beschrieben.

Er redet von einer Wirklichkeit, die paradiesisch ist. Von einer Wirklichkeit, in der es keinen Unterschied mehr zwischen Arm und Reich, Groß und Klein, Hell und Dunkel, Sklaven und Freiem, Mann und Frau, Stark und Schwach, Gesund und Krank und all diesen weltlichen Unterscheidungsmerkmalen mehr gibt, sondern in der nur Gott und das heißt: in der nur die Liebe regiert.

Er redet von einer Realität, in der nicht mehr Macht, Geld, äußerliche Schönheit, äußerliche Perfektion, menschliche Kontrolle und all das, mit dem wir uns so gerne aufhalten, zählen, sondern nur noch Liebe. Dass alles, worum es sich dreht, dass alles woraus gehandelt, woraus und woran gedacht und wovon gesprochen wird, im Letzten Liebe ist.

Er redet von einem Zustand mit Liebe als gemeinsamem Nenner von der ausgehend alles andere wachsen kann: Gemeinschaft, Frieden, Freude, Barmherzigkeit, Vergebung, Treue, Hilfe, Mut, Zuversicht, Vertrauen, Entspannung, Ruhe, Toleranz… all das andere, das die Liebe als Basis hat.

Er sagt aber nicht, dass diese Realität nur eine jenseitige ist, auf die wir unser ganzes Leben warten müssen, bis wir endlich sterben dürfen, damit es uns dann endlich gut geht! Jesus will uns nie aufs Jenseits vertrösten! Sondern im heutigen Evangelium kriegen wir gleich zwei Bilder an die Hand, mit deren Hilfe wir uns vorstellen können, wie sich dieses Reich der Liebe in unserer Lebensrealität jetzt schon platzieren könnte,
wenn wir es denn ZULIEßEN.

Das ist nämlich ein bisschen das Problem, von dem Jesus so oft redet: Das Potenzial wäre da. Die Voraussetzungen, dass das Reich Gottes sofort und vollkommen anbrechen könnte, wären schon da. Und in manchen Situationen ist es auch schon da! Manchmal haben wir es vielleicht schon für einen Augenblick erleben dürfen.

Aber vollkommen da und für jeden da und in jeder Situation da ist es absolut nicht und wird es vielleicht in dieser Welt tatsächlich nie.

Wenn wir das Reich Gottes denn anbrechen lassen wollten, wäre es nämlich so, so haben wir grade im Evangelium gehört, wie wenn ein Mensch Samen auf das Land wirft und wartet, bis der Same von selber – automatisch – sprießt, von selber wächst und von selber Frucht bringt. Der Mensch schläft währenddessen.

Es steht an dieser Stelle nicht einmal, dass er das Land noch zusätzlich bestellt, gießt, düngt oder sonst was tun muss.

Darum geht es hier anscheinend nicht. Anscheinend geht es wirklich nur darum, dass der Same erstmal gesät und dann in Ruhe gelassen wird. Den Rest macht die Erde von alleine und der Mensch weiß nicht wie.

Das zweite Bild geht in die gleiche Richtung. Der Same wird jetzt als Senfkorn spezifiziert und das ist bei den in Israel vorkommenden Sorten wirklich winzig winzig klein ist. Da sieht die Senfsaat eher nach Sand als nach Senf aus.

Dann aber, wenn die Saat einmal gesät ist, schießt der Senf in die Höhe wie Unkraut. Die Staude wird riesig, mehrere Meter hoch, mit dichtem Blattwerk – sieht wie ein Baum aus und wird v.a. so ziemlich immer was. Senf wächst mit Erfolgsgarantie! Das Beispiel ist also nicht ohne Grund gewählt.

Die Aussage dieses Bildes war für jeden, der dieses Gleichnis damals in Israel gehört hatte, verständlich, denn es war direkt aus ihrer Lebenswirklichkeit gegriffen

und es sollte sagen: Wenn man auch nur ein ganz klein wenig „Reich Gottes“ sät, das winzige Senfkorn also, kann daraus nicht nur etwas riesiges werden, sondern es WIRD AUTOMATISCH was riesiges draus wachsen.

Außer natürlich, man reißt die Pflanze raus oder macht sie irgendwie anders kaputt. Das schwingt für mich da unbedingt und logischerweise mit: Wachsen LASSEN muss man die Pflanze natürlich schon!

Aber! MACHEN kann man das Wachstum der Pflanze selbst nicht. Der Mensch kann säen. Er kann sich um das Drumherum kümmern, aber dann kann er nur noch warten. Dann kann er wachsen LASSEN.

Dieses LOSLASSEN, das ZULASSEN, das WARTEN sind für mich zentrale Aspekte in den beiden Gleichnissen und mit ihnen kann noch mehr mitgedacht werden:

Zum einen nämlich: Die Geduld! Unsere Zeitverständnis und Zeitempfinden ist nicht das Zeitempfinden von jemandem, der ohne Zeit und Raum ist. Für Gott zählen unsere weltlichen Dimensionen nicht. Im zweiten Petrusbrief heißt es z.B. mal so schön: „Für den Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag. Es ist aber nicht so, dass der Herr seine versprochene Wiederkehr hinauszögert, wie manche meinen. Nein, er wartet, weil er Geduld mit uns hat. Denn er möchte nicht, dass auch nur ein Mensch verloren geht!“ Wachsen ist immer ein Prozess! Und wachsen kann man auf natürliche Weise nicht beschleunigen, auch, wenn unsere technischen Möglichkeiten in der Richtung schon sehr weit sind. Die Qualität bleibt dabei aber immer auf der Strecke. Gesundes Wachsen braucht Zeit.

Zum Anderen: Das SEHEN und WERTSCHÄTZEN von kleinsten Samen, kleinsten Keimen und winzigsten Pflänzchen. Ich glaube, mit jedem guten Wort, mit jeder Tat, die wir aus Liebe tun, sogar mit jedem Lächeln lassen wir das Reich Gottes ein Stück mehr Realität werden. Mit jedem Mal, wo ich nicht aus Prinzip auf mein Recht beharre, sondern nachgebe, kann ich zum Frieden beitragen. Mit jedem Mal, wo ich mich bewusst NICHT über den Vollidioten aufregen, der so dumm geparkt hat, dass ICH jetzt keinen Platz mehr habe, kann ich Barmherzigkeit üben. Mit jedem Mal, wo ich eine ganz ehrliche Steuererklärung abgebe, kann ich was für Gerechtigkeit tun. Mit jedem Stück Plastik, das ich vermeide, trage ich ein wenig zur Weltgesundheit bei.

Und zum Dritten, und das ist in meinen Augen das Entscheidende: das LASSEN.

Ich kann das Reich Gottes mit aller Anstrengung der Welt nicht selbst herbeiführen. Ich kann es nicht machen. Ich muss es kommen lassen! Ich muss es nur wachsen lassen können!

Es geht nicht darum, dass man möglichst viel leistet, sich möglichst stark anstrengt und möglichst viele Stunden am Tag gute Werke tut, damit der liebe Gott zufrieden ist, wir die Welt immer perfekter nach unseren Vorstellungen gestalten und dann in den Himmel kommen.

Sondern ich glaube, es geht darum, einen Boden zu bereiten für den Samen.

Sich zu öffnen für die Liebe.

Sich zu öffnen für Gott mit all seiner Energie und seiner Weisheit.

Sich zu öffnen für die Worte dieser Liebe und Weisheit. Sich zu öffnen für Taten, die im Sinne dieser Liebe und Weisheit sind.

Und sich zu bemühen, immer, jeden Tag neu, bewusst jede Stunde neu offen zu sein für das, was da so potenziell an Liebessamen in uns eingepflanzt werden könnte und uns dann auch auf sie einzulassen, indem wir nämlich diesen Liebes-Gedanken und Liebes-Impulsen in unsrem Inneren Raum geben, sie nicht wegdrücken, verdrängen oder abtun, sondern sie wahrnehmen. Sie da lassen, wertschätzen und sie langsam wachsen lassen.

Dann, glaube ich, können wir einfach nur gespannt sein, was alles so passiert. Was alles so IN UNS passiert und welche Ideen und Impulse entstehen.  Vielleicht haben wir dann ja einen Funken mehr Ahnung vom Reich Gottes und können davon erzählen. Denn wovon das Herz voll ist, davon kann der Mund nicht schweigen.

 

 

 

„Siehe, meine Mutter und meine Brüder und Schwestern“

13.06.2018

Der heutige Predigtsplitter ist der Impuls für unsere Hauskirchen, diesmal geschrieben von Praktikantin Magdalena Kiess

Wer heute sagt: „Blut ist dicker als Wasser“, meint damit, dass für ihn selbst oder manche Menschen die familiäre Beziehung mehr emotionales Gewicht hat oder mehr soziale Verantwortung mit sich bringt als eine Verbindung zwischen Freunden, Kollegen oder Bekannten. Die Sippe, der Klan, das Elternhaus waren schon zur Zeit Jesu – noch viel mehr als heute – eine sehr wichtige, in weiten Teilen existentielle Instanz. Die Familie war zu schützen, mit allen Mitteln zu unterstützen und vor öffentlicher Schande zu bewahren. Ebenso groß war der Einfluss der Familie auf das Leben des Einzelnen. Normalerweise waren Einzelinteressen den Interessen der Familie unterzuordnen, Selbstverwirklichung war kaum Thema. Die Individualbiographie wurde von der Familienbiographie bestimmt oder zumindest sehr stark beeinflusst: Die Berufswahl der Männer war oft eng begrenzt, die Mädchen wurden zur Verheiratung an das Vaterhaus des Bräutigams quasi verkauft. Liebe war dabei nicht unbedingt im Spiel, eher die Höhe des Brautpreises war ausschlaggebend. Der älteste Sohn nahm eine besondere Stellung ein: er sollte das Vaterhaus in der kommenden Generation repräsentieren und ihm vorstehen. Der männliche Erstgeborene war der Gewährleister der Beständigkeit der Familienbande.

In diesem Evangelium lesen wir nun, dass seine Angehörigen Jesus für verrückt geworden hielten und ein bisschen kann man das aus der damaligen Sicht ja auch nachvollziehen: Er ist der Erstgeborene, hat also einen Haufen Verantwortung und auch Verpflichtungen, arbeitet aber nicht mehr als Zimmermann, sondern zieht umher, versammelt immer mehr Schüler um sich wie ein Rabbi, obwohl er das gar nicht gelernt hat, bricht die Sabbatgebote, hat dauernd Ärger mit der theologischen und geistlichen Elite, feiert mit Asozialen, besucht Zöllner, begnadigt eine Ehebrecherin…alles unerhörte Dinge!

Man kann sich vorstellen, was in Nazareth – bei aller Faszination für diesen charismatischen Lehrer – über ihn und damit über seine Familie getuschelt oder gelästert worden ist. Sogar die Angehörigen selbst fanden: „Er ist von Sinnen“, und die Schriftgelehrten: „Er ist vom Beelzebul besessen“.

Die Familie, die korrigierende Instanz, kommt zu Jesus, will ihn bremsen, will ihn wieder zur Vernunft bringen, will ihn zurückholen an seinen Platz, zu den Aufgaben für die er gebraucht wird. Was könnte das bedeuten? Die Familie war damals die bestimmende Größe der eigenen Biographie. Sie entschied, was wann wie und warum zu tun war, damit man als gemeinsame Größe nicht in Schande geriet.

Impuls-Frage I:

Fragen wir uns heute einmal: Wer ist eigentlich der Bestimmer über mein Leben? Wer hilft mir, mich für die nächsten Schritte zu entscheiden? Nach welchen Kriterien richte ich mich aus? Wessen oder welcher Wille geschieht in meinem Leben?

Dass Jesus alte Muster durchbricht, ist nichts Neues. Und auch in dieser Perikope überrascht er seine Zuhörerschaft: „Wer sind meine Mutter und meine Brüder?“, fragt er in die Runde und beantwortet sich selbst: Die, die den Willen Gottes tun sind mein Bruder, meine Schwester, meine Mutter, sind meine Familie. Die, die sich vom Geist Gottes leiten lassen sind meine korrigierende Instanz, sind die, mit denen ich mich umgebe, der Geist Gottes ist der, nach dem ich mich richte und dem ich folge. Ich gehöre dahin, wo man nach dem Willen des Vaters im Himmel fragt und ihn tut.

Impuls-Frage II:

Gibt es in meinem Leben auch Dinge oder Situationen, die mich „zur Vernunft bringen“, rausholen, weg von einem Leben führen wollen, in dem ich mich auf Gott ausrichte? Oder andersherum: Was hilft mir, meine innere Stimme wahrnehmen und vor allem auch ernst nehmen zu können? Was oder wer, welches Wort, welcher Gedanke oder welche Begegnung gibt mir in dieser Hinsicht Selbstvertrauen? Wie könnte ich versuchen, noch mehr auf meine Intuition, auf das vielleicht sehr leise Säuseln des Geistes Gottes in meinem Leben zu hören?

Impuls-Frage III:

Wen erlebe ich als „meine Familie“ im Sinne Jesu?

 

Den Dreiklang leben

27.05.2018         Ev Mt 28,16-20

Die Inhalte unseres Glaubens sind keine Theorie, sondern haben immer mit unserem Leben zu tun. Drei-Einigkeit ist keine höhere Mathematik, sondern besagt, dass unser christlicher Gott Beziehung und Gemeinschaft ist. Wie der Dreiklang in der Musik drückt dieses Gottesverständnis Fülle aus.

Wir Menschen sind nach Gottes Bild geschaffen und sind mit Körper-Seele-Geist selber ein Dreiklang. Doch wir wissen auch, dass wir dies manchmal sehr disharmonisch leben können. Z.B. wenn wir eine Dimension überbetonen oder eine vernachlässigen. Manche leben sehr verkopft, andere gehen in ihren Gefühlen unter, andere betreiben einen einseitigen Körperkult.  Aber auch Gott gegenüber kann es Einseitigkeiten geben: viele wissen mit dem Hl. Geist nicht viel anzufangen, andere theoretisieren nur die Gottesfrage anstatt Nachfolge Jesu zu leben, manche übersehen das absolute Plus unseres Glaubens: dass wir mit dem lebendigen Gott in einer innigen Gemeinschaftsbeziehung leben können.

Im heutigen Ev ist ja erstmal menschlich so sympathisch, dass die Jünger auch Zweifel hatten. Dennoch sendet sie Jesus in die ganze Welt zu allen Völkern mit dem klaren Auftrag: alle zu seinen Jüngern zu machen.  Auch da haben viele von uns verständlicherweise Fragen und Zweifel. Aber was ist gemeint? Jünger Jesu machen bedeutet, dass Menschen immer mehr mit dem Geist Jesu sich füllen lassen. Gerade unsere Weltsituation kann zeigen: was Besseres kann nicht passieren! Jesus steht für Wahrheit, für die Option für die Schwachen, für Frieden und Gerechtigkeit und für Feindesliebe. Wir können nur davon träumen, wenn diese Haltungen zwischen Menschen und Völkern zunehmen? Sie beinhalten eine lebensfreundliche Umkehr in Einstellungen, Verhaltensweisen und Lebensstil.

Natürlich dürfen wir selber uns immer wieder fragen: Bin ich wirklich ein Jünger, eine Jüngerin Jesu – oder einfach nur katholisch? Gerade Papst Franziskus provoziert diese Frage ja gern bei  seinen eigenen Mitbrüdern im Vatikan. Wie oft ertappe ich mich selber, wenn ich das Vater unser ehrlich bete, dass ich doch schnell versucht bin, dass mein Name geheiligt werde, mein Reich komme und mein Wille geschehe. Jüngerschaft  bedeutet, immer mehr Jesus in mir Gestalt gewinnen zu lassen, in meinem Denken und Handeln. Z.B. Worte Jesu über Vergebung und Barmherzigkeit tatsächlich in mein Denken, Reden und Handeln strömen zu lassen. Den Gebets- und Glaubensstil Jesu immer mehr praktizieren zu lernen, bis hin zu Zeichen und Wundern, Heilungen und Befreiungen. Dafür brauchen wir die Harmonie und Fülle des Dreiklangs Gottes in und unter uns. In Gott ist alles möglich, der Heilige Geist ist die vermittelnde Liebe, Jesus die menschgewordene Inkarnation.

Das dies möglich ist, betont Jesus im letzten Satz des Matthäus-Evangeliums: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“  Es gilt die Freundschaft und Beziehung mit Jesus zu leben und zu pflegen. Dann wird dies ganz natürlich überfließend für andere. Es kann uns nichts Besseres passieren, als von Jesu Geist völlig erfüllt zu werden. Hallelu-JA

 

 

Impuls zum Evangelium Joh 17, 13c

„…damit sie meine Freude in Fülle in sich haben.“   

13.5. 2018  

Apg 2,42 „Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten.“

In der Osterzeit, die ja bis Pfingsten geht, wurde im Gottesdienst fortlaufend aus der Apostelgeschichte gelesen. Und das Pfingstereignis selber steht ja dort im 2. Kapitel. Es ist beeindruckend zu sehen, wie die ersten Jünger*innen durch den Geist Jesu zu verwandelten Persönlichkeiten wurden und wie sich durch sie das „Wort“ ausbreitete, auch durch Zeichen und Wunder. Deswegen sind diesmal 2 prägnante wegweisende Sätze aus der Osterzeit als Impuls ausgesucht. 

In Joh 17 steht der überraschende Satz Jesu: „damit sie meine Freude in Fülle in sich haben“. Phantastisch: Jeus will, dass seine Freude in Fülle in uns ist! Das ist wirklich eine Frohe Botschaft. Wo viele doch mit Religion Ernst und Schweres verbinden. Wir wissen natürlich, dass oft ganz anderes in uns ist: Frust, Leere, Ärger, Wut, Traurigkeit, Angst  usw…Was können wir aus dem Verhalten der ersten Christ*innen lernen? Was könnte ein Weg sein vom Kummer zu mehr Freude?

Ein Schlüsselsatz ist der aus Apg2,42. Sie „hielten fest“. Festhalten – wir treffen heute auf viel Unverbindlichkeit. Viele verhalten sich nach Lust und Laune. Manche sieht man z.B. nach Taufe, Erstkommunion oder Firmung erstmal nicht wieder. Woran hielten die Jünger*innen fest?

1) an der Lehre der Apostel. Heute treffen wir auf viel Halbwissen in Glaubensfragen. Die Lehre der Apostel lernen wir tiefer kennen, wenn wir tatsächlich regelmäßig im NT lesen und es verinnerlichen. 

2) an der Gemeinschaft: heute verlassen oft Leute eine Gruppe, eine Gemeinde, wenn es Schwierigkeiten gibt.  Eine Hauskirche kann eine solche Gemeinschaft sein, in der wirklich Leben und Glauben geteilt werden.

3) am Brechen des Brotes: damit ist tatsächlich die Eucharistie gemeint. Wir können im NT entdecken, dass die Ur-Gemeinde sich sonntags traf, weil es der Tag der Auferstehung Jesu war. Ja und es wird sogar vom täglichen Treffen mit Brot brechen berichtet. Wir wissen, wieviele sich heute mit dem sonntäglichen Gottesdienst schwer tun. Daran festhalten ist ein Weg, den Prozess der Verwandlung in Jesus Christus entschieden und bewusst zu gehen. 

4) an den Gebeten: Die Evangelien beschrieben Jesus als betenden Menschen, die Jünger*innen tun es Ihm nach. Es wird an vielen Stellen vom Beten ohne Unterlass gesprochen. Mit der Haltung und Praxis des Gebetes kommen wir in andere Dimensionen und Möglichkeiten, es öffnet sich der Himmel. 

Immer wieder betont das NT das Zusammenwirken mit dem Heiligen Geist. Der Geist vermittelt Freude. Und im Festhalten und Praktizieren der genannten 4 Inhalte öffnen wir uns Seinem Wirken. Stellen wir uns einmal vor, auch wir könnten bei unseren Treffen sagen: „Sie erzählten alles, was Gott mit ihnen zusammen getan hatte“ (Apg 15,4). Tja, da kommt Freude auf…

Impuls-Fragen

 

  • „Die Freude an Gott als unsere Kraft“ (vgl. Neh 8,10): Was erleben wir da als Hindernis? Was als förderlich?
  • Wie können wir die 4 Punkte der ersten Christ*innen heute stimmiger und wirkungsvoller praktizieren?

Impuls zu Joh 20,19-31

08.04.2018         

Diese Ostererzählung ist eine wahre Offenbarung für unser Jünger*in-Leben.  Erst einmal betont sie, dass die Apostel sich am 1. und 8. Tag treffen – das ist der Sonntag, der Tag der Auferstehung. Auch damals fehlte schon einer beim sonntäglichen Christen-Treffen: 1 von 11 – heute ist die Fehlquote eher umgekehrt: es kommt 1 von 11.

Sie treffen sich aus Angst hinter verschlossenen Türen (also mehr Angsthasen als Osterhasen): auch heute sind viele Christ*innen ängstlich und verschlossen. Trauen sich nicht, über ihren Glauben zu sprechen – weil sie vielleicht belächelt werden. Aber Jesus will Gemeinschaft mit uns, Er will mit uns sprechen – auch durch die Ostergeschichten. Ja, Er will uns senden (Messe heißt Sendung!). Dazu brauchen wir den immer neuen Empfang des Hl. Geistes – lassen wir uns von Ihm anhauchen – und ein Mega-Thema – auch heute in der Welt im Kleinen wie im Großen –  ist Vergebung.

Thomas verpasst was, und redet sehr modern: ich glaube nur, was ich sehe. Hm, es gibt schon in der natürlichen Welt viel mehr als wir sehen können. Doch stark, wie Jesus auf seine Zweifel eingeht, aber Thomas weiterführt: „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ 

Ja, und Thomas ließ sich weiterführen – er wurde der Überlieferung nach sogar noch Missionar in Indien.

Zweifel haben auch eine gute Seite: sie bewahren vor blinder Naivität und vor jeder Form von Fundamentalismus.  Manchmal würde ich mir auch in anderen Lebensbereichen, auch in der Politik und in der Wirtschaft mehr Zweifel wünschen. Da gibt es ja auch kaum hinterfragte Dogmen wie: Der Markt regelt alles oder Nur durch immer mehr Wachstum gibt es Fortschritt.

Doch wer immer nur zweifelt, bleibt oft im Kopf – und kommt weniger zum Handeln. Im Glauben an Jesus geht es um ein Sich-Einlassen, um eine Beziehung (viele machen aus dem Glauben leider nur eine Theorie). Und aus dieser Beziehung folgt die Sendung: „Wie mich der Vater gesandt hat (Beziehung), so sende ich euch“. Der Glaube will gelebt werden! Z.B. Vergebung praktizieren! Das hat auch eine immense politische Dimension: hinter vielen Weltkonflikten steht mangelnde Vergebungsbereitschaft. Dafür: Rache, Vergeltung, Machtstreben.

Mich fordern die österlichen Erzählungen und die Berichte in der Apostelgeschichte über die ersten Christ*innen  heraus: wo stehe ich, wir heute in unserem Jünger-Leben in der Nachfolge Jesu. Es ist faszinierend zu sehen, wie aus Angsthasen durch die Kraft des Heiligen Geistes Persönlichkeiten werden, die sozial neue Formen wagen („alles gemeinsam“ Apg 2,44 und 4,32-37)  und durch die Zeichen und Wunder (z.B. Apg 2,43 u. 3,5ff) geschehen.

Impuls-Fragen

  • Was fördert uns, dass der Glaube vom Kopf auch mehr ins Herz und in die Hände kommt? Wie können wir Blockaden überwinden?
  • Der Heilige Geist war die persönlichkeits-, gemeinschafts- und weltverändernde Kraft der ersten Jünger*innen: was könnte sich in unserem Christ-Sein revolutionieren, wenn wir weniger auf die heutigen Befindlichkeiten und unsere Bedürfnisse schauen, sondern mehr auf den Heiligen Geist und das verwandelte Leben biblischer Figuren?

 

Was wir von den Emmaus-Jüngern lernen können?

02.04.2018         1 Kor 15,1-8.11 / Lk 24,13-35

Jesus erklärte den Sinn der Schrift, so dass das Herz brannte. Damit wir den Sinn der Schrift verstehen, ist wichtig, tatsächlich regelmäßig darin zu Lesen (z.B. jeden Tag einen Psalm und 10 Verse eines Evangeliums) und es betend zu tun. Dann können Worte wirklich zu sprechenden Worten werden.

Viele fragen sich z.B., wieso es nach der Erlösung am Kreuz immer noch so viele Probleme gibt. Nun – das wird auch gar nicht verheißen. Jesus prophezeit die Zerstörung des Tempels, und dass es viele Kriege und auch Hungersnöte und Erdbeben geben wird. Erlösung geschieht persönlich, und dafür muss ich mich öffnen…wie die Emmausjünger.

Die gehen traurig und reden über die Vergangenheit…so wie das heute auch viele tun. Doch Jesus geht ihnen hinter her. Wir dürfen sicher sein, Jesus, die Liebe Gottes, ist hinter jedem Menschen her! Darum ist es so wichtig, gerade auch wenn man sich gottverlassen fühlt, wirklich umzukehren. Vielleicht erstmal innezuhalten und die Blickrichtung zu wechseln.

Und die Emmaus-Jünger machen das einzig richtige, sie laden Jesus zu sich ein. Lade Jesus immer neu in Dein Herz ein. Ja, er will auch dir das Brot brechen, mit dir Mahl halten, dich innerlich sättigen und aufbauen.  „Ich steh an Deiner Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und mir öffnet, werde ich mit ihr oder ihm Mahl halten“  (Offb 3,20).

Wenn wir ehrlich sind, hört jeder Mensch immer wieder das Klopfen. Viele überhören es, manche verschließen sich noch mehr. Doch wir sind eingeladen, uns immer wieder zu öffnen. Gott gegenüber auf Empfang zu gehen. Und von Gott können wir empfangen: inneren Frieden, neue Hoffnung, Stärkung, Inspiration usw.

Im Grunde bietet jeder Gottesdienst die Möglichkeit, die Erfahrung der Emmaus-Jünger zu machen. Wir kommen so, wie es uns geht. Und öffnen uns für den Sinn der Schrift, für Weisheiten und Offenbarungen der Bibel. Aber es genügt nicht, dass nur unser Herz brennt, wir müssen Jesus einladen in unser Leben, ja wie die Emmausjünger Ihn drängen zu bleiben. In der Kommunion wird uns das Brot gebrochen. Mit einem brennenden Herzen können auch uns die Augen aufgehen und können wir Ihn darin erkennen.  Und wie die Emmaus-Jünger sollen wir uns dann –Messe heißt Sendung- auf den Weg machen und anderen bezeugen, was wir erlebt und erfahren haben.

In der Osterzeit sollen wir nicht nur Ostereier suchen, sondern Jesus. Viele Heilige bezeugen: Wenn wir Ihn auf allen Wegen suchen, werden wir Ihn überall finden. Halleuja. Der Auferstandene ist nicht dem ganzen Volk erschienen, sondern Frauen und Männern, Jünger*innen, die Ihn gesucht haben  (z.B. am Grab) und über Ihn geredet haben (wie die Emmaus-Jünger). Und krass:  Paulus sogar, der Ihn verfolgt hat – auch er hat sich mit Ihm beschäftigt (wie es auch manch Atheist heute tut). Immer neue Ostererfahrungen werden unseren Glauben stärken. Und die Welt, gerade auch wie sie aktuell aussieht, wartet nur darauf, dass wir lebendige Zeugen göttlichen Lebens, göttlicher Liebe  sind: mit Wort und Tat.

 

Im Wandlungs-Prozess

29.03.2018          Gründonnerstag

Wenn wir die Bibeltexte in der Fastenzeit und dann in der Osterzeit auf uns wirken lassen, fällt auf, dass sie immer wieder den Entwicklungsweg eines Jüngers , einer Jüngerin betonen, den alten Menschen abzulegen mit seinen Gewohnheiten und den neuen anzuziehen: Jesus Christus.

Gründonnerstag begegnet uns der Jünger Judas, voll krass: 3 Jahre mit Jesus zusammen – im Grunde mitgelaufen, ohne den Erneuerungs-Weg zu gehen. Er war nicht ehrlich, nahm Geld aus der Kasse und verrät Jesus mit einem Kuss. Jesus hat ich nicht bekehrt,  auch nicht seinen Selbstmord verhindert. Judas ging den Weg der Selbst-Erlösung, die im Selbstmord endete. Wäre er wie Petrus, der Jesus 3x verleugnet hat, zu Jeus umgekehrt, gewiss hätte er wie Petrus den Wandlungs-Weg vom alten zum neuen Menschen finden können.

Es ist in dem Zusammenhang interessant, dass Jesus, der Menschen- und Gottes-Sohn, auch an seine Grenzen stieß. Er tat sich schwer mit den damals Frommen, den Pharisäern und Schriftgelehrten – mit vielen Streitgesprächen und wenigen „Bekehrungen“.  In seiner Heimatstadt Nazareth konnte er wegen ihres Unglaubens dort kaum ein Wunder wirken. Und die Besatzer, die Römer – die Messias-Hoffnung, sie aus dem Land zu schmeißen – erfüllte er auch nicht. Jesus kommt an seine Grenze bei der Freiheit des anderen, auch wenn diese Freiheit großes Missverhalten beinhaltet. 

Doch das bedeutet umgekehrt: wenn wir uns in Freiheit auf Ihn einlassen, dann wird Neues, Anderes möglich. Dafür steht der Neue Bund, den wir heute im Abendmahl feiern. Was haben sich schon Menschen den Kopf zerbrochen, was mit den Gaben von Brot und Wein passiert. Christen haben sich gespalten über diese Frage.  Klar ist, was da geschieht, geschieht im und durch den Hl. Geist. Doch vielleicht sollten wir nicht nur auf den Altar schauen, sondern bewusst auf uns und Jesus: das Ziel der Kommunion ist ja, dass wir verwandelt werden, dass Jesus in uns und durch uns immer sichtbarer und lebendiger wird. Zu diesem Verwandlungsprozess sind wir alle als Jünger*innen Jesu eingeladen. Das ist Persönlichkeitsentwicklung und Charakterschule vom Feinsten, wenn wir Jesus im Denken, Reden und Handeln immer ähnlicher werden. Wir können es nicht machen, schon gar nicht selber machen, sondern es zulassen, sich dafür öffnen und Jesus und Seinen Geist immer mehr empfangen.   

Dafür steht heute auch die Fußwaschung: Als Petrus es nicht zulassen wollte, sagte Jesus: „Dann hast du keinen Anteil an mir.“ Ich war mal positiv äußerst überrascht als ich mit Christen zusammen war, die, wenn sie anderen im Gebet in ihren Nöten, Krankheiten und Schwierigkeiten dienten, ihnen anboten, ihnen die Füße zu salben. Äußerst wohltuend. Und die – für protestantisch geprägte Christen äußerst ungewöhnlich – täglich das Abendmahl feierten mit der Begründung: laut Neuem Testament haben die ersten Christen auch z.T. täglich das Brot gebrochen.  Wir brauchen Jesus als Nahrung, Kraftquelle und zum geistlichen Wachstum.   

 

 

Laetare – sich freuen

10.03.2018          Joh 3,14-21

Der heutige Predigtsplitter ist dem Impuls-Vorschlag unserer Hauskirchen entnommen.

Die wenigen Verse sagen Entscheidendes über unser Gottesverständnis und unseren Glaubensweg – und damit auch über unsere Weltsituation. Gott will retten, nicht richten! Gott hat in der Hingabe Jesu nicht nur seine Liebe ausgedrückt, sondern uns den Weg der Erlösung aufgezeigt: dass wir an Jesus glauben. Er ist das Licht der Welt. Doch dieser Glaube ist keine Theorie, sondern zeigt sich in der Praxis. In der Praxis lieben die Menschen leider die Finsternis mehr als das Licht, weil ihre Taten böse sind und sie nicht wollen, dass sie aufgedeckt werden. Ja, das ist unsere Weltsituation – mit viel Finsternis. Auch die Kirche und keine*r von uns ist frei davon. Im Grunde ein starker Aufruf in der Fastenzeit zu tieferer Umkehr und Erneuerung. Was aber gilt es zu tun, um ans Licht zu kommen? Die Wahrheit zu tun! Was für eine Botschaft im Zeitalter von fake news. Aber wer weiß es nicht von sich selber, wo sie oder er nicht stimmig ist. Wieviele belügen auch sich selber?!

Aber es geht um mehr als Moral: es geht um den Glaubens-Weg in der Nachfolge Jesu.  Jesus sagt von sich: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Die Wahrheit ist auch eine Person – ja die Person – der Sohn Gottes! Glauben drückt sich in der Jesus-Nachfolge aus. Das ist ein völlig anderer Lebensstil als der in der Welt (und oft auch in der Kirche) übliche. Er drückt sich aus in Taten, die in Gott vollbracht werden. Taten, die in Gott vollbracht werden, sind Taten, die Du nicht einfach aus eigener Kraft und Leistung voll bringen kannst, sondern nur mit und in Ihm – im und aus Glauben! Denn unser Weg zum Licht geht nicht über Selbst-Erlösung – das versuchen ständig die Menschen und scheitern – sondern durch die Annahme der Erlösung durch Jesus Christus im Glauben. Im Grunde ein wunder-schöner Weg, weil wir uns nicht alleine abstrampeln müssen, sondern im Zusammenwirken und Leben mit Jesus.

 

Impulsfragen

  • Wir alle erleben Licht, Finsternis, Blendwerk, Schein, Dunkelheiten, Dämmerzustände: wo geht mir aktuell bei den Worten Jesu ein Licht auf?
  • Wir sind berufen Licht in die Welt zu bringen – und fühlen uns dabei oft überfordert bei den vielen Baustellen: wo ertappen wir uns beim Fehlversuch der Selbsterlösung? Wo erleben wir Er-Lösungen?

 

Karnevals-Sonntag 11.02.18 

Versmaßpredigt zu Mk 1,40-45    

Auch geeignet für die Fastenzeit: Umkehr zum…Lachen                                        

Liebe Freunde, liebe Feinde,

liebe närrische Gemeinde!

Das Evangelium ist eine frohe Botschaft,

und die Freude an Gott ist unsere Kraft.

Lachen ist gesund,

es öffnet nicht nur den Mund,

die Muskeln werden durchgeschüttelt,

der ganze Körper wird gerüttelt.

Lach dich frei – eins, zwei, drei.

Die Leute kamen von überall her zu Jesus, weil Er heilte.

Durch Ihn sie die auch körperlich spürbare Liebe Gottes ereilte.

Jesus hatte Mitleid – vielleicht lachte Er den Aussätzigen an.

Was Lachen alles bewirken kann.

Ein Kind lacht 400 mal am Tag.

Ein Erwachsener nur 20 mal – welch eine Plag.

Hallo mein Schatz,

hast auch Du einen Lach-Aussatz?

So einen Lach-Aussetzer

Das ist kein christlicher Fetzer.

Religiöse Fanatiker lachen fast nie – sie gleichen da eher dem Vieh.

Ein Unterschied zwischen Mensch und Tier,

lachen tun nur wir.

Die Bibel spricht beim Beten vom Singen, Jauchzen, Klatschen und Tanzen,

sich also nicht einfach in den Kirchenbänken verschanzen.

Wenn wir heute 3 Kinder taufen,

dann wollen wir dass sie lernen im Glauben zu laufen.

Ihr Eltern, lächelt sie an und gebt die Freude Gottes weiter,

Mit Gott werden eure Möglichkeiten breiter.

Bei Gott ist Wonne für alle Zeit!

Also – seid Ihr bereit?

Darum – wir lachen das!

So macht das Leben und der Glauben Spaß.

Heute gibt es schon Lach-Yoga und Lach-Schulen,

da gehen sie hin, die Ober-Coolen.

Ich geh in die Kirche und lach mich tot,

gerade wenn ich unsere Kirche sehe in ihrer Not.

Unsere Kirche ist das beste Kabarett.

Da kriegt ein jeder ab sein Fett.

Darum – sei kein Tor

Über sich selber lachen können ist der beste Humor.

Jeder hat einen Vogel – wer das nicht weiß

der hat schon 2, ja dann wird`s heiß.

Der Vatikan –  Spitzen-Männer-Ballett.

So ein Bischofskostüm – voll adrett. 

Papst Franziksus will da manches ändern

Und bekommt viel Ärger von denen in traditionellen Gewändern.

Schon der Hl. Philipp Neri machte über Kardinalskostüme Witze,

Philipp Neri, ein Gottes-Narr voll glühender Hitze.

Bei Prozessionen machte er Musik mit Töpfen und Pfannen,

und sie so die Herzen der Menschen von der Straße gewannen.

Dieser göttliche Komödiant umarmte oft Kranke,

und sie erlebten immer wieder Heilung mit göttlicher Flanke. 

Bei einem krassen Fall, dem damaligen Papst, stieg er gar in Bett,

das fand dieser anscheinend überhaupt nicht nett.

Er sprang heraus und war geheilt.

Paradoxe Intervention – göttliche Heilung erteilt.

Aussatz ist nicht das letzte Wort.

Schicken wir sie im Namen Jesu fort!

Jesus hatte Mitleid – und wandelte das Leid in Freude.

Haben auch wir Mitleid – und verwandeln die Leute.

Lachen ist da beste Medizin. 

Sie wirkt in Jerusalem, in Nairobi und auch in Berlin.

Nehmen wir sie täglich ein und teilen sie aus,

damit machen wir dem Hass und jeder Gewalt den Garaus. 

Darum jedem Mann jeder Frau

Ein dreifach kräftiges Helau Helau Helau.

Und uns als Berlinern im Hier und So

Sagen wir berlinerich HeiJo HeiJo HeiJo. 

Statt Impulsfragen 2 Impulse

  • Lacht euch an und lacht euch aus (doppelsinnig: natürlich meine ich nicht, dass ihr einander auslachen sollt, sondern euch gemeinsam auslachen sollt).
  • Lacht Gott an und lasst euch von Ihm anlachen…vielleicht bekommt Ihr ja eine Lach-Salbung des hl. Geistes…äußerst wohltuend. Einfach jauchzen…nicht unter 5 Minuten. HaHaHa-lelu-Ja

 

 

Taufe des Herrn

07.01.2018         Mk 1,7-11          Die Taufe erneuern, indem wir Gottes Verheißungen annehmen

Wir erneuern heute unsere Taufe, indem wir das Taufversprechen erneuern. Bei euch Kommunionkinder haben es Eure Eltern und Paten für euch gegeben, jetzt wollen wir es mit den Erwachsenen gemeinsam erneuern.

Zuerst antworten wir auf die Frage: Widersagt Ihr dem Bösen, um in der Freiheit der Kinder Gottes zu leben? Wir widersagen!

Das ist leicht gesagt, aber bekanntlich im Alltag oft gar nicht so leicht. Einer sagt dir ein böses Wort …..und wir reagieren….Wir begegnen ständig Versuchungen zum Bösen: das kann die Versuchung zur Trägheit sein, die Versuchung, nach Enttäuschungen aufzugeben. Auch Angst kann eine Versuchung sein. Auch Verbitterung. Alles menschlich verständlich, aber wir geben dem Bösen Raum. Wir schaden uns damit leicht selbst. Die Bilder der Bibel für das Böse und den Bösen sind äußerst aktuell: der Durcheinander-Werfer – der Räuber und Zerstörer – der Ankläger – der Vater der Lüge. Die Bibel spricht von einem stummen Geist, von einem unreinen Geist, die uns fesseln können. Widersagen ist die Kunst, Nein sagen zu können. Spirituell hilft es, sich im Namen und der Kraft Jesu wirklich loszusagen von Negativem, das man in sich wahrnimmt.

Positiv drücken wir dann unseren Glauben aus: Glaubst du an Gott, an Jesus, den Heiligen Geist? Die Antwort „Ich glaube“ bedeutet „Ich vertraue“, „Ich vertraue mich an“. Darin steckt auch „Ich gelobe“ im Sinne von „Ich verspreche und ich bekenne“. Sehr pointiert drückt es das lateinische Credo aus: es kommt von cor do: Ich gebe mein Herz.  Vom Wort Credo kommt auch unser Kredit: ja, es hat was, Gott einen Kredit zu geben, einen Vertrauensvorschuss.

So wie ich täglich widerholt dem Bösen widersagen muss, weil es ja ständig Gelegenheiten dazu gibt, so gilt es auch, immer wieder zu Gott und dem Glauben umzukehren. Jesus in den Herausforderungen des Alltags immer wieder zu sagen: Ich vertraue Dir.  Es ist ein Unterschied, ob ich gläubig bin oder glaubend durch den Alltag gehe. Unser Fehler ist oft, dass wir den Glauben zu statisch sehen anstatt dynamisch mit dem Wirken Gottes  zu rechnen. Ja Gott wirklich zu suchen und Ihn zu fragen in den Herausforderungen des Alltags.

In einem Lied heißt es so provozierend schön: selbst wenn Du nicht an Gott glaubst, Gott glaubt an dich!  Ja, Gott schenkt uns einen Kredit, Er ist mit uns Menschen ein Risiko eingegangen. Gehen wir auf diesen „deal“ ein. Es geht natürlich um mehr al einen deal, es geht um Liebe, um die Liebe. Gott ist die Liebe. Die Taufe ist der Einstieg in den Taufbund, das 1. Sakrament, was unser Verhältnis  zu Gott ausdrückt. Wir sind eingeladen, mit Gott wirklich in Beziehung zu leben, in Freundschaft, in Partnerschaft – ja die Bibel vergleicht es sogar mit dem Ehebund. Ja, und Gott macht uns Versprechungen, Zusagen: die Bibel enthält Tausende von Verheißungen. Es liegt an uns, sie zu entdecken und auszuprobieren. Und diese Verheißungen sind partnerschaftlich aufgebaut, wie ein Vertrag: es gibt etwas was ich tun muss – was Gott nie für mich tun wird, und es gibt etwas, was Gott tut, was wir auch gar nicht selber können. Dies tiefer zu verstehen und sich entsprechend zu verhalten, kann unser ganzes Leben verändern und bereichern. Dann werden auch wir den Himmel offener erleben – und wir tauchen (taufen kommt von tauchen) immer mehr ein in die geistige Welt von Feuer und Geist. 

Nehmen wir eine kurze Verheißung: „Die Freude an Gott ist unsere Kraft.“ Leider haben viele ein fatalistisches Gottesbild und denken: Klar Gott kann mir Kraft geben…Wenn Er denn will. Das steht da aber nicht….und darum erleben viele es auch nicht. Nein, indem wir uns an Gott freuen – das ist unser Part – setzen wir die Kraft Gottes frei!  In Psalm 37,4 heißt es ganz ähnlich: „Freu dich inniglich an Gott, dann gibt Er Dir, was Dein Herz begehrt.“ Eine phantastische Verheißung.  Gott gibt uns nicht einfach, was unser Herz begehrt. Viele unserer Bitten werden nicht erhört, zumindest nicht so, wie wir wollen. Doch indem wir uns inniglich an Gott freuen, lassen wir uns tiefer auf Ihn ein, schauen, was Ihm gefällt: dabei verwandelt und erweitert sich unser Herz mit all seinem Begehren auch in Gottes Wünsche und Begehren und wird von Gott erfüllt. Und Gott ist so großartig, dass wir voll beschenkt werden.

Dieses Prinzip steckt auch hinter einer zentralen Verheißung Jesu: „Suchet zuerst das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit, dann wird Euch alles andere dazu gegeben“ (Mt 6,33). Wie oft ertappe ich mich, wie ich mein Reich und meine Gerechtigkeit suche, auch in meinen Bitten an Gott. Doch indem ich die Priorität praktiziere: Gott zuerst, setze ich das Wirken Gottes frei!   Und werde selber auch beschenkt. Denn wer gibt, empfängt! Auch eine klare Verheißung.

Unser Leben in dieser Verbindung zu gestalten, öffnet den Himmel. Gott verheißt in der Bibel nirgendwo, dass es keine Probleme und Schwierigkeiten gibt, sondern Er verheißt, dass Du in Ihm immer einen Ausweg findest. Nutzen wir das Neue Jahr, indem wir jeden Tag eine neue Verheißung in der Bibel entdecken und freisetzen. Dafür hat Gott sie uns ja gegeben, dass wir diese App anwenden. Das wird zu einem großen Segen für ganz viele.

 

Dreikönig 2018

06.01.2018 Mt 2,1-12       Schenken und beschenkt werden mit Gold-Weihrauch und Myrrhe

Biblische Erzählungen sind immer voller Lebens-Symbolik. Die Schätze der 3 Weisen sind kostbare Gaben, von denen wir alle leben. Gold steht für das, was mir am Kostbarsten ist: Zeit, mein eigenen Leben usw. Wenn wir heute den Neujahrsempfang feiern mit dem Dank für allen Einsatz in Christophorus, dann wissen wir: unsere Gemeinde und alle Projekte leben auch von Geld – ja wir brauchen aktuell für Pallotti-Mobil und Projekt Zukunft wirklich frisches – ja wir leben von der Zeit und dem persönlichen Herzblut, das Menschen hier einbringen. Weihrauch steht für Wohlgeruch: er steigt auf. Die Bibel kennt das Bild, dass unser Gotteslob wie Weihrauch aufsteigt. In der Tat wissen wir, wo etwas stinkt oder die Luft stickig wird. Doch dort, wo gebetet wird, dort, wo wir uns auch gegenseitig anerkennen, danken und loben ist es wie ein Wohlgeruch. Myrrhe ist ein Harz, das man auch zum Weihrauch benutzen kann, aber als Salbe auch desinfizierend. Es ist zunächst bitter, unser Wort murren kommt daher. Bildlich gesprochen steht es also für etwas, wo ich mich zunächst überwinden muss, um im 2. Schritt die positive Wirkung zu erleben. Schade, wieviele nach dem 1. Schritt aufgeben…Mit Myrrhe hat man früher auch Tote einbalsamiert: auch wir wollen die Verstorbenen des letzten Jahres ehren, im Vertrauen, dass die Liebe stärker ist als der tod. Und Gott ist die Liebe.

Der Clou ist ja, dass Gott uns diese Schätze alle selber gibt. Gold – Gott schenkt uns sein Kostbarstes, Jesus, seinen Sohn. Weihrauch – Gott will uns ehren, denn Gott liebt uns. Das zu glauben , fällt vielen so schwer. Es ist oft leichter, einen abstrakten Glaubenssatz zu glauben als dass Gott sich persönlich wohlwollend für mich interessiert. Jesus sagt einmal: „Warum sucht ihr die Ehre bei Menschen und nicht bei Gott?“ Ehre suchen: wir wissen, wie in unserer Welt Status-Symbole eine Rolle spielen, Marken-Klamotten, Smartphones usw. Gibt es einen besseren Status als Kind Gottes? Gibt es eine bessere Marke als Freund*in Gottes? Ggibt es eine bessere Kommunikation als mit dem Vermittler schlechthin, dem Hl. Geist? Ja und Myrrhe als Salbe steht in der Bildersprache der Bibel immer auch für den Hl. Geist. Ohne dieses Öl, diese Salbung läuft vieles gar nicht…

Darum nehmen wir diese Schätze Gottes an…und schenken wir sie weiter: es wird wirklich ein Wohlgeruch aufsteigen. Der scheinheilige König Herodes mit seinem Kindermord aus Konkurrenz-Angst steht für die Welt, wie sie leider auch sein kann. Die 3 Weisen, die mit der Sehnsucht ihres Herzens dem Stern (dem Licht in der Finsternis!)   folgen und auf ihre innere Stimme mehr hören als auf den machtgierigen König stehen für unseren Glaubensweg: Gott, das Licht suchen, indem wir immer neu aufbrechen, uns auf den Weg machen. Und im Schenken unserer Schätze entdecken, wie sehr wir selber beschenkt werden.

 

Heilige Nacht 2017

24.12.2017                          Lk 2,1-14                         

Der Predigtsplitter ist dem Impuls für unsere Hauskirchen entnommen.

Gott will mit uns Menschen Heilsgeschichte schreiben. Das drückt das Weihnachts-Evangelium massiv aus. In der Welt gibt es viel Un-Heil. Kaiser Augustus war der römische Besatzer. Steuerlisten für ihn heißt: Ausbeutung Israels. Die Geschichte der Herbergs-Suche ist eine Geschichte von Menschen auf der Straße, die kein Obdach finden und deswegen im Stall wohnen müssen. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Mt 2,13-21 erzählt die Flucht- und Asylgeschichte von Maria, Joseph und Jesus nach Ägypten. Wir dürfen die Weihnachtsgeschichte und unseren Glauben nicht ent-politisieren und vom konkreten Lebenskontext trennen. Die oft verbreiteten romantischen Weihnachtsvorstellungen von heiler Welt und Idylle entsprechen nicht der Wirklichkeit und auch nicht der biblischen Offenbarung. Gott sucht Menschen wie Maria und Joseph, durch die Er durch alle Widerstände und Probleme hindurch Heils-Geschichte schreiben kann. Von Maria können wir die Hingabe an Gott lernen: „Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach Deinem Wort“ (Lk 1,38). So können wir es auch immer wieder Gott sagen: „Ich bin Dein Freund, Ich bin Deine Jüngerin…Dein Wort wirke in mir…“ Von Maria können wir beten lernen: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter“ (Lk 1,46f). Und Maria betet politisch und sehr sozial: „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt Er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen“ (Lk 1, 52f). Genau diese Erhöhung der Niedrigen wird im Weihnachtsevangelium beschrieben: Die Erstoffenbarung geht an die Hirten, nicht an Mächtige oder Theologen.

Von Joseph können wir lernen, auf unsere Träume und innere Stimme zu achten und ihr zu folgen. Wenn Joseph nicht der Stimme Gottes gefolgt wäre, wäre er wohl ein einsamer Zimmermann in Nazareth geworden. So hat er das Leben von Maria und Jesus beschützt, bei der Herbergssuche und vor allem auch in der Fluchtgeschichte nach Ägypten.

Der letzte Vers ist ein Glaubensbekenntnis: Ehre sei Gott in der Höhe! Dass wir immer wieder Gott loben und danken, Ihm singen und spielen, jauchzen und tanzen! Und diesem Bekenntnis folgt eine Verheißung, eine Zusage: „Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“. Wenn wir Gott ehren, dann treten wir in Sein Wohlgefallen ein, in Seine Gnade: dann erleben wir trotz schwieriger Umstände inneren Frieden. Das bezeugen ganz viele Menschen, die mit Gott unterwegs sind. Dann werden wir immer neu zu Menschen verwandelt, die Frieden stiften können. Im Kleinen wie im Großen. Dann geschieht an uns und durch uns Heilsgeschichte.

Impulsfragen                                                                                                                                                                             

1) Wo und wie spüren wir die „Berufung“, dass Gott mit uns heute Heilsgeschichte schreiben will?
2) Welche Möglichkeiten sehen wir, dass diese Berufung wachsen kann

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Bist Du ein Johannes- oder ein Jesus-Jünger?

10.12.2017                          Mk 1,1-8   

Johannes der Täufer ist der Weg-Bereiter Jesu. Eine faszinierende Gestalt, die in der Wüste lebt, um Gott tiefer zu entdecken. Bekleidet mit Kamelhaaren, ernährt mit wildem Honig und Heuschrecken. Er fand seine Berufung darin, an den Jordan zu ziehen und die Menschen zur Umkehr aufzurufen. Seine Botschaft konkret: „Wer 2 Mäntel hat, gebe einen den, der keinen hat.“ [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Damit wären auch heute alle materiellen Probleme gelöst, wenn geteilt würde. An die Soldaten: „Misshandelt niemand!“ Auch heute werden auf der Welt massenhalft Menschen Opfer von Gewalt.

Aber Johannes bekennt auch, dass er nur mit Wasser tauft. Jesus wird mit Feuer und Heiligem Geist taufen! Sind wir das wirklich?! Bzw. leben wir diese Taufe?!

Am Ende seines Lebens im Gefängnis bekommt Johannes Zweifel – sympathisch wie menschlich unsere Bibel auch große Gestalten beschreibt. Er lässt seine Jünger (Johannes hatte Jünger) Jesus fragen, ob Er wirklich der Messias sei. Jesus antwortet: „Berichtet, was Ihr seht: Blinde sehen, Lahme gehen…und den Armen wird das Evangelium verkündet“. Damit zitiert Jesus nicht nur den Propheten Jesaja über die messianische Zeit, sondern Er demonstriert, dass dies jetzt geschieht. Zeichen und Wunder, Heilungen und Befreiungen.

Jesus sagt über Johannes, er sei der größte der Menschen, aber der Kleinste im Himmelreich. Jahrzehntelang habe ich diese Stelle nicht verstanden. Eine gelesene Deutung überzeugt mich. Mit Himmelreich ist immer das Reich Gottes gemeint, das jetzt schon beginnt, also nicht erst im Himmel. eilungen und Befreiungen.HHH

 Himmel-Reich-Menschen sind Menschen, die wirklich mit göttlichem Feuer und Geist leben. Von Johannes wird kein Wunder berichtet, keine Heilung. Als Paulus einmal auf seinen Missionsreisen Johannes-Jünger trifft, wussten die gar nicht, dass es einen Heiligen Geist gibt. Paulus taufte sie, der Heilige Geist kam auf sie herab und sie fingen an in Zungen zu reden und zu weissagen (Apg 19,1-7).

Manchmal habe ich den Eindruck, wir Christen sind heute auch oft eher wie Johannes-Jünger: Wir predigen Moral, rufen Menschen zur Umkehr und feiern religiöse Riten ohne tiefere Auswirkungen.

Wie beschreibt Paulus einen Gottesdienst? Ungemein vielseitig (1 Kor 14,26-33), keineswegs priesterzentriert: jeder trägt etwas bei: eine Person einen Psalm, eine andere eine Lehre. Dann wird es wirklich „wunderbar“: eine Offenbarung. Wenn jemand in Zungen redet, soll es auch jemand auslegen. Auch 2 oder 3 Propheten sollen zu Wort kommen. Und dann, völlig frei, völlig demokratisch im Grunde: „die anderen sollen urteilen“ – jede Absage an spirituellen Machtmissbrauch und Guru-Wesen!

Wenn wir ehrlich sind, sind wir –ich auch- damit doch irgendwie überfordert. Aber ich durfte schon wiederholt gelungene Beispiele solcher Gottesdienste erleben, allerdings auch sehr misslungene.

Wie kommen wir zu mehr Geist und Feuer? Es geht darum, dass wir mehr aufgebaut und ermuntert werden. Dass wir stärker werden, wie Johannes bekennt: Jesus ist stärker als ich.  Und Gaben Gottes werden uns geschenkt, nicht damit wir groß dastehen, sondern damit sie anderen nutzen, z.B. Rat Suchenden, Kranken,  Leidenden.

Im Grunde haben wir ja durch Taufe und Firmung den Geist Gottes übermittelt bekommen und empfangen Ihn neu mit jeder Kommunion. In der Computersprache: es liegt an uns, wirklich godline zu sein (betend!), und die mails abzurufen und das update und download zu machen. Kurz: den Heiligen Geist zu lassen. Wie beim Computer hakt es da manchmal. Vieleicht brauchen wir auch ein neueres Glaubens-Programm – und ganz wichtig, ein aktuelles Anti-Viren-Programm. Es gibt auch spirituell Viren, die stören und zerstören können. Und es geht keineswegs darum, religiöse Spinner zu werden: Gott will lebensspendende Früchte!! Der Advent als spirituelle Zeit der Umkehr und Erneuerung lädt uns dazu ein.

Ja ich träume davon, dass wir alle in Christophorus und Nord-Neukölln immer lebendigere Jesus-Jünger*innen werden, die mit Feuer und Geist unterwegs sind. Es ist ein Lern-Prozess, der uns und vielen anderen großen Segen vermitteln kann.

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Wer regiert in Deinem Herzen?

26.11.2017                          Ez 34,11-12.15-17 / Mt 25,31-46

Als die Monarchien langsam abgeschafft wurden, hat unsere Kirche dieses Fest erst 1925 eingeführt. Jesus bekennt, dass Er ein König ist. Sein Königtum sei aber nicht von dieser Welt (Joh  18,36f). Er äußert sich kritisch zu den Herrschern dieser Welt, die sich gern Wohltäter nennen, aber in Wirklichkeit oft ihre Völker unterdrücken. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Ja und Er sagt tatsächlich: Nur einer ist euer Herr, Ihr alle aber seid Schwestern und Brüder…

Vielen ist gar nicht bewusst, wie autoritätskritisch unsere Bibel ist. Das liegt daran, weil die Kirche leider viele Bibelstellen gar nicht ernst nimmt und lebt, ja leider oft die Machtspiele dieser Welt selber mitspielt. Wir sollen uns z.B. gar nicht Vater nennen lassen, weil nur einer unser Vater ist…und ich heiße ja auch „Pater“. Als das Volk Israel einen König wollte, mit der ach so menschlichen Begründung, weil doch alle anderen auch einen haben, war Gott gar nicht amüsiert. Er sei doch ihr König. Und Gott warnt sie durch den Propheten Samuel: Der König wird im besten Hause wohnen und euch ausbeuten.  Im AT gibt es die ungeheuer satirische Erzählung, dass die Bäume eine König wollen, aber jeder Baum dann doch ablehnt: Warum soll ich größer sein als Ihr, über euch mit meinen Zweigen und Ästen wedeln, und Ihr euch vor mir verneigen: Ich bin lieber euer Olivenbaum, und Ihr dürft meine Oliven genießen. So reagierte jeder Baum, und in ihrer Not fragten sie dann den Dornstrauch. Der war bereit, und das tat weh (Ri 9,8-15).

Gott unser König? Die Lesung betont heute, dass Gott selber für seine Schafe sorgen wird, weil die Hirten versagen: Sie sorgen für sich selber, und nicht für die Schafe. Das kennt man auch heute leider oft.  Gott will selber die Verletzten verbinden, die Schwachen stärken usw. Viele meinen, Gott kann man nur über die Liebe anderer Menschen erfahren, aber das stimmt nicht. Gott können wir auch sehr persönlich erleben durch Seinen Geist. Wenn wir Ihn in unser Herz einladen und Er sich bei uns wohl fühlt, weil wir mit Ihm und für Ihn leben, dann können wir staunen, was dieser Tröster und Beistand an uns wirken kann. Er bringt uns inneren Frieden, Ruhe und Freude. Paulus betont: In euren Herzen herrsche, regiere (Rex heißt König, Regina Königin) der Frieden Christi. Wir wissen, dass oft ganz anderes in unserem Herzen herrscht: Unruhe, Angst, Halbherzigkeit, Gier usw. Deswegen gilt es, immer wieder umzukehren und in Jesus zu leben, damit Er in uns immer lebendiger wird. Wir brauchen immer wieder eine Herzensläuterung und Erfüllung mit Jesu Geist. Jesus in uns König sein lassen!

Phantastisch drückt das Jesus mit den konkreten Bildern vom Weltgericht im Evangelium aus: Wir begegnen Ihm im Fremden, Kranken, Obdachlosen usw. Wichtig ist, erst einmal wahrzunehmen, dass ich selber auch krank bin, auch gefangen in…(vielleicht Sorgen, Menschenfurcht, eine Sucht), und meine Seele oft auch obdachlos sein kann und ich mir selber fremd. Dann begegne ich Kranken, Fremden usw eher auf Augenhöhe. Leider beschäftigen sich viele Gemeinden oft nur mit sich selber und ihrem Programm: wenn ich Jesus wirklich begegnen will, muss ich auch kranke und Gefangene besuchen!   Unser jetziger Papst drückt das massiv aus und lebt es auch vor. Einem anderen kann ich aber nur das geben, was in  mir ist. Wenn in mir Zweifel sind, gebe ich Zweifel auch weiter. Wenn in mir Unruhe ist, gebe ich Unruhe weiter. Wenn in mir das göttliche Feuer brennt, gebe ich ganz natürlich göttliches Feuer weiter. Wenn in mir Vertrauen und Hoffnung sind, gebe ich das weiter. Wenn in mir göttliche Kraft lebendig ist, gebe ich sie weiter…und das hat gute Auswirkungen auf andere.

Darum: dies ist der Königsweg unseres christlichen Lebensstiles: Gott Gott sein lassen für uns und Jesus in unserem Herzen die Regie anvertrauen und übergeben. Immer wieder, immer mehr. 

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Impulsgedanken

12.11.2017                          Mt 25,1-13

Man kann sich an dem Text gleich reiben: wäre es nicht christlich, das Öl zu teilen? Ist es nicht unbarmherzig, die Tür verschlossen zu halten? Doch das ist nicht die Ausssageabsicht des Textes: Jesus will seine Zuhörer*innen wachrütteln – „seid wachsam“. Du kannst das Entscheidende verpassen. Es kann zu spät sein. Dabei bist Du zu einer Hochzeit eingeladen! [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

In der Bildersprache der Bibel wird das Verhältnis Gottes zu uns Menschen immer wieder als Hochzeit umschrieben. Die Mystiker*innen erlebten es auch als innere Vereinigung mit Gott. Jesus nennt sich selber wiederholt den Bräutigam. Der Himmel wird als ewiges Hochzeitsmahl dargestellt. Diese Bilder können für uns sehr heilsam und weiterführend sein: Gott ist die Liebe, die Liebe in Person. Gott will die innigliche Vereinigung mit Dir und mir. Ich spür das oft, wie Gott mir sagen will: Ich will mit Dir in erster Linie ein Liebesverhältnis, erst dann ein Arbeitsverhältnis. In der Tat gehen manche Christ*innen mit Gott sehr dienstlich und funktional um. Andere sehr kühl und distanziert. Menschen, die Großes im Reiche Gottes bewirken, sprechen immer wieder von der persönlichen Beziehung mit Gott, ja sogar von Intimität bis hin zur Ekstase (z.B. die Hl. Teresa von Avila). Doch das ist gar nicht das wichtigste: das wichtigste ist, den Willen Gottes zu tun – das ist die Liebe (!) -und die beinhaltet immer einen Heils-Willen mit und für andere. In der Bildersprache der Bibel ist das Öl der Hl. Geist. In der Tat gibt es viele „törichte“ Menschen, die ohne den Hl. Geist unterwegs sind. Es ist auch ein drastisches Bild für manche Christen und Gemeinden: die Lampe haben sie zwar, aber sie brennt nicht. Beides ist wichtig, die Lampe und das Öl. Im Grunde sind wir das Gefäß, in dem Gottes Geist brennen und leuchten will. Doch leider gehen bei vielen tragischerweise die Lampen aus. Wer von uns kennt nicht selber immer wieder das Gefühl, leer und ausgebrannt zu sein. Darum gilt es, immer neu den Hl. Geist einzuladen, mich Ihm zu öffnen und anzuvertrauen. Ein weiser Mann sagte mal: „Das Problem von uns Christen ist: Wir haben zwar den Hl. Geist, aber Er hat nicht uns.“ Persönlich empfinde ich oft, wie „Sie“ (biblische Worte für den Geist Gottes sind oft feminin) mich zart fragt: „Darf ich Dich ganz haben?“ Und ich spüre meine Angst, die Kontrolle abzugeben und mich Ihr ganz hinzugeben. In unserer Bibel gibt es viele Beispiele, wie Menschen durch den Geist Gottes verwandelt werden: sie geraten in „Verzückung“ und die Geistesgaben werden Wirklichkeit wie Prophetie, Weissagung, Zeichen und Wunder und Heilungen. Die Gaben werden gegeben, damit sie anderen (!) nützen (1 Kor 12,7).Mystiker*innen sprechen von der nüchternen (!) Trunkenheit des Hl. Geistes. Augustinus sagt einmal: Ich kann nur das weiter geben, was in mir selber brennt.

Impulsfragen

1) Gott, Jesus, den Hl. Geist als Freund*in, Partner*in zu sehen: Wo spüre ich sein/ihr Klopfen, sein/ihr Werben?

2) Wir treffen auf viele ausgebrannte Menschen und fühlen uns selber oft ohnmächtig: Wo erleben wir den Hl. Geist tatsächlich als Tröster und Beistand? Wie kann dies potenziert werden? [/dropdown_box]

 

Die frohe Botschaft nicht nur mit Worten verkündigen, sondern mit Vollmacht, Heiligem Geist und voller Gewissheit

22.10.2017                           Thess 1,1-5b / Mt 22,15-21

Mission – eine Sendung haben, message – eine Botschaft haben – unser Wort Messe kommt daher. Leider gab und gibt es viele Formen von Mission, die nicht dem Geist Jesu entsprechen. Der Geist Jesu steht für Freiheit, Nächstenliebe bis zur Feindesliebe, Gerechtigkeit und Frieden. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Buddhisten und Muslime sagen oft, dass sie nicht missionieren, aber sie laden ein zu einer Meditation, einem Moscheebesuch usw. Es ist ganz natürlich, dass ich weiter erzähle, was mich berührt hat: ein neues Musikstück, ein Film, ein Buch usw.   Wer von Jesu Geist erfüllt ist, kann gar nicht anders als weiter geben und weiter schenken.

Wir können Jesus heute im Evangelium bewundern, wie er sich geschickt aus einer Falle befreit.  Ja, er hat Gegner, er hat Feinde: also brauchen wir uns nicht wundern, wenn auch wir wegen unseres Glaubens nicht nur Applaus bekommen. Die Frage nach der Steuer für den Kaiser beantwortet er originell: er lässt sich eine Münze zeigen. Damit entlarven sich die Fragesteller, dass sie ja die Steuer  zahlen. Dann spielt Jesus den Naiven: Welches Bild ist darauf? Des Kaisers? Dann gebt sie ihm zurück, sie gehört ja ihm. Als ob eine Münze dem gehört, wessen Bild darauf ist. Dann kommt der entscheidende Satz: gebt Gott, was Gott gehört!

Dieser Satz wird meist so verstanden: gebt dem Kaiser, gebt Gott. 2 Reiche. Der Jude Pinchas Lapide, der über das NT geforscht hat, betont, dass das so nicht gemeint sein kann, denn ein Jude würde immer Gott an die 1. Stelle setzen:  Gebt Gott, gebt dem Kaiser. Jesus führt die Fang-Frage nach der Kaisersteuer – der römische Kaiser war Besatzer in Israel- ad absurdum (Lapide deutet es sogar als Boykottaufruf) und betont: Ihm geht es um das Reich Gottes.

Was gehört Gott? Eigentlich alles: die Natur, unser Leben. Das Kostbarste, was wir Gott geben können, ist unser Herz und unser Leben. Doch davor haben viele Angst. Wir wollen ja unabhängig sein. Doch in dieser Ur-Beziehung zu Gott finden wir die Erfüllung unseres Lebens. In Gott ist Freiheit, Frieden, Freude. Gott kann uns von unserem Ego befreien – damit auch von unseren Ängsten und Sorgen. Und vielen ist gar nicht bewusst, dass Gott sich uns ja schenken will, in Jesus Christus und Seinem Geist ja längst geschenkt hat. Es gilt, dieses Geschenk immer wieder anzunehmen, zuzulassen, daraus zu leben.  Es kann uns Menschen gar nichts besseres passieren, als das das Reich Gottes Wirklichkeit wird – gerade auch in unserer Weltsituation. Es geht nicht um die Herrschaft der Kirche (das wurde oft missverstanden) oder eine christliche scharia, sondern dass der Gott des Friedens unsere Herzen regiert.  Menschliche Herzen werden oft von Angst regiert, oder von Gier, von Neid,  von Habsucht.

Beeindruckend, was Paulus in der Lesung betont:  er verkündet das Evangelium nicht nur mit Worten (das ist heute oft eine Schwäche: wir machen aus dem Glauben eine Theorie, wir bleiben im Kopf), sondern mit (Voll)macht, Heiligem Geist und voller Gewissheit. Puh – in Kirchenkreisen spürt man heute oft Frust, Ratlosigkeit, Unsicherheit, ja Depression. Und viele Reformvorschläge sind nur Menschenwerk – da kommt der Heilige Geist gar nicht vor. Mit Vollmacht beten und glauben können, dass sich Berge versetzen…ich bin solchen Christ*innen schon begegnet und spüre den Unterschied, welche Luft nach oben da noch ist. Halleluja.

„Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund“, sagt Jesus.  Lassen wir unser Herz immer neu mit Gottes Geist füllen, so dass Angst, Frust, Bitterkeit, Aggression usw immer geringer werden und wir Frieden, Barmherzigkeit, Freude ausstrahlen.  Dann werden wir ganz natürliche übernatürliche Missionar*innen.   Nach solchen Menschen sehnt sich die Welt.   [/dropdown_box] 

 

Impulsgedanken

08.10.2017                          Mt 21,33-44

Ein erstmal hartes Evangelium, das den Frust Jesu über das Verhalten seines Volkes ausdrückt. Jesus spricht zu den religiös Verantwortlichen und schildert, wie in der Geschichte und jetzt in der Gegenwart mit ihm man nicht die erwarteten Früchte bringt, sondern die Gesandten des Weinbergbesitzers prügelt und sogar umbringt – und zum Schluss sogar den Sohn (Jesus selbst). [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Das Bild des Weinbergs ist ein schönes Bild – denn der Weinberg bringt süße Früchte und schließlich köstlichen Wein. Es kommt wiederholt in der Bibel vor (z.B. Jes 5,1-7, Ps 80, Joh 15). Immer wieder geht es darum, dass es viele und gute Früchte geben soll…und die Enttäuschung, dass dies so nicht geschieht. Wir sind heute das Volk Gottes, das die erwarteten Früchte bringen soll. Wir wissen, dass auch die Kirche oft saure Beeren statt süßer Trauben bringt (vgl Jes 5,2). Doch wie sieht es bei uns persönlich aus? “Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet“ (Joh 15,8). Früchte – im Grunde sehnt sich jede und jeder von uns danach, dass unser Leben reiche Früchte trägt. In Gal 5,22f werden als Früchte des Geistes schöne Inhalte genannt wie Freude, Friede, Langmut und Selbtbeherrschung. Schon die Berufung Abrahams bestand darin, dass er zahlreiche Nachkommen bekommt wie die Sterne am Himmel und durch ihn alle Völker gesegnet werden. Ja, wir können sagen: das Interesse Gottes ist, dass Du gesegnet wirst und durch Dich viele Segen empfangen.
Wenn wir auf die Weltsituation schauen, dann können wir auch ein Gefühl dafür bekommen, welchen Frust, welche Enttäuschung Jesus heute hat, wenn Er sieht, dass Menschen statt Segen und Früchten oft Unrecht, Leiden, Lüge, Hass und Gewalt verbreiten. Jesus sucht Jünger*innen, Menschen der Seligpreisungen, die „hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit und Frieden stiften“ (Mt 5,6.9).

Wie kommen wir dahin? Joh 15,1-7 zeigt den Weg: Jünger*in werden, sich reinigen, läutern lassen, in Jesus bleiben, seine Worte in uns bleiben lassen…

Impulsfragen

1) Wo kenne ich bei mir und anderen Blockaden und Widerstände gegen Früchte bringen?
2) Welche Möglichkeiten sehe ich, dass unser Leben mehr Früchte trägt?

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Impulsgedanken

03.09.2017                          Mt 16, 21-27        

Ein Evangelium, das erstmal quer liegt, manche unserer Vorstellungen durch-kreuzt. Petrus spricht ja sogar fromm: „Das soll Gott verhüten.“ Doch Jesus sieht in ihm den Versucher und sagt den krassen Satz: „Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“  [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Es ist also nicht unbedingt das gleiche, was wir Menschen wollen und was Gott will. Deswegen sollten wir nicht einfach nur auf die Menschen hören, sondern tiefer fragen: „Wie siehst Du das Gott? Was ist Dein Wille?“ Das gilt z.B. auch, wenn wir in unseren Pastoralen Räumen Pastoralkonzepte schreiben: da sollten wir nicht einfach unsere Träume und Gedanken reinschreiben, sondern tiefer suchen, was uns z.B. die Offenbarung der Bibel mitteilt: was Gottes Wünsche und Träume sind. 

Ja, und Jesus wird sehr direkt: „Wer mein Jünger sein will…“ ist doch schön, dass wir bei Jesus Jünger werden können, aber wollen wir das wirklich? Denn: “der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Hm. Ehrlich gesagt, je mehr ich die Ego- und Selfie-Kultur erlebe, desto mehr wird deutlich: die Welt lebt von Menschen, die nicht nur sich sehen, sondern sich mit und für andere einbringen. Und wenn ich das ernsthaft tue, muss ich oft mein Ego zurückstellen: meine Empfindlichkeit, meine Rechthaberei usw.

Mein Kreuz auf mich nehmen: d.h. vielleicht, sich selber anzunehmen, auch mit meinen Fehlern und Schwächen und mich nicht ständig mit anderen zu vergleichen. Und das Wichtigste: Jesus nachfolgen! Wir beten oft umgekehrt: Jesus soll uns nachfolgen und unsere Wege und Pläne segnen. Nein, wir sollen nach Seinen Wegen und Plänen fragen. Und das ist die Verheißung schlechthin: wenn ich mein Leben an Ihn verliere, werde ich gewinnen!!! Klar, weil ich nicht mehr allein bin und mich abstrample, sondern mit Ihm zusammen: Er in mir und ich in Ihm! Das ist die phantastische Möglichkeit unseres Glaubens, die leider so wenige praktizieren (ich ertapp mich ständig dabei, dass ich mein Leben zurückhole): dass ich  mich in Jesus verlieren kann, in Ihm aufgehen kann. Dann wird mein Leben viel Frucht bringen und Segen für andere (vgl. Joh 15,1-8). Dann lebe ich weniger ego-zentrisch, sondern christo-zentrisch und werde mehr und mehr von Seinem Geist erfüllt. 

Impulsfragen

  • Wie hilft mir die Weisheit und Offenbarung der Bibel, Gottes Willen zu erkennen?
  • Jesus durch Seinen Geist in mir: Welche Möglichkeiten kenne ich durch diese innere Beziehung? An innerem Dialog, innerer Stimme, inneren Frieden, innerer Freude und Erfüllung, Inspiration und Kreativität, überraschender Kraft…?

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Wie Jesus sich von Ausländer*innen und Anders-Gläubigen weiterführen lassen

20.08.2017                          Mt 15,21-28        

Beeindruckend, dass so ein Text in den Evangelien steht. Er zeigt ja Jesus erstmal unsympathisch: Er hört nicht auf das Rufen der kanaanäischen Frau. Und dann bezeichnet er sich noch als Hund.
Das Evangelium spiegelt den Konflikt unter den ersten Christen: ist das Heil nur für die Juden? Oder für alle Menschen?  [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Und Jesus benutzt das gängige Klischee: die Nicht-Juden sind Hunde. Wie verbreitet sind auch heute noch Nationalismen und Standesdünkel? Und auch unsere Kirche kann ein Hochlied singen über Arroganz, Selbstgerechtigkeit und Ausgrenzung.

Heute vor 75 Jahren wurde im Gefängnis Brandenburg der Pallottiner Franz Reinisch hingerichtet, weil er den Fahneneid auf Hitler verweigert hat. Er war der einzige Priester, der dies getan hat. Viele Mitbrüder nannten ihn damals einen österreichischen Dickschädel. Vom Militärbischof bis zur Provinzleitung bedrängte man ihn, den Eid zu leisten. Er folgte seinem Gewissen. Heute bemüht man sich um seine Seligsprechung, weil man seine innere Klarheit bewundert.

Jesus folgt in diesem Evangelium nicht einfach einem Prinzip, sondern lässt sich überzeugen. Er findet zu innerer Klarheit im Gespräch mit der Frau, lässt sich umstimmen und lobt ihren Glauben.

Diese Art Jesu finden wir wiederholt: Er lobt den Glauben des römischen Soldaten, immerhin ein Besatzer, tiermäßig damals als „Schwein“ betitelt. Er stellt den Samariter als barmherzig da, im Unterschied zum Leviten und zum Priester, die einfach an dem überfallenen Mann vorbeilaufen. 

Doch wenden wir den Text jetzt einfach mal auf unser Leben an: Alle, die unter etwas leiden, oder wissen um eine Person, die sich quält, dürfen mal aufstehen. Wir machen das mal bibliodramatisch – natürlich freiwillig, wer will. Klar, Dämonen hören wir nicht gern, aber das, um was es geht, kennen wir alle. Die Bilder der Bibel für Dämonen sind anschaulisch:  Durcheinanderwerfer, Vater der Lüge, Ankläger, stummer Geist, unreiner Geist. Es ist der Versucher zum Gelten- Wollen, Genießen-Wollen, Haben-Wollen.  Dies wird dann problematisch, wenn es umkippt zur Geltungs-Sucht, Genuss-Sucht, Hab-sucht. Wenn wir in die Welt schauen: sie ist voll davon. Darum sagt die Bibel: der Teufel ist der Fürst dieser Welt. Doch mit Jeus sind wir stärker und finden Wege der Befreiung. Darum lade ich ein, jetzt einfach wie die Frau im Evangelium zu rufen:   „Jesus, hab Erbarmen mit mir!“  Ja, und wenn wir keine Antwort bekommen, wenn Gott anscheinend schweigt, machen wir es wie die Frau, bleiben wir dran und rufen weiter: „Jesus, hab Erbarmen mit mir!“. Viele machen den Fehler, dass sie zu früh aufgeben – oder noch schlimmer, fatalistisch denken: Jesus sieht doch mein Problem, da kann er mir doch so helfen, wenn Er will. So eine Haltung finden sie in der ganzen Bibel bei keiner Person, die Großes mit Gott erlebt. Nein, sie bleiben dran.   Machen wir es wie die Frau, fallen wir jetzt vor Jesus nieder und gehen auf die Knie und beten: „Herr, hilf mir!“. Gehen wir jetzt in den inneren Dialog mit Jesus, achten wir auf innere Impulse und Eindrücke, was Er uns vielleicht sagen will…und lassen wir uns von Ihm sagen: „Dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen.“  Ja, wenn wir wenig glauben und nichts von Jesus wollen und erwarten, werden wir auch wenig empfangen. Doch je mehr wir glauben, vertrauen und von Ihm erflehen, desto mehr werden wir empfangen.  Auch an Heilung und Befreiung. [/dropdown_box]

Impulsgedanken

16.07.2017                          Ev Mt 13,18-23

Ein anschauliches Gleichnis, ganz aktuell. Es steht auch bei Mk und Lk. Der Samen ist das Wort Gottes, hier Wort vom Reich (Gottes) genannt. Samen: d.h. es muss erst aufgehen. Auch ein starkes Bild gegen billigen Bibel-Fundamentalismus: [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Samenkörner einfach schlucken bringt Bauchweh. Und das Aufgehen braucht Zeit. Und es will ins Herz gesät werden. Aber dort, wo es nicht verstanden wird (Kopf), fällt es auf den Weg. Es gibt einen Bösen, der verhindern will, dass der Samen aufgeht: das sind die negativen Versuchungen, wie u.a. auch Zweifel, Ablenkungen, Missverständnisse. Felsiger Boden – ohne Wurzeln. Unbeständige Menschen, die umfallen, sobald sie um des Wortes (Glaubens) willen bedrängt werden. Die kennt man ja auch sonst: Menschen, die wenn es Konflikte und Probleme gibt, gleich sich verdrücken. Dornen – die Sorgen und der trügerische Reichtum ersticken das Wort. In der Lk-Parallele heißt es Sorgen und Genüsse des Lebens. Ich hab festgestellt, das ist meine Haupt- Versuchung, göttlichen Samen nicht aufgehen zu lassen: entweder bin ich mit „Sorgen“ absorbiert, oder ich freu mich des Lebens. Wenn ich aber Sorgen und Freuden des Lebens mit Gott in Verbindung bringe, dann passiert`s. Dann sorgt Gott für mich und ich erlebe eine innere Freude, die mir kein irdischer Genuss vermitteln kann. Gott hat ein großes positives Interesse, dass unser Leben Früchte trägt: 30-fach – 100-fach. Dazu gilt, dass wir die Worte Gottes in uns aufnehmen, im Herzen und Verstand bewegen (die spirituellen Meister der frühen Kirche sprachen vom Wieder-Kauen) – und natürlich die Worte leben und praktizieren! Unser Glaube will immer vom Kopf ins Herz und dann über die Hände und Füße auf die Straße. Unsere Bibel enthält z.B. Tausende von Verheißungen (V. 23 ist ja auch eine). Da gibt es eine Zusage (hier Frucht bringen), die auf den Weg kommt, wenn ich kooperativ die Voraussetzung ermögliche (hier den guten Boden bereite).
Impulsfragen
1) Welche Versuchungen und Hindernisse kenne ich, dass Worte Gottes bei mir wenig Frucht bringen? Was hilft mir, dies zu überwinden?
2) Wie können wir fördern, dass göttlicher Samen generell mehr aufgeht? [/dropdown_box]

Wie wir Ruhe finden

09.07.2017                          Röm 8,9.11-13  /  Ev Mt 11,25-30                                    

Unsere Bibel ist immer auch eine Offenbarung. In ihr können wir Lebens-Geheimnisse entdecken. Die Klugen und Weisen erkennen das nicht unbedingt, sondern die, die diese Offenbarung praktizieren. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Jesus lädt alle ein, die sich plagen und schwere Lasten tragen. Was sollen wir tun? Zu ihm kommen!!!

Was machen wir oft bei Plagen? Wir hadern, schimpfen und gehen statt zu Jesus (nur) zu anderen.

Und er verheißt uns, wonach sich alle sehnen: RUHE!!!

Doch dafür müssen wir folgendes tun: Jesu Joch auf uns nehmen und von Ihm lernen: Güte und Demut. Hm: das mögen wir nicht so. Wir wollen unabhängig sein. Sich von Jesus unter-jochen lassen?! Nein danke. Das ist unser größter Fehler – und darum finden wir keine Ruhe.

Joch – ein schreckliches Bild. Doch Jesus zeigt Humor: Sein Joch drückt nicht – und seine Last ist leicht. Verrückt. Wo doch fast alle denken: nur nicht zuviel Jesus: das wird anstrengend. Nur nichts übertreiben.

Nein: mit Jesus ist lebenslanges Lernen angesagt. Sein Joch drückt nicht, weil damit der Heilige Geist gemeint ist: Ihn sollen wir immer neu aufnehmen und uns von Ihm leiten lassen.  Wenn ein Jung-Ochse ins Joch-Tragen eingeführt wird, geht er neben dem großen Ochsen. Der führt ihn. Und das Joch beim Jung-Ochsen ist ganz locker. So dürfen wir an Jesu Seite durchs Leben gehen. Wenn wir uns denn darauf einlassen….

Den gleichen Gedanken hat die Lesung. Fleisch meint nicht leibfeindlich, sondern das ist der Mensch ohne Gottes Geist. Da ist Geld der Gott, dem gefolgt wird. Oder der Bauch oder der Körper spielen Gott: Essen und Trinken.  Die Werke des Fleisches sind nach Paulus Zank, Streit und Eifersucht, Neid und Missgunst, Parteiungen – alles, was wir in der Welt so sehen. Und jetzt kommt der Hit: Je mehr wir den Heiligen Geist in uns zulassen, Ihm Raum geben, desto weniger müssen wir den Impulsen des Fleisches nachgeben. Ja, wir können mit dem göttlichen Laser (das Feuer des Geistes) die sündigen Taten des Leibes töten. Töten, das meint: sie gibt es nicht mehr.  Also die Überwindung von Dingen, die uns quälen, in die wir versklavt sind: nicht durch eigenen Kampf und Krampf, sondern indem wir uns dem Wirken des Geistes öffnen, Ihn in diese Bereiche dringen lassen. Dann finden wir wirklich Ruhe, inneren Frieden.

So will ich gerne jeden Tag neu das Joch Jesus auf mich nehmen und Ihm folgen. Seinen Geist in mir wohnen lassen: das macht meinen sterblichen Leib lebendig! Was für ein phantastisches Lebenskonzept. Welch bereichernder Lebensstil: mit Jesu Geist in mir. Welche Möglichkeiten eröffnen sich da… [/dropdown_box]

Wir sind der Leib Christi

18.06.2017                          Mt 9,36-10,8                       

Fronleichnam – der lebendige Leib des Herrn. Wenn wir hier auf die Monstranz sehen, der Fuß ist ein Christophorus – ein Christus-Träger. Und die Mitte ist noch leer. So kennen wir das von uns selber: Nicht das Äußere, das Drumrum ist entscheidend, sondern die Mitte.   [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Und die will immer neu gewandelt und gefüllt werden. Denn in unserem Herzen, sagt Jesus treffend, da gibt es Eifersucht und Neid, Missgunst, schlechte Gedanken. Wir bedürfen der Wandlung, damit wir wirklich eine Monstranz sind, die Jesus zeigt, demonstriert.

Schauen wir uns die Schlüsselworte des heutigen Evangeliums an: Jesus hatte „Mit-Leid“. Com-passion. Das ist mehr als Mitgefühl oder Empathie. Jesus kann uns leiden, Er hat für uns gelitten. Wir treffen heute auf viele, auch in der Politik und in der Wirtschaft, die haben keine com-passion. Die sehen nur Zahlen, aber nicht den Menschen dahinter, seine Geschichte, seine Bedürfnisse.  

Und Jesus sieht die Leute „müde und erschöpft“, ja orientierungslos wie Schafe, die keinen Hirten haben. Ja und großartig: Er sagt jetzt nicht: au weia, große Probleme, sondern sieht darin eine Chance: große Ernte. Und macht was völlig Konstruktives. Er krempelt nicht einfach die Ärmel hoch und macht alles selber, nein, er beruft neue Mitarbeiter*innen. Heute im Ev die Apostel, dann aber weitere Jünger*innen. Die Apostelgeschichte und die Paulusbriefe bezeugen, wieviele Frauen und Männer Verantwortung übernahmen, Hirtenfunktion. Bei den 12-Schritte-Gruppen, die sich jede Woche bei uns treffen, da hat jede Person einen Sponsor, wie sie es nennen, eine Mentorin, einen Coach, den du jederzeit kontakten kannst. Das ist aufgeteilte Verantwortung. Kein Ein-Mann-Betrieb.

Ja und Jesus gibt Ihnen „Vollmacht“. Vollmacht zu heilen und zu befreien. Wir brauchen göttliche Vollmacht, wenn wir etwas bewirken wollen. Als die Apostel an ihre Grenzen kommen, verrät ihnen Jesus das Geheimnis: Fasten und Beten, so bekommst du Vollmacht. Dann wird die Mitte in Dir mit Jesus gefüllt, das ist wirklich Kommunion.

Wir haben hier Jesus als Strichmännchen gemalt. Wir laden euch Kommunionkinder jetzt ein, euch in dieses Strichmännchen zu stellen. Das Haupt lassen wir frei, weil Jesus das Haupt sein soll. Wir sind seine Hände in dieser Welt, seine Füße. Aber seht, es sind nicht alle da, kann passieren. Aber es fehlt was, es gibt Lücken. So ist es oft in der Gemeinde als Leib Christi. Wenn zur Chorprobe nur eine Basstimme kommt, können wir schlecht vierstimmig proben und singen. Und Jesus will durch uns Leib Christi in der Welt sein, dass wir das Reich Gottes verkünden durch Wort und Tat. Müde und erschöpfte Menschen: was kann ihnen Besseres passieren als Christen, die wirklich Vollmacht haben zu heilen und zu befreien. Damit wir dies leben können, brauchen wir immer wieder die göttliche Füllung, die Kommunion mit Jesus.

Ja, und wir empfangen umsonst – gratis – und sollen auch gratis weiter geben. Manche in Geschichte und Gegenwart machen aus der Religion ein Geschäft.  Wir empfangen gratis: gratia, Gnade. Und ein zentrales Prinzip in der Bibel: Wenn Du gibst, empfängst Du.  Viele machen den Fehler: Sie warten und warten, aber empfangen nichts, weil sie nichts geben. Gib Deine 5 Brote und 2 Fische, und du wirst reich beschenkt werden, Halleluja. 12 Körbe voll! [/dropdown_box]

Die dreieinige Beziehung leben

11.06.2017                          Ex 34, 4b.5-6.8-9 / Joh 3,16-18                    

Wenn Gott die Liebe ist, kann Gott nicht allein sein. Unser christliches Gottesbild ist Gemeinschaft und Beziehung.  Im Namen unseres Gottes Gewalt auszuüben bedeutet, Gottes Namen zu missbrauchen. Jesus ist gekommen aus Liebe zu uns, nicht um zu richten, sondern um zu retten.  [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Wir sind nach Gottes Bild als Frau und Mann erschaffen. Ja wir sind selber Dreieinigkeit mit Körper-Seele-Geist. Wie der Dreiklang in der Musik drückt dies Fülle aus. Dominiert ein Ton, wird es schief. Stimmt die Balance und Harmonie nicht, klingt es so schräg wie wir viele Situationen im Alltag erleben, erleiden.

Wir leben Dreieinigkeit, wenn wir wirklich Körper-, Seele- und Geistpflege betreiben. Manche sind heute in der body-Kultur verfangen, andere gehen in ihrem Gefühlsstrudel unter, andere sind verkopft. Alle 3 Dimensionen wirken aufeinander ein. Ein Zahnscherz kann alles blockieren, ein inspirierender Gedanke kann Selle und Körper beflügeln.

Der Mensch ist aber nicht nur in sich selber Beziehung, sondern immer auch zu und mit anderen Menschen. Die katholische Soziallehre drückt es stimmig aus: es gelten Personalität und Solidarität. Der Mensch wird am Du zum Ich, formuliert Martin Buber treffend. Der Mensch lernt sprechen, indem mit ihm gesprochen wird. Darum wird jede Kultur des übertriebenen Individualismus und der vielen Selfies dem Menschen gar nicht gerecht. Wir reden ja auch ständig über Beziehungen: mit wem wir uns schwer tun, wer uns bereichert, wer nervt, wer inspiriert. Ja, und unserer menschliches Leben wird über Beziehung weitergegeben. Eine gelingende Partnerschaft lebt davon, dass sie dreieinig in Beziehung lebt.

Der Mensch hat als Beziehungswesen in sich auch eine Leerstelle, eine jeweils  größere Sehnsucht. Die kann kein anderer Mensch ganz ausfüllen, denn es ist die transzendente Offenheit nach unserer Ur-Beziehung: woher wir kommen und wohin wir gehen.   Die Bibel drückt es so aus, dass Gott in uns leben, wohnen und bleiben will und dass wir in Gott wandeln sollen. Spirituelle Meister*innen nennen dies die unio mystica, das Eins-Werden mit Gott.  Vinzenz Pallotti kann den Tag benennen, wann er diese innere Vereinigung erlebt hat. Diese innere Verbindung stärkt uns für unsere anderen Beziehungen, sie kann uns inspirieren und motivieren. Sie macht uns aber auch frei von falschen Abhängigkeiten. Als Jünger*innen Jesu haben wir die Aufgabe und Sendung, diese Welt dreieinig heilsam zu gestalten.  Dazu gehören die körperliche und materielle Ebene, die seelische, zu der auch Musik und Kunst gehören sowie die geistige, zu der auch Willensbildung und Gewissensentwicklung gehören. In Kooperation mit Gottes Geist können wir den Körper stärken als Tempel des Heiligen Geistes, negative Gefühle wandeln z.B. durch Singen, Spielen und Jauchzen vor Gott und unser Denken erweitern durch Füttern unseres Bewusstseins mit göttlichen Samen (Worten Gottes).[/dropdown_box]

Geisterfüllt leben

04.06.2017                          Apg 2,1-11 /Joh 7,37-39                   

Wir sehen einen großen Unterschied zwischen den Jünger*innen vor und nach Pfingsten. Und wir dürfen uns fragen: in welcher Phase bewegen wir uns? Sind wir auch noch von Zweifeln und Kleinglauben gehemmt?  [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Ängstlich und verschlossen? Oder trauen wir uns, Jesus öffentlich zu bekennen? Geschehen auch durch uns Zeichen und Wunder?

Klar, wir haben durch die Firmung den heiligen Geist. Aber leben wir aus diesem download? Brauchen wir ein neues up date? Wie steht es mit unserer Verbindung nach oben? Das Codewort ist Gebet. Viele geisterfahrene Menschen raten, immer wieder durchzubeten: solange zu beten, bis wir frisch und ganz neu geladen sind. Als Bill Hybles, der Gründer der Willow-Creek-Gemeinde, mal in einer Krise mit seiner Gemeindeentwicklung steckte, fragte er die Gemeinde: Haben wir unser Leben wirklich ganz Gott hingegeben? Machen wir es jetzt neu! Beten wir wirklich so intensiv, bis wir eine Antwort bekommen? Lasst uns mit Gott Ziele setzen, die so groß sind, dass wir gezwungen sind, für die Verwirklichung zu beten. Und sie hatten z.B. das Ziel, dass sich die Teilnahme an ihren Werktagsgottesdiensten mehr als verdoppele: von 3.000 auf 7.000, um mehr spirituelle power zu bekommen.

Jesus drückt es heute so aus: Komm zu mir, glaube und vertraue mir, ja und trinke! Es gibt Christ*innen, die tatsächlich gern beim Beten Trinkbewegungen machen, um neu zu empfangen und sich füllen zu lassen. Und Jesus gibt eine phantastische Verheißung: aus unserem Inneren werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Also nicht ein paar Tropfen, sondern überfließend für andere. Denn die Gaben des Geistes werden uns gegeben, damit sie anderen nutzen (1 Kor 12, 7). Gottes Geist ist die Liebe! Lassen wir diese Liebe Gottes zu – und weisen wir jedes Gottesbild zurück, dass Angst oder Gewalt beinhaltet.

Man sagt, Pfingsten sei die Kirche entstanden. Wenn wir die Lesung betrachten: ja, vor allem in ihrer Katholizität. Katholisch heißt universal, alle Völker. Wir hörten in der Lesung, wie international es damals in Jerusalem abging. Katholizität ist heute sehr wichtig, wo die Nationalismen wieder zunehmen. In der katholischen Kirche kann es per Definition keine Ausländer geben! Und das Pfingstwunder besteht darin, dass jede Person die Apostel in ihrer Muttersprache hört und versteht. Also nicht alle müssen hebräisch oder aramäisch können, auch nicht latein oder deutsch, sondern das Pfingstwunder besteht darin, dass Gottes Geist  zu ihnen ganz persönlich in ihrer Muttersprache spricht.

Um diesen wunderbaren neuen Geist geht es. Es zählt nicht die Vergangenheit, nicht der status quo: sondern Gottes Geist will uns alle weiterführen zu geisterfüllten Persönlichkeiten. Wir können das sehr schnell an uns und auch anderen feststellen, wie es mit den Früchten des Geistes aktuell bei uns steht (Gal 5, 22f). Wieviel Freude ist in uns? Wieviel Güte und Langmut? Wieviel Friede und Selbstbeherrschung? Bei Mangelerscheinungen: zu Jesus gehen und trinken! Wir merken es auch bei anderen leicht, aus welcher Geisteshaltung sie reden. Ist es Liebe, oder doch mehr Befindlichkeit, Vergeltungsdenken, Eifersucht, Stolz? Dann sollten wir schauen, inwieweit wir sie unterstützen können, zur Quelle des Lebens durchzudringen. Aber trinken müssen sie selber.

Geisterfüllt: das ist auch eine Anregung für unsere Gottesdienste. Es kommt darauf an, immer wieder den richtigen Kanal zu finden und auf Empfang zu gehen. Wenn ich bei äußeren Dingen hängen bleibe, werde ich innerlich keine Veränderungen erleben. Auch hier können wir von den ersten Christ*innen staunend lernen (1 Kor 14,26-33). Paulus beschreibt, dass viele, ja alle sich da einbringen: mit einem Psalm, einer Lehre, ja einer Offenbarung, einer gedeuteten Zungenrede, auch mehrere Propheten. Also nicht nur ein Priester, nicht nur festgelegt aus Büchern, sondern sehr offen für die Segnungen des Geistes. Na, da können wir unsere Art, Gottesdienst zu feiern, wirklich noch weiter entwickeln. Das Ziel ist es, mit Gottes Geist immer neu erfüllt zu werden für unseren Dienst mit und für andere in der Welt: Frieden zu stiften, hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, Kranke zu heilen usw.   Wenn wir das zu leben versuchen, bekommen wir immer neu Durst und kommen zu Jesus, um zu trinken. Und Gott gibt den Geist unbegrenzt (Joh 3,34)– also wollen wir ihn doch nicht begrenzen. [/dropdown_box]

 

„Ihr seid in mir, und ich bin in euch.“  Was wir vom Handy-Kabel lernen können

21.05.2017                          Apg 8,5-8.14-17 / Joh 14,15-21       

Wir feiern heute Erstkommunion. Es heißt Erstkommunion, weil es morgen die Zweitkommunion gibt, nächsten Sonntag hoffentlich die Drittkommunion usw. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Das Ziel ist, dass wir mehr und mehr von Jeus erfüllt werden, dass unser Denken, Reden und Handeln immer Jesus-ähnlicher wird. Die Kommunionkinder haben es eben anschaulich gespielt, was möglich wird, wenn Menschen von Jesu Geist ergriffen werden. Da geschehen sogar Heilungen und Befreiungen.   Halleluja.

Geht nicht heute – würden wir schnell sagen. Kann ich nicht. Stimmt.

Darum schauen wir uns mal ein Handy an. Das funktioniert nur, wenn der Akku voll ist.  Mit der Erstkommunion bekommt ihr –im Bild gesprochen- ein Handy geschenkt. Es liegt an euch, ob ihr es benutzt und wie ihr es einsetzt. Aber eines ist klar: ohne regelmäßiges Aufladen funktioniert es nicht. Und Aufladen geht nicht in 5 Minuten, dafür muss ich mir Zeit nehmen.

Unser Verbindungskabel, unser Aufladegerät ist die Kommunion, die Gemeinschaft mit Jesus. So wie Er heute sagt: „Ihr seid in mir, und ich bin in euch.“

Da machen viele Fehler: die einen beten nicht mit Gott, sondern besinnen sich nur und bleiben bei sich, ihren Gefühlen, ihren Gedanken, ihren Befindlichkeiten. Nein: ich muss den Stecker rein machen, Gottes Geist in mir zulassen.

Die anderen verehren Gott nur außen, auch ohne die Verbindung zu schließen. Im
Bild: sie machen vor der Steckdose Kerzen an und verneigen sich, aber sie kommen nicht in touch, sie gehen nicht ein, sie lassen sich nicht fallen in Gott. 

Es liegt an uns, ob wir mit dem Handy nur telefonieren, oder ob wir entdecken, welche Möglichkeiten und Funktionen es bietet. Dass ich sogar Filme schauen kann, ja sogar selber filmen kann usw. So ist das auch mit demGlauben: ich kann ab und zu mal in die Kirche kommen, ich kann auch Messdiener*in werden und bei der Kinderfreizeit mitmachen. Ja, ich kann dazu entdecken, bis ich, wie die frühen Christen in der Apostelgeschichte heute, nicht nur getauft bin, sondern wirklich vom heiligen Geist durchdrungen und erfüllt werde.

Das Ziel der Kommunion ist, dass das Leben Jesu in mir immer mehr wächst. Dass nicht nur das Brot verwandelt wird, sondern dass ich verwandelt werde, Jesus in mir immer mehr Gestalt gewinnt. Dass sind wir wirklich Christ*innen, und werden im Geiste Jesu viel Licht in diese unsere Welt und zu anderen Menschen bringen. Doch ohne regelmäßiges tägliches Aufladen geht es nicht, dann ist der Akku leer und das Handy wie tot…Wie schade. Nein, ich will immer neu aufladen und immer mehr mit Jesus entdecken und unser Leben mit Seinen Möglichkeiten gestalten. Damit werden wir bis ans Lebensende nicht fertig, denn Gott ist immer größer.  Darum gibt`s ja noch die Ewigkeit….

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Wie das Wort wirken und wachsen kann

14.05.2017                          Apg 6,1-7 /Joh 14,1-12   

In der Osterzeit hören wir fortlaufend aus der Apostelgeschichte, wie die ersten Christ*innen immer mehr werden. Überraschend: ohne Gebäude, in Verfolgungssituationen, und heute in der Lesung in Konflikten.   Eine Formulierung taucht immer wieder auf: „das Wort wächst und breitet sich aus.“ [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Phänomenal in der Lesung: der Streit zwischen Hellenisten und Hebräern, wer zu kurz kommt, wird kreativ gelöst: mit einer Vollversammlung und einem Vorschlag, der Zustimmung bekommt: der Einführung eines neuen Dienstes mit neuen Personen.    

Na, wenn das nicht ein Weg wäre für Konflikte, denen wir begegnen. Krisen als Chance zur Innovation zu ergreifen. Mit der Betonung, wie wichtig der Geist und die Weisheit sind, das Gebet und der Dienst am Wort. 

Auch das Evangelium spricht Probleme an: das verwirrte Herz und die mangelnde Erkenntnis. Und es mündet in die ungeheure Zusage, dass wir im Glauben so sehr wachsen können, dass wir noch größere Werke als Jesus vollbringen können. Wie das?   Glaube in Aktion!

Jesus verrät sein Geheimnis: Er ist im Vater und der Vater ist in Ihm. Der Vater bleibt in Ihm und vollbringt Seine Werke. Ja, selbst seine Worte hat Jesus nicht aus sich, sondern vom Vater.

Das ist die Einladung an uns: sich immer mehr von Jesus füllen lassen, von Seinen Worten, von Seinem geist. Sie werden unser Denken, unser Reden und unser Handeln verändern und erweitern, so dass wir hineinreifen, die Werke Jesu zu vollbringen.

So stellen wir uns 2 Fragen:

  • Was hilft uns, Krise als Chance zu leben?
  • Wie kommen wir zu größeren Werken Jesu, zu mehr glauben in Aktion?

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Impulsgedanken

30.04.2017                          Joh 21, 1- 14           

Es lohnt sich, in der Osterzeit alle Osterevangelien zu lesen. Sie zeigen beeindruckend die Entwicklung der ersten Jünger*innen durch Zweifel, Angst, Unglauben und Kleinglauben hin zu pfingstlichen geisterfüllten Menschen, durch die selber Zeichen und Wunder geschehen.

[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Wir selber sind in unserer Jünger-Entwicklung auch auf dem Weg. Ja, und es ist faszinierend zu sehen, wie Jesus auf die Schwierigkeiten der Jünger*innen eingeht, sie abholt, wo sie sind, aber sie weiterführt. Er geht den Emmausjüngern nach, Er geht auf die Zweifel des Thomas ein und zeigt ihm seine Wundmale. Aber Er führt ihn auch weiter: „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“

Im heutigen Text fallen die Apostel in ihr altes Leben zurück: sie gehen fischen, wo sie doch eigentlich Menschen fischen sollen. Wer von uns kennt das nicht, den Rückfall in alte Verhaltensmuster. Doch Jesus begegnet ihnen genau dort, und erinnert sie an ihre erste Begegnung, ja erste Liebe. Wieder haben sie nichts gefangen in der Nacht, wo die Fische in der Dunkelheit hoch kommen. Und Jesus prophezeit ihnen: wenn ihr das Netz auf der anderen Seite auswerft, werdet Ihr jetzt, obwohl es schon hell ist, etwas fangen. Und sie fangen viel: wieder ein wunderbarer Fischfang. 153 Fische – sie stehen für die damals bekannten 153 Völker. Jesus will sie –und uns- zu Völkeraposteln machen.

Was heißt das für unser Leben? Jesus hat auch für uns eine Berufung, dass wir geisterfüllt in dieser Welt wirken al seine Jünger*innen. Jesus charakterisiert in den Seligpreisungen Jünger*innen als Menschen, die Frieden stiften, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit und barmherzig sind. Nach solchen Jünger*innen lechzt unsere Welt. Wir sollen nicht missionieren um unserer selbst willen oder der Kirche willen, sondern um der Menschen willen, indem wir Kranke heilen und Ungeister vertreiben. Ja, indem wir Menschen selber mit dieser Kraft Jesu in Verbindung bringen und sie als seine Jünger*innen dann wieder anderen dienen können.

Doch all das können wir nur, wenn wir im Glauben stärker und geisterfüllter werden. Wir wissen, wie schnell wir von unseren eigenen Problemen erschlagen werden können. Wie werden wir stärker? Indem wir tun, was Jesus sagt!!! Hätten die Jünger ihre Netze nicht auf der anderen Seite ausgeworfen, hätten sie keine Jesus- Offenbarung erlebt! Obwohl sie nach ergebnisloser Nacht gewiss müde und enttäuscht waren, haben sie gegen jede Fischer-Logik das Netz nochmal ausgeworfen. Wenn wir Worte Jesu aus den Evangelien wirklich praktizieren und nicht einfach nach menschlicher Logik oder Lust und Laune agieren, können wir wirkliche Offenbarungen von Zeichen und Wundern erleben, dann werden wir das Wirken des Auferstandenen immer mehr unter uns erkennen.

Impulsfragen

1) Aus welchen alten Verhaltensmustern und Kleinglauben will Jesus mich herausführen? Wo spüre ich Sein Werben?

2) Aus Fischern Menschenfischer machen – aus Menschen Jünger*innen – was kann das positiv für meine Berufung und Sendung mit und für andere bedeuten.

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Wachsen im Glauben

Ostern 2017                          Mt 28,1-10         

Wie groß ist unser Osterglauben? Wir dürfen menschlich so sympathisch in den Osterevangelien lesen, wie schwer sich die Jünger*innen damit taten. Doch wir hören auch, wie Jesus ihren Kleinglauben tadelt und sie provoziert: „Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel  aufkommen?“ [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Ein indischer Christ sagte einmal über die traurige Kirchensituation in Westeuropa: Das Problem sind nicht die Atheisten oder Agnostiker, das Problem ist der Kleinglauben der Gläubigen.

Wie kann unser Glauben wachsen? Wenn wir heute 4 Erwachsenentaufen und 4 Firmungen haben, dann bekennt Ihr ja Euren Glauben.   Wir nennen diese Sakramente ja bewusst Initiationsriten, weil sie Starter sind für den weiteren Glaubensweg. Schön ausgedrückt ist es bei der Erst-Kommunion: ihr sollen noch viele folgen. Und bei der Kommunion sollten wir Christen uns weniger streiten, was auf dem Altar passiert, sondern schauen, welche Auswirkungen sie für unser Leben bekommen kann. 

Als der damalige Anglikaner John Wesley mit dem Schiff nach Amerika reiste, um dort zu missionieren, geriet das Schiff in einen Sturm und er bekam große Angst. Da sah er auf dem Schiff eine Gruppe Herrnhuter, die Loblieder sangen und sich in Gott freuten. Er merkte, sie haben etwas, was er noch nicht hatte. Er brauchte selber Mission. Da erzählten die Herrnhuter, wie sie bei einem Abendmahl ihr Pfingsterlebnis einmal bekamen, dass Gott tatsächlich in Ihnen ist. Das hat sie verändert. John Wesley bekam dieses Erlebnis der persönlichen Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist, als bei einer Herrnhuter Versammlung aus Luther´s Vorwort zum Römerbrief vorgelesen wurde. Das veränderte sein Christsein mit der Folge einer sehr sozialen Erweckungsbewegung vor allem unter Bergbauarbeitern. Daraus entwickelte sich die methodistische Kirche.

Herrnhuter, Methodisten begegnen wir auch auf dem Gebiert unserer Katholischen Kirche Nord-Neukölln. Das Reformationsjahr fordert uns heraus, semper reformanda zu leben – sich immer wieder zu erneuern. Ja, in immer bessere Glaubensform zu kommen. Da können wir auch von Christen anderer Konfessionen lernen. 

Ja, es gilt, im Alltag das Taufversprechen zu leben! Also immer wieder dem Bösen zu widersagen. Das Böse: das kann negatives Reden sein (ich hörte jetzt von einer Gruppe Christen, die in der Fastenzeit 7 Wochen Kritikfasten übten – mit positiven Auswirkungen), sich hängen lassen oder aufgeben, die Versuchung Böses mit Bösem zu vergelten. Ja und meinen Glauben Gott auszudrücken: gerade auch in schwierigen Umstanden Gott zu sagen: Ich vertraue dir! Es ruhig immer wieder auch laut zu bekennen.  Wir können auch wie der Vater des kranken Jungen beten: „Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben“ (Mk 9,24).  

Ja, die Taufe ist ein Bund – eine Liebesbeziehung zwischen Gott und uns. Gott ist treu. Lassen wir Seine Nähe zu, dann durchströmt uns immer neu die Kraft, diesen Bund mit Leben zu füllen. Dann fließt durch uns die Auferstehungskraft, die wir täglich brauchen, auch, um auf die Nöte und Schwierigkeiten anderer besser eingehen zu können. Halleluja

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Wandlung (er)leben, den Neuen Bund (er)leben

13.04.2017                        1 Kor 11, 23-26 / Joh 13,1-15       

Jesus wurde von seinen Gegnern auch „Fresser und Säufer“ genannt, denn Jesus pflegte viele Mahlgemeinschaften. Er konnte sich auch wie bei Zachäus selber zum Essen einladen. Seinen Followers gab Er den Rat, auch die zum Essen einzuladen, die es Dir nicht vergelten können, z.B. Arme.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Ja und das Interessanteste: meist passierte dann auch was. Der Zöllner Zachäus „bekehrte“ sich: Er will 4-fach zurückgeben, wo er jemanden betrogen hat. Und die Hälfte seines Vermögens den Armen.

Wir diskutieren in und zwischen den Kirchen oft über das richtige Abendmahlsverständnis:  vielleicht sollten wir uns mal fragen, wieviel Wandlung nicht nur auf dem Altar geschieht, sondern bei uns selber. Denn das ist ja das Ziel der Kommunion: dass wir immer mehr in Jesus hinein verwandelt werden: dass Jesus sozusagen von innen, indem wir Ihn beim Abendmahl aufnehmen, unser Denken, Reden und Handeln in Seinem Sinne erweitert und befruchtet.  Ja, und je mehr wir dies zulassen, uns dafür öffnen, um so mehr werden Wandlungen bei Menschen auch durch uns passieren.

Das ist ja das Faszinierende bei Jesus: wo Er „aufkreuzt“, da passiert was: da werden Menschen von Zwängen befreit, Kranke geheilt, da bekehren sich Menschen zu einem besseren Lebensstil. Das passiert auf der Straße, das passiert bei einem Essen, das geschieht in der Synagoge. Mit Jesus, hat man nach den Evangelien den Eindruck, wird jeder rituelle, formale Gottesdienst „gestört“ – mit einer Heilung, mit einer neuen Lehre. Kein Wunder, dass sich die Frommen in ihrer Sabbatruhe gestört fühlten.    

Ja, und das sogenannte letzte Abendmahl – als Auferstandener wird Er ja auch wieder in Mahlgemeinschaften erlebt – deutet Er das Paschamahl neu. Er deutet sich als Paschalamm, das geopfert wird (Karfreitag) für die Befreiung aus jeder Form von Sklaverei. Jesus stirbt für uns (pro-aktiv), aus Liebe zu uns, damit wir frei werden. Und wir nehmen dieses Geschenk an, wenn wir in diesen Neuen Bund mit Brot und Wein als Zeichen für Seine Hingabe mit Leib und Leben (Blut) einsteigen, indem wir nicht mehr uns selber leben, sondern für Ihn. Und wir leben für Ihn, den Menschensohn, wenn wir pro-aktiv  leben mit und für andere, und gerade auch für die, mit denen Er sich identifiziert: die Obdachlosen, die Kranken, die Fremden, die Gefangenen.

Neuer Bund – Gott will sich mit uns verbünden, verbinden. Eine unserer Zeitkrankheiten ist, dass viele so unverbindlich sind. Wie war ich überrascht, als ich mal auf freikirchliche Christen traf, die jeden Tag das Abendmahl feierten. Das trifft man seltener bei evangelischen Christen. Und sie erklärten mir: so lesen wir es doch im Neuen Testament, dass es die ersten Christen getan haben. Darum machen wir das auch so: wir wollen täglich Jesus in uns aufnehmen, in Brot und Wein, in Seinem Wort, mit dem heiligen Geist, um immer mehr von Ihm erfüllt zu werden und die Kraft zu bekommen, Seine Werke zu vollbringen. Und ich kann bezeugen, dass durch diese Christen viele „Wandlungen“ geschehen. Hosianna. 

Leben wir Wandlung – leben wir den neuen Bund – Gott ist ein treuer Bundespartner. Gott ist die Liebe, nach der wir alle uns sehnen.

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Impulsgedanken

19.02.2017                        Mt 5,38-48

Ist das nicht alles übertrieben? Kann man das leben? Damit Politik machen? Mahatma Gandhi hat die Bergpredigt immer bei sich getragen. Gerade diese Zeilen haben ihn inspiriert in seinem Einsatz für die Befreiung von der englischen Kolonialmacht.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Oft ist es ein Vorteil, erst einmal mit dem leichtesten und vielleicht auch schönsten Satz zu beginnen: Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte. Ja! Darum will ich mich auch ganz bewusst immer wieder in die Sonne Gottes begeben und auch unter sein erfrischendes Wasser.

Doch für wen lasse ich meine Sonne leuchten? Nur für die, die mir sympathisch sind? Die zu meinem Freundeskreis oder meine Familie gehören? Wen grüßen wir? Wen lassen wir links liegen?

Man könnte das Verhalten Jesu, das Er hier einfordert und selber auch praktiziert hat proaktiv nennen. Pro – eben nicht contra – und aktiv! Viele haben darüber spekuliert, was das bedeutet: die andere Wange hinhalten? Es meint: den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen!

Auge um Auge ist oft die Realität, aber ehrlich: meist ist ein Auge – 2 Augen, 1 Zahn, 2 Zähne, 3 Zähne. Pro-aktiv meint: ich spiele das Spiel der Rache und Vergeltung nicht mit, sondern „provoziere“ meinen Gegner proaktiv: okay, schlag weiter, hier hast du noch meinen Mantel, ich komme 2 Meilen mit dir…

Realistisch? Eine Überforderung? Jesus meint nicht, Du sollst alles mit dir machen lassen, alles erleiden. Er fordert uns auf, zu versuchen pro-aktiv unseren Gegner zu gewinnen. Er fordert uns auf, von Gott zu lernen und vollkommen wie Gott in der Liebe zu werden…ein langer Weg. Aber der beste Weg!

In der aktuellen Welt-Situation im Großen und der Realität auf unseren Straßen und Mobbing und Hass in den sozialen Medien usw: was kann uns Besseres passieren, als viele echte Jesus-Jünger*innen, die für Feinde beten und versuchen sie zu lieben, indem sie ihnen überraschend Gutes tun…

Ohne zu relativieren gilt natürlich auch hier der Grundsatz, dass nie eine Bibelstelle allein absolut gesetzt werden darf (da kann man auf Abwege geraten), sondern immer auch das Gesamte der Offenbarung in den Blick genommen wird und die Grundkoordinaten der Bibel: Gott ist Liebe und Gott ist Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Natürlich gibt es gegen falsches Verhalten von Menschen in der Bibel klare Ansagen. Sie bleiben auch nicht ohne Folgen. Das Interesse Gottes ist aber immer die Umkehr und das Heil der Menschen. Und Er will auch durch uns andere Menschen zu Umkehr von einem schädlichen Lebensstil zum Heil führen.

Impuls-Fragen

1) Wo kenne ich positive Erfahrungen mit pro-aktivem Verhalten? Die Psychologie spricht von paradoxer Intervention?

2) Wie erlebe ich die Liebe Gottes und wie kann sie mir helfen, in der Feindesliebe zu wachsen?

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Jesus möchte, dass wir groß werden im Reich Gottes

12.02.2017                        Sir 15,15-20      Mt 5, 17-37    

Mit Bibeltexten ist es wie mit der Musik: die Vorzeichen sind wichtig, sie bestimmen die Tonart. Die Vorzeichen und die Grundkoordinaten der Bibel sind, dass Gott die Liebe ist und das Heil aller Menschen will. .[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Ansonsten kann man die Worte Jesu leicht missverstehen und auch missbrauchen. Und vielen geht es ja auch so, dass so harte und direkte Worte wie heute sie runterziehen.

Doch Jesus will das Gegenteil: er will, dass wir Große werden im Reich Gottes. Mit Himmelreich ist nicht einfach das Jenseits gemeint, sondern es beginnt schon hier wie wir im Vater unser beten: „Dein Reich komme….wie im Himmel so auf Erden“. Mit Gesetz ist die Thora gemeint, die ersten 5 Bücher der Bibel. Und Gebote sind nicht einfach Paragraphen, sondern oft Verheißungen wie z.B. das 4. „Ehre Vater und Mutter, damit du lange lebst auf erden“, ein tolles Anti-Aging-Programm. Darum spricht Jesus im V 18 ja auch davon: „bevor nicht alles geschehen ist“. Der kleinste Buchstabe ist also nicht kleinkariert, sondern enthält auch eine Offenbarung über die Zukunft und das Leben.

Jesus hatte immer wieder Probleme mit dem religiösen Establishment, den Pharisäern und Schriftgelehrten, u.a. weil er sie selbstgerecht erlebte und überheblich anderen gegenüber. Darum weist Er seine Jünger an, eine größere Gerechtigkeit zu leben. Also nicht nur nicht töten, sondern auch nicht zürnen und nicht beleidigen. In den Tagen von von fake news äußerst aktuell. Jesus betont, wie wichtig Versöhnung und Vergebung ist, auch um Gott wirklich näher zu kommen. Mit Bitterkeit und Groll lässt sich schlecht beten. Und erweist darauf hin, dass Ehebruch in der Phantasie beginnt  – eine psychologische Tatsache. Als Jude war Jesus natürlich gegen Selbstverstümmelung. Er meint schlicht. Wenn Du wirklich Reich Gottes leben und erleben willst, dann musst du dich von einigen Dingen und schlechten Gewohnheiten trennen.  Und zwar radikal.

Ja, da sind wir gefragt, nach unserem Lebensstil. Wollen wir wirklich größer werden im Reich Gottes? Gott möchte, dass Er mit und durch uns in die Welt hinein wirken kann, dass immer mehr Reich Gottes wachse.  Geistliche Vollmacht mit positiven Auswirkungen für andere bekommen wir, wenn wir auch unser Kopfkino und unsere Sprache im Sinne Jesu verbessern. Manche haben ja „nur“ Geld im Kopf, oder Sex, oder Fußball, oder die Arbeit, oder Sorgen. Jesus will, dass wir unsere Phantasie mit Gott füllen: mit Seinen Worten, Seinen Möglichkeiten, Seiner Liebe. Und genau mit dieser Füllung, mit dieser Salbung an die Arbeit gehen, unsere Beziehungen gestalten, unsere Freizeit. Diese Füllung wird uns stärker machen, damit wir zu einem größeren Segen für andere werden können. Wirklich eine frohe Botschaft!

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Ausschnitte aus der Heiligen Messe zum Bibelsonntag

29.01.2017                        Mt 5, 1-12a  

Hörbeiträge bereitgestellt von Thorsten Steinhoff

Einführung zum Evangelium

Kalle Lenz SAC


Evangelium, Volxbibelfassung

Lissy Eichert UAC


Predigt

Kalle Lenz SAC


Credo – Hope of the world

Gitarre / Gesang: Lissy Eichert UAC
Orgel-Begl.: Th. Steinhoff

 

 

Als Apostel Jesu leben

22.01.2017                        Mt 4,12-23        

Heute begegnet uns die 1. Predigt Jesu, ganz kurz: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ Mit Himmelreich ist nicht einfach der jenseitige Himmel nach dem Tod gemeint, sondern das Reich Gottes, jetzt und hier. Wie wir im Vater unser beten: „Dein Reich komme“.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]Fragen wir uns einmal, betend mit Jeus im Herzen, was es konkret aktuell für mich bedeuten kann, wenn Jesus zu mir sagt: „Kehr um, denn mein Reich ist nahe“.

-Pause-

Mir kam eben, es fängt immer im Kopf und im Herzen an, dass ich umkehre zu Jesus. Wenn ich merken, mein Herz ist ganz woanders, meine Gedanken sind in einem negativen Dreh. Ja und dann beruft Jesus Fischer zu Menschenfischern. Sie lassen ihre Netze liegen und folgen Jesus. Was kann das für mich bedeuten? Wo ruft Jesus mich aktuell, was ich loslassen soll um Ihm zu folgen?

-Pause-

Ja, wo ruft Jesus mich auf eine andere Ebene: vom Fischer zum Menschenfischer! Wir dürfen uns z.B. in der Kirche nicht nur mit Organisation und Gebäuden und Verwaltung beschäftigen, sondern es geht vor allem um die „lebendigen Steine“ der Kirche. Wir sind nicht Christ*innen nur sonntags um 10 oder bei einem Gemeindetreff, sondern in der Freizeit, bei der Arbeit. Wir haben nicht nur eine Sendung für die Kirche, sondern als Kirche für die Welt.

Das Evangelium schließt, dass Jesus die frohe Botschaft vom Reich Gottes verkündet und im Volk alle Krankheiten und Leiden heilt. Verkündigung durch Wort und Tat. So sind auch wir berufen, Seine Zeugen zu sein: ein Zeuge berichtet, was er oder sie erlebt haben und erleben mit Jesus. Ja, und wir sollen den Glauben bezeugen mit Werken des Glaubens. Wer an Ihn glaubt, so sagt Jesus, wird Seine Werke vollbringen. Welch eine Verheißung! Wir spüren, dass wir immer wieder der Umkehr bedürfen, der Nachfolge Jesu, um da hineinzuwachsen. Viele Kranke und Leidende warten genau auf diese frohe Botschaft mit Befreiung und Heilung.   

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Impuls

15.01.2017                        Joh 1, 29-34         

Dieser kurze Text aus dem 1. Kapitel des Johannes-Evangeliums fasst das Geheimnis von Weihnachten und Jesus komprimiert zusammen. Er gipfelt in dem Zeugnis: Er ist der Sohn Gottes. Und der Text hebt 2 Dinge hervor: Jesus als Lamm Gottes und die Taufe mit dem Heiligen Geist. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Das Lamm ist ein Tier ohne Angriffs- und Verteidigungswaffen, aber mit einem weichen Fell. Das bedeutet: Vor Jesus brauchen wir keine Angst zu haben, Er ist berührbar. Und Er versteht sich als Pessachlamm, das sich hingibt, damit wir frei werden, auch von Sünde und Schuld. Ja, und Jesus hat bei seiner Taufe im Jordan nicht nur eine persönliche Geisterfahrung gemacht: wie eine Taube kam der Geist vom Himmel und blieb (!) – Er tauft auch mit Heiligem Geist. Auch mit Feuer, wie es bei anderen Evangelisten heißt. Diese Taufe im Heiligen Geist haben die ersten Christ*innen Pfingsten mit den Feuerzungen erlebt. Vor seiner Himmelfahrt betont Er, wie wichtig es ist, zu warten und zu beten, bis man mit dieser Kraft erfüllt wird. Ja, wir können sagen: das Ziel von Weihnachten, der Menschwerdung Gottes in Jesus ist, dass Sein Geist in uns lebendig wird. Dass wir heute in Seinem Geist und mit Seiner Kraft als Seine Jünger*innen in der Welt wirken. 

Impulsfragen

 1) Wo können mich die Tier-Bilder Lamm und Taube in meinem Glaubensleben inspirieren? 

2) Was hilft mir, vom Heiligen Geist erfüllt zu werden und zu bleiben – und wie kann ich anderen zu dieser phantastischen Möglichkeit verhelfen? [/dropdown_box]

Lernen, aus dem Geist zu leben und dem Geist zu folgen

08.01.2017                        Mt 3,13-17         

Die Taufe Jesu ist ein Einschnitt in seinem Leben: nach dieser Geisterfahrung tritt Er öffentlich auf. Er verbindet seine Lehren mit dem Zeugnis seiner Werke: Befreiungen und Heilungen. Taufen heißt tauchen, eintauchen in Gott.  [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Taufe ist ein Initiations-Ritus: ein Starter…und wir brauchen alle das „Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Heiligen Geist“ (Tit 3,5). „Aus Gott geboren sein“, wie es im Weihnachtsevangelium Joh 1, 13 heißt. Ja, und ein erfrischendes Bad empfängt man nicht nur einmal, sondern brauchen wir ständig neu, zumindest die Dusche. Jesus will uns mit Feuer und Heiligem Geist duschen, taufen. Die Bibel verheißt uns, wenn wir aus dem Geist leben, werden wir den Himmel geöffnet erleben und die Früchte und Gaben des Geistes werden reifen. Da ist von Freude und Langmut die Rede, von Weisheit und Erkenntnis, ja von Glaubenskraft mit Zeichen und Wundern und Heilungen. 

Interessant ist, was Jesus nach der Taufe im Jordan tut: der Geit treibt Ihn in die Wüste. Er will Gott tiefer begegnen….und begegnet dem Versucher. Auch wir begegnen diesen Versuchungen täglich. Die klassischen 3: gelten wollen, genießen wollen, haben wollen. Ganz natürlich sind die, doch sie können kippen in Genusssucht, Geltungssucht und Habsucht. Davon ist unsere Welt voll. Und viele Menschen lassen sich von diesen Ungeistern beherrschen. Darum gilt es jetzt bei der Tauferneuerung wirklich zu sagen und innerlich zu vollziehen: Ich widersage. Ich sage mich los davon! Und im 2. Schritt: ich glaube – credo – cor do: ich gebe Dir Gott mein Herz. Ich tauche in Dich ein, immer wieder.

Wir alle sind auf unserem Glaubens- und Lebensweg diesen Versuchungen ausgesetzt. Ja, viele Kirchenleute in Geschichte und Gegenwart können getrieben sein von Geltungssucht und Habsucht und auch Genusssucht. Es gibt auch eine religiöse Genusssucht: ich bin nur engagiert und bete nur, wenn es mir Spaß macht. Da fehlt die Hingabe. Da fehlt der Tiefgang. Und sobald es Schwierigkeiten gibt, hört man auf.

An diesem WE läuft in Augsburg die „mehr-Konferenz“, vom Gebetshaus dort organisiert, diesmal mit über 10.000 TN. Auch wenn ich manches dort einseitig finde, beeindruckt mich die Leidenschaft für Gott und auch immer wieder das Zeugnis einiger Redner. Diesmal z.B. Walter Heidenreich. Er war in den 70ern Hippie und nahm Drogen, saß wiederholt im Knast. Bei einer Drogenparty hatte er Selbstmordgedanken, und dann betete er: „Gott, wenn es dich gibt, ich brauche dich jetzt.“  Das Gebet kam aus einem schreienden Herzen. Plötzlich machte er eine Geisterfahrung:  Innerer Frieden und die Gewissheit: er braucht keine Drogen mehr. Mit seiner Frau, die das gleiche erlebte, versuchte er nun, in seiner Wohnung Drogenabhängigen zu helfen. Schnell kamen sie an ihre Grenzen und verzweifelten. Sie beteten und beteten eine Woche lang, lasen in der Bibel: nix. Sie brauchten neue Kraft. Dann machten sie das genau richtige, wo die meisten Fehler machen, indem sie aufgeben und aufhören: sie beteten inständig weiter. Dann schlug der Geist ein wie ein Blitz: die Geisttaufe mit Feuer und Geist. Sie bekamen Kraft, ihre Gebete wurden wirkmächtiger, die ersten Heilungen und Befreiungen geschahen. Inzwischen leitet er einen internationalen Dienst, help – Hilfe genannt. Wenn man ihn mit seinen 67 Jahren sieht, staunt man, welche Freude und Kraft und Freiheit er mit Humor ausstrahlt. Wie viele andere sagt er: lerne durch zu beten, bis sich der Himmel öffnet.

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Weihnachten 2016

24.12.2016                          

Weihnachten 2016 – das 1. postfaktische Weihnachten. Weihnachten 2016 – Jesus hat 2,2 Milliarden follower. Sorgen wir dafür, dass es noch mehr werden. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Weihnachten 2016 – der Terror ist im Herzen Berlin`s angekommen.

Weihnachten 2016 –  5.000 Tote im Mittelmeer in diesem Jahr.  Ein neuer tragischer Rekord. Warum sieht hier kein Politiker die Obergrenze überschritten?

Weihnachten 2016 – Putin bezeichnet die Tragödie von Aleppo als die „größte humanitäre Rettungsaktion der Neuzeit“.

Weihnachten 2016 – unser 80-jähriger Papst Franziskus erweist sich als wirklicher Jünger Jesu. Gelingt ihm 500 Jahre nach Martin Luther die aktuell notwendige Reformation? Helfen wir ihm.

Weihnachten 2016 – der Cowntdown läuft: noch 27 Tage bis zur Amtseinführung von Trump. Herr erbarme dich.

Weihnachten 2016 – Hertha ist 3., Union träumt vom Aufstieg: ja, es gibt noch Zeichen und Wunder.

Weihnachten 2016 – Winnetou feiert ein Comeback, auf RTL.

Weihnachten 2016 – ist Jesus auch heute bei uns? Aber sicher, die Frage ist nur, ob wir bei Ihm sind?

Weihnachten 2016 – Jeus preist auch heute Menschen selig, die Frieden stiften und die und dürsten nach der Gerechtigkeit.

Weihnachten 2016 – Folgen wir Jesus nach, Halleluja

Text von Kalle in der Statio

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Jesus die Regie übergeben

20.11.2016                        Lk 23,35-43     

Auf der Tafel über dem Kreuz steht: INRI.  Bei einer Kirchenführung fragte mich jemand: ist das der Sponsor? Nein, es ist die lateinische Abkürzung für Jesus Christus König der Juden. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Rex heißt König. Das ist nicht nur ein häufiger Hundename, die feminine Form Regina kommt ja bei Frauen öfter vor, sondern findet sich auch in unserer Sprache: Regierung, Regiment, Regie, Regisseur usw.

Christkönig ist die Einladung, Jeus wirklich Regie in unserem Leben führen zu lassen.

Wer führt Regie in meinem Leben? Bei manchen merkt man schnell: der Partner oder die Partnerin. Bei einigen Erwachsenen staunt man, dass sie immer noch nicht eigenverantwortlich sind, sondern bei allem ihre Mutter oder ihren Vater fragen.  Doch auch wer meint, er führe selber Regie: wie oft lassen wir uns leiten von Lust und Laune, von vermeintlichen Sachzwängen, von…?

Ja, manchmal können wir auch staunen, wer sich hinter der Kamera verbirgt und ein böses Spiel mit uns treibt. Die biblischen Bilder vom Räuber, Durcheinanderwerfer, Zerstörer:  wenn ich diese Energie wahrnehme, bemühe ich mich, genau dieses Spiel nicht zu spielen. Das ist eine tägliche Gewissenserforschung: was raubt mir Energie, Zeit, Freude? Was bringt mich durcheinander? Was schadet mir? Aber auch ehrlich andersherum: wo raube ich anderen Zeit, Nerven usw?

Die Einladung unseres Glaubens ist: lass Jesus König sein in Deinem Leben! Das meint tatsächlich einen inneren Herrschaftswechsel: vom Ego zu Jesus! Es kann uns aber nichts Besseres passieren, anstatt ständig Selfies zu produzieren, den besten Regisseur hinter die Kamera meines Lebens zu lassen. Und dieser göttliche Regisseur hat ein Interesse: das Beste aus uns herauszuholen!!! Wir sollen keine Nebenrollen spielen, auch nicht nur Statisten sein oder ständig in der Maske uns aufhalten, sondern Gott möchte, dass wir im Film unseres Lebens Heilsgeschichte schreiben, mit und auch für andere. Im französischen heißt Schauspieler*in acteur, actrice: das zeigt, wir sollen schon sehr aktiv sein. Und die Bibel enthält viele Regieanweisungen , wie z.B.: vergeben, danken, beten, teilen, hören…Es ist die Kunst, mit dem Regisseur gut zu kooperieren. Sozusagen seine Gedanken aufzugreifen und mich in meine Rolle wie ein guter Schauspieler ganz  hineinzubegeben. Dabei spiele ich gerade nicht eine fremde Rolle, sondern es geht tatsächlich um meine persönliche Lebensrolle, meine Berufung, meinen Part. Das kann sehr entlastend sein, denn ich muss nicht das Leben eines anderen leben, was vielen immer wieder passiert.  Wer kennt das nicht, dass er oder sie sich gelegentlich im falschen Film wähnt.

Den Regisseur, die Regisseurin sieht man nicht im Film, es sei denn er, sie spielt mit, wie Woody Allen in einigen seiner Filme. So ist auch Gott im Lebensfilm unsichtbar, außer dass Er in Jesus mal direkt mitspielte. Überlassen wir Ihm jeden Tag neu die Regie. Und saugen wir Seinen Geist auf für die Akte unseres Lebens.

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Impulsgedanken

13.11.2016                        Mal 3,19-20b  / Ev Lk 21,5-19

Was für ein Text?! Jesus beschreibt drastisch realistisch, was es in der Welt tragicherweise auch gibt. Ja, und wir leben aktuell in einer gruseligen Weltsituation. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Manch einer erlebt vielleicht auch privat ein Erdbeben. Und unsere Kirchensituation ist in dieser Umbruchzeit ja auch ungewiss. Während wir bei Krisen schnell grübeln, zweifeln und klagen können, zeigt Jesus hier einen völlig anderen Weg. Die Katastrophensituation lässt Ihn nicht an Gott zweifeln, sondern eröffnet mit Gott sogar Möglichkeiten. Wir sollen uns nicht irreführen und erschrecken lassen! Wir können Zeugnis ablegen! Wir sollen nicht vor-sorgen! Er wird uns Worte und Weisheit eingeben! Wenn wir standhaft bleiben, werden wir das Leben gewinnen! Nur: wie kommen wir dahin zu dieser Haltung und diesem Verhalten? Das ist doch eine Überforderung. Wer zu dieser Frage in der Bibel sucht, findet immer folgenden Zweischritt: Loslassen und Umkehr (falsche Denkgewohnheit, unguter Lebensstil, Egozentrik) und sich Füllen und Verwandeln Lassen von Gottes Geist. Wenn Jesus in uns wächst, kommen wir prozesshaft zu einer Transformation. Er lebt in und durch uns. Seine Weisheit und Kraft in uns. Was für ein Weg…Jesus sagt es oft in den Evangelien: wer sein Leben an Ihn verliert, wird es gewinnen!!! 30fach, 60fach, 100fach…und das Ewige Leben!

Impulsfragen

1) Was hilft mir in einer Krise? Wie geht es mir mit den Hinweisen Jesu?

2) Jesus sieht den Vorteil im Nachteil: Ihr könnt Zeugnis ablegen, ich werde durch euch sprechen. Welche Erfahrungen kenne ich: Krise als Chance? Der Segen im Stachel?
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Umkehr und Erneuerung: die wahre Reformation

30.10.2016                        Weish 11,22-12,2 / Ev Lk 19,1-10
Oft sagen Christen, auch Ordensleute heute: wir wollen keinen bekehren. Das hört sich gut an, so tolerant und frei. Und in der Tat hat das Wort Bekehrung ein Geschmäckle. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Aber ich bin froh, dass Jesus heute sagt: Er sei gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. Und ich finde es einfach beeindruckend, wie Er heute den Zöllner Zachäus verwandelt hat zu einem neuen Lebensstil: „Die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wo ich zu viel gefordert habe, gebe ich vierfach zurück.“

Wie hat Jesus Zachäus bekehrt? Er hat seine Sehnsucht gesehen, ist auf ihn eingegangen und hat sich bei ihm eingeladen: einen Hausbesuch gemacht. Das hat Zachäus überwältigt, denn er war als Zöllner, der mit den Besatzern, den Römern zusammen arbeitete, verhasst. Man kann die Empörung der Leute, dass Jesus mit ihm isst, verstehen.

Jesus will einen neuen Lebensstil. Deswegen ruft Er Menschen in seine Nachfolge: dass Sie von Ihm lernen. Sind wir bereit, dazu zu lernen, egal wie alt wir sind? Mit Jesus ist lebenslangen Lernen. Das ist die wahre Reformation: wieder in Form kommen: in die Jesus-Form.  Ecclesia semper reformanda – die Kirche ist immer zu reformieren, ist ein katholischer Grundsatz…er muss halt nur gelebt werden.

Im Zwölferkreis Jesu war auch Simon der Zelot: Zeloten waren Messerstecher: die wollten mit Gewalt die Römer vertreiben. Jesus hatte echt eine bunte Truppe, die gegensätzlichen Extreme. Deswegen, wenn Er von der Feindesliebe sprach, dann waren schon die 12 gemeint. Na und Judas: obwohl er die Heilungen, Wunder und Damönen-Befreiungen miterlebte, wurde zum Verräter und endete im Selbstmord. Jesus ist nach dem Zeugnis der Evangelien immer auch an Grenzen gestoßen, bei Verwandten, in seiner Heimat, bei den selbstgerechten religiösen Zeitgenossen, den Pharisäern.  Er hatte dort Erfolg, wo er Sehnsucht und Offenheit und Glauben begegnete.

Ja, wenn wir wirklich seine Jünger*innen sind, dann lassen wir uns von Ihm in die Welt senden, um alle (!) Menschen zu seinen Jüngern zu machen….Es in Seiner Kraft versuchen. Wir wissen, es gibt peinliche und äußerst abstruse Bekehrungsversuche. Aber es ist doch was, wenn ein Mensch, der einen Lebensstil führt, mit dem er sich und anderen schadet, wieder auf die richtige Bahn kommt.  Es hat doch was, wenn ein junger Mensch, der nur rumhängt, die Kurve bekommt und was Sinnvolles tut.

Jünger*in Jesus zu werden bedeutet: in Seinem Geist denken reden und handeln, bis hin zur Feindesliebe. Was kann unserer Welt in unserer wirklich turbulenten Weltsituation mit so vielen Hasstiraden Besseres passieren als wirkliche Kinder Gottes: die Frieden stiften, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit. Ich möchte heute wie Zachäus Jesus das Versprechen neu geben, mein „Vermögen“ für die Armen einzusetzen. Und staune, wie viele das schon tun. Das macht eine christliche Gemeinde aus: wenn sie nicht nur mit sich selber beschäftigt ist, sondern versucht zu retten, was verloren ist. Das ist mehr als die wirklich gute Suppe beim Café Platte heute Nachmittag, das sind Schritte in ein neues Leben.  [/dropdown_box]

Impulsgedanken

15.10.2016                        Ev Lk 18,1-8
Die letzte Frage Jesu fetzt: Ja, wir erleben schon, wie gering der Glauben oft ist. Und konkret:wie wenig oft gebetet wird. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

„Allezeit beten und darin nicht nachlassen. Tag und Nacht zu Gott schreien.“ Ich bin schon Christen begegnet, die zu Gott schreien. Verbunden sogar mit dem Tipp: „Bevor Du einen anderen anschreist, schrei erst mal `ne Stunde zu Gott.“ Beten führt uns in eine andere Dimension. Beten schafft neue Möglichkeiten.

Wenn ich Gott wirklich liebe (unser Hauptgebot: aus ganzem Herzen, mit all meinen Gedanken, mit ganzer Kraft), ist es doch klar, dass ich wirklich mit Ihm lebe, Tag und Nacht. Jesus selbst ist dafür das beste Beispiel: Das NT erzählt, wie Er morgens betet, manchmal die ganze Nacht, sich immer wieder zurückzieht. Nach Hebr 5,7 hat auch Jesus im Gebet laut geschrien.

Viele drehen sich beim Beten mehr um sich als um Gott. Wenn wir locker in der Bibel blättern und lesen, bekommen wir spannende Anregungen: vom Still werden vor Gott und Hinhören, vom Singen, Spielen, Jauchzen, Tanzen. Beten im Bett, Beten am Fenster, Beten in der Natur, Beten auf dem eigenen Zimmer, Beten mit anderen zusammen. Und es gibt immer wieder die Verheißung wie im heutigen Evangelium: wenn du dran bleibst, hat es Auswirkungen. Ja, der Glaube hilft, der Glaube kann Berge versetzen.

Immer wieder hören wir aus einigen Hauskirchen, wie dort Beten geübt und praktiziert wird. Ja, die Hauskirche ist auch eine Chance, im Beten zu experimentieren. Wir werden aber nur soweit in neue Dimensionen vorstoßen, wie die einzelnen selber trainieren. Jesus fordert uns heute klar auf, allezeit beten zu lernen, auch laut (!), wirklich beständig godline zu gehen. So schwierig das oft ist, ich erlebe es weniger als Last, sondern als die erfüllende Bereicherung. Und freue mich auf weitere Entdeckungen.

Impulsfragen
1) Beten und Glauben öffnet den Himmel: wie können wir es intensivieren und zu mehr Vollmacht kommen?
2) Was hilft mir, die Widerstände und Ablenkungen zu überwinden, um im Gebetsleben wirklich zu wachsen?
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Impulsgedanken

11.09.2016                        Ev Lk 15, 1- 10

Doch interessant, wer in die „Hauskirche“ zu Jesus kommt: Zöllner und Sünder. Die Vertreter der etablierten Religion können nur mosern. Und es gibt sogar was zu Essen…Das heißt: Jesus pflegt Gemeinschaft mit ihnen. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Die Zöllner waren verhasst, weil sie mit den Besatzern, den Römern zusammenarbeiteten und den
Leuten Geld aus der Tasche zogen. Salopp gesagt: schlimmer als die AfD. Aber es gab durch solche Begegnungen regelrechte Bekehrungen, ja ein Zöllner wird einer der 12 Apostel. In Lk 19,1-10 lädt sich Jesus selbst beim Zöllner Zachäus ein und macht sein zu Hause zur „Hauskirche“: „Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden“. Zachäus will 4fach von seinem Geld zurückgeben. Sein neuer Glaube wird praktisch und konkret.
Wie leben wir „Hauskirche“? Suchen auch wir „verlorene Schafe und Drachmen“? Einfach weil sie wertvoll sind. Zur Menschheitsfamilie gehören, zur Gottesfamilie gehören. Laden auch wir Nachbar*innen und Freund*innen ein, um unsere Glaubens- und Lebensfreude zu teilen? Im Himmel ist Party über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

Impulsfragen
1) Wo brauchen wir selber Umkehr? Umkehr zum Lebensstil Jesu? Umkehr zu anderen Menschen? Umkehr im Umgang mit Geld? Umkehr…?

2) Wo lassen wir uns unnötigerweise vom empörenden Gerede anderer blockieren, weitere Schritte in der Nachfolge Jesu zu versuchen? „Locker im Herrn, aber zielorientiert“.  [/dropdown_box]

„Party mit Jesus“

28.08.2016                        Ev Lk 14, 1.7-14                                

Von seinen Gegnern wurde Jesus „Fresser und Säufer“ genannt, das macht ihn doch irgendwie sympathisch. Er wird zum Essen eingeladen, die Atmosphäre ist kühl. Man beobachtet ihn genau. Auch Jesus schaut sich die Situation genau an, und durchbricht dann jede Etikette. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Er kritisiert laut, dass sich die Leute die Ehrenplätze aussuchen.  Krass, Jesus ist ein Provokateur. Wir haben ihn kirchlich-bürgerlich gezähmt, aber der Jesus der Evangelien ist eher ein „wilder“ Mann.

Na und dann gibt Er den absoluten Party-Tipp: Wenn Du ein Essen gibst, lade nicht Deine Freunde oder Verwandte oder reiche Nachbarn ein, sondern Arme, Krüppel, Lahme und Blinde. Menschen, die es Dir nicht vergelten können.

Wir kennen das Erlebnis bei Café Platte oder dem Nachtcafé bei uns, wenn wir Arme und Obdachlose einladen: sie sind total dankbar, es ist für sie wie ausgehen. Wir wissen aber auch, welche Berührungsängste es geben kann. Doch alle, die mithelfen, sagen nachher immer: sie sind total beschenkt. Durch das große Dankeschön der Gäste. Ja, da ist hier und jetzt schon etwas von der „Auferstehung der Gerechten“  (V 14) zu spüren. Na, und Jesus sagt uns ja, dass Er uns in den Obdachlosen und Fremden, Kranken und Gefangenen begegnet. Also so ein gemeinsames Essen mit ihnen ist tatsächlich eine Party mit Jesus. [/dropdown_box]

„Nur eines ist not-wendig“

17.07.2016                        Kol 1,24-28 / Lk 10,38-42                             

Viele ärgern sich über dieses Evangelium. Da nimmt Martha Jesus freundlich auf und mach sich viele Mühe und bekommt dann noch so eine Kritik. Nun, man kann jede Bibelstelle falsch verstehen, wenn man sie nur isoliert betrachtet. Nein: jede Bibelstelle ist wie ein Puzzleteil und erst im Gesamtbild erfassen wir das Ganze. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Jesus meint garantiert nicht, man soll sich nur Ihm zu Füßen sitzen und nichts tun, wenn Er letzten Sonntag dem Gesetzeslehrer den barmherzigen Samariter als Beispiel gezeigt hat mit den Worten: „Handle genauso!“

Doch was passiert im heutigen Evangelium? Maria beschwert sich bei Jesus über ihre Schwester. Anstatt Maria direkt anzusprechen, spricht sie über sie. Wir erleben täglich solches Verhalten. Und Jesus? Er lässt sich von Martha nicht instrumentalisieren. Er spricht sie direkt an: Du machst Dir viele Mühen und Sorgen. Und dann kommt der entscheidende Satz: „Nur eines ist not-wendig!“  Was ist damit gemeint? Ja, wirklich auf Jesus zu schauen, von Ihm zu lernen! Wir alle kennen das Hamsterrad unserer Mühen und Sorgen. Doch dahin sagt uns Jesus: „Schaue nicht nur auf die Probleme. Schaue auf mich! Suche zuerst das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit, dann wird Dir alles andere dazu gegeben.“ Wie oft ertappe ich mich, dass in all meinen Mühen und Sorgen ich mein Reich und meine Gerechtigkeit suche.

Jesus ist echt cool. Es lohnt sich, sich Ihm zu Füßen zu setzen und Ihn zu uns sprechen zu lassen, gerade auch in der schwierigen politischen Situation. Seine Worte aus den Evangelien können uns weiter bringen.

Er warnt vor den Mächtigen, die sich gerne Wohltäter nennen, in Wirklichkeit ihre Völker unterdrücken. Er warnt vor religiösen Leuten, die im Namen Gottes andere töten. Das 2. Gebot heißt: wir sollen den Namen Gottes nicht missbrauchen.  Er verheißt uns seine Gegenwart jeden Tag, durch den Geist, den Beistand und Tröster.

Vielleicht wenden wir einfach mal ein wichtiges Puzzleteil an, das die Tage auch in den Lesungen der Liturgie vorkam: Jesus lädt alle ein, die mühselig und beladen sind. Also gehen wir jetzt wirklich zu seinen Füßen. Und lassen wir uns von Ihm in unsere Situation sagen: Lerne von mir: ich bin gütig und von Herzen demütig. Sind wir bereit von Ihm wirklich zu lernen? Güte und Demut? Na und dann fordert Er uns auf: nimm mein Joch auf mich! Das ist der Punkt, an dem viele scheitern. Sie wollen Hilfe von Jesus, aber nicht Sein Joch auf sich nehmen.

Ein provokantes Bild, das Jesus benutzt: wer will sich schon unter-jochen lassen? Und verrückt: Jesus sagt: mein Joch drückt nicht, meine Last ist leicht. Wo doch so viele Menschen denken, das Joch Gottes sei schwer.  Was ist gemeint? Was ist das Joch Jesus? Von wem hat Jesus sich leiten, treiben, ziehen lassen? Na, vom Hl. Geist. Und der drückt tatsächlich nicht, der Geist ist leicht, halleluja.

In meinem Alltag versuch ich es immer wieder: mitten in allen Mühen zu Jesu Füßen kommen, Seine Worte aus der Bibel zu mir sprechen lassen. Sein Joch wie ein Kleidungsstück anziehen. Das hilft und verändert.

 

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Für wen halten mich die Leute eigentlich?

19.06.2016                      Sacharja 12,10–11; 13,1                             

Die Antwort auf diese Frage Jesu an uns ist relativ einfach: Schau hin! Was siehst Du?
Was siehst Du, wenn Du in das Wort Gottes schaust?
Was zeigt sich im Blick auf die Geschichte des Volkes Israel?
Was zeigt die aktuelle Geschichte?
Wie schaust Du auf die Fragen Deines Lebens?

Die ganze Predigt als .pdf

 

In tiefere Berührung kommen

12.06.2016                     Gal 2, 16.19-21 / Lk 7,36-8,3                              

Was würde eigentlich passieren, wenn Jesus heute in unsere Gemeinde kommen würde? Schon rein äußerlich, wie manche sich ihn vorstellen mit langen Haaren und Bart, und vermutlich vom Straßenstaub gekennzeichnet als Wanderprediger.  Na und wenn er wie gewohnt Kranke heilen und Dämonen austreiben möchte? [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Können wir nicht den Pharisäer im Ev verstehen, dass er ablehnend reagierte, wie Jesus sich von einer stadtbekannten Sünderin berühren lässt? Wir alle kennen Menschen, denen schon ein Händedruck zu nah ist.

Welche Nähe lassen wir eigentlich bei Jesus zu? Welche Nähe drücken wir Ihm gegenüber aus? Viele große Gestalten unseres Glaubens sprechen von Vertrautheit mit Gott, Freundschaft, ja sogar Vereinigung und Intimität.   Paulus spricht in der Lesung von: „Christus lebt in mir.“ Krass finde ich, wie er in 2 Kor 13, 5 schreibt: „Fragt euch selbst, ob ihr im Glauben seid, prüft euch selbst! Erfahrt ihr nicht an euch selbst, dass Christus Jesus in euch ist? Sonst hättet ihr ja (als Gläubige) schon versagt.“

Schade, manche haben zu Jesus ein verkopftes Verhältnis, viele ein distanziertes. Manche fühlen sich nicht würdig. Nein: Jesus ist die Liebe, wir brauchen keine Angst vor Ihm haben. Er ist unser Freund, nicht unser Feind. Er freut sich, wenn wir Ihn immer neu in unser Herz, in unser Leben, in unser Denken, Fühlen, Sprechen und Handeln einladen. Er verheißt, dass wir dann viel Frucht bringen. Konkret: wir brauchen nie mehr grübeln, wir können immer Zwiesprache im Herzen mit Ihm halten, den inneren Dialog pflegen. Ja, und Er sagt, wir berühren Ihn in einem Kranken, einem Obdachlosen, einem Fremden…also lassen wir uns auch von ihnen berühren. Jesus heute im Ev offenbart, dass Er überhaupt keine Berührungsängste hat. Und so schlecht wir uns auch fühlen mögen, wir dürfen zu Ihm kommen. Religiös gesetzliche Menschen wie der Pharisäer sind eher distanziert und verbreiten Kühle.  Und sie haben den Fehler, dass sie oft selbstgerecht sind…Selbstgerechte Menschen trifft man auch unter nicht religiösen Menschen ständig. Immer sind die anderen schuld, und sie wissen es immer besser. Die Sünderin erlebt Befreiung, weil sie Jesus vertraut.  Und Jesus will auch Dir sagen: „Dein Glaube hat Dir geholfen. Geh in Frieden!“

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Verwandlung

29.05.2016                     Lk 9,11b-17                     

Die Monstranz zeigt, worauf es ankommt. Nicht das vergoldete Äußere ist wichtig, sondern die Mitte. Leider schauen viele auf das Äußere, und bei vielen ist die Mitte leer. Das beklagen ja auch so viele: sie fühlen sich so leer. Diese Leere will gefüllt werden mit Jesus Christus. Dafür gilt es, Ihn immer wieder neu aufzunehmen. Das vollziehen wir z.B. mit jeder Kommunion. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Aus unserem Herzen kommt auch Böses, wie Jesus sagt (Mk 6,21f) z.B. schlechte Gedanken, Neid, Habgier, Hochmut und Unzucht.  D.h. wir brauchen ständig Läuterung, Wandlung. Das, was wir auf dem Altar feiern, soll in uns geschehen. Darum nehmen wir ja die Kommunion in uns auf.

Das heutige Evangelium vom Brotwunder zeigt uns den Weg: Jesus testet den Glauben seiner Jünger: Gebt Ihr ihnen zu essen.

Wenn wir nur auf die 5 Brote und 2 Fische schauen, dann geht es nicht. Wie oft ertappe ich mich, dass ich zu sehr auf die Defizite schaue, was fehlt. Schaue ich nur auf die Menschen, auf die Menge, kann ich Angst bekommen, Menschenfurcht, mich überfordert fühlen. Nein: bring die 5 Brote und 2 Fische zu Jesus. Bring das zu Jesus, was Du hast. Denke nicht, es ist zu wenig. Und was macht Jesus: Er blickt zum Himmel und segnete die 5 Brote und 2 Fische und bricht sie. Da geschieht Wandlung und Potenzierung.

Wir alle können eine Monstranz sein. Doch was strahlen wir oft aus? Wir bedürfen ständiger Erneuerung und  Füllung mit dem Geist Jesu. Und wenn wir nicht nur auf die Probleme starren, sondern unseren Blick zum Himmel weiten, zu den göttlichen Möglichkeiten, dann werden Überraschungen sich ereignen. Dann leben wir Fronleichnam, den lebendigen Leib des Herrn und werden göttliches Brot für andere. [/dropdown_box]

Pfingsten 2016: Der Heilige Geist bringt die Liebe Gottes

Sie müssen jetzt tapfer sein. Was wir heute feiern ist ein Traditionsbruch. Weiterlesen…

Christus in mir

08.05.2016                     Apg 7,55-60 / Joh 17,20-26                 

Wir feiern unsere kirchlichen Feste wie Himmelfahrt und Pfingsten ja nicht aus Erinnerungsgründen, sondern damit der Inhalt heute unter uns geschieht. Jesus will uns mit Feuer und Heiligem Geist taufen. Er will, dass Sein Geist in uns Raum bekommt, damit wir Christus in seiner Vollgestalt darstellen. Unsere Berufung: „ein 2. Christus zu werden“, sagt Vinzenz Pallotti. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Leider sind wir oft nur eine Karikatur oder ein Zerrbild. Darum gilt es, dem Geist mehr Raum zu geben.

Stephanus in der Lesung eist ein Beispiel: es heißt ausdrücklich: er war erfüllt mit dem heiligen Geist. Er betete so, dass er den Himmel offen sah. Und er betete, dass Gott seinen Mördern vergebe. Viele vermuten, dass dies Gebet die Bekehrung des Paulus freigesetzt hat.

Auch Jesus betet im Evangelium. Er betet um die Einheit seiner Jünger. Klar, Er weiß um ihre Streitigkeiten. Er zeigt den Weg: „ich in ihnen“! Und er benennt das Ziel: „damit die Welt zum Glauben kommt“!

Gebet ist ein Schlüssel. Gebet ist Dialog mit Gott, nicht einfach ein Besinnungstext, nicht einfach ein meditatives Kreisen um mich selber, sondern Hinwendung zu Gott und Hören auf Ihn! Die Bibel fordert uns auf, so oft wie es geht zu beten, ja ohne Unterlass. Also statt grübeln beten. Statt irgendein Kopfkino Träumen mit Gott. Durch den ganzen Tag kannst Du einzelne Bitten des Vater unser wiederholen: „Dein Reich komme“…zu Hause, in der Freizeit, bei der Arbeit. Du kannst täglich einen Psalm morgens beten und nimmst einen Vers mit in den Tag. Z.B. ein Wort, das oft vorkommt: „jauchzen“ oder „und dennoch“. Wichtig: nicht einfach darüber nur nachdenken, sondern es tun: wirklich „jauchzen“, tatsächlich „vergeben“, einfach zu „singen“.

So öffne ich mich immer neu dem Wehen des Geistes. Erneuerung und Verwandlung kann geschehen.

Christus in seiner Vollgestalt darstellen: das ist auch die Aufgabe der Kirche. Das Bild vom „Leib Christi“ kann auch für die größeren pastoralen Räume hilfreich sein: Christus ist das Haupt. Und die Glieder sind verschieden. Das ist auch gut so: eine Hand muss kein dritter Fuß sein, ein Auge ist kein Ohr. Aber wichtig. Sie wirken zusammen, nicht gegeneinander. Und die Hand wird trainiert, dass sie beweglich bleibt und noch vielseitiger wird. Das Ohr, damit es noch besser hören lernt, auch die Zwischentöne usw. Aber es geht um Christus für uns Menschen: seine Liebe, seine Barmherzigkeit, seine Gerechtigkeit, seine  Weisheit, seine Heilung usw…Ja, und Christus betet…[/dropdown_box]

Die Seinen hören auf seine Stimme

17.04.2016                     Apg 13,14.43b-52 / Joh 10,27-30          
An diesem Sonntag beten wir um geistliche Berufungen. Wir können in der Lesung staunen, wie die ersten Christ*innen ihr Leben in den Dienst für das Reich Gottes stellten. Ja, wir alle sind berufen, dort wo wir sind, wo wir wohnen, arbeiten, die Freizeit verbringen, Apostel – Boten Gottes zu sein. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Unsere aktuelle Ausstellung bei Kunst in der Kirche – zur Vernissage am Freitag waren 85 Personen – stellt mit Vinzenz Pallotti ja einen Heiligen dar, dem dies ganz wichtig war: das universale Apostolat!

In der Lesung staunen wir: die Jünger werden verfolgt und vertrieben, doch sie waren voll Freude und erfüllt vom Heiligen Geist. Hm – bei solchen Widerständen hätte ich doch eher gehadert oder gezweifelt. Die Apostelgeschichte beschreibt die Ausbreitung des Wortes in der Kraft des Hl. Geistes, mit Zeichen und Wundern – trotz Bedrängnissen und Verfolgungen. Es wird beschrieben, wie Überraschendes passiert, weil ein Philippus, ein Kornelius usw. sich vom Geist leiten ließen. Der Schlüssel: sie werden als betende Menschen beschrieben.

Im Evangelium sagt uns Jesus: „Meine Schafe hören auf meine Stimme.“. Wenn jemand sagt, er hört nie die Stimme Gottes, dann darf die Person sich auch selbstkritisch fragen: vielleicht bin ich noch nicht genügend sein? Gott spricht immer auch zu uns durch die Bibel – und viele Aussagen sind sonnenklar. Z.B. das wir Gott gehören! Das auch unser Leib Gott gehört. Wir hören so etwas nicht gern, weil wir selbstständig sein wollen. Nur: was kann unserem Körper besseres passieren, als wenn wir ihn Gott übergeben!   Gott ist Liebe, Gott ist Freiheit, Gott ist Weisheit, Gott ist Heilung!

Ja und Jesus spricht nicht nur vom Hören der Stimme, sondern vom Hören auf und vom Nachfolgen. Das ist das beste Lebenskonzept, ja auch zur Erneuerung unserer Gemeinden das beste Pastoralkonzept: „Hören, was Jesus sagt! Tun, was Jesus sagt!“ Das ist keine Theorie, sondern sehr konkret: Z.B.: Besucht Kranke, betet für Kranke und heilt sie! Oder: Nehmt Kinder auf, nehmt Fremde auf. Wer dies tut, nimmt mich auf! Was entgeht vielen Gemeinden,  weil sie nicht Jesus aufnehmen. Diese Woche besuchte eine Gruppe vom Bundeskongress der Caritas Pallotti-Mobil, es waren Diözesan-Caritas-Direktoren darunter. Und beim Mittagsgebet ließen wir uns ein Bibelwort von ihnen ziehen, und wir staunten: Spr 22,4: „Der Lohn von Demut und Gottesfurcht ist Reichturm, Ehre, Leben.“ Welch eine Ansage: wer von uns braucht nicht Reichtum, Ehre und Leben? Gott schenkt sie uns, wenn wir demütig sind und Ihn fürchten! Wie oft durften wir schon erleben, dass diese Verheißung stimmt. Wenn wir Gott in die Mitte stellen, nicht unsere Leistung oder wie toll wir sind, dann fügt Gott Wunderbares, auch finanziell!!!

Geistliche Berufungen: hören wir auf Seine Stimme? „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter.   Bittet den Herrn der Ernte um Arbeiter für seine Ernte!“ Wie oft tun wir dies? Vinzenz Pallotti hat dies jeden Tag gebetet, auch in dem Sinne, dass jede und jeder seine, ihre Berufung zum Apostel ergreift. Wenn wir einen Lebensstil entwickeln, wo wir trainieren, auf Gottes Stimme zu hören und ihr zu folgen, dann werden wir in eine wesentlich geistvollere Dimension des Lebens kommen – mit vielen neuen geistlichen Berufungen! [/dropdown_box]

Die Liebe als Erkennungszeichen

24.04.2016                     Apg 14,21b-27 / Joh 13,31-33a.34-35             

„Daran sollen all erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“Puh – da ist die Christenheit gespalten, und in vielen Gemeinden wird gestritten. Na, und privat und in der Verwandtschaft kann man ja auch oft einiges erleben…. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Die Evangelien berichten ja ganz offen, wie die Jünger sich streiten konnten, und die Apostelgeschichte zeigt, welche Konflikte und Auseinandersetzungen es auch in der frühen Kirche gab. Persönlich bin ich immer erstaunt, wie realistisch unsere Bibel ist: da heißt es heute: „durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen.“  Es gab auch massive Bedrängnisse von außen: Verfolgungen, Gefangennahmen, ja sogar Tötungen.  Das Überraschende aber ist, dass es immer wieder heißt in der Apostelgeschichte: sie waren freimütig, voller Freude, erfüllt vom Heiligen Geist und es geschahen durch sie Zeichen und Wunder. D. h. alles Menschliche, ja Tragische wurde durch eine andere Kraft durchbrochen: den heiligen Geist, das Pfingstereignis. Und diese Geisterfahrung war nicht einmalig, sondern geschah immer wieder.  Und auch der Schlüssel wird genannt, wie diese Geisterfahrung möglich wird: durch Gebet. Beten öffnet eine andere Dimension, die himmlische Dimension. Je weniger ich bete, desto weniger erlebe ich dies, je mehr ich bete, desto offener wird der Himmel. Kein Wunder, dass es immer wieder heißt: Betet ohne Unterlass!

Liebe, Nächstenliebe bis hin zur Feindesliebe: da sind wir menschlich überfordert. Die Kunst ist es, sich von Gott zuerst lieben zu lassen. Seine Liebe anzunehmen. Der Hl. Geist wird auch immer die Liebe Gottes genannt.  Also mich von Gott bestrahlen zu lassen. Also Gott gegenüber auf Empfang gehen, mich Ihm öffnen, Ihn einladen, Ihn in mir zulassen! Gott ist kein Dieb: Er wirkt nur dort stärker, wo Er gewollt und willkommen und eingeladen ist. Ich habe Ihm immer wieder die Tür zu öffnen (sie fällt nämlich im Alltag ganz schnell wieder zu), Gott ist kein Einbrecher.

Das Zulassen der Liebe Gottes führt mich auch zu einer gesunden Selbstliebe. Dass ich mich annehmen kann, mir wirklich vergeben kann. Über mich lachen kann. Je mehr das geschieht, desto mehr kann ich andere annehmen mit ihren Macken, leichter vergeben. Vor allem: ich brauche dann weniger  um die Liebe anderer zu betteln, weil ich ja eine Quelle in mir habe. Und je überfließender sie wird, desto mehr kann ich andere lieben. Dann wird Liebe weniger zu einem Gebot, einer Anstrengung, einem Krampf, sondern die Freude, die der Geist in mir entfacht, kann ich beschwingter weiter geben. „Die Liebe Christi drängt uns“ sagt einmal Paulus. Vinzenz Pallotti hat dies als seinen Leitspruch erwählt.

Und, dies zeigen Untersuchungen über wachsende Gemeinden: dort wo viel gelacht wird, dort, wo man sich gegenseitig beisteht, werden Christen interessant und attraktiv für ihr Umfeld. Dort, wo es langweilig ist, schlechte Stimmung herrscht, getratscht und viel gestritten wird, ziehen Menschen sich zurück. Daraus jetzt wieder eine moralische Forderung aufzustellen, führt schnell zu Krampf und Enttäuschung. Besser: zu Gott zuerst gehen, und sich von Seiner Liebe erquicken lassen….[/dropdown_box]

Impulsgedanken

10.04.2016                     Joh 21,1-19
Die Osterevangelien beschreiben sehr menschenfreundlich, wie die Jünger*innen sich schwertun mit dem Osterglauben und von Jesus schrittweise weitergeführt werden von Kleinglauben und Zweifel hin zur echten Jesus-Nachfolge. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

In diesem Text fallen sie zurück in ihr altes Leben und ihre alten Muster: sie gehen fischen…wo Jesus sie doch zu Menschenfischern machen wollte. Und sie erleben: trotz harter Anstrengung fangen sie nichts….
Ja, und wie bei ihrer Ersterfahrung mit Jesus sollen sie neu die Netze auswerfen – obwohl man bei Tageslicht eigentlich nicht fischen geht. 153 Fische steht für die damalige Zahl der bekannten Völker – ja Menschenfischer… Und dann provoziert Jesus den Petrus dreimal: „Liebst Du mich?“, und verbindet die Antwort mit einer Auftrag, mit Verantwortung: „Weide meine Schafe!“ Und fordert ihn zur ganzen Nachfolge auf, bis zur Hingabe seines Lebens für Jesus und den Osterglauben.
Wir können über die Verwandlung des Petrus nur staunen: vom Verleugner zum verantwortlichen Sprecher. Durch Petrus und auch die anderen Jünger geschehen in der Apostelgeschichte viele Zeichen und Wunder. Und Petrus wird tatsächlich zu einem Märtyrer, zu einem Lebens-Zeugen des Glaubens. Der Wendepunkt: Die Erfüllung mit dem Hl. Geist zu Pfingsten. Die Osterzeit mündet in das Pfingstereignis.

Impulsfragen
1) Wie offen erlebe ich mich und andere, zu einem österlich verwandelten neuen Menschen zu werden?
2) Welche Möglichkeiten und Verantwortungsaufgaben sehe ich konkret für meine Nachfolge Jesu? Wo und wie spüre ich, dass Er mich weiter führen will? Wie kann mir „der andere Beistand“, der Hl. Geist dabei helfen? [/dropdown_box]

Die Kraft des Kreuzes – unser Glaube soll sich auf den Erweis von Geist und Kraft gründen

26.03.2016                     Lk 24,1-12

Sympathisch, wie die Osterevangelien die Glaubensschwierigkeiten und die Zweifel der ersten Jünger*innen beschreibt. Heute halten sie das Gerede der Frauen für Geschwätz und Petrus war nur verwundert. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Worauf gründet unser Glaube? Paulus geht es wie uns: er kannte den irdischen Jesus nicht. Aber er spricht von der Kraft des Kreuzes. Für andere ist das Kreuz Torheit oder ein Ärgernis, aber für Gläubige Gottes Kraft und Weisheit (1 Kor 1+2). Paulus betont auch, dass es nicht um menschliche Weisheit geht (Philosophie), auch nicht um kluge Worte, sondern den Erweis von Geist und Kraft. Ist das nicht genau das, was uns oft fehlt? Ist es nicht genau das, was unseren Gemeinden oft fehlt, und wir uns nicht wundern müssen, wenn dann kaum jemand Neues kommt?

Paulus zeigt auch den Weg, wie wir dahin kommen können:  Er rühmt sich seiner Schwächen (wir rühmen uns meist unserer Stärken) und bejaht seine Ohnmacht und Angst, mit dem einen Ziel: dass die Kraft Gottes auf ihn herabkommt. Und dieses Übermaß der Kraft, was er dann erlebt, kommt nicht von ihm, sondern von Gott (2 Kor 12).

Wer von uns braucht nicht Auferstehungskraft? Wenn du dich selber für stark hälst, kann Gott Dir kaum helfen. Manche leben ja so, al ob Gott sie brauche…nein, wir brauchen Gott…und Gott möchte uns dann als verwandelte Personen senden.  Dieses Weg beschreiben die österlichen Texte: dass wir den alten Menschen ablegen, und Jesus Christus anziehen. In Ihm bekommen wir einen neuen Geist.  Und mit Seinem Geist eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten.

Gott beweisen mit dem Verstand – das ist schwierig. Aber sich der Erfahrung öffnen, dass ständiges Beten Veränderung bewirkt, kann man entdecken. Zunächst kommt neue Hoffnung ins Herz, dann innerer Friede, ja sogar Freude. Ja und wenn wir dran bleiben, immer mehr, dann wird es überfließend für andere. Nicht, dass es keine Probleme mehr gäbe, sondern dass wir hindurchkommen. Wie Paulus bekennt: „Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum; wir wissen weder aus noch ein und verzweifeln dennoch nicht“ (2Kor 8).

Glauben erfahren: dies haben die 12 jungen Leute der CAJ (Christliche Arbeiterjungend), die dieser Tage in unseren Gemeinderäumen lebten, erlebt, mit einem lebendigen Evangelium und Exerzitien auf der Straße. Oder wenn unser neuer Firmweg mit Pilgern oder gemeinsamen Tagen in einem Haus beginnt: Räume eröffnen für tiefere Erfahrungen.

Je mehr wir diese göttliche Kraft kennenlernen, suchen und zulassen, desto österlichere Menschen werden wir, und das strahlt aus – wie bei den ersten Christ*innen.

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„Es ist genug da, gebt Ihnen zu essen.“

24.03.2016                           Joh 13,1-15

Ein Zeugnis einer Missionarin in Mozambik hat mir das Geheimnis dieser heiligen Tage tiefer erschlossen. Sie arbeitet dort, um Kindern von der Straße ein zu Hause zu geben. Doch nach einigen Jahren war sie k.o. Sie betete zu Gott, dass sie gehen will.

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Immer zu wenig zu Essen, immer zu wenig Geld, soviel Gewalt, so viele Maschinengewehre. Sie kann und will nicht mehr. Da hatte sie das innere Erlebnis, dass Jesus ihr antwortet und als Gekreuzigter erscheint: „Es ist genug da. Darum bin ich doch für dich gestorben.“ Dann sah sie innerlich etwas Krasses: Wie Jesus immer neu aus seinem Körper Fleisch nahm, in seinen Händen wurde es zu Brot. Er gab es ihr mit den Worten: „Gebt dieses Brot an alle weiter, es ist genug da.“

Dies Erlebnis war für die Missionarin ein tiefer Wendepunkt, es revolutionierte ihren weiteren Dienst. Sie machte weiter und vertraute mit größerem Glauben Jesus, und erlebt mit Ihm Überraschendes, Wunderbares. Als ich dieses Zeugnis hörte, traf es mich ins Herz, dass Jesus für mich gestorben ist. Er hat es getan, damit immer genug da ist. Und ich bekam eine neue Sicht auf das Geheimnis der Eucharistie. Wollen wir dieses Geschenk, diese Liebe Jesu annehmen und weitergeben. Wollen wir uns von Jesus die Füße waschen lassen, uns nicht wehren wie Petrus, und auch anderen die Füße waschen, weniger den Kopf.  [/dropdown_box]

Impulsgedanken

13.03.2016                            Joh 8,1-11

Dieses Ev passt wunderbar in das Jahr der Barmherzigkeit. Es offenbart, wie schräg es ist, wenn Männer einseitig eine Frau verurteilen. Es zeigt, welchen Herausforderungen Jesus ständig begegnet, weil man Ihn auf die Probe stellt mit dem Ziel Ihn zu verklagen.

 [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Beeindruckend, wie Er sich und die Ehebrecherin aus dieser Falle befreit. Und welche Dankbarkeit, ja Erlösung muss diese Frau für Jesus empfunden haben. Wir können uns als Menschen wiederfinden, immer auch in den Pharisäern, die andere moralisieren und verurteilen. Mit unseren Fehlern auch bei allen: „Wer ohne Sünde ist, werfe den 1. Stein.“ Wir wissen um die Schwierigkeit: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.“ Echte Umkehr ist gar nicht so leicht.
Doch als Nachfolger*innen Jesu (unsere Hauptberufung als Christ*innen) sind wir auch gefordert, wie wir anderen, ohne sie zu verurteilen, zu einem besseren Lebensstil verhelfen können. Als Nachfolger*innen Jesu sind wir berufen, in unseren Lebensbereichen auch zu „lehren“ – auch wenn da Widerstände zu erwarten sind. Nicht nur in Jak 5,20, sondern an mehreren Stellen der Bibel steht folgender Gedanke mit dieser Aufforderung: „Wer einen Sünder, der auf Irrwegen ist, zur Umkehr bewegt, der rettet ihn vor dem Tod und deckt viele Sünden zu.“ Damit tue ich mir persönlich voll schwer, aber drücke mich auch vor der Verantwortung und Hilfsmöglichkeit anderen gegenüber. Jesus ruft uns immer wieder zur Umkehr auf, zu einem aus Seinem Geist erneuerten Leben. Dazu gehört aber auch, dass wir umkehren zu unserem Nächsten wie wir ihn oder sie zu einem befreiten Leben unterstützen können.

Impulsfragen
1) Zur Umkehr in die Nachfolge Jesu gehört, sich vom Balken bei sich und dann den Nächsten vom Splitter zu befreien – wie stellich mich dieser Herausforderung?

2) Barmherzigkeit leben als Mitleid mit und für – ohne „gleichgültige“ Toleranz? [/dropdown_box]

Bringt Früchte hervor, die eure Umkehr zeigen

28.02.2016                            1 Kor 10,1-6.10-12 / Lk 13,1-9         

Als wir im Pfarrgemeinderat letzten Dienstag dieses Ev teilten, meinten mehrere: O, Jesus ist hier aber voll hart. Ja, Bibelstellen können uns sogar runterziehen, wenn wir nicht –wie in der Musik- die Vor-Zeichen beachten: Gott ist die Liebe, und Gott ist barmherzig. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Jesu 1. Predigt ist eine Umkehr-Predigt: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Ja, und man spürt heute: Er ist enttäuscht, wie wenig dies geschieht. Da erzählen ihm gläubige Zeitgenossen, wie Menschen beim Opfern (also einer religiösen Handlung) von Pilatus umgebracht werden. Vielleicht wollten sie von Jesus hören: Das waren Sünder und die Strafe Gottes. Doch Jesus dreht den Spieß um und überspitzt ihn: Ihr werdet alle umkommen, wenn Ihr Euch nicht bekehrt.  Persönlich deute ich dies so, dass Jesus pädagogisch seine Gesprächspartner wach rütteln und zur Umkehr bewegen will. Wie Er an anderer Stelle betont: Im Himmel ist mehr Freude über einen Sünder, der umkehrt, als über 99 Gerechte, die meinen, keiner Umkehr zu bedürfen.

Fragen wir uns selber: Sind wir bekehrt? Wie selbstgerecht können wir sein? Ich kann nur ehrlich zugeben: ich bedarf der ständigen Umkehr in meinem Herzen und in meinen Gedanken zu Gott. Oder wie kürzlich jemand erzählte: Ich muss alle 10 Minuten im Kopf meinen Schalter zu Gott umdrehen, um mein Kopfkino zu verbessern.

Dass Jesus sich sehnt, dass wir wirklich umkehren und Früchte bringen, zeigt ja der Ausgang des Evangeliums mit dem Feigenbaum: er bekommt nochmal eine Chance.

Ja, Gott will, dass wir Früchte bringen. Ist das nicht großartig: Gott will, dass unser Leben Sinn macht und gute Auswirkungen hat.

Die Lesung gibt dazu konkrete Hinweise: Israel macht in der Wüste 2 große Fehler: sie folgen ihrer Gier und sie murren. Welche Eltern kennen es nicht, wie verletzend und enttäuschend es ist, wenn die eigenen Kinder ihre eigenen falschen Wege gehen und dabei unzufrieden sind und meckern. Die Befriedigung der Gier macht  eben doch nicht glücklich. Umkehr heißt im Glauben: zu Gott hin, Ihn neu ins Herz einladen. Dann füllt Er meine innere Leere. Dann brauche ich nicht der Gier zu folgen. Dann zieht innerer Frieden und Freude ins Herz…also kein Grund zum Murren…mürrisch sein.

Die Fastenzeit ist ein Trainingsprogramm beständiger Umkehr und Erneuerung. E s ist nicht einfach eine Buß- oder Verzichtsübung, sondern es vertieft die Gottesbeziehung und bringt gute Früchte hervor, die auch andere genießen können.  So wie wir Aschermittwoch als Fastenopfer vorgeschlagen haben: „Bringe Gott als Opfer Dein Lob!“  Egal wie die Umstände: nicht meckern, nicht zweifeln, sondern Gott loben und danken…das verbessert die Atmosphäre, vor allem, wenn ich dann auch andere mehr lobe als kritisiere.

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Impulsgedanken „Menschenfischer“

07.02.2016                             1 Kor 15,1-11 / Lk 5,1-11

Der heutige Predigtsplitter ist den Impulsen unserer Hauskirchen entnommen.
„Menschenfischer“ – wir tun uns verständlicherweise schwer mit dem Wort.Natürlich ist es ein Wortspiel: vom Fischer zum Menschenfischer. Es geht inunserem Glauben immer um Menschen, nicht einfach um Prinzipien.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Es sollte in der Kirche um die „lebendigen Steine“ vor allem gehen. Interessant ist, wie Jesus den Petrus gewinnt: Er bittet ihn um Hilfe! Das macht Jesus oft so: Die Frau am Jakobsbrunnen bittet Er um einen Schluck Wasser. Dann begegnet Jesus dem Petrus auf seiner Ebene und hilft ihm, viele Fische zu fangen. Das erschüttert Petrus. Er bemerkt, dass Jesus „mehr“ ist. Er will, dass Jesus weg geht, weil er sich nicht würdig fühlt. Doch Petrus gibt ihm eine ganz neue Lebensaufgabe.
In unseren Gemeinderäumen treffen sich aktuell wöchentlich 6 Selbsthilfegruppen nach dem 12-Schritte-Programm. Die Mitglieder haben ein Problem, wo sie Hilfe suchen: von anderen, aber auch von der „höheren Macht“, wie sie Gott gerne nennen. Sie gehen einen Weg des „spirituellen Erwachens“, mit der Bereitschaft, ihre Charakterfehler von Gott beseitigen zu lassen.
Und im 12. Schritt geben sie Zeugnis, sie geben ihre Botschaft, ihre Erfahrung an andere Betroffene weiter. So werden sie im besten Sinne „Menschenfischer“. Aus ihrem Problem wir eine Berufung, aus ihrer Schwäche eine Stärke.

Impulsfragen
1) Unser Glaube ist ein Weg, ein Prozess mit vielen Schritten: Woran liegt es,wenn ich stagniere? Was hilft mir, weiter zu wachsen?

2) Wie begegne ich anderen Menschen mit ihren Themen? Was kann ich von Jesu Verhalten da entdecken und lernen? Führe ich Menschen wirklich weiter?[/dropdown_box]

Mit und aus dem „Wort“ leben

31.01.16                                   Jer 1,4-5.17-19 / Lk 4,21-30                                                                      

Der letzte Sonntag im Januar heißt immer Bibelsonntag. Früher war es Katholiken untersagt, in der Bibel zu lesen, aus Angst vor Missbrauch. Nun, wie Heilige Bücher instrumentalisiert werden können, erleben wir.  [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Und Bibellesen alleine nützt wenig. Jesus sagt mal zu den Schriftgelehrten: „Ihr lest zwar in den Schriften, aber Ihr habt die Liebe Gottes nicht in euch.“ Auch Theologen können vielleicht Texte super analysieren, d.h. aber noch lange nicht, dass sie die Frohe Botschaft auch leben. Manchmal kommen einige Bibelexegeten mir vor wie Leute, die ein Essen beschreiben, in allen Einzelteilen, wieviel hiervon, wieviel davon, nur Essen tun sie es nicht und wissen gar nicht wie es schmeckt.

Es wie einen Fisch essen, sich nicht an den Greten verschlucken. Und immer beachten, was die Hauptkoordinaten sind: Gottes- und Nächstenliebe! Dem ist alles unterzuordnen!

Unsere Bibel ist ein Lebe-Buch. Konkret ist es sinnvoll, täglich 10 Verse fortlaufend in den Evangelien zu lesen und einen Psalm zu beten. Und dann ein Wort auswendig lernen und in den Alltag mitnehmen. Konkret auch heute aus den Texten: sie zeigen, unsere Welt ist voller Spannung und Konflikte. Wie oft ertappe ich mich in meiner Sehnsucht nach Harmonie und der Komfort-Zone, aber die Wirklichkeit ist anders. Das Leben ist oft Kampf, und oft stehe ich mir selber im Weg. Gerade auch für Gottesfreunde kann es schwer werden. Der Prophet Jeremia bekommt eine phantastische Zusage in seiner Bedrängnis, dass er eine eiserne Säule sein soll gegen alle (!) – Könige, Beamte, Priester, Volk: „Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten.“ So einen Vers sage ich mir gern in einer Konfliktsituation, um nicht aufzugeben oder zu verzweifeln. Ich wiederhole ihn, bis auch mein Unterbewusstes ihn glaubt und er „wirkt“.

Jesus soll gesteinigt werden (ganz aktuell: weil Er zeigt, wie fremdenfreundlich Gott ist!), aber Er geht mitten hindurch.

Es heißt, in einer säkularen Stadt wie Berlin sind wir für viele die einzige Bibel, die andere lesen. Welche Übersetzung finden sie mit uns? Dass wir fremdenfrendlich und betend sind, voller Freude und Dankbarkeit? Der heutige Tagesheilige Don Bosco war eine phantastische Übersetzung: ein lebensfroher Mann voller Träume und Visionen und Tatendrang, gerade auch in der sozialen Frage seiner Zeit in Turin. Er war übrigens Mitglied der Pallottinischen Unio, und hatte mit 9 Jahren einen wegweisenden Traum: Er sah Jungen Fluchen und Zanken, ging schreiend mittenrein und versuchte mit Gewalt für Ordnung zu sorgen mit dem Ergebnis, dass er verprügelt wurde. Dann hörte er eine Stimme, die ihm klar machte: Nicht mit Schlägen, mit Liebe und Geduld mach sie zu Deinen Freunden! Über Don Bosco haben viele Frauen und Männer ihre geistliche Berufung entdeckt, nicht nur als Salesianer. Und welche Kämpfe er hatte, vor allem mit der eigenen Kirche.

Eine interessante, gewiss auch befremdliche Übersetzung heute ist Heidi Baker, auch wenn sie in vielem wirklich nicht „unser“ Stil ist.(z.B. Wie Liebe aussieht: https://www.youtube.com/watch?v=uqA0MTaz_J4). Mit 16 Jahren schenkte sie Jesus ihr Leben. Ihr wurde gesagt, dass sie nun die Bibel studieren muss, um Gott näher kennen zu lernen. Für sie als Legasthenikerin eine Herausforderung. Doch sie stolperte über den Vers „Alles kann, wer glaubt“, und glaubte es!! Als Missionarin ging sie nach Mozambique und nahm verwahrloste Kinder auf. Nach einigen Jahren bekam sie voll die Krise: nie genug Essen, nie genug Geld, ständig Maschinengewehre. Sie schrie zu Gott, dass sie aufgeben will. Dann die Antwort des Gekreuzigten: „Es ist genug da. Dafür bin ich doch für dich gestorben.“ Das veränderte ihr Leben, sie glaubte an das „mehr“, das von Gott kommt, und erlebte die ersten Heilungen. Jetzt bekennt sie mit Johannes dem Täufer, dass sie in diesem Prozess noch voll steckt: „Jesus muss wachsen, aber mein Ego geringer werden“ (vgl., Joh 3,30).

In der Apostelgeschichte wird die Ausbreitung des Glaubens oft so beschrieben: Das „Wort“ wirkte in den Gläubigen und es breitete sich aus. Können wir das von uns und Nord-Neukölln sagen? Es gilt, das Wort zu trinken, wie es auf französisch so schön heißt: boire le mot, ja es wiederzukauen, wie die Wüstenmütter und –väter sagen. Das Wort anzuwenden und zu leben, das, was wir klar verstehen. Das verändert uns und unsere Umwelt. In diesem Wort ist Geist und Leben, in ihm ist das Licht der Menschen. Und Jesus ist das menschgewordene Wort! Wir sind mehr als eine Buchreligion: wir glauben und leben mit dem Du Gottes.[/dropdown_box]

Impulsgedanken

17.1. 2016                                1 Kor 12,4-11 Joh 2,1-11

Der heutige Predigtsplitter ist dem Impuls unserer Hauskirchen entnommen:

Mit dem letzten Satz finden wir den Zielsatz: Jesus will seine Herrlichkeit offenbaren, damit seine Jünger an Ihn glauben. Darum dürfen wir vertrauen, dass Er auch heute unter uns Zeichen wirken will, damit wir stärker glauben lernen. Wie kommen wir zu solchen Zeichen? Nun, mit einem Problem (hier kein Wein mehr) wie Maria zu Jesus kommen und sich nicht gleich abwimmeln lassen. Sondern: Was Er uns sagt, das tun!!! Auch wenn es bekloppt erscheint, wie 6 Wasserkrüge mit Wasser zu füllen und zum Kosten dem Verantwortlichen zu bringen…dazu gehört Glaubensmut, Glaubensrisiko. Ja, und wie wissen wir heute, was Er uns sagt? Nun, die ganze Bibel ist voller Verheißungen und auch klarer Handlungsanweisungen. Es gilt, sie einfach auf unsere Themen und Probleme anzuwenden und auszuprobieren. Gefragt ist also nicht ein theoretisches Diskutieren, sondern ein praktisches Experimentieren. Vorschlag: einfach mal aus dem Antwortpsalm von diesem Sonntag Ps 96, 2 bis zum nächsten Treffen testen: „Singt dem Herrn und preist seinen Namen, verkündet sein Heil von Tag zu Tag“. Also Gott singend und lobend durch den Tag zu gehen (auch wenn es einem gar nicht danach ist) und sein Heil proklamieren…also nicht unsere Ängste und Sorgen und Befürchtungen verkünden, sondern Gottes Heil, Gottes Möglichkeiten, Gottes Segen. Bin sicher, dass viele beim nächsten Treffen Überraschendes zu erzählen haben…

Impulsfragen 1)
Was hindert mich daran, mit einem konkreten Problem zu Jesus zu gehen? 2) „Was Er euch sagt, das tut!“
Wo habe ich schon Zeichen erlebt, weil ich einfach mal ein konkretes Wort aus der Bibel zu leben versuche?

Die Hl. 3 Könige locken uns aus der Mittelmäßigkeit in das Abenteuer Gottes

06.01.16                                   Eph 3,2-3a.5-6 / Mt 2,1-12                                                          

Welch eine symbolträchtige Geschichte: die 3 Magier, wie es im griechischen Urtext heißt, stehen für die 3 damals bekannten Kontinente Asien, Afrika und Europa. Ein Magier kann verzaubern, verwandeln. Kein Wunder, dass daraus Könige wurden, denn mit Machtsymbolen kennt sich die Kirche leider oft besser aus als mit Verwandlungskünsten. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Dafür brauchen wir heute Verwandler: Menschen, die Negatives in Positives drehen können. Und in der Kirche ist der Altar der Ort der Wandlung: wo Menschliches mit Göttlichem in Berührung kommt.

Die 3 Weisen fragen auch uns: bist Du bereit, aufzubrechen, aus Gewohntem auszusteigen, dem neuen Licht zu folgen? Es ist die Tragik vieler Menschen, dass sie in ihrer Entwicklung stehen bleiben, sich einrichten. Schon der 75-Jährige Abraham in der Bibel ist ein Vorbild, zu verlassen, auch die Verwandtschaft, um in ein Land zu kommen, das er noch nicht kennt. Wir wollen immer so gern schon wissen, haben Angst, in die Ungewissheit hinein zu vertrauen. Abraham schaut auch in den Himmel, in die Sterne.

Jesus spricht oft vom Verlassen und verheißt: wer um meinetwillen verlässt, wird hier schon hundertfach gewinnen. Die Sterne über unserer Krippe stehen für diese Verheißungen Gottes, Tausende in der Bibel. Eine soll uns 2016 näher begleiten: „Hört, und ihr werdet leben.“ Die 3 Weisen haben gehört, auch auf die Stimme im Traum, sonst wäre die Jesus-Geschichte vielleicht schon als Kind beendet gewesen. Sie haben Gott mehr gehorcht als den Menschen, auch mehr als der politischen Autorität, die wie so oft ihre Macht missbrauchte. Die Geschichten der Bibel beschreiben als Spiegel sehr realistisch unsere Lebenszustände. Die Schriftgelehrten kannten die Verheißung, sie wussten, wo der Messias geboren wird. Aber sie haben Kopfwissen, und brechen nicht selber auf. So kommt es nicht zur echten Begegnung mit Jesus…

Folgen wir wirklich dem Licht Gottes zu neuen Ufern? Wie oft folgen wir Irrlichtern, gehen Umwege, landen in Sackgassen. Jesus sagt: „Wer mir nachfolgt, hat das Licht des Lebens.“. Was kann uns Besseres passieren, als das Licht des Lebens zu haben. Also werden wir Jesus-Nachfolger, so wie Vinzenz Pallotti es ausdrückt: „Jesu Leben sei mein Leben!“

Ja, und schenken wir wie die Weisen Jesus unser Gold: das, was uns goldwert ist. Zeit, unser Herz, unseren Eigenwillen. Wer sein Leben an mich verliert, wird gewinnen, sagt das Licht der Welt. Schenken wir Ihm unseren Weihrauch: d.h. unsere Verehrung, unseren Lobpreis, unseren Dank. Paulus drückt es mal so aus: „wir sind Christi Wohlgeruch für Gott…Lebensduft, der Leben verheißt“ (2 Kor 2,15). Na, wenn wir ehrlich sind, müssen wir wohl unser Deo (deus-Gott, kleiner scherz) wechseln. Ja, darum bringen wir auch unsere Myrrhe: dieses Baumharz, das als Heilungsmittel auch benutzt wird. Ganz frei übersetzt. Bringen wir Jesus all das, was uns mürrisch sein lässt. Damit Er es wandeln kann.

Die 3 Weisen stehen für alle Völker, die das Licht des Lebens suchen. Diese Sehnsucht verbindet uns Menschen. Ja, und Jesus ist dieses Licht. Wir sollen allen Völkern Jesus bringen – da zucken wir immer zusammen. Doch was kann uns Menschen und Völkern Besseres passieren als dieser Geist Jesu? Er ist gewaltfrei, barmherzig, gerecht. Er ist die Liebe. In Ihm ist Freiheit, in Ihm ist Vergebung, in Ihm ist Heilung, in Ihm ist Ewiges Leben…Was braucht die Welt heute dringender als diese Verwandlung?! Lasst uns gemeinsam diesem Licht folgen! [/dropdown_box]

Die schönsten Weihnachtsgeschenke sind immer persönlich

03.01.16                                   Eph 1,3-6.15-18 / Joh 1,1-5.9-14                                                      

Und? Was haben sie von Gott zu Weihnachten bekommen? Na – und was haben Sie Jesus geschenkt?

In der Lesung stehen tolle Geschenke: „mit allem Segen seines Geistes“, „Gnade – er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn“, „Geist der Weisheit und Offenbarung“, „welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt“. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Geschenke gilt es anzunehmen, auszupacken und mit ihnen zu leben….So wie es im Ev heißt: „Alle, die Ihn aufnehmen, gibt er Vollmacht…“

Oft ist uns überhaupt nicht bewusst, was uns alles in Jesus Christus geschenkt ist: nämlich alles!

Letzte Nacht haben 16 Litauer bei uns übernachtet, die auf dem Weg zur mehr-Konferenz vom Gebetshaus Augsburg sind. Über 6000 nehmen daran teil, man kann sie auf dem livestream verfolgen. Das Gebetshaus Augsburg fing damit an, dass ein Ehepaar und ein Freund begannen, im Wohnzimmer rund um die Uhr zu beten. Sie haben sich geöffnet, das Geschenk des Gebetes zu leben. Und das hat Auswirkungen, bis nach Litauen.

Ja, das ist das schönste Geschenk, was wir Gott machen können: Ihm Zeit zu geben, unser Ohr, unsere offenen Hände und vor allem unser Herz!

Mich persönlich fesseln ja immer autobiographische Zeugnisse von Menschen, z.B. auch von Wissenschaftlern. Wie sie oft Jahre hinter einer Entdeckung her sind, mit ganz vielen Misserfolgen, aber sie lassen sich nicht entmutigen, sondern jagen Tag und Nacht dem hinterher. So brauchen wir für neue Durchbrüche im Glauben, für „mehr“ wirklich Intensität und Ausdauer.

Die Tage las ich eine Beschreibung von dem mit 70 Jahren verstorbenen Sänger Lemmy von Motörhead. Bei allem Sympathischen dieses Pastorensohnes, es ist traurig, wie er die letzten Jahre seelisch und körperlich gezeichnet war durch Alkohol- und Drogenkonsum. Er konnte aus Langeweile stundenlang vor einem Spielautomat sitzen und ihn einfach nur anstarren. Ja – was füllt einen Menschen innerlisch aus? Was gibt Sinn und Erfüllung? Alk jedenfalls nicht, anscheinend auch nicht Sex. Lemmy sagt von sich, er hat mit über 1000 Frauen geschlafen, und wenn einmal ein Mann darunter war, warum nicht? Aber binden wollte und/oder konnte er sich nicht. Das erlebe ich auch oft mit Menschen Gott gegenüber: sie wollen sich nicht binden, um unabhängig und autonom zu bleiben. Nur, dann bleibt die innere Leere, die nur Gott ausfüllen kann. Und es gibt keine größere Freiheit, als die Möglichkeiten, die sich mit Gott eröffnen. Ich jedenfalls will mich gerne immer neu mit „der Liebe“ verbinden. Denn das ist die Tragik der Ur-Sünde, in die wir Menschen immer wieder verfallen: Wir wollen Independance – Unabhängigkeit, und fallen genau so aus Gottes Providence, Gottes Vorsorge für uns.   –   Steigen wir zum Schluss in ein wunderbaren Weihnachtsgeschenk ein, das uns am Weihnachtstag in der Lesung Tit 3,,5 geschenkt ist. Da ist vom „Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Hl. Geist“ die Rede. Baden – so reinigend um erfrischend, und wir brauchen es immer wieder: Gott Du darfst uns reinigen und erfrischen, erneuern im Heiligen Geist. Unseren Körper, unsere Seele, unseren Geist – jetzt, und jeden Tag neu. Verweilen wir einfach noch in diesem wunderschönen Bild…Das Ev preist heute die, die aus Gott geboren sind.[/dropdown_box]

Mit Gottes Verheißungen ins Neue Jahr

31.12.15                                   Num 6,22-27 / Lk 2,16-21                                                 

Für das Neue Jahr nehmen sich viele etwas vor: abnehmen, mehr Sport, mehr Zeit für die Freunde usw. Doch vielleicht stimmt das alte Sprichwort: „Der Weg zur Hölle ist mit 1000 Vorsätzen gepflastert.“  [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Laut einer Umfrage nimmt sich ein Drittel gar nichts vor, und manche haben die Haltung: einfach kommen lassen, und dann annehmen, was kommt. Beide Haltungen haben ihre Tücken: die Vorsätze basieren auf Willensanstrengung und Leistung und sind somit der Versuch von Selber Sorgen und damit Selbsterlösung. Das passive Kommen Lassen und dann Annehmen verkennt meine proaktive Verantwortung, und manches was kommt, kommt ja gar nicht von Gott, sondern sind Versuchungen und negative Bedrängnisse.

Interessant ist, dass die Bibel ein völlig anderes Konzept   verfolgt: die Verheißungen leben! Es gibt Tausende davon, und wenn wir täglich eine leben wollten, bräuchten wir Jahre. Verheißungen sind immer dialogisch und partnerschaftlich aufgebaut: etwas, was mein Part ist, etwas, was Gott dann ermöglicht. Dies zu unterscheiden ist äußerst wichtig: ich muss und kann nicht tun, was Gott nur tun kann und will – das ist auch sehr entlastend. Inneren Frieden z.B. kann ich nicht machen, nicht erzwingen, sondern mir nur schenken lassen. Und es gibt etwas, das wird Gott nie für mich tun, weil ich es schlicht selber machen muss: z.B. geben, beten, jauchzen, vergeben, meine Hände und meinen Kopf benutzen usw. .

In St. Christophorus bemühen wir uns immer wieder um die Verheißung: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazu gegeben.“ Wir haben schon starke Erlebnisse damit gehabt, bis hin zu personellen und auch finanziellen Segnungen. Doch wie oft ertappe ich mich, dass ich doch mein Reich suche und meine Gerechtigkeit…

Im Gebet ist mir für 2016 eine direkte Verheißung für 2016 gekommen: „Hört, und Ihr werdet leben!“ (Dtn 4,1). Auf Gott hören: d.h. nicht einfach machen, was ich will oder was mir in den Sinn kommt, sondern vorher Gott fragen. Hören – das bedeutet, wirklich in der Bibel zu lesen und das zu leben versuche, was ich verstehe. Hören – das beinhaltet, auf die innere Stimme zu lauschen, auf meine Seele und meinen Körper zu achten, aber mit der Offenheit: „Gott, was meinst Du dazu?“ Hören heißt auch anderen zu zuhören. Oft spricht Gott durch sie, aber wie für alles braucht es die Unterscheidung der Geister: ich muss nicht blind die Erwartungen anderer erfüllen, sondern tiefer fragen: Gott, was willst du? Wir sind berufen, mehr Gott als Menschen gefallen zu wollen, mehr Gott als Menschen zu gehorchen. Das ist auch sehr befreiend: Denn Gottesfurcht sticht Menschenfurcht, um in der Skatsprache zu sprechen. Na und „leben“ – in Gott ist Leben in Fülle…also für und in jedem (!) Aspekt des Lebens…Halleluja.

So wollen wir zum Schluss Gottes Wort praktizieren und uns gegenseitig den biblischen Segen aus der Lesung zusprechen. Wir legen unserem Banknachbar wechselseitig die Hand auf die Schulter und beten für sie oder ihn: „Ich bin da* segne und behüte dich. Ich bin da lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. Ich bin da richte sein Angesicht auf dich und schenke dir Sein Heil“, Amen.

*Hinter „der Herr“ steht in der hebräischen Bibel im Urtext fast immer der Gottesname Jahwe – Ich bin da, ich bin für Euch da. Um den Gottesnamen nicht zu missbrauchen, wurde er durch Adonai – Herr ersetzt.[/dropdown_box]

Die neue Familie Jesu

27.12.15                                   Sir 3,2-6.12-14 / Lk 2,41-52                                            

Wenn wir heute eine Figur noch in die Krippe stellen wollen, könnten wir Harald Schmidt nehmen, der seine neue Rolle im Tatort so definiert: Gab es noch nie im Tatort – heterosexueller Mann, treuer Familienvater und katholisch. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Nun, Familie ist bei Jesus immer auch relativ zu betrachten. Nicht nur heute im Ev, wo er betont, dass Er in dem sein muss, was seines Vaters ist. Er spricht davon, dass wer Vater, Mutter und Kinder (an einer Stelle auch Partner)um Seinetwillen verlässt, das 100-Fache schon hier bekommt. Er beansprucht, wer Eltern oder Kinder mehr liebt als Ihn, Seiner nicht würdig ist. Und Er stellt klar: „Bruder Schwester und Mutter ist für Ihn, wer den Willen des himmlischen Vaters erfüllt.“ Die neue Familie Jesu ist eindeutig gottzentriert, nicht menschen- oder beziehungsfixiert.

Darin liegt für uns alle die Chance der Heilung: Denn die Grundlage aller Heilung, auch der Heilungen unserer Beziehungen, liegt in der Heilung der Ur-Beziehung zu Gott. Ein geistlicher Leiter bekannte einmal in einem öffentlichen Zeugnis: Bevor ich Jesus näher kannte, suchte ich mein Glück in Beziehungen. Doch ich merkte, mit jeder neuen verlor ich immer mehr mich selber. ..bis ich endlich Jesus tiefer fand und Ihn in mein Herz ließ.

Die Weisheiten unserer Bibel sind nicht einfach Moral, sondern Weisungen zum erfüllten Leben. Wenn ich sie missachte, begebe ich mich aus dem Schutz Gottes. Nehmen wir heute die Worte der Lesungen: sie sind voller Verheißungen, nicht einfach Gebote. Und sie sind aktuell: wenn der Verstand deines Vaters abnimmt, beschäme ihn nicht in deiner Vollkraft! Achte das Recht deiner Mutter! Dies in einer Zeit gesprochen, wo Frauenrechte noch gar kein großes Thema waren – leider in einigen Kulturen und Religionen heute immer noch nicht, wie auch wir Katholiken wissen…

„Wer den Vater ehrt, erlangt Verzeihung der Sünden, und wer seine Mutter achtet, gleicht einem Menschen, der Schätze sammelt. Wer den Vater ehrt, wird Freude haben an den eigenen Kindern, und wenn er betet, wird er Erhörung finden. Wer den Vater achtet, wird lang leben, und wer seiner Mutter Ehre erweist, der erweist sie dem Herrn.“ Diese Verheißungen verdienen, wirklich entdeckt und angewandt zu werden. Die Ehre der Mutter wird mit der Ehre Gottes gleichgesetzt! Welch eine Anerkennung! Ja, ein Lebensverlängerungsprogramm ist nicht nur das Fitnisstudio und gesunde Ernährung, sondern die Achtung des Vaters! Ja, und wenn deine Gebete nicht erhört werden und du Stress mit deinen Kindern hast, dann schau auch mal, wie du es mit deinem Vater hälst. Sogar die Verzeihung der Sünden ist da im Angebot. Und wenn Du Mangel erleidest, schau doch mal, wie du mit deiner Mutter umgehst.

Interessant die Wortwahl: achten, ehren. D. h. nicht, einfach alles tun, was die Eltern sagen. Im Gegenteil: dem erwachsenen Menschen rät die Bibel schon auf der ersten Seite, Vater und Mutter zu verlassen, um frei zu sein für eine neue Bindung.

Wir Menschen sind Beziehungswesen. Wir werden über das Du bekanntlich zum Ich. Die Bibel fordert uns auf, die Ur-Beziehung zu vertiefen. Das Du-Gottes, das wir „die“ Liebe nennen. Das führt uns auch in eine größere Gemeinschaft mit den Mit-menschen, in die Familie Gottes. Hier hat der Wille Gottes Priorität: und dieser Wille will das Heil aller Menschen.[/dropdown_box]

2. Weihnachtsfeiertag – Stephanus lebt das Christus-Geheimnis und ist so Vorbild für uns

26.12.15                                   Apg 6,8-10; 7, 54-60 / Mt 10, 17-22                                   

Wenn wir auf die Krippe hier schauen, könnte man fast denken, da fehlt jemand: Helene Fischer….kleiner Scherz …aber heute kommt wirklich eine neue Figur: der Hl. Stephanus. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Viele zweifeln ja an Gott und dem Weihnachtsgeschehen, wenn sie Problemen begegnen oder die Krise der Welt sehen. Dabei wurde uns nie eine heile Welt versprochen, wie die heutigen Texte zum 1. christlichen Märtyrer zeigen. Gewalt und Hass werden vorausgesagt, aber auch der Weg gezeigt, wie wir durchkommen.

Stephanus wurde Diakon, weil es Konflikte in der Urgemeinde gab (Konflikte gehören zum Leben, die Frage ist, wie wir konstruktiv damit umgehen) über die Essensverteilung. Wir können staunen, wie kreativ sie einfach ein neues Amt schufen. Solche Lösungskreativität wünsche ich auch unserer Kirche und Welt heute. Witzig ist ja, dass Katholiken oft fragen, was darf jemand, was darf er nicht. Vielleicht sollten wir nach dem Bericht der Apostelgeschichte lieber fragen: ist jemand voll des Hl. Geistes? Kann er oder sie Zeichen und Wunder wirken? Wenn nein, warum eigentlich nicht?

Jesus ist gekommen, um uns mit Feuer und Heiligem Geist zu taufen. Und als genau so ein Mensch wird Stephanus beschrieben. Interessant, was er dem religiösen Establishment vorwirft: „Ihr Halsstarrigen, ihr, die ihr euch mit Herz und Ohr immerzu dem Hl. Geist widersetzt…“ (Apg 7,51). Wir dürfen uns fragen, ob es das bei uns auch gibt? Wir können den Hl. Geist blockieren, wenn wir göttliche Heilung z.B. lächerlich finden oder für uns nicht wichtig. „So wir Ihr glaubt, wird es geschehen“, sagt Jesus. Wenn du es nicht glaubst, wird es auch nicht geschehen.

Als wir 2011 die größte christliche Gemeinde der Welt besuchten, staunten wir nicht schlecht, dass sie ständig von Zeichen und Wundern redeten – und wir wurden Zeugen davon. Der Gründer sagt, dass jedes Gemeindemitglied 2 Stunden täglich beten solle, sonst kämen wir nicht in die Dimension von Zeichen und Wundern. Und 5 Kapitel aus der Heiligen Schrift täglich betend lesen. Von sich sagt er, dass er 3-5 Stunden täglich betet. Oft sagen ihm andere Pastoren, dazu haben sie keine Zeit, sie hätten zuviel zu tun. Er lacht dann immer und meint: Nun, ich vermute, dass ich eine größere Verantwortung für viel Menschen habe als ihr. Aber ich kann dies alles nur leisten, wenn ich soviel bete. Bete ich weniger, habe ich weniger Träume und Visionen. Ich falle aus der Glaubenslogik zurück in die nur natürliche Logik und komme ins Zweifeln. Bete ich, bekomme ich Kraft, Hoffnung und falle bessere Entscheidungen.

Schwierigkeiten begegnen wir allen. Jesus sagt im Ev heute: Das gibt Dir 2 Chancen: 1) Du kannst Zeugnis abgeben…ehrlich gesagt, geben wir oft ein schlechtes Zeugnis ab, wenn wir in Schwierigkeiten verzweifeln, aufgeben, rumschimpfen, Schuldzuweisungen machen. Stephanus gibt ein super Zeugnis ab: Er sieht den Himmel offen und vergibt: D.h. er stirbt versöhnt in der Gewissheit des Lebens über den Tod hinaus. 2) Und der Hl. Geist kann durch uns reden, wird präsent, erfahrbar. Dies geschieht aber nur, wenn wir uns keine Sorgen machen, sondern Ihm vertrauen. Wenn wir nur selber sorgen, wollen wir das Problem alleine lösen und geben dem Hl. Geist keinen Raum. Stephanus antwortete auf die Anfeindungen so, dass sie dem Geist und der Weisheit, mit der er sprach, nicht widerstehen konnten. Der geisterfüllte Stephanus ist ein Beispiel, wie wir in der Kraft Gottes Zeichen und Wunder wirken können und trotz gruseliger Umstände versöhnt den offenen Himmel erleben können. Der Weg dorthin geht über das möglichst immerwährende Gebet: immer wieder, auch spielerisch und locker, den Schalter umdrehen mitten im Alltag, damit Gottes Gnade fließen kann. Immer wieder Worte der Bibel denken und prokamieren und vor allem anwenden. Z.B. immer wieder auch singend mit Lob- und Dankliedern durch den Tag gehen. Das verändert nicht nur Gefühle, es ermöglicht Gottes Fügungen. Wie eine verliebte Person einfach ständig den Namen Jesus im Herzen und auf den Lippen bewegen. Dann öffnen sich die himmlischen Schleusen. Gott sucht nach Menschen, durch die Er wirken kann.[/dropdown_box]

Heilige Nacht 2015       Statio

24.12.15                                                                       

Weihnachten 2015 – ein Wetter wie zu Ostern.

Weihnachten 2015 – in Bethlehem war auch heute wieder Gewalt.

Weihnachten 2015 – das Lageso hat einige Tage zu – ist das vielleicht eine Lösung?

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Weihnachten 2015 – Papst Franziskus mischt weiter Kirche und Welt auf.

Weihnachten 2015 – Mutti Angie ist auch Mutti der Flüchtlinge.

Weihnachten 2015 – der neue Star Wars Film ist da – die Parallelen sind offensichtlich: Es geht um die Geschichte „Gut gegen Böse“. Es geht um den Kampf des Lichts gegen die Finsternis. Und die Geschichte geht von einem Kind aus, dass lernen muss, sich in der Welt zu behaupten, um dem Bösen zu widerstehen und schließlich, um die Menschen zu erlösen.

Also kommen Sie weiter in die Kirche, dann sparen Sie sich die Kinokarte.

Weihnachten 2015 – Berlins neuer Bürgermeister Müller ist 1 Jahr im Amt, unser neuer Bischof Heiner Koch 4 Monate. Beide haben große Baustellen: vom Flughafen Schönefeld bis zur Hedwigskathedrale.

Weihnachten 2015 – Hertha ist Bundesliga-Dritter. Ein Wunder?

Weihnachten 2015 – Der DFB ist in der Krise: er hat 6,7 Millionen € zuviel.

Weihnachten 2015 – wieder sind mindestens 18 Menschen in der Ägäis ertrunken, darunter mehrere Kinder.

Weihnachten 2015 – Deutschland exportiert weiter seine Werte: VW, Deutsche Bank und ganz viele Waffen – da sind wir mit an der Weltspitze.

Weihnachten 2015 – von 60 Millionen Flüchtlingen weltweit kamen 1 Millionen nach Deutschland, d.h. die Fluchtursachen scheinen größer zu sein.

Weihnachten 2015 – beeindruckendes ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge in unserem Land – wir können staunen und dankbar sein.

Flüchtling – für viele das Unwort des Jahres, weil die Endung –ling so verkleinernd klingt. Experten raten, wir sollen auch nicht mehr Frühling oder Liebling sagen.

Weihnachten 2015 – wir haben einen neuen Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand: so zahlreiche Kandidat*innen gab es lange nicht, Halleluja

Weihnachten 2015 – der Klimawandel ist auch in St. Christophorus angekommen. Noch nie gab es Weihnachten soviele Palmenbäume in der Kirche.

Weihnachten 2015 – wir feiern Jesus, das menschliche Gesicht Gottes – mitten unter uns, mitten in uns. Hosianna. [/dropdown_box]

Heilige Nacht 2015       Die Fleischwerdung Gottes heute durch uns

24.12.15                                   Jes 9,1-6 / Lk 2,1-14                                      

Wir alle leben in vielen Bedrängnissen. Doch kein Grund an Gott zu zweifeln, denn Herbergssuche, Flucht nach Ägypten, Kindermord : Maria und Joseph sind treu ihren Weg mit Gott weiter gegangen, und das „Wunder Jesus“ konnte geschehen.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Wir Menschen haben ein tieferes Problem: die innere Leere, die es in uns gibt. Wie füllen wir sie aus? Mit noch mehr Arbeit, mit Essen und Trinken (Ihr Gott ist der Bauch, kritisiert einmal Paulus), mit immer mehr Geld (Mammon), mit Flucht in die digitale Welt? Der Witz: all das funktioniert nicht, die Leere kommt wieder, wie der Kater nach dem Rausch, wie der totale Druck nach der Droge. Im Film „Love“ versuchen 2 Menschen ihre Leere auszufüllen, indem sie immer ständig miteinander zusammen sind und möglichst viel Sex miteinander haben…nur, es hilft nicht. Auch ein gemeinsames Kind, so schön es ist, hilft bekanntlich längerfristig auch nicht. Die innere Leere kann nur durch Gott ausgefüllt werden. Das ist die tiefere Botschaft von Weihnachten. „Allen, die Ihn aufnehmen, gibt Er Vollmacht, Kinder Gottes zu werden….die aus Gott geboren sind“ (Joh 1).

Das ist die frohe Botschaft: „Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen….So werdet ihr mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt (Eph 3.17.19) betet Paulus.

Unser Problem, dass wir auf diesem Weg mit der Füllung Gottes irgendwo stecken geblieben sind. Es geht darum, dass Jesus in uns nicht nur Kind ist, sondern wirklich zur Fülle in unserem Denken, Reden und Handeln wachsen darf. Bei manchen ist es in der Trotzphase hängen geblieben, andere befinden sich gerade in der Pubertät, bei manchen ist Funkstille, andere gehen gerade getrennte Wege mit Ihm, ja und viele halten Ihn bewußt klein und von vielen Bereichen ihres Lebens fern. Dabei kann uns nichts Besseres passieren, als wirklich zuzulassen und zu wollen, dass Er in uns mehr und mehr verwandeln und erfüllen darf. Denn in Ihm ist Freiheit, in Ihm ist Friede und vollkommene Freude, in Ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis. Er ist die Liebe und unendliche Barmherzigkeit, in Ihm ist Vergebung und Heilung und ewiges Leben.

Was tun? Nun, wer diese sprudelnde Quelle, ja Ströme lebendigen Wassers , von der Jesus spricht (Joh 4,14 und 7,37f), in sich nicht kennt, lade Ihn mit einem Gebet in sein Herz: „Komm, Jesus, wohne in mir, Du bist in mir willkommen, ich brauche Dich, ich will Dich.“ Ehrlich gesagt, ich bete täglich so, um meinen inneren Aku aufzutanken.

Bekanntlich können wir nur das weitergeben, was in uns ist: wenn Langeweile und Leere in uns sind, strahlen wir das aus, wenn Frust, Ärger, Wut in uns sind, geben wir das weiter. Doch je gottvoller wir werden, so mehr sprudelt der Mund davon. Jesus ist gekommen um Feuer auf die Erde zu bringen, und Er will uns mit Feuer und Heiligem Geist taufen. Am Besten beten wir jetzt: „Komm, göttliches Feuer. Jesus, Du darfst mich jetzt mit Feuer und Heiligem Geist taufen. „ Wenn ich das ehrlich tue, gebe ich die Kontrolle auf und übergebe die Kontrolle an Jesus in einem großen Vertrauen. Denn wenn ich dieses Feuer kontrollieren will, halte ich es klein, wenn ich mich wirklich in Gott fallen lasse, immer wieder, dann erfasst es mich ganz und verwandelt mich. In diesem Feuer des Heiligen Geistes werden die Charismen sprühen: ein Glaube, der Berge versetzen kann, die Kraft zu Zeichen, Wundern und Heilungen. Übernatürliche Weisheit und Erkenntnis. Und diese Gnadengeschenke werden geben, damit sie anderen nutzen, damit Reich Gottes Wirklichkeit wird.[/dropdown_box]

4. Advent – Wie das Wort Gottes heute Fleisch werden kann

20.12.15                                   Hebr 10,5-10 / Lk 1, 39-45                                    

Advent – Die Ankunft Gottes in unser Leben. Weihnachten – die Inkarnation des Wortes Gottes. Wie können wir das heute erleben – inmitten aller Bedrängnisse dieses Lebens? [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Unsere Bibeltexte haben 2 Schlüssel: den Willen Gottes leben und Verheißungen glauben und anwenden.

In der Lesung wird uns Jesus beschrieben, wie Er mit Freuden kommt, den Willen Gottes zu tun. Immer wieder im NT betont Er, wie wichtig der Wille Gottes ist und sagt von sich: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat.“ Können wir von uns sagen, wir sind Willen-Gottes orientierte Personen? Der Wille Gottes ist nicht nebulös, sondern in vielen Bibelstellen klar ausgedrückt wie: „Vergebt, betet allezeit, freut euch im Herrn zu jeder Zeit. Wer einen Fremden aufnimmt, nimmt mich auf. Selig, die keine Gewalt anwenden“ usw….Über diese Bibelstellen sollte weniger diskutiert werden, sie sollten gelebt werden.

Doch im 2. Schlüsselwort begegnet uns, dass es in der Bibel meist weniger um Gebote oder Imperative geht, sondern um Verheißungen, etwas Wunderbares: „Selig, die du geglaubt hast, das sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ“, sagt Elisabeth zu Maria. In unserer Bibel gibt es Tausende von Verheißungen. Sie haben meist 2 Teile: ein Part, den ich tun muss, und ein Teil, den Gott dann fügt und schenkt, und den ich nicht machen kann und somit auch nicht machen muss. In unserer Verheißung: Maria glaubt, das ist ihr Part. Dann fügt Gott die Erfüllung (hier die Schwangerschaft mit Jesus), und als Begleiterscheinung wird sie selig, glücklich.

Wir haben gute Erfahrungen in St. Christophorus mit: „Suchet zuerst das Reich Gottes (das ist unsere Aufgabe), dann wird Euch alles andere dazu gegeben.“ Das fügt dann Gott.

Auf unserer Studienreise nach Korea konnten wir staunen, wie die Gemeinde Arme motiviert, den Zehnten zu geben. „Wer gibt, empfängt.“ Normal ist der Reflex, das Wenige zusammen zu halten. Doch die Gemeinde erlebt mit vielen Armen, wie sie durch dieses Geben in den Segen Gottes kamen.

Es liegt in unserer Verantwortung, ob wir im Zweifeln oder der rein menschlichen Logik bleiben, oder ob wir uns auf die übernatürliche Logik der Verheißungen einlassen. Die Bibel fordert uns sogar auf, Ihn, Gott zu testen!

Beim „heiß beten“ entdeckten wir Freitag für uns die Verheißung: „Suche Ihn zu erkennen auf all Deinen Wegen, dann ebnet Er selbst Deine Pfade.“ Also unser Part: Gott zu suchen auf allen unseren Wegen: also auf dem Weg zur Arbeit, zum Fernseher, zur Kirche, zum Café, ins Bett usw. Und eine starke Verheißung, dass dann Gott unsere Wege ebnet!!! Wenn ich also im Alltag erlebe: überall Hindernisse, ich weiß nicht weiter – umschalten: Ihn zu erkennen suchen in dieser Situation. Das setzt die Verheißung frei, dass Gott wirken kann.

Wenn wir adventliche Menschen im Alltag immer mehr werden wollen, gilt es, den Willen Gottes zu tun! Das setzt wunderbare Segnungen Gottes frei. Wenn wir diese im Leben vermissen, sollten wir adventlich umkehren und uns fragen: wie kann ich besser den Willen Gottes erfüllen?!

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3. Advent Gaudete – Freuet euch

13.12.15                                   Phil 4,4-7          Lk 3,10-18                              

Der heutige Predigtsplitter ist dem Impuls unserer Hauskirchen entnommen:

Die Frage “Was sollen wir tun?“ bewegt uns oft. Die Antwort ist nicht immer leicht, doch wir können staunen, welch konkrete Antworten Johannes gibt. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“] Und sie sind aktuell bis heute: teilen, nicht betrügen, keine Gewalt. Ja, die Bibel ist nicht einfach ein Buch für den Kopf, auch nicht nur für das Herz, sondern sie enthält viele Handlungsanweisungen. Die Wahrheit und die Weisheit der Bibel erweisen sich in der gelebten Praxis. Ja, und wir dürfen uns selbstkritisch fragen: sind wir mit Feuer und Heiligem Geist getauft? Leben wir diese Taufe? Was in unserem Leben ist Spreu, was Weizen?
Der Weg zum Weizen, Frucht bringen ist klar: Lebe die klaren Worte der Bibel und lass Dich von Jesus taufen – tauche in Jesus ein: „Es trinke, wer an mich glaubt, aus seinem, ihrem Innern werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Joh 7,37f). „Feuer auf die Erde zu bringen bin ich gekommen. Was will ich anderes als dass es brenne“ (Lk 12,49).

Impulsfragen

1) Wo haben wir schon gute Erfahrungen gemacht, wenn wir Worte der Bibel gelebt haben? Wo erleben wir Schwierigkeiten, Worte der Bibel -sie enthält immerhin Tausende von Verheißungenauszuprobieren oder zu testen?

2) Mit Heiligem Geist und mit Feuer getauft sein – mit Feuerwasser sozusagen- wo kennen wir Erlebnisse, wo wir im Glauben wirklich on fire sind? Wie können wir zu diesem level von „nur mit Wasser“ zu „Heiligem Geist und mit Feuer“ kommen?

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Kopf hoch mitten im Chaos

15.11.15                        Hebr. 10,11—14.18 / Mk 13, 24-32                                 

Der heutige Predigtsplitter ist dem Impuls unserer Hauskirchen entnommen:

Am Ende des Kirchenjahres und zu Beginn des neuen, also am Anfang des Advents, begegnen uns in den Evangelien sogenannte „apokalyptische Texte“.
Apokalypse bedeutet Offenbarung, und diese Texte beziehen sich meist auf die Endzeit.  [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Natürlich sind sie schwer verstehbar und wurden und werden darum leicht fehl gedeutet.Darum betont Jesus auch, dass es falsche Messiasse geben wird, falsche Propheten, und niemand kennt die Stunde. Zentral heute: „Himmel und Erde werden vergehen“ – ja, alles ist vergänglich, „aber meine Worte werden nicht vergehen“ – Gottes Wort ist ewig. Das „Wort“ hat eine riesige Bedeutung: durch das Wort Gottes ist alles geworden, und die Ausbreitung des christlichen Lebens wird im NT oft umschrieben: das Wort wirkte und breitete sich aus. Jesus ist das menschgewordene Wort Gottes.
Ganz praktisch: wenn ich eine Bedrängnis habe, suche ich mir oft im Reichtum der Bibel eine passende Verheißung (es gibt Tausende) und wiederhole die immer wieder und bete dann wie Maria: „Mir geschehe nach deinem Wort“, und kann dann oft staunen über die Wirkkraft des Wortes.
Die apokalyptischen Texte beschreiben Schreckliches, heute: große Not und die Erschütterung des Kosmos. Mit helfen diese Bilder oft, Schreckliches heute auch anders einordnen zu können: Katastrophen widersprechen nicht dem biblischen Gott, Er beschreibt sie ja. Ständig fangen wir Menschen ja an zu zweifeln bei Leiderfahrungen.
Und die Texte geben konkrete Handlungsanweisungen: heute: „lernt, erkennt“. Im V 33 unmittelbar nach unserem Text: „Seht euch also vor und bleibt wach!“. Mein Lieblingsvers, mitten im apokalyptischen Chaos: „Wenn Ihr all das seht, dann richtet euch auf und erhebt euer Haupt, denn eure Erlösung ist nahe.“ Welch ein Anti-Depressivum!

Impulsfragen

1) Wie können wir den biblischen Schatz des Wortes Gottes als Offenbarung, Erkenntnisquelle und Wirkkraft stärker heben ?
2) Wir leben in einer dramatischen Weltsituation: Wo spüren wir die Anfechtungen des Glaubens? Wo kann er uns zu einem Glauben in Aktion motivieren? [/dropdown_box]

Jesus ist da zu retten, nicht zu richten… und wir?

08.11.15                        1 Kön 17, 10-16 / Mk 12, 38-44                      

Immer wieder können wir staunen, welch guter Beobachter Jesus ist. Er durchschaut auch die Scheinheiligkeit und Heuchelei des religiösen Establishments und zeigt einen Blick gerade für die, die andere gerne übersehen, hier die Witwe. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Für unsere Weiterentwicklung ist es unabdingbar, Jesus immer wieder zu fragen: „Wie siehst Du mich? Hast Du Freude an mir? Hast Du Verbesserungsvorschläge?“ Wenn wir Ihn das 1x im Monat fragen, erahnen wir vielleicht halbjährlich einen Hinweis….wenn wir Ihn wöchentlich fragen, vielleicht monatlich. Doch wenn wir Ihn ständig fragen, werden wir sehr sensibel für Ihn und lernen immer mehr, uns von Ihm leiten und korrigieren zu lassen. Das kann uns immer mehr in einen übernatürlichen Lebensstil führen, so wie die Witwe in der Lesung. Sie ließ sich trotz ihrer Not auf den verrückten Hinweis des Elia ein, zuerst ihm etwas zu geben, und erlebte die himmlische Logik: Wer gibt, empfängt! Schade, wie viele in der Kirche nach der weltlichen Logik leben und sich wundern, wie wenig sie erreichen. .

Jesus heißt im NT der Menschensohn, der Gottessohn, der gute Hirte, der Bräutigam, aber auch der Weltenrichter. Den Scheinheiligen sagt Er im Ev heute ein hartes Urteil voraus. Spannend ist es und hilfreich, sich die Kriterien des Gerichts anzuschauen, einige Beispiele. Vor dem Gericht soll –schon hier auf der Erde- kein Ansehen der Person gelten, sondern jeder ist gleich, denn das Gericht hat mit Gott zu tun. Nun wir wissen, selbst heute haben Reiche mehr Chancen vor Gericht, allein weil sie sich einen besseren Anwalt leisten können. Dann wird viel Wert auf das soziale Verhalten gelegt: Ich war fremd, und Ihr habt mich aufgenommen oder nicht aufgenommen. Ich war krank, und Ihr habt mich besucht oder nicht besucht.

Auch der Glaube spielt eine entscheidende Rolle: Wie du geglaubt hast, wird es dir geschehen. D.h. wer glaubt, nach dem Tod ist Schluss…hm…kann sein, dass das Bild in der Bibel vom 2. Tod für die Person eintrifft, wäre traurig. Gott will das Heil aller, aber Er zwingt sich nicht auf. Es heißt auch, nach dem Maß mit dem Du misst, wird Dir gemessen…ja Jesus und das NT betonen oft, wir sollen nicht urteilen und richten. Das machen wir ständig, haben sogar Vorurteile. Jesus will uns dazu bringen, das Gericht Gott zu überlassen. Es wird –tröstlich- auch gesagt, Barmherzigkeit triumphiert über dem Gericht, aber jedem wird nach seinen Taten vergolten. D.h. wir tragen eine große Verantwortung, mit langfristigen (ewigen) Konsequenzen.

Im Grunde gibt es nichts Besseres, als einzugestehen, dass wir uns den Himmel nicht verdienen können (auch nicht brauchen – das entspannt), sondern Gottes Geist ständig anrufen, in uns das zu bewirken, was Gott gefällt. Diese ständige Empfangshaltung kann uns erneuern und verändern. Und je mehr wir Gott lieben und vertrauen, desto mehr werden wir von Seiner Liebe überströmt. Das fließt massiv auf andere über. Deswegen sind ja Heilige Persönlichkeiten, die im Glauben starke Transformationen erlebten und Überraschendes in ihrem Umfeld bewirken konnten. Kein Wunder, dass die Kirche überzeugt ist, sie, die Heiligen, sind im Himmel, schon jetzt.

Wenn Jesus sagt, Er sei nicht gekommen um zu richten, sondern um zu retten, dann muss dies auch immer mehr unsere Haltung als Christen werden: nicht andere verurteilen, sondern ihnen helfen, das Heil für ihr Leben zu finden. Dann verliert die Kirche auch ihren unangenehmen Moralingeruch und wird immer mehr zu einem Ort aufblühenden himmlischen Lebens. [/dropdown_box]

Verkündet sein Heil von Tag zu Tag

25.10.15                        Jer 31, 7-9 / Mk 10, 46-52               

„Verkündet sein Heil von Tag zu Tag“, dieses Psalmwort steht diesmal über den Weltmissionssonntag. Haben Sie gestern sein Heil verkündet? Zumindest vorgestern? Hm…Sind Sie bereit, es heute und morgen zu versuchen? [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Wir feierten 850 Jahre Brandenburger Dom, doch die Christianisierung geschah nach der militärischen Eroberung im ottonischen Reich. Hm. Und die Zwangstaufen der Sachsen unter Karl dem Großen scheinen bis heute nicht richtig zu wirken, in Sachsen ist christlich gesehen noch viel Luft nach oben.

Der Auftrag Jesu ist, zu allen Völkern zu gehen und sie zu seinen Jüngern zu machen. Aktuell kommen Menschen aus vielen Völkern zu uns, und viele haben Angst vor Überfremdung und gar Islamisierung. Das zeigt, wie unsicher wir in unserem Glauben sind. Gewiss ist das Flüchtlingsdrama eine schwierige Herausforderung, die schnell zur Überforderung werden kann, aber wir hörten schon in der Lesung, dass Massenmigrationen zur menschlichen Geschichte, oft Leidensgeschichte gehören. „Weinend kommen sie, und tröstend geleite ich sie“. „Von den Enden der Erde, darunter Blinde und Lahme, Schwangere und Wöchnerinnen“.

Ja, wie sollen wir uns da als Jünger*innen Jesu erweisen? Eigentlich klar: „Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen.“ Der Kern unseres Glaubens ist gelebte Gottes- und Nächstenliebe, bis hin zur Feindesliebe. Darum, wenn wir andere zu Jünger*innen Jesus machen, dann geht es nicht um Machtspiele und religiösen Imperialismus, sondern um Bekehrung zur praktizierten Gottes- und Nächstenliebe. Diese Umkehr brauche ich selbst täglich. Und wenn wir in die Wirklichkeit schauen: viele sind von Hass geleitet. Nicht nur der IS-Kämpfer, sondern auch Brandstifter an Flüchtlingsunterkünften und alle Hassprediger, auf der Straße und leider auch manchmal unter Christen.

Wir brauchen wirklich eine Weltmission!

Wie missioniert man im Sinne Jesu? Nach Paulus nicht durch Überreden, auch nicht durch menschliche Weisheit, sondern den Erweis von Geist und Kraft. 2/3 des öffentlichen Wirkens Jesu bestand aus Heilungen und Dämonenaustreibungen. Sind wir ehrlich: Heilung und die Befreiung von Negativem braucht jede und jeder immer wieder. Sein Heil von Tag zu Tag…

Wie man einen Menschen für Jesus gewinnt, demonstriert heute Jesus. Der blinde Bettler Bartimäus schreit um Hilfe, doch viele reagieren ärgerlich und wollen ihn mundtot machen. Höre ich die Schreie der Menschen auf meinen Lebensweg? Lass ich sie an mich ran? Frage ich, was ich ihnen Gutes tun kann?

Die Antwort Jesu ist verblüffend: „Geh! Dein Glaube hat Dir geholfen.“ D.h. Jesus macht eigentlich gar nicht viel. Er bringt den Bettler nicht zum Glauben, sondern bestärkt seinen Glauben! Jesus erkennt: wer so nach mir schreit, der erwartet etwas von mir. Wann haben wir das letzte mal nach Jesus geschrien? Wir müssen nicht unbedingt schreien, aber intensiv beten, vielleicht tatsächlich auf die Knie gehen. Interessant übrigens: der Bettler geht nicht, sondern folgt Jesus nach! Der Kern der Heilung und auch Missionierung im Glauben ist die Heilung unserer Beziehung zu Jesus Christus und zu Gott! D.h.: wenn Sie heute mit einer Not zu Jesus kommen, mit dem erwartenden Glauben, Er kann mir helfen, und dann wirklich in der Gemeinschaft mit Jesus bleiben, Ihm nachfolgen: Sie können sicher sein, dass der Glaube hilft, dass sich etwas verändert. Vielleicht nicht das ganze Problem, aber es wird eine Besserung eintreten: neue Hoffnung, neue Gelassenheit, eine andere Einstellung zu dem Problem. Und wenn Sie in Jesus bleiben, d.h. godline sind, ständig in Gebetshaltung, wir dürfen staunen, wie sich da viele Dinge verändern, bis hin zur besseren Laune. Immer wieder höre ich Zeugnisse von Leuten, die sich darum tatsächlich bemühen, und wirkliche Verbesserungen erleben.

Wenn ich um die Lösung in einem Problem mit Gott ringe, dann helfen 2 Sachen: wie beim Lösen eines Knoten: fang mit der leichtesten Stelle an und verkrampfe dich nicht in der schwierigsten. Wie früher bei einer Mathearbeit: verliere deine Zeit nicht mit der schwierigsten Aufgabe, sondern lös erstmal die einfacheren. Ja, und gib Gott die Chance, Dir etwas zu dem Problem sagen zu dürfen, einen Rat, einen Hinweis. Das verändert manchmal völlig die Perspektive. Wir können und müssen es trainieren, Impulse, Bilder, Worte von Gott zu empfangen. Ihre Echtheit zeigt sich in ihrer positiven Wirkkraft.

Na, und wer Heil von Gott empfängt, der erzählt das weiter, gibt Zeugnis. Je mehr wir empfangen, desto überquillender werden wir. Dann passiert es wie in der Lesung: „Jubelt voll Freude, jauchzt, verkündet, lobsingt“…wobei: das sind Imperative! Ja, wir Menschen tun uns schwer, wirklich unseren Glauben froh auszudrücken. Doch wenn wir es tun, strahlt es aus. Dann verkünden wir sein Heil von Tag zu Tag, durch Wort und Tat! [/dropdown_box]

Wie können wir Versuchungen überwinden?

18.10.15                        Hebr 4,14-16 / Mk 10, 35-45         

In der Lesung heißt es, dass Jesus in allem versucht wurde….so dass Er mitfühlen kann mit unserer Schwäche.
Die Bibel kennt 3 Grund-Versuchungen, denen wir jeden Tag begegnen: gelten wollen, genießen wollen, haben wollen; auch genannt : Augenlust, Fleischeslust und Hoffart des Lebens.  [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Wir alle sind darin gefangen. Gefährlich wird es, wenn es zur Sucht wird: zur Geltungssucht, Genusssucht und Habsucht. Diese Versuchungen sind ur-menschlich, und die Weisheit der Bibel geht darauf ein, indem sie uns einlädt: such Deine Ehre bei Gott, weniger bei den Menschen! Habe Deine Lust an Gott, dann gibt Er Dir was Dein Herz begehrt. Verzichte um Jesu willen, dann wirst Du hundertfach gewinnen! Kurz: lebe mit Gott, dann gewinnst Du!!!

Die beiden Jünger Johannes und Jakobus waren der Versuchung erlegen: sie wollten Ehrenplätze neben Jesus. Die anderen Jünger streiten: wer ist der Größte? Wir kennen diese Machtspiele aus den Schulklassen bis hin zum Arbeitsplatz und der Gesellschaft. Und auch der Vatikan ist nicht frei vom Spiel der Eitelkeiten, wie Papst Franziskus immer wieder betont.

Jesus spricht offen den Machtmissbrauch der Mächtigen an. Wenn wir auf die Welt schauen, sehen wir dies bestätigt. Auch unsere im Grunde so gute Demokratie müssen wir kritisch hinterfragen: in Wirklichkeit regiert Geld die Welt, auch den König Fußball. Und Deutschland ist einer der größten Waffenexporteure weltweit. Wer so viel Waffen säht, muss sich nicht wundern, wenn Flüchtlinge kommen. Der chaldäische Bischof Audo von Syrien sagt, dass es keine militärische Lösung geben kann. Man muss die Waffenlieferungen stoppen. Nur wie? Es gibt keine einfachen Lösungen. Alles ein Minenfeld voller Versuchungen: zur Gewalt, zur Resignation, zum Desinteresse und und und…Ja, und nach der Bibel steht hinter den Versuchungen auch ein Versucher: ein Räuber, Durcheinanderwerfer und Zerstörer…und die Bibel nennt ihn den Fürst dieser Welt. Jesus fordert von uns eine klare Entscheidung: wir können nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.

Bei uns Jesus-Nachfolgern soll der Erste der Diener aller sein. Jesus stellt die gängige Ordnung auf den Kopf. Vermutlich auch das Patriarchat, wenn Er betont, wir sollen uns nicht Vater (also auch nicht Pater) nennen lassen. In seinen Aufzählungen über die neue Familie Jesu, wer für Ihn Schwester, Bruder, Mutter ist, lässt Er immer den Vater aus. Mir haben Atheisten schon oft gesagt, sie seien Atheisten geworden, weil zu Hause ihr Vater Gott spielte…Doch es gab und gibt immer auch „andere“ Väter.

Ja und wirklich ganz anders Jesus: Aus Solidarität mit uns nennt Er sich meist Menschensohn, nicht Gottessohn. Er lässt sich nicht bedienen, sondern dient. Er hat Mitleid mit unseren Schwächen. Und dann kommt in der Lesung der originelle Weg, wie wir Versuchungen überwinden können: „Lasst uns also voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit“. Voll Zuversicht – also nicht angstvoll. Es gibt so viele Menschen, die Gott nicht als Freund sehen, sondern als Feind, gruselig. Erbarmen: ja bei Gott können wir Vergebung empfangen, so dass wir nicht mit Schuldgefühlen leben müssen. Tragisch, wie viele Menschen ihren ganzen Müll immer weiter mit schleppen und sich dann wundern, dass es so stinkt. Gnade: d.h. aus der Kraft Gottes leben. Also nicht aus Leistung, sondern aus Gott. Wir müssen sozusagen nur den Hahn aufdrehen, dass sie fließen kann. Wer diese Kunst entdeckt, wird freier von Zwängen, von Krampf und Verbissenheit.

Ja und Hilfe zur rechten Zeit: wir wollen gern die Hilfe schon vorher. Nein, Glaube zeigt sich im Vertrauen, dass es zur rechten Zeit kommt. Jesus lehnt Vor- Sorgen ab, sondern es wird den Glaubenden in dem Moment gegeben, wo sie es brauchen. Das Manna in der Wüste gab es nur für den Tag. Als die Israeliten horten und vorsorgen wollten, sagte Gott: Nein, lebt im Vertrauen auf mich, lebt mit mir, lebt für mich.

Wir sind alle Tag und Nacht vielfältigen Versuchungen ausgesetzt. Doch es gibt einen Lösungsweg: ständig zum Thron der Gnade gehen… aus Gnade leben lernen.

PS: auf eine Versuchung habe ich eine gute Lösung gefunden. Auf die Versuchung des Haben Wollens, des Recht haben Wollens, des immer das letzte Wort haben wollen: ich sage einfach: Halleluja![/dropdown_box]

11.10.2015

(Weisheit 7,7-11 / Ev: Mk 10, 17-30)

Heute ist der Predigtsplitter aus unserem Impuls für unsere Hauskirchen genommen.
Dieses Evangelium halte ich für uns, die wir alle ja mit Jesus irgendwie unterwegs sind, für sehr bedeutsam. Es ist die Frage, auf welchem Niveau wir als Christen leben wollen, und ob wir wirklich bereit sind, im Glauben zu wachsen.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]
Wie der junge Mann machen wir immer wieder eine Kniebeuge vor Jesus, kennen zumindest die Gebote und haben Fragen an Jesus. Tja, und wenn Jesus uns eine Einladung gibt, wirklich ganz mit Ihm zu leben?! Ich kenne viele Christ*innen, die in ihrem Glauben unglücklich sind, weil sie auf einen Ruf
nicht eingegangen sind, bzw. nicht eingehen. Stark die Formulierung: „Weil er ihn liebte“. Das übersehen die meisten: weil sie nur auf den Preis schauen, nicht auf den Inhalt.
Mit Reich Gottes ist nicht nur der Himmel nach dem Tod gemeint, sondern Reich Gottes schon hier und jetzt: wo Göttliches geschieht. Aber es passiert für uns nicht, wenn wir viel „besitzen“. Das ist nicht nur materiell gemeint, sondern grundsätzlich: wofür lebe ich, worauf setze ich mein Vertrauen? Wer vor allem auf eigene Kraft und Leistung vertraut, wird nur natürliche Ergebnisse erleben. Wer sich auf Gott ganz einlässt, wird Über-Natürliches erleben. „Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für
Gott; denn für Gott ist alles möglich.“
Ja, es ist paradox: wo ein Mensch heute um Jesu willen verlässt…die Person wird hier schon das 100-fache empfangen. Stark! Und ganz realistisch: „wenn auch unter Verfolgungen“, denn wir sind hier noch nicht im Himmel.
Ganz ehrlich: wie vielen Menschen begegnen wir, die so sehr „gefangen“ sind in ihren natürlichen Beziehungen, dass sie gar nicht offen sind für die übernatürlichen Dimensionen. Dabei ist die Verheißung phantastisch!!!

Impulsfragen

1)Wenn ich den Eindruck habe, Jesus schaut mich liebend an – welche Einladung spricht Er an mich aus: Was soll ich lassen, um mit Ihm zu gewinnen?

2)Wo habe ich schon erlebt, dass ich mit Jesus 100-fach empfangen kann?[/dropdown_box]

Göttliche Gedanken denken lernen, göttliche Wege suchen  

13.09.15                        (Jak 2,14-18 / Ev Mk 8,27-35   )     

Ein Glaube ohne Werke ist tot, schreibt Jakobus. Ich kann nicht zu einem Armen sagen „geh in Frieden“, und gebe ihm nicht, was er braucht. Ja so aktualisiert dies Papst Franziskus: Jede Gemeinde und jede geistliche Gemeinschaft soll zumindest eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

. Ich habe letzte Woche nicht schlecht gestaunt, welche Offenheit es gibt, aber auch welche Ausreden. Ja, wir sind aufgefordert, Werke des Glaubens zu vollbringen. Und Jesus verheißt sogar: „Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, ja er wird noch größere vollbringen.“ Also Glaube ist gefragt, nicht Kleinmut oder Angst.

Im Evangelium bekommt Petrus, unser 1. Papst, eine krasse Ansage. Zunächst wird er gelobt, dass er Jeus als Christus, als Messias, den Gesalbten Gottes erkennt. Die Meinungsumfrage davor „Für wen halten mich die Menschen?“ hat dies nicht erbracht. Unser Glaube soll sich auch nicht auf die Meinungen von Menschen stützen, sondern auf göttliche Offenbarung. Das bekommt Petrus deutlich zu spüren. Als er menschlich völlig verständlich Jesus vor dem Leiden bewahren will, reagiert dieser massiv: „Weiche von mir Satan!“. Ja, ein Mensch, der gerade noch das Richtige gesagt hat, kann kurz danach Unsinn reden….wer kennt das nicht? Die Begründung ist aufschlussreich für unser christliches Leben: „Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“

Wie fällen wir unsere Entscheidungen? Es ist gut, wenn wir uns besprechen. Doch noch wichtiger ist, sich mit Gott zu besprechen: „Was denkst du? Was willst Du?“. Wir können das durch ständiges Einüben lernen, sensibel für die Eingebungen Gottes zu werden. Wer es nur einmal die Woche übt, bekommt vielleicht einmal im Jahr eine Antwort. Wer es ständig übt, der wird in die Welt der Zeichen und Wunder eintreten!!!

„So hoch der Himmel über der Erde (und das ist ein Riesen-Höhenunterschied), so hoch sind meine Gedanken über euren Gedanken und meine Wege über euren Wegen“, heißt es bei Jesaja. Sind wir bereit für göttliche Gedanken?! Sind wir offen, unsere Wege zu verlassen und Gottes Wege zu suchen?!

Göttliche Gedanken entdecken wir, wenn wir täglich in der Bibel lesen, wirklich mindestens einen Psalm und 10 Verse eines Evangeliums. Das verbessert unser Kopfkino. Denn die Bibel ist voller Verheißungen und klarer Kurskorrekturen. Heute im Ev z.B.: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren (das können wir oft sehen und erleben), wer es aber um meinetwillen verliert, wird es retten“… welch eine Zusage! Ich übersetzte gern: Wer sein Leben an mich verliert, wird gewinnen!!!

Bist du bereit, Dein Leben an Jesus zu verlieren?! Wirklich Ihn an die 1. Stelle zu setzen. Dann bete immer wieder, auch jetzt: „Jesus, ich will für Dich leben, mit Dir, aus Dir, für Dich!“

Wenn ich das ehrlich tue, öffne ich mich für Gottes Wege, so wie der Psalmist bietet: „Ebne Deinen Weg vor mir!“ Dann werde ich bereit, nicht einfach meine Wege zu gehen, sondern mich von Gottes Geist leiten, korrigieren und weiter führen zu lassen. Und Gottes Wege sind gar nicht so geheimnisvoll, viele Aussagen in der Bibel sind ganz klar, wie: Wege des Friedens, Schritte der Versöhnung …bis: „Wer einen Fremden aufnimmt, nimmt mich auf!“ Ja, lernen wir göttliche Gedanken denken – das erweitert uns – und wagen wir göttliche Wege…dann passieren Wunder. [/dropdown_box]

Predigt zum 22. Sonntag im Jahreskreis 

30.08.15                        (Ev Mk 7,1-8. 14-15 21-23)     

Der heutige Predigtsplitter ist dem Impuls der Hauskirchen zu diesem Evangelium entnommen. In diesem Text hinterfragt einerseits Jesus unsere Religiösität, und dann konfrontiert Er unsere menschlichen Schattenseiten, was da von innen so alles rauskommen kann.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Lassen wir uns hinterfragen: wo ist unser Herz? Lieben wir Gott aus ganzem Herzen? Schenken wir Gott unser Herz? Oder geht es uns doch eher um Äußerlichkeiten, um menschliche Traditionen als um die Gebote Gottes? Ein sensibles Beispiel: der Sonntagsgottesdienst. Viele fragen: woher weiß ich, was der Wille Gottes ist. Nun: sowohl im AT wie im NT wird klar ausgedrückt, dass Gott will, dass die Glaubenden sich einmal die Woche treffen, um gemeinsam Gott zu loben. Das drückt vor der Welt unsere Gottverbundenheit aus und stärkt die anderen Glaubenden, die uns ansonsten vermissen. Doch bei vielen ist die Wochenendgewohnheit eine ganz andere. Und gewiss kann man auch den Sonntagsgottesdienst nur äußerlich mitfeiern, weniger mit dem Herzen. Dann sollten wir dies ändern, z.B. wirklich als Betende dabei sein, um die Gebetsatmosphäre zu stärken.
Na und im 2. Teil zeigt sich Jesus als ein trefflicher Menschenkenner. Auch die Psychologen sagen: Alles beginnt im Kopf, auch alles Negative und Destruktive, und dies wird oft von Impulsen aus unserem Herzen oder Bauch stark beeinflusst. Unser christlicher Weg ist somit immer auch ein Herzens-Weg. Es gilt, immer wieder unser Inneres zu läutern und unser Herz mit Gottes Geist füllen zu lassen. Dies ist ein Weg der Wandlung. Es geschieht nicht durch Leistung, sondern im Bemühen und in der Öffnung und Einladung auf Gott hin, uns durch Seinen Geist zu erneuern.

Impulsfragen

1) Wie pflege und gestalte ich meine Herzensbeziehung zu Gott? Was hilft mir zu einer Verbesserung?
2) Was hilft mir, mit negativen Impulsen konstruktiver umgehen zu können?[/dropdown_box]

Predigt zum 16. Sonntag im Jahreskreis 

19.07.15                        (B, Jer 23, 1-6)     

Wenn es Ihnen wie mir geht, dann sind Sie vielleicht von den zahlreichen Schafsgeschichten, Schafsbildern und Schafsvergleichen, die sich in der Heiligen Schrift finden, manchmal etwas genervt, wenn nicht gar ein wenig beleidigt. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Denn oftmals sind es wir ja, also Sie und ich, die darin die Rolle der Schafe spielen. Nun ist das Schaf sicherlich kein Tier, das sich durch diejenigen Eigenschaften auszeichnet, die wir im Allgemeinen für besonders erstrebenswert halten. Von klassischen Tugenden wie Klugheit, Tapferkeit, Mäßigkeit oder Beständigkeit kann überhaupt keine Rede sein. Und was Eigenständigkeit und Selbstbestimmung angeht, die wir ja oft für die wichtigsten und erstrebenswertesten Ziele überhaupt halten, kann man nur sagen: absolute Fehlanzeige! Das Schaf ist ein Herdentier, das eigentlich fast immer allen anderen hinterherrennt; außer vielleicht wenn es gerade ein wenig dösig ist, dann braucht es dafür höchstens einmal ein in den Hintern zwickenden Hütehund. Und selbst die oft zitierte Gutmütigkeit ist im Falle des Schafes ja eigentlich überbewertet, aus Mangel an Gelegenheit nämlich. Es ist ja nicht so, als ob so ein Schaf die Wahl hätte. Von der Hygiene ganz zu schweigen! Falls Sie dennoch nicht überzeugt davon sind, dass Schafsvergleiche im Allgemeinen keine gute Idee sind, können Sie es ja mal an Ihren Ehepartnern, Eltern, Freunden oder Arbeitskollegen ausprobieren.

Und doch ist das Bild aus dem Johannesevangelium (Jn 10.14) von Jesus als gutem Hirten, der seine Schafe beim Namen nennt, sammelt, und für sie sein Leben hingibt, eines der stärksten Bilder für die überströmende, sich immer wieder reich verschenkende und aufopfernde Liebe Gottes überhaupt; und doch ist der Psalm 23, der vom Herrn als Hirten spricht, der meine Seele erquickt, und dessen Stecken und Stab mich im finstren Tal trösten, wohl auch mit Recht der bekannteste aller Psalmen.

Das liegt wohl daran, dass wir am Ende zugeben müssen, dass wir gar nicht so eigenständig und selbstbestimmt sind, wie wir immer meinen. Nicht nur, dass wir in den finstren Tälern unseres Lebens, wenn uns angst und bange zu werden droht, der Führung durch den Herrn bedürfen, sondern auch im „Normalfall“, im Alltag unseres Lebens ist die Frage oft nicht, ob wir einer anderen Stimme folgen, sondern vielmehr die, welcher Stimme wir folgen. Hören wir auf Seine Stimme und folgen Ihm, oder folgen wir einer anderen Stimme, die sich dann vielleicht als Dieb oder Räuber erweist.

Allerdings erschöpft sich das Bild vom guten Hirten darin noch lange nicht, denn wir sind nicht nur Schafe, sondern selbst auch Hirten. Auch wir sind es, die andere beeinflussen, lenken und leiten. Sei es, dass wir in Verantwortungspositionen sind oder einfach nur jemand mit einer Stimme in der Familie, im Freundeskreis, oder am Arbeitsplatz. Dann stellt sich auch sofort die Frage: Wie setzen wir diese Stimme ein?

Der Prophet Jeremia klagt Hirten an, die die Schafe seiner Weide „zugrunde richten und zerstreuen“ statt aufzubauen und zu sammeln. Er meint damit zunächst einmal die Mächtigen seiner Zeit: Könige, Richter und Kaufleute, die in die eigene Tasche wirtschaften ohne daran zu denken, dass das ganze Volk damit an den Rand des Abgrunds geführt wird.

Das kennen wir natürlich (in diesen Wochen vielleicht besonders einmal mehr). Wir sehen es immer wieder in den Handlungen der Staats- und Regierungschefs, der Wirtschaftsbosse und Finanzexperten unserer Zeit, deren Anliegen es oft ist, ein System zu stärken und fortzuführen als darauf zu schauen, was den Menschen dienen würde. Man könnte es etwas allgemeiner vielleicht so formulieren, dass der Prophet hier in seiner Herrschaftskritik für eine konkrete Verantwortungsethik plädiert. So weit so gut. Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, dass dies nicht nur in den großen politische oder wirtschaftlichen Gefügen gilt, sondern auch im Leben eines jeden von uns. Immer dort, wo wir in Beziehung stehen, haben wir Verantwortung, sind wir dazu bestimmt, der Hüter unseres Nächsten zu sein.

Jeremia legt diesem Gedanken im Folgenden sogar noch nach, und zwar mit einem gewaltigen (und richtig herausfordernden) theologischen Paukenschlag: Gott selbst ist es, der seine Schafe sammelt. Und wie tut er das? Indem er Hirten bestellt, also durch Menschen, die sie weiden, damit sie sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verloren gehen. Das Handeln Gottes geschieht im Handeln derjenigen Menschen, die in seinem Auftrag unterwegs sind!

Wann sind wir also im Auftrag des Herrn unterwegs? Wenn wir Sammler sind und keine Zerstreuer! Dort, wo wir zusammenführen anstatt zu trennen, dort handeln wir in der Nachfolge des Herrn. Dort, wo wir Netzwerke schaffen, Verständnis fördern, aber auch den Nächsten stärken, ermächtigen (im Englischen gibt es dafür das schöne Wort: empowering!), dort handeln wir in der Nachfolge des Herrn.

Hüten und Sammeln bedeutet immer auch Stärkung! Das entgegengesetzte Prinzip drückt sich nämlich in der Formel aus: „Teile und Herrsche!“ Das ist bereits seit dem römischen Reich eines der Leitprinzipien des jeden Imperialisten und Diktators: Man teile eine Gemeinschaft in kleinere Einheiten, die sich dann gegenseitig bekämpfen, um sie zu schwächen und letztendlich besser kontrollieren zu können. Es ist das Leitprinzip des Widersachers. Dort, wo sich immer mehr kleine Grüppchen und Sekten bilden, Splittergruppen, die gegen die anderen kämpfen und sich darin erschöpfen, weht nicht der Geist des Herrn.

Jeder von uns muss sich demnach diese Frage gefallen lassen: Gehöre ich zu denen, die „zugrunde richten und zerstreuen“ oder trage ich dazu bei, Gemeinschaft zu fördern, Menschen miteinander zu verbinden. Wir sollen Sammler sein, keine Zerstreuer!

Das beginnt natürlich dort, wo wir tagtäglich füreinander gleichzeitig Hirten und Schafe sind, also Gelegenheit haben zu sammeln und zu zerstreuen: in unseren Familien und Freundeskreisen. Das Bild von Hirten und Schafen ist übrigens hier auch aus einem anderen Grund sehr treffend. Meist geschieht ja die Zerstreuung einer Herde gar nicht bewusst, weil der Hirte sie zerstreuen will, sondern einfach aufgrund von Fahrlässigkeit, indem der Hirte schläft, oder ständig mit seinem iPhone im Internet surft, anstatt sich für seine Schafe zu interessieren. (In unserer Ferienfreizeit, die gleich beginnt, sind übrigens deshalb iPhones und iPads auch verboten.) Lebe ich mich mit meinen Nächsten immer mehr auseinander, weil ich ständig an anderen Dingen interessiert bin, dann kann dies dazu führen, dass die Herde sich zerstreut. Beziehungen müssen gepflegt werden, damit Sammlung stattfinden kann. Vielleicht ist dies ja auch der Grund, warum uns diese Lesung heute am Beginn der Ferienzeit geschenkt ist. Nutzen wir die Urlaubszeit, um uns mit unseren Lieben neu zu sammeln. So erfüllen wir gerade auch in der gemeinsamen Erholung den Auftrag des Herrn.

 Jer 23, 1-6

Weh den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen – Spruch des Herrn.

Darum – so spricht der Herr, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Schafe zerstreut und versprengt und habt euch nicht um sie gekümmert. Jetzt ziehe ich euch zur Rechenschaft wegen eurer bösen Taten – Spruch des Herrn.

Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe. Ich bringe sie zurück auf ihre Weide; sie sollen fruchtbar sein und sich vermehren.

Ich werde für sie Hirten bestellen, die sie weiden, und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verlorengehen – Spruch des Herrn.

Seht, es kommen Tage – Spruch des Herrn -, da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken. Er wird als König herrschen und weise handeln, für Recht und Gerechtigkeit wird er sorgen im Land.

In seinen Tagen wird Juda gerettet werden, Israel kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen  geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.

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Impulsgedanken

 12.7. 2015                       Mk 6,7-13

 Die Variante mit den 72 anderen aus Lk 10,1-9 experimentieren Micha Lück und ich ja diesen Sommer (s. Anlage – also wer sich noch berufen fühlt?).[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Ja, und es ist auch Hauskirche: „Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt…“ Zu zweit: ja, wor2 oder 3 im Namen Jesus versammelt sind….Mit Vollmacht, sogar über die unreinen Geister. Die Vollmacht haben sie nicht aus sich, sondern von Jesus. Je mehr wir Jesus in uns Raum geben, desto vollmächtiger werden wir.

Raum geben in unseren Gedanken, Worten und Taten! Geben wir nur etwas Raum, haben wir nur wenig Vollmacht…über Ungeister und Krankheiten. Darum: worauf setzen wir unser Vertrauen? Auf Essen? Auf Kleidung? Auf Geld? Auf Vorrat? Wenn wir nur auf natürliche Mittel setzen, werden wir auch nur natürliche Auswirkungen erleben. Fangen wir an, auf Übernatürliches zu vertrauen, werden wir Zeichen und Wunder erleben! Wir werden Widerstand erleben, man will uns z.T. nicht hören. Nehmen wir den Kampf auf? Lassen wir uns von Jesus senden?! Zur Umkehr aufrufen: d.h. immer Hinkehr zu Gott. Dämonen austreiben: Lügen, Versuchungen, Klagegeister, Chaos. Selbst wenn Dämonen vielleicht nicht in mein Weltbild zu passen scheinen, den Auswirkungen begegnen wir ständig und es ist gut, Vollmacht zu bekommen über diese negativen Kräfte. Ja, und Krankheiten begegnen wir überall. Es gehört zum Sendungsauftrag Jesu, für Kranke zu beten und sie zu salben. Wenn wir das nicht tun, können auch keine Heilungen geschehen. Hier gilt es zu üben, zu trainieren, im Glauben zu wachsen. Die Apostel konnten es zunächst auch nicht.

Und hierzu ist jeder Christ („Gesalbter“) berufen: jede und jeder kann für Kranke beten und wo es passt, auch biblische Gesten einsetzen wie Hand auflegen oder eben mit einem Öl salben. Wir sollten dies nicht einfach an geweihte Priester weg delegieren. Diese haben den offiziellen sakramentalen Auftrag dazu. Doch oft wird er leider nur rituell ohne große Auswirkungen eingesetzt. Vinzenz Pallotti betont, dass jede und jeder zum Apostel berufen ist. Doch nach 2 Kor 12,12 erkennt man den Apostel (Gesandter, Bote Gottes) an Zeichen, Wundern und machtvollen Taten. Na, das sind doch Aussichten, wenn wir Jesus wirklich näher kommen….

 Impulsfrage

1) Als Christ sind wir zur Nachfolge Jesu berufen und Seine Werke auch zu vollbringen: Was hilft mir, im Glauben stärker zu werden? Was behindert und bremst mich?

2) Wir begegnen überall Krankheiten und Ungeistern. Und die 1. Predigt Jesu lautet: „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Wie können wir diese frohe und befreiende Botschaft mit mehr Leben füllen?[/dropdown_box]

In und mit Jesus geschieht neue Schöpfung

21.06.15                        2 Kor 5,14-17 / Mk 4,35-41      

Wer kennt das nicht: So ein plötzlicher Wirbelsturm mitten im Alltag, das Wasser steigt langsam bis zum Hals…und man denkt voller Panik? Wo ist denn Gott? Pennt der? [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Tja, wir müssen wie die Jünger Jesus tatsächlich wecken…d.h. Ihn laut anrufen. Und der hat ja die Ruhe weg: „Warum habt ihr solche Angst? Habt Ihr keinen Glauben?“ Das dürfen wir mal richtig an uns ran lassen: wo wir in Panik verfallen, lassen wir Jesus zu uns sagen“ „Warum habt Ihr solche Angst? Habt Ihr noch keinen Glauben?“

Ja, und er befiehlt einfach dem See: „Schweig, sei still!“ Worte haben Macht! Wir müssen das lernen: im Glauben Imperative zu sprechen: „Geh! Sei geheilt!“ usw. Jesus hat oft so gesprochen und gebetet. Worte haben Macht. Wir kennen das alle negativ: wie verletzend können Worte sein. Die tun manchmal noch nach Jahren weh. Unsere Aufgabe ist es, kreative heilbringende Worte sprechen zu lernen. Ein guter Trainer kann durch die richtigen Worte die letzten Kräfte seines Teams mobilisieren. Wenn Schäuble das Falsche sagt, schlägt das an der Aktienbörse aus. Wenn ich das Gleiche sage, schlägt gar nichts aus. Warum? Weil ich nicht in der Position bin. Kommen wir bei Gott in die Position, dass unsere Worte Berge bewegen!

Die richtige Position: dies Geheimnis beschreibt die Lesung mit dem Hammerwort: „Wer in Christus ist, ist eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.“ Das ist unsere Berufung: in Christus zu sein! Darum heißen wir Christen. Doch die meisten Christen leben das nicht. Sie sind in Angst, in Distanz, in Gleichgültigkeit, in Gewohnheit, in Tradition, in Gesetzlichkeit, in Äußerlichkeit, in Betriebsamkeit, in … In Christus ist eine Person, eine Beziehung. Da passiert Neues, Kreatives, Leben! Darum: nicht nur mit dem Kopf, sondern mit ganzem Herzen! Nicht nur denken, sondern wirklich kommunizieren, mit Jesus sprechen, auf Ihn hören! Jesus verheißt dies sehr deutlich: „Wer in mir bleibt, in dem bleibe ich…und er bringt reiche Frucht“.[/dropdown_box]

Göttliche Samenkörner einsetzen

14.06.15                         2 Kor 5,6-10 /Mk 4, 26-34  

Jesus benutzt gerne Gleichnisse und Bilder, und die meisten haben etwas mit Wachsen zu tun. Heute richtige Mutmacher: ein kleines unscheinbares Korn, daraus kann Großes entstehen. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Die Samenkörner sind die Worte Gottes. Ein Samenkorn kann nur keimen, wachsen und Frucht bringen, wenn es auf guten Boden fällt. Darum sagen spirituelle Menschen gern, wir müssen die Worte Gottes essen, ja wiederkauen, damit sie in und durch uns aufgehen. So wird das Leben der ersten Christ*innen in der Apostelgeschichte gerne umschrieben: das Wort wuchs und breitete sich aus.

Deswegen kann ich jede und jeden nur ermutigen, in der Bibel immer wieder zu lesen, Worte auswendig zu lernen, und vor allem sie zu praktizieren. Je mehr Samen ich einsetzte, desto mehr Früchte können reifen. Wenn ich keinen göttlichen Samen einsetze, kann auch nichts wachsen.

Unsere Bibel enthält tausende Verheißungen, je wie man zählt. Einige zählen 8000, andere sogar 27000. Ja, vielleicht ist es wie mit den Sternen, du kannst sie gar nicht zählen. Und wie Sterne können wir diese Verheißungen betrachten und bestaunen. Es gibt Leute, die schreiben und kleben sich solche Verheißungen neben ihren Spiegel oder an die Schranktür…und träumen mit ihnen. Wie wenn sie länger in den Sternenhimmel schauen. Ja, und dann keimt da was…es ist ein Prozess…es braucht Zeit und Geduld…bis die Frucht kommt. Und das ersehnen wir ja alle: ein fruchtbringendes, sinnvolles, erfülltes Leben. Wir können da von Maria lernen: sie bewegte Worte Gottes in ihrem Herzen, ja und sie betete: „Mir geschehe nach Deinem Wort.“

Ja, und das Wichtigste ist, Worte Gottes wirklich mit Leben zu füllen, sie anzuwenden und zu testen: wenn ich da lese: vergebe…wirklich zu vergeben; singe und tanze…wirklich zu singen und zu tanzen….; bete für Kranke und lege ihnen die Hände auf…wirklich für Kranke zu beten und ihnen die Hände aufzulegen. Wir können staunen, wie konkret und praktisch diese Worte oft sind. Keine graue Theorie, sondern Worte des Lebens. Jesus will, dass sie aufgehen, 30fach, 60fach, 100fach.

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Willen Gottes: Vom Kopfkino zum befreienden Leben

06.06.15                          2 Kor 4,13-5,1 Mk 3,20-35

Der heutige Predigtsplitter ist dem Impuls unserer Hauskirchen entnommen. Jesus ging in ein Haus…ja Hauskirche. So viele Leute, Jesus und seine Jünger kamen nicht mal zum Essen. Seine Angehörigen, Maria ist dabei, halten ihn für durchgeknallt. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Kennen wir das auch, wo wir andere, oder andere uns, für religiös überspannt halten? Nun, das gibt es ja auch…das Kriterium nennt Jesus am Ende: ob unser Tun dem Willen Gottes entspricht?! Was machte Jesus? Er lehrte, oft in Form von Gleichnissen…und Er trieb Dämonen aus: d.h. Er befreite Menschen von Un- und Abergeistern. Und der Text weist auf die Einzigartigkeit des Hl. Geistes hin. Das ist wohl auch der Grund, warum so viele Leute zu Jesus kamen: sie erlebten Veränderung, Verwandlung, Transformation. Von Ängsten in Gottvertrauen, von Lähmungen und Blockaden in neue Lebensaktivität, von Lügen- und Hirngespinsten in Gottesträume. Dämonen begegnen wir ständig: die Bibel hat treffende Bilder dafür: Vater der Lüge, Versucher, Durcheinanderwerfer, Räuber, Zerstörer. Diese negativen Energien können im Namen Jesu in der Kraft des Heiligen Geistes überwunden werden, einfach indem wir den Hl. Geist einladen, dass Er das tut! Und wir uns im Namen Jesu von negativen Einflüssen und Bindungen lossagen. Ja und uns von Gottes Geist in unserem Denken und Fühlen füllen lassen, und damit verwandeln lassen. Diesen Prozess müssen wir immer wieder durchlaufen, weil wir ständig Negativem ausgesetzt sind. Wir haben eine Verantwortung dafür, was wir in unserer Phantasie, in unserem Kopfkino zulassen und was nicht. Fülle Deine Gedankenwelt immer mehr mit Gottesgedanken. Und die sind oft konträr zu unseren Vorstellungen: bei Jesus zählt z.B. nicht einfach Verwandtschaft, Familie, sondern ob wir den Willen Gottes tun! Puh…Wie oft ertappe ich mich, dass ich Gott bitte, meine Pläne zu segnen…anstatt zu fragen: Wie siehst Du das? Gefällt Dir das? Was würdest du anders machen?
Impulsfrage
1) Der Wille Gottes offenbart sich auch in den Geschichten und Bildern der Bibel: welche hilfreichen Beispiele kenne ich, die mich wirklich inspirieren und weiter bringen?
2) Oft haben wir ja schon aufgegeben, dass Veränderungen überhaupt möglich sind: Was hilft mir, Wege der Heilung zu gehen?

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Zusammen sind wir stark

30.05.15         Mt 28,16-20

Zusammen sind wir stark, so lautet das Motto unserer Erstkommunion. Ja, Kommunion heißt Gemeinschaft, und unser Gott ist in sich selber Gemeinschaft und Beziehung, denn Gott ist ja die Liebe…und Liebe ist nie allein. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Die Taufformel im Evangelium drückt die 3 Personen Gottes aus mit der starken Zusage Jesu: Ich bin bei euch alle Tage. Eine Form, wie Er das verwirklicht, ist Seine Gegenwart in der Kommunion, im Brot des Lebens.

Interessant sind die Jünger im Evangelium: Sie fallen vor Ihm nieder, also machen mehr als eine Kniebeuge, aber einige haben Zweifel. Das kennen wir alle: wir machen religiösen Übungen, und haben dennoch unsere Fragen und Zweifel. Es ist ja auch noch vor Pfingsten: nicht umsonst sagt Jesus, seine Jünger sollen warten und beten, bis sie mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werden. Erst nach Pfingsten überwinden sie ihre Ängste (hinter verschlossenen Türen sich treffen) und treten öffentlich (politisch) auf, und in der Kraft des Geistes geschehen Zeichen und Wunder. Mit Gott sind wir stärker.

Alle Menschen zu Jüngern machen, damit sie tun, was Jesus aufgetragen hat: damit tun wir uns so schwer – auch weil es von der Kirche imperialistisch missbraucht wurde… Doch was könnte der Welt Besseres passieren wie: praktizierte Nächsten- und Feindesliebe, wie Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, wie Frieden stiftende Personen. Ja, wir selber brauchen immer neu die pfingstliche Erfüllung mit dem Tröster und Beistand, damit wir wirklich lebendige Zeugen in der Welt sind, durch Wort und Tat.

Um gottvoller zu werden kann uns eine einfache Atem- und Gebetsübung helfen, die wir einfach gleich mal praktizieren: Mit jedem Ausatmen verbinden wir Gott-Vater…auf Ihn hin lassen wir los, mit jedem Ausatmen lassen wir los: Ängste, Sorgen, Verkrampfungen, Ärger…ausgeatmet verbinden wir uns mit Jesus, der in unserer Tiefe lebt, auf Ihn wollen wir uns öffnen, uns mit Ihm verbinden…und mit jedem Einatmen verbinden wir Heiliger Geist, Er möge unseren Körper, unsere Seele und unseren Geist erfüllen und durchdringen.

Ja wir sind als Menschen nach Gottes Ebenbild erschaffen. Dreieinigkeit bedeutet Fülle, wie der Dreiklang in der Musik. Und wir selber sind ein Dreiklang aus Körper-Seele-Geist oder Kopf-Herz-Bauch. Schade, dass wir Menschen oft nicht dreieinig leben: einige sind total verkopft, andere versinken im Gefühlschaos, andere pflegen einseitig einen Körperkult. In Balance und Harmonie finden wir zur Ganzheit, vor allem wenn wir uns mit dem Dreieinigen daselbst immer neu verbinden, mit Ihm kommunizieren. Ihr Kommunionkinder könnt nichts Besseres machen als in dem Moment nach der Kommunion wirklich ganz gesammelt mit Jesus zu sein: Ihm zu danken, vielleicht jedesmal für 3,4 konkrete Dinge, dann Ihm einfach so 2-3 Anliegen anvertrauen, und schließlich das Wichtigste: zu lauschen, ob Jesus Euch etwas mitteilen möchte: vielleicht ein neuer Gedanke, ein Impuls…oder einfach neue Freude und neuer Friede im Herzen. Die Tage hörte ich ein tolles Zeugnis: jemand besuchte Christen, die jeden Tag das Abendmahl feiern und versuchen, ständig mit Gott zu kommunizieren. Sie waren gerade mit einem Umzug beschäftigt und hatten keine Zeit, so haben sie einfach im Vorbeigehen für die Person gebetet…und diese spürte sofort körperliche Auswirkungen und eine frohe Geborgenheit. Ja, zusammen sind wir stark!

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Der Hl. Geist ist unser Plus

24.05.15         Apg 2,1-11 / Joh 20,19-23  

Das NT kennt so Ausdrücke wie „vom Geist erfüllt“, „voll des Hl. Geistes“. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir, dass bei uns allen da noch Luft (Geist) nach oben ist. Sogar bei den Jüngern: 3 Jahre mit Jesus zusammen, 40 Tage lang Ostererfahrungen gesammelt und dennoch sagt Jesus: „Wartet, bis Ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet“. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Dann sehen wir, wie sie nach Pfingsten aus den verschlossenen Türen heraus kommen und öffentlich (politisch) auftreten und „Bekehrungen“ stattfinden.

Wenn wir im Herbst unsere Gremien Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand neu wählen, dann wissen wir, wie wichtig sie sind, weil sie die Verantwortung für das Gemeindeleben haben. Und so sinnvoll ist, dass gerade im PGR möglichst auch alle Gruppen der Gemeinde vertreten sind, von der Jugend bis zu den Senior*innen, von der Kita über die sozialen Projekte bis zum Chor, so kostbar ist, dass wir alle offen sind, uns auch vom Geist inspirieren und leiten zu lassen. Neben Erfahrung, Sachverstand und persönlicher Talente bietet Gott uns übernatürliche Geistesgaben an. Die können wir alle gebrauchen, in der Gemeinde, und auch sonst: Denn Reich Gottes soll sich ja auch zu Hause, in der Schule, in der Freizeit, am Arbeitsplatz ereignen! Da ist überall noch Luft nach oben. Wir können übernatürliche Weisheit und Freude gebrauchen, Krankenheilungen aus dem Glauben, Zeichen und Wunder: sie sind verheißen, wo geglaubt wird, nicht einfach für uns, sondern zum Nutzen anderer. Und wir haben schon einiges erlebt, halleluja, aber da ist noch viel Geist nach oben….Z.B. die Kraft, Frieden stiften zu können, im Kleinen wie im Großen. So wie Jesus heute von der Not-wendigkeit der Vergebung spricht.

Das NT hat 2 interessante, aber leicht missverständliche Worte, die das Leben ohne Gottes Geist charakterisieren: Fleisch und Welt.

Die Welt: wir sind nicht von der Welt, sondern für die Welt, sagt Jesus. Hui. Aber wie oft doch dem Welt- und Zeitgeist ausgesetzt. In der Welt gibt es 3 Grunddynamiken: Haben wollen, Genießen wollen und Gelten wollen, auch genannt: Augenlust, Fleischeslust und Hoffart des Lebens. Darauf zielt z.B. immer auch die Werbung. Das ist völlig normal, aber es sind auch Versuchungen und es kann leicht kippen in Habsucht, Genusssucht und Geltungssucht. Denn der „Fürst dieser Welt“ ist nicht der Hl. Geist, sondern der Vater der Lüge, der Durcheinanderwerfer: und wenn wir nur die Nachrichten sehen, können wir dies leicht erkennen, aber schnell auch in unserem täglichen Hin und her. Wir begegnen viel Chaos, diese Welt, unser Leben ist in einer Kampfsituation.

Die sogenannten 3 evangelischen Räte (evangelisch, weil im Evangelium von Jesus empfohlen) zielen genau gegen die 3 Ur-Versuchungen. Völlig außer Mode gekommene Worte, die auch leicht missverständlich sind, aber einen echt alternativen Inhalt haben: Armut als einfacher solidarischer Lebensstil vor Gott gegen die Habsucht, Keuschheit als Öffnung der Sinne für die Gnade Gottes gegen die Genusssucht, und Gehorsam als Hinhören auf Gottes Willen gegen die Geltungssucht. Nach diesen Räten versuchen Ordensleute zu leben, aber sie gelten auch allgemein für alle Christ*innen. Doch erfüllt leben kannst Du sie nur mit Gottes Geist, denn auf Seine Füllung sind sie angelegt, ansonsten verlieren sie ihre spirituelle Power und führen zu Krampf und Karikatur.

„Fleisch“ ist nicht leibfeindlich, sondern meint den „alten Menschen“, ohne die Wiedergeburt aus Gottes Geist. Werke des Fleisches nennt Paulus Eigennutz, Parteiungen, Neid und Missgunst, Feindschaften, Unzucht (porneo), ausschweifendes Leben…Davon ist unsere Welt voll. Demgegenüber stellt er die Früchte des Geistes wie Freude, Frieden, Langmut, Güte und Selbstbeherrschung. Diese konkreten Beschreibungen helfen, die „Geister zu unterscheiden“, denn Geist und Fleisch stehen sich oft feindlich gegenüber. Kennen wir alle: habe überhaupt keine Lust zu…und habe volle Lust zu…Paulus fordert uns auf, aus dem Geist, nicht aus dem Fleisch zu leben, indem wir uns vom Geist füllen lassen. Dies ist ein ständiger Umkehr- Prozess, der uns ermöglicht, geistvoll alternativ leben zu lernen. Durch Taufe und Firmung haben wir alle den Hl. Geist geschenkt bekommen, doch stärker wirken tut Er nur dort, wo wir Ihn willkommen heißen und zulassen, uns auf Ihn einlassen…ansonsten zieht Er sich auch von uns wieder zurück. Dann fühlen wir uns leer, wie ausgebrannt. Lassen wir diesen Tröster und Beistand in uns wohnen und unter uns wirken…damit Gott mit noch mehr Zeichen und Wundern verherrlicht wird. Gott will, dass unser Leben viele Früchte bringt. Früchte, die andere genießen können…[/dropdown_box]

Ein Glaube, der durch Zeichen bekräftigt wird

14.05.15          Apg 1,1-11  Mk 16,15-20

Der Predigtsplitter ist dem Impuls für unsere Hauskirchen entnommen. Ja wir leben zwischen Christi Himmelfahrt und Wiederkunft. Lustig, wäre Jesus mit Lichtgeschwindigkeit losgeflogen, wäre er heute noch nicht am Ende des Kosmos…wobei wir gar nicht wissen, wo das eigentlich ist.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Nein, Jesus ist in die geistige, himmlische Dimension gewechselt…und je mehr wir lernen, im Geist zu wandeln und unseren Sinn auf das Himmlische zu richten, werden die Zeichen möglich, von denen im Evangelium die Rede ist.
Der Schlüssel hierzu ist nach diesem Text: zu glauben. Glauben nach dem NT heißt, in Jesus Christus zu vertrauen, durch und mit dem alles möglich wird.
Worauf setzen wir unser Vertrauen? Auf die eigene Kraft? Auf andere, die sollen es richten? Auf den technischen Fortschritt? Doch wer kann wirklich meine Grundbedürfnisse nach Bejahung, nach Vergebung, nach Liebe, nach Sinn stillen? Ein Computer oder Roboter? Ein anderer Mensch, der diese Grundbedürfnisse auch hat? Da ist jede und jeder überfordert. Das kann nur der Geist Gottes, der Tröster und Beistand. Darum ist das Wort von der Verdammnis (V 16) vielleicht gar nicht strafend, sondern beschreibend gemeint: ein Leben ohne Glauben ist verdammt…
Wenn ich, wir nun im Glauben an Jesus Zeichen erleben (auch jede Liebesbeziehung lebt von Zeichen), werden wir von ganz allein davon berichten. „Wovon das Herz voll ist, davon sprudelt der Mund“. D.h. dieser Sendungsauftrag in die Welt, mit dem sich die meisten so schwer tun, geschieht wie von selbst, wenn diese Zeichen unsere Wirklichkeit werden. Doch wie oft leiden wir unter den Gegen- Zeichen: innere Dämonen (wie Angst, Leere, Minderwertigkeitsgefühl), die uns quälen. Was schadet und vergiftet uns nicht alles, wo sind wir krank. Puh, wenn wir da Befreiung, Schutz, Heilung erleben – wenn auch immer nur teilweise, wir sind ja noch auf der Erde – wie sprudelnd werden wir da…wie befreiend wird dies für unsere Welt. Vielleicht ist unsere Glaubensverkündigung heute oft so blutleer, theoretisch und langweilig, weil die Herzensberührung und Glaubenserfahrung fehlt, weil die Zeichen fehlen. Da gibt es nur eine Lösung: die Glaubens- und Liebesbeziehung mit Jesus vertiefen. Und Jesus verheißt ja, wer wirklich an Ihn glaubt, der wird in sich die sprudelnde Quelle entdecken, und sie wird zu einem Strom werden.
Impulsfrage: Jede Liebe lebt von Zeichen…wie kann ich die Kunst steigern, Gott zu lieben und mich von Gott lieben zu lassen, die Liebe Gottes zu zu lassen? [/dropdown_box]

Loslassen und Zulassen

10.05.15          Apg 10, 25f; 34f; 44-48    Joh 15, 9-17

In der Musik geben ja die Vor-Zeichen die Tonart an.
Heute möchte ich die Bibelstellen einfach deuten unter den Vor-Zeichen „Zulassen und Loslassen“.

In der Lesung ist ja das Verrückte, nicht nur dass die Heiden den Hl. Geistüberhaupt empfangen, das war schon schwer zu verstehen für die Judenchristen, sondern sogar schon vor der Taufe…puh..der Geist weht, wo Er will… [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Und an so gut wie allen Stellen in der Apostelgeschichte haben die Menschen es gemerkt, dass sie den Hl. Geist empfangen haben… und oft wird es umschrieben mit dem Phänomen: „in Zungen reden und Gott preisen“. Persönlich nenn ich das Zungengebet gern die Geheimwaffe des Hl. Geistes, weil sie wirklich weiterbringt. Jede und jeder kann das entdecken: einfach allein auf dem Zimmer das Psalmwort für sich anwenden, wo Gott zu uns sagt: „Tu deinen Mund auf, ich will ihn füllen.“ Und einfach mal lossprudeln und beten, was da so rauskommt…ob es echt ist, merkt man daran, dass es mich aufbaut! Ja, Jesus schenkt denen, die an Ihn glauben, die sprudelnde Quelle, und sie wird zu einem Strom, der auf andere überfließt. Halleluja.

Also einfach mal alle Vorurteile loslassen und das Sprudeln zulassen…experimentieren…so wie das Mahatma Gandhi mit allem gemacht hat: mit dem Beten, dem Fasten, der Ernährung und dem Einüben von Gewaltfreiheit in der Sprache und in den Beziehungen….und schauen, welche Auswirkungen es hat.

Zulassen: Wie überraschend ist das Jesus-Wort im Evangelium:“ damit meine Freude in euch ist.“ Wie viele verbinden mit dem Glauben nur Müssen und Sollen und alles Ernste, als Katholiken natürlich auch Feierliche. Auch hier gilt es Loszulassen, wir können als Jünger*innen Jesu wirklich lebenslang dazu lernen und entdecken. Die Freude Jesu kommt auch von innen, sie wird uns als Frucht des Geistes geschenkt…Lass sie einfach zu! Wenn wir nur auf die Schwierigkeiten und Probleme starren, vertreiben wir sie. Wenn wir unsere gute Laune nur von äußeren Umständen abhängig machen, werden wir launisch. Und ein missmutiger Mensch meckert auch, selbst wenn die Umstände eigentlich gut sind. Es geht um Herzensbildung. Ja wenn wir die Liebe Jesu zulassen, an uns ran lassen, werden wir von innen erfüllt…und können mit einer viel besseren Energie durch die täglichen Widrigkeiten gehen. Lassen wir die Freundschaft Jesu zu. Lassen wir die falschen Gottesbilder los, die uns einengen oder Angst machen. Leben wir seine Gebote…hui, da sind wir schnell überfordert: vergeben, Feindesliebe…wir können es nur mit Ihm, durch Ihn und aus Ihm. Aber in Seinem Namen können wir verwandelt werden. Jesus will, dass unser Leben Frucht bringt. Und eine Frucht ist etwas, das andere genießen können. Wenn wir in Ihm bleiben und Er in uns, dann sind wir innerlich erfüllt. Die beste Therapie gegen burning out und innere Leere und Langeweile. Mich in die Freundschaft mit Jesus fallen zu lassen. Das ist keine Weltflucht, sondern verändert und heilt die Welt. Welch eine Osterbotschaft: legt den alten Menschen ab, zieht den neuen an, Jesus Christus! Ja, dann werden wir Jünger und Jünger…immer wieder loslassen und zulassen…mit dem Ausatmen loslassen, mit dem neuen Atem das neue Leben zulassen…Darum hat Mahatma Gandhi ständig den Namen Gottes rezitiert und wurde zu einem großen Friedensstifter. In der heutigen Weltsituation brauchen wir solche verwandelnden Menschen.[/dropdown_box]

Zeugen Jesu sein

19.04.15          Apg 3,12a13-15.17-19 / Lk 24,35-48                   

Die Osterevangelien und die Apostelgeschichte lohnen sich, sie in dieser Osterzeit auch privat zu lesen und zu betrachten. Wunderbar beschreiben sie, wie aus Angsthasen Osterhasen werden. Der Prozess, wie durch Zweifel und Unglauben hindurch sie dran bleiben, bis sie wirklich mit der Kraft des Hl. Geistes erfüllt sind. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

.Wir können uns fragen, wo wir selber auf diesem Prozess stehen. Ob wir wirklich Jünger*in Jesu sein wollen: dann heißt es, von Ihm zu lernen, Ihm nachzufolgen, mich von Ihm senden lassen. Dann geht es nicht um meine Lust und Laune, meine Be- bzw. Empfindlichkeit: „ne, heute keine Lust zu beten, ne, heute ist mir nicht nach Gottesdienst. Missionieren? Ne, nicht mein Ding.“ Wenn so die ersten Christen drauf gewesen wären, wüßten wir heute von Jesus vielleicht gar nichts. Nein, Jesus fordert sie auf, Seine Zeugen zu werden!

Vielleicht ist dies der Hauptgrund für die Kirche- und Glaubenskrise hier bei uns. Wir haben zu wenig Jünger*innen, die den Glauben wirklich mit Wort und Tat bezeugen und so in anderen zeugen. Ein Zeuge kann darlegen, was er oder sie persönlich erlebt haben.

Dabei hilft uns der innere Zeuge, der Hl. Geist: „Der Geist selber bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“ Über den Kopf kann ich immer zweifeln. Im inneren Dialog mit Gott kann ich entdecken, dass Gott zu mir spricht. Bei den Emmausjüngern heißt es, da brannte ihnen das Herz und da gingen ihnen die Augen auf. Diese Innererfahrungen erfrischen unser Glaubensleben.

Das aktuelle Theaterstück ultima ratio im Heimathafen über unseren letzten Kirchenasylfall ist ein starkes Zeugnis für unseren Glauben und auch für St. Christophorus. Kirche wird „wahr genommen“, wo sie „glaub-würdig“ erlebt wird. Selten soviel Halleluja im Theater gehört, und das bei einer so ernsten Geschichte.

Da sagt ein Obdachloser: „Ne, zum Glauben habe ich zuviele Zweifel“. Bekommt die Antwort: Ist doch okay, Gott hat Dir deinen Verstand doch zum Denken gegeben. Dann bekennt er:“ Wenn ich ehrlich bin: Ich habe so viele erlebt, die haben nur überlebt, weil sie geglaubt haben. Der Glaube kann Berge versetzen.“ Was für ein Zeugnis!

„Ich kann nicht an Gott glauben.“ „Na, halb so schlimm, Gott glaubt aber an dich!“

Sind wir bereit, den Weg des Glaubens weiter zu gehen, wie die ersten Christ*innen, bis hin zu Zeichen und Wundern? Wir alle kennen viele, die im Laufe der Jahre immer distanzierter und skeptischer geworden sind. Nur, so sind wir für Gott nicht Reich Gottes tauglich.

Beide Bibeltexte heuten enden mit der Aufforderung zu Umkehr und Sündenvergebung: ein Riesenthema, tatsächlich auch für alle Völker, s. V. 47. Schauen wir in die Weltsituation: wieviel Umkehr ist da notwendig, auch wieviel Vergebung! Und wie beeindruckend sind Menschen, die diese Umkehr und Vergebung leben. So wie vor 70 Jahren Katharina Staritz, die erste promovierte ev. Theologin. Im KZ Ravensbrück , in das sie kam wegen ihres Einsatzes für Juden, kann sie vom Lächeln Gottes reden. Der Glaube gab ihr Kraft zum Handeln! Sie verzweifelte nicht. Oder Mahatma Gandhi: bei seinem 1. Prozess hatte er Redehemmungen und zitterte. Er lernte, ständig den Namen Gottes zu rezitieren, und wuchs völlig über sich hinaus und befreite Indien vom Kolonialismus. Was für ein Lebenszeugnis!

Ja, wir sind ganz persönlich gefragt und eingeladen: wirklich als Jünger*in zu leben, und zwar 24 Stunden, und durch Wort und Tat Zeugnis abzugeben. [/dropdown_box]

Der Auferstandene begegnet uns im Lebendigen Wort

12.04.15          Apg 4,32-35 / Joh 20,19-31        

Immer wieder fragen Menschen, wie kann ich heute österliche Erfahrungen mit Jesus machen? Eine Möglichkeit ist, Ihn durch Worte der Bibel zu mir sprechen zu lassen. Denn Jesus ist in der Tat das Mensch und Fleisch gewordene Wort Gottes und will heute in und durch uns Fleisch werden in dieser Welt. Darum bietet sich an, jetzt in der Osterzeit täglich in den Osterevangelien und in der Apostelgeschichte zu lesen. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Heute konkret in der Apostelgeschichte, die Lesung : Die ersten Christ*innen setzten ihr Vermögen, ihre Grundstücke für das Reich Gottes ein, so dass keiner Not litt. Das waren keine Sonntagschristen, auch keine Freizeitchristen,   sondern ihr ganzes Leben war Reich Gottes orientiert. Und das hat auch etwas mit Besitzverhältnissen zu tun. Viele hören es nicht gerne: auch unser Leib gehört nicht einfach uns selber, sondern Gott. Doch positiv gefüllt kann dieser Gedanke, mein Leib als Tempel des Hl. Geistes auch sehr gesundheitsförderlich sein. Aktuell bewundere ich Menschen in unserem Land, die Flüchtlinge bei sich wohnen lassen, die eigenen Wohnraum Fremden zur Verfügung stellen. Das ist im Grunde die originellste Art von Integration und Partizipation. Es ist auch toll, wenn Sportvereine oder Chöre Flüchtlinge einladen, mitzumachen.

Das Evangelium können wir nach einem Rat vom Hl. Ignatius von Loyola so lesen, dass wir es uns bildlich vorstellen…und wir spielen darin mit. Sie treffen sich am 1. Und am 8. Tag, Thomas fehlt beim ersten mal, aus Angst hinter verschlossenen Türen. Es ist der Sonntag, als Treffpunkt der Gläubigen am Auferstehungstag, um Gott gemeinsam zu loben. Wenn Leute fragen, was will Gott? Nun, sowohl die hebräische wie die griechische Bibel betonen, sich wöchentlich gemeinsam zum Gottesdienst zu treffen…doch auch heute fehlt…nicht nur einer. Und der Thomas verpasst was. Heute die vielen auch? Manche Christen heute haben auch eine Bunkermentalität – verschlossene Türen…und wie schnell können wir vor Gott Lebensbereiche verschließen?

Jesus kommt in die Mitte und bringt den Frieden! Ja, wo Jesus kommt, bringt Er uns inneren Frieden. Lassen wir zu, dass Er uns ganz persönlich, ja ganz intim anhaucht: empfange den Hl. Geist. Das ist eine wichtige Gebetshaltung: auf Empfang sein, aus Gott zu trinken. Und Jesus spricht ein zentrales Thema an, das so heilsam und notwendig ist: vergebe! Und dann der Hammer: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Wir sollen jesus-mäßig durch die Welt ziehen, in der Freizeit, in unserem Beruf, überall. Wie oft sagen Leute: Missionar? Ne, nix für mich. Wenn so die ersten Christ*innen drauf gewesen wären, wäre schnell Schluss gewesen. Nein, wir können bewundern, wie aus Angsthasen wirkliche Osterhasen werden.

Auch der Thomas, der Zweifler. Doch irgendwie modern und sympathisch. Aber Jesus führt ihn weiter…und er geht mit…soweit, dass es in Indien Thomas-Christen gibt, die sagen: durch ihn sei das Evangelium zu uns gekommen. Jesus fordert ihn auf, seine Wunden zu berühren. Ein starkes Bild: der Auferstandene trägt die Wundmale. Ja, auch nach Ostern ist diese Welt voller Wunden. Und Jesus solidarisiert und identifiziert sich mit diesen Wunden: mit Kranken, Obdachlosen, Fremden, Gefangenen usw…Wenn du sie berührst, wird du Ihn entdecken.

Wo stehen wir? Lassen wir uns in unserem Jünger-Sein weiterführen? Klar, es gibt so viele Gründe zum Zweifeln. Doch mit Zweiflern und Kleingläubigen kann Gott nicht viel in dieser Welt bewegen. Sagen wir wirklich wie Thomas zu Jesus: Mein Herr und mein Gott. Lassen wir uns von Jesus sagen: Sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Lassen wir uns zu anderen senden, damit sie sie glauben und durch den Glauben das Leben haben. [/dropdown_box]

Ostern 2015 – ressurectio continua 1 Auferstehung in Jetzt-Zeit
„Es muss schön sein, glauben zu können.“

Persönlich hat mich ein Bekenntnis des Schriftstellers Michel Houellebecqs, Autor des Romans „Die Unterwerfung“ getroffen, ja sehr getroffen. „Es muss schön sein, glauben zu können.“. Er selbst sei aber „metaphysisch obdachlos“. Predigtfortsetzung als pdf.

Wie Erlösung praktisch zum Wirken kommt

03.04.15 (Karfreitag)         Jes 52, 13-53,12 / Hebr 4, 14-16; 5, 7-9 / Joh 18,1-19, 42        

Viele fragen sich, wieso der Kreuzestod Jesu erlösend für uns Menschen sein soll. In der Tat, werden wir diese Frage weniger im Kopf beantworten können, sondern indem wir uns konkret darauf einlassen.   Nach den Aussagen unserer Bibel bewirkt die Hingabe Jesu für uns Sündenvergebung, Heilung und den Zugang zum Ewigen Leben.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Vergebung: ist es nicht krass, dass Jesus am Kreuz betet: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun. Ich hätte doch eher geschimpft oder gedroht. Wie schwer fällt es uns oft, zu vergeben. Vielleicht ist die schönste Eigenschaft Gottes tatsächlich die Barmherzigkeit. Wenn wir unsere Schuld zugeben und bereuen, vergibt Gott immer! Das kann uns auch von Schuldgefühlen und Schuldkomplexen befreien. Das hilft uns auch, uns selber zu vergeben. Es gibt viele Menschen die Jahre lang so alte Geschichten mit sich rumschleppen. Nein, gott will, dass Dur frei wirst, für die Gegenwart und für die Zukunft. Darum wird übrigens auch die persönliche beichte nie aussterben, weil sie so ein existentielles Thema berührt.

Heilung: Im Verein für Glauben und Heilung, wo wir Pallottis im letzten Jahr wiederholt waren, um zu lernen nach dem Motto: Prüft alles, behaltet das Gute…steht in jedem Raum wo für Kranke gebetet wird, ein großes Holzkreuz. Es wird eingeladen, sich ans Kreuz zu stellen, um es zu berühren. Nicht aus Magie, sondern um einen Prozess zu durchschreiten: Ich bringe meine Probleme ans Kreuz und nehme die Erlösung neu an. Heilung ist in christlicher Sicht immer zuerst die Heilung unserer Ur-Beziehung zu Gott und zu Jesus Christus. Darum: wenn wir nachher die Kreuzverherung machen: Das Schönste. Was wir beten können ist: Jesus, ich will mit Dir und für dich leben. Ich folge dir nach…Wenn ich dies im Alltag verwirkliche, auch immer wieder zu Ihm umkehre, wenn ich abdrifte, löse ich seine Verheißungen ein: Dass Er für mich sorgen wird! An mehreren Stellen der bible wird betont: Durch Seine Wunden sind wir geheilt. Jeder kranken Person kann man nur ans Herz legen, dieses kurze Gebet ständig zu beten und im Glauben anzunehmen: Durch deine Wunden bin ich geheilt! Wie nicht jede ärztliche Therapie sofort und manchmal gar nicht anschlägt, so ist es auch mit der Heilung aus Glauben.   Wie ich z.B. ein Medikament immer wieder einnehmen muss, so gilt es, immer wieder dieses Gebet im Glauben zu beten. Eines bewirkt es aber meistens: Ich kann mich in Gott fallen lassen und inneren Frieden finden.

Eine alte Frau im Seniorenheim döst tagaus tagein vor dem Fernseher, fühlt sich einsam und alles ist irgendwie zum Verzweifeln. Sie lernt Christ*innen kennen, die für andere beten. Da denkt sie: Das kann ich doch auch tun. Sie fragt Nachbarn und Pflegekräfte nach Gebetsanliegen und legt los. Und staunt: sie bekommt Echos: Danke für Ihr Gebet, es hat geholfen. Sie staunt und betet immer mehr. Nach einigen Wochen ist sie ein total verwandelter Mensch.

Eine Frau mit einer Lebensgeschichte, die zum Heulen ist, erbittet die Krankenkommunion, nachdem sie neu und tiefer gläubig wurde. Sie erzählt: Ohne Gott bin ich verloren. Aber jetzt: Ich bin nicht einsam, ich lebe mit Jesus. Nachts kann ich oft nicht schlafen, dann bete ich…wenn ich immer noch nicht schlafen kann, lese ich in der Bibel. Die ist so dick, irgendwann schlafe ich ein. Die Bibel und das Beten erfüllen mich. Ich bin jetzt glücklich.

Ewiges Leben: Dies ist das größte Geschenk von Jesus am Kreuz, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Darum sprechen Heilende aus dem Glauben vom Tod als der endgültigen Heilung. Es ist heilsam, den Tod jetzt schon und immer wieder anzunehmen, und zwar als Tür zum ewigen Leben. Das ist wirklich ganze Hingabe an Gott. Wir wissen, dass dies oft ganz anders läuft: wo Menschen klammern, nicht loslassen können, Sterbende und/oder Angehörige. Von Mozart wird berichtet, dass er jeden Tag, wenn er ins Bett ging, Gott dankte und betete: Okay, Gott, es könnte mein letzter Tag gewesen sein.

Unsere Erlösung geschieht nicht theoretisch, es ist nicht einfach eine Sache des Kopfes, sondern ein Weg, den ich gehe. Paulus drückt es so aus: Unser Glaube stützt sich nicht auf menschliche Weisheit, sondern auf den Erweis von Geist und Kraft. Ja, echter Glaube zeigt sich darin, dass er wirkt. Glaube wirkt, wo ich mich tief und persönlich mit Jesus verbinde. Darum berühren wir Ihn auch am Kreuz.[/dropdown_box]

Den neuen Bund leben

02.04.15 (Gründonnerstag)         Ex 12, 1-8.11-14 / Joh 13,1-15                                                 

Fußwaschung, Abendmahl, morgen Kreuzverehrung: Ich war positiv verwundert, wie ein freikirchlicher Verein für Glaube und Heilung dies täglich praktiziert. Täglich Abendmahl ist bei evangelischen Christ*innen eher ungewöhnlich: Sie machen es, weil sie jeden Tag sich füllen lassen wollen mit dem Leben Jesu. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Fußwaschung bieten sie Gebet Suchenden an: Du lässt die Liebe Jesu an dich ran. Wir hörten im Evangelium, wie schwer sich Petrus damit tat. Denn Fußwaschung war damals ein Sklavendienst. Aber Jesus macht sich klein vor uns und sagt: „Nur so hast du Gemeinschaft mit mir.“ Gemeinschaft heißt Kommunion.

Wir bieten nachher auch Fußwaschung an: wer möchte, kann einfach nach vorne kommen…und wir suchen Personen, die dieses Dienst dann für andere tun. So wie Jesus sagt: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit auch Ihr einander die Füße wascht.“

Fußwaschung von Jesus zu lassen? Ja, ich entblöße mich, es kann mir unangenehm sein…gerade auch im übertragenen, geistigem Sinn: es zeigen sich vielleicht meine Schwachstellen…wo ich Blasen habe, wo es nicht gut riecht….doch Jesus will genau hier reinigen, erfrischen, gut tun.

Bekanntlich tun sich viele schwer mit dem Glauben an die Gegenwart Jesu in dem Stück Brot. Dabei ist dieser Glaube so phantastisch: Jesus will immer wieder zu mir kommen, in mir lebendiger werden und wachsen, durch mich in die Welt wirken. Das Ziel ist weniger die Wandlung auf dem Altar, sondern die Wandlung von uns: dass wir Jesus-erfüllter werden. Ja, Jesus glaubt an uns, an die Möglichkeit, dass wir verwandelte Menschen werden, die Jesus Christus ausstrahlen durch Wort und Tat. Kein Wunder, dass wir da wirklich oft kommunizieren sollten, damit dieser Prozess nicht zum Stillstand kommt oder gar abnimmt.

Gründonnerstag wurde der Neue Bund gestiftet. Wir leben diesen Bund, wenn wir wirklich immer mehr Jünger*innen werden. Ein Jünger lernt von seinem Meister. Wir können das an den ersten Jünger*innen entdecken. Sie werden so offen mit ihren Fehlern und Schwächen beschrieben. Wie sie sich streiten, wer der Größte sei. Wie nach ihrer Erstkommunion beim letzten Abendmahl einer zum Verräter wird, der andere zum Verleugner. Alle schlafen ein, als Jesus betet und sie zum Mit-Beten auffordert. Alle fliehen, als es ernst wird. Auch nach Ostern werden sie mit ihren Schwächen beschrieben: wo sie zweifeln, wo sie sich in Angst verschließen…und Jesus sagt: „Wartet, bis Ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet. Betet darum!“ Dann erst werden sie mutige Glaubenszeugen.

Wir alle sind eingeladen, auf diesem Prozess uns tiefer einzulassen, den Weg der Nachfolge weiter zugehen. Dazu benötigen wir der ständigen Läuterung und Stärkung, der ständigen Kommunion und Gemeinschaft mit Jesus in Fußwaschung und Abendmahl.[/dropdown_box]

Das Geheimnis des Weizenkornes

22.03.15          Hebr. 5, 7-9 / Joh 12, 20-33                                               

Am 5. Fastensonntag begehen wir immer unsere Misereor-Aktion, diesmal für das Schwerpunktland Philippinen. Misereor heißt: Ich erbarme mich…und das sagt Gott in der Bibel. Und als seine Nachfolger*innen sollten wir auch Menschen sein, die sich erbarmen. Die also konkret teilen und geben.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

An den Philippinen kann man u.a. die tragischen Auswirkungen des Klimawandels beobachten, z.B. durch zunehmende Stürme und Überflutungen.

Die Philippinen haben für unser Bistum aktuell eine Bedeutung, weil wir auch schauen, was können wir von den Christ*innen und Gemeinden dort lernen. Eine 1. Studiengruppe berichtete, wie wichtig z.B. Kirche dezentral vor Ort ist, durch engagierte Gläubige. Und dass sie bei jedem Zusammentreffen erst das Tages-Evangelium teilen und Worte davon in ihr Treffen und ihre Arbeit nehmen.

So schauen wir uns einige Worte der heutigen Bibelstellen genauer an: In der Lesung das Überraschende: Jesus hatte Angst, und hat beim Beten laut geschrien. Wir haben schon Christen kennen gelernt, die zu Gott schreien…u.a. mit der Begründung, dass sei besser, als seinen Lebensgefährten anzuschreien. Und für die ungerechte Weltlage, die Opfer von Hunger und Gewalt, da ist vieles wirklich zum Schreien.

Ja und im Evangelium das Wort vom Weizenkorn. Ein Wahnsinns-Wort. Jesus vergleicht sich mit dem Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt und genau so Frucht bringt – und deutet so seinen Kreuzes-Tod für uns. Jede und jeder von uns ist wie ein Weizenkorn: das heißt wir tragen einen Schatz in uns, die Möglichkeit für viel Frucht und neues Leben. Bekanntlich muss ein Weizenkorn gemahlen werden und aufbrechen, damit es nahrhaft wird. Wenn nicht, bleibt es allein. Das ist die Lebenssituation vieler Menschen heute: isoliert, allein, einsam. Wir können es auch intellektuell ausdrücken: ich will autonom sein. Doch der Mensch ist kein Einzel-Wesen, sondern ein Beziehungs-Wesen. Und ohne die Ur-Beziehung zu Gott bleibt er innerlich leer. Dieser Zustand äußert sich dann oft in Langeweile, Sinnlosigkeit, Bedeutungslosigkeit. Und diese Leere kann man weder mit Computer noch mit Drogen füllen, auch nicht mit noch mehr Arbeit oder noch mehr Beziehungen, wo ich meist doch allein zurück bleibe. Nein, die Bestimmung des Weizenkornes ist, aufzubrechen (so schön mehrdeutig), sich in das Erdreich fallen zu lassen. Dann wächst viele Frucht. Das sind Menschen, die ganz in einer Aufgabe aufgehen können. Für uns Christ*innen heißt es auch, sich in Gottes Reich fallen zu lassen. Es macht einen Riesenunterschied, ob ich mit dem Weizenkorn meines Lebens mal Gott berühre in einem Gottesdienst oder einem schnellen Gebet – oder mich ganz in Gott werfe, wie Meister Eckhart es nennt. Es macht einen Unterschied, ob ich mal für Misereor oder so spende, oder ob ich mich ganz in das Thema Eine Welt und Gerechtigkeit hinein begebe, mit meinem ganzen Lebensstil und Bewusstsein.

Jesus ist da sehr klar: wenn ich an meinem Leben hänge, werde ich es verlieren. Wer es an Ihn verliert, wird es gewinnen. „Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach. Und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein.“ Es ist meine Entscheidung: gewinnen oder verlieren; allein sein oder Frucht bringen.[/dropdown_box]

Laetare – Freue Dich

15.03.15          Joh 3, 14-21                                               

Der heutige Splitter ist dem Impuls für unsere Hauskirchen entnommen.

Welch ein positives Gottesbild! Nicht richten, retten! Gott hat uns Jesus aus Liebe geschenkt mit dem Ziel: ewiges Leben![dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Beeindruckend: Jesus, der Gottessohn, nennt sich selber Menschensohn – volle Solidarität. Wir sollen an seinen Namen glauben: Und „Jesus“ bedeutet, ganz programmatisch: Gott rettet! Dann die realistische Menschheits-Analyse: Die Menschen lieben die Finsternis mehr als das Licht, wenn ihre Taten böse sind. Sie möchten, dass ihre Taten im Dunkeln bleiben.

Und die Lösung: Tu die Wahrheit, dann kommst du zum Licht, zu Gott. Also: es kommt auch auf das Tun an!

Doch was meint Wahrheit? Ehrlichkeit, Stimmigkeit, Echtheit. Nun, im Johannes-Evangelium ist Wahrheit ein zentraler und häufiger Begriff. Das „Wort Gottes“ wird darin als Wahrheit bezeichnet, der Heilige Geist Geist der Wahrheit genannt. Ja, die Wahrheit wird personifiziert: Jesus ist die Wahrheit. Und diese Wahrheit wird uns befreien.

Wir leben dieses Evangelium, wenn wir das Licht Jesu Christi persönlich auch in unseren dunklen Seiten zulassen und dieses Licht rettend in die Welt einbringen.

Impulsfragen

1) Wie kann mir dieses Evangelium helfen, mein Gottesbild positiv zu erweitern?
2) Was kann es für mich, uns bedeuten, die Wahrheit zu tun, um ans Licht zu kommen?[/dropdown_box]

Die Freude an Gott ist unsere Kraft

08.03.15          Ex 20, 1-17 / Joh 2, 13-25                                            

Diese Fastenzeit steht ja für uns unter dem Leitgedanken, sich vom Geist treiben zu lassen zu einer neuen Lust am Herrn und einer tieferen Gotteserkenntnis. Wie passen dazu die Tempelreinigung und die 10 Gebote? [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Na bei der Tempelreinigung ließ sich Jesus treiben vom Eifer für das Haus des Herrn. Und als prophetische Aktion zeigt Er, dass ja die ganze Schöpfung, die ein Tempel Gottes ist, zu einer Markthalle geworden ist. Wir Menschen machen aus allem ein Geschäft. Die Habgier ist ein Götzendienst. Du kannst nur einem dienen, Gott oder dem Mammon. Ja, das ist eine Fasten-Frage: von welchem Geist lassen wir uns treiben?

Und Jesus spricht von seinem Leib als einen Tempel. Heute ist Körperkult in. Doch was ist gesünder, als immer wieder in das Bild einzutauchen: Ich bin mit meinem Leib ein Tempel des Hl. Geistes! Und dieser Tempel muss auch regelmäßig gereinigt werden.

Jesus ist da ein guter Psychologe, dass vor allem das uns unrein macht, was von innen kommt, aus unserem Herzen: böse Gedanken, Hinterlist, Missgunst, Neid. Ja auch die Unzucht fängt im Kopf an: Wer eine Frau nur lüstern anguckt, begeht schon im Herzen Ehebruch….Wie kommen wir zu einem neuen Herzen?

Die 10 Gebote sind mehr als einfach Gebote. Es sind auch Verheißungen darin wie „damit Du lange lebst auf Erden“. Und sie fangen mit einer klaren Beziehung an: Ich bin Dein Gott, der dich befreit hat. Wenn wir die 10 Gebote leben würden, könnten wir nachts angstfrei durch den Görlitzer Park gehen…keiner würde uns beklauen oder Gewalt antun.

Doch der Witz ist: kein Mensch kann die Gebote Gottes erfüllen…das ist Teil unseres menschlichen Dilemmas, wie Paulus es ausdrückt: Ich will das Gute, doch ich tue oft das Böse.

Die Lösung ist schon bei den alttestamentlichen Propheten: Gott gibt Dir einen neuen Geist und ein neues Herz und damit bewirkt Er, dass du das Gute vollbringen kannst. Es geht nicht durch menschliche Leistung, sondern aus Gnade. Und dieser Gnade gilt es, sich ständig neu zu öffnen. Das nennt die Bibel Umkehr. Das ist die Frohe Botschaft der Fastenzeit. Dass wir mit Gott unseren Geist und Sinn erneuern. Die ständige Hinwendung zu Gott bewirkt Vergebung, Entspannung, Trost, inneren Frieden und Freude. Na, wenn das nicht die Lust am Herrn vergrößert? Es ist ein Riesenunterschied, ob ich meinen Alltag nur aus Anstrengung, Pflicht, Leistung durchquäle und selbst in der Freizeit nicht so richtig zur Ruhe komme…oder ob ich gleich beim Aufstehen Gott neu annehme als meinen Gott und bekenne: „Der Geist des Herrn ruht auf mir. Der Geist des Herrn ist in mir. Ich will mich von Deinem Geist heute leiten, treiben, korrigieren und inspirieren lassen.“ Und immer wieder umkehren zu Ihm während des Tages….den ich mache Fehler, Dinge und Menschen rauben mir Energie…wir brauchen die Energie Gottes! Die steht zur Verfügung, ich muss sie nur anzapfen. Die Freude an Gott ist unsere Kraft!!![/dropdown_box]

Fasten heißt umkehren zu einem erneuerten Leben

22.02.15          Mk 1,12-15                                         

Der heutige Splitter ist dem Impuls für unsere Hauskirchen entnommen
So kurz das Evangelium, so voll ist es und hat 2 unterschiedliche Teile: die Versuchung Jesu und sein 1. öffentliches Auftreten.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Die Versuchung spielt direkt nach der Taufe im Jordan. Jesus wird beschrieben als ein vom Geist Getriebener. Und er begegnet dem Aber-Geist und Versuchungen. Von wilden Tieren und von Engeln ist die Rede.

Wir leben einerseits heute in einer sehr materiellen Welt, und manches was einem auf dem religiösen und esoterischen Markt begegnet, erscheint gruselig. Doch auch wir können uns fragen, von was bin ich eigentlich getrieben, welchen inneren Dämonen und wilden Tieren und auch Engeln begegne ich eigentlich? Und Versuchungen kennen wir ja alle. Auch wenn mit dem Teufel viel Missbrauch getrieben wurde und z.T. noch wird, das, worum es geht, erfährt jede und jeder existentiell. Die biblischen Bilder für ihn sind hilfreich: z.B. der Durcheinander-Wirbler, Vater der Lüge, Ankläger. Und er will rauben und zerstören.

Mir hilft es oft im Alltag, gerade wenn es drunter und drüber geht, zu fragen: was für ein Un-Geist ist hier denn am Werk? Und dann hilft mir die kurze 1. Predigt Jesu praktisch: Trotz allem Chaos: das Reich Gottes ist nahe.

Was muss ich tun? Einfach umkehren und an die frohe Botschaft glauben! Also: ich ertappe mich, wie ich z.B. klage…andere anklage, mich anklage…und die Stimmung wird immer düsterer. Ooh: das ist nicht der Geist Jesu, ich tappe mitten in eine Versuchung hinein. Also umkehren: im Denken, Reden und Verhalten. Mich an Jesus wenden und Ihm neu vertrauen!

Diesen Schalter im Kopf muss ich ständig neu umschalten, denn immer wieder kippt er in die alte Stellung, Gewohnheit zurück. Eine befreiende Übung, nicht nur für die Fastenzeit.

Impulsfragen

  • Was hilft mir, Versuchungen zu überwinden?
  • Kehrt um und glaubt! Was bedeutet die 1. Predigt Jesu für uns heute?[/dropdown_box]

Schritte zur Heilung

15.02.15             1 Kor 10,31-11,1 / Mk 1,40-45                                  


Liebe Freunde, liebe Feinde,
liebe närrische Gemeinde.

Ja Jesus ist ein Genie,
welch eine Werbestrategie.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Erzähl niemand von der Heilung,
der Geheilte hat voll die Gegen-Peilung,
Jesus zieht sich zurück,
doch alle finden ihn, zum Glück.

Die Kirche heute kann kaum heilen,
drum tun nicht viele hier verweilen,
wir sagen: wir müssen besser werben,
doch manche Gemeinden trotzdem sterben.

Den Schlüssel gibt uns Paulus in der Lesung:
Das ist der Weg kirchlicher Genesung.
Egal was Ihr tut, ob essen ob trinken,
zur Ehre Gottes soll alles blinken!

Ob Karneval, ob Fastenzeit,
zur Freude an Gott seid stets bereit!
Das ist eine frohe Botschaft,
die es in die Herzen schafft.

Zu einem Vorwurf gebt keinen Anlass,
ja da werden wir doch alle blass.
Skandal, Skandal um …
Ja schaut euch nur rum.
Missbrauch durch Priester, Alzheimer im Vatikan,
Badewanne in Limburg, ansonsten Kirche im Kürzungswahn.
Und unser Papst voller Elan.
Doch ein würdevoller Klaps für die Kinder,
das macht sie keineswegs gesünder.
Die Faust für die Mutter?
Ja so was gibt den Medien Futter.
Tja wir haben einen Reformstau,
darum sag ich hier noch nicht helau.

Paulus schreibt: Ich suche allen in allem entgegen zu kommen,
das ist Provokation für die fundamentalistischen Frommen.
Allen in allem entgegen zu kommen,
so werden Menschen für die Frohe Botschaft eingenommen.
Ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den Nutzen aller,
auch dieser Satz ist voll der Knaller.
Wievielen von uns geht’s um den eigenen Nutzen,
ja wir dürfen hier echt stutzen.

Wir Christen sind für andre da,
dann schreien die auch voll hurra!
Jesus Christus ist unser Vorbild.
Führt keinen andern, auch nicht euch selbst im Schild.
Allen entgegen kommen, der Nutzen aller,
ja das ist der Freudenschaller.
Das würde uns und unsere Kirche von jedem Aussatz heilen,
und die Menschen würden zu uns eilen.
Gehen wir wie der Aussätzige vor Jesus auf die Knie,
lassen wir uns berühren und heilen von seinem Esprit.
So sage ich jedem Mann jeder Frau
Ein dreifach donnerndes Helau helau helau!

[/dropdown_box]

Welches Gottesbild hast du?

25.01.15           1 Kor 7, 29-31 / Mk 1, 14-20                                       

Der letzte Sonntag im Januar ist immer auch Bibel-Sonntag, und wir feiern ja den Gedenktag unseres Gründers Vinzenz Pallotti nach. Schon stark, der Todestag eines Heiligen ist meist sein Gedenktag, weil es der Geburtstag in den Himmel ist. Da drückt sich Glauben aus.  [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Vinzenz Pallotti hatte meist eine Bibel bei sich, denn er wollte seine Gedanken immer wieder mit Gedanken Gottes füttern. Ja, das verbessert unser Kopfkino. Alle Smartphone-Besitzer haben auch meist die Bibel bei sich. Sie können online ständig darin lesen, auch in der U-Bahn, sozusagen godline gehen. Ist gewiss segensreicher als manches Computerspiel. Die Bibel war für Vinzenz Pallotti so zentral, dass er sagte: wir brauchen keine Regel, das Leben Jesu ist unsere Regel. Und sein Lieblingszeichen für Gott war das mathematische Unendlichkeitszeichen, die umgelegte 8, weil für ihn Gott unendliche Liebe und unendliche Barmherzigkeit ist.

Welches Gottesbild haben wir? Wir begegnen vielen, die ein Weltbild ohne Gott haben. Einige davon halten sich für besonders intelligent, doch unsere Bibel nennt diese Menschen witzigerweise Toren. Sehr viele tragen ein strafendes Gottesbild in sich. Ein Islamismus-Experte sagte kürzlich, dass ein Problem hinter dem Terror ein angstmachendes Gottesbild ist. Oft stecken dahinter Familienstrukturen, wo der Mann oder Vater Gott spielt und Gewalt in der Familie ausgeübt wird. Wir kennen diese Probleme aus unserer katholischen Geschichte, und z.T. auch Gegenwart. Es ist nicht einfach ein Problem des Koran oder der Bibel, sondern welches Gottesbild, bzw. Menschenbild ich habe. Mehrere atheistische Weltanschauungen haben im letzten Jahrhundert Millionen Tote produziert.

Aus der Bibel kann man auch die schrecklichsten Sachen heraus- oder hineinlesen. Deswegen ist es wichtig, die Kernaussage immer als Vorzeichen für alles zu nehmen: Gott ist die Liebe. Gott will dich, Gott bejaht dich, Gott will ewiges Leben für dich, Halleluja. Und das Hauptgebot, das über alle Moral steht, lautet: Liebe Gott über alles und Deinen Nächsten wie Dich selbst. Und Jesus spricht sogar von der Feindesliebe. Nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern es durch das Gute überwinden. Damit sind wir alle überfordert. Wir tun uns ja schon mit unsympathischen Menschen schwer. Darum ist unser christliches Menschenbild so klasse: Gott liebt uns zuerst! Wenn wir das zulassen, auf diese Liebe eingehen, erfüllt Er mit Seinem Heiligen Geist unser Herz. Wenn wir mit Gott verbunden leben, also soviel wie möglich Beten, in der Bibel lesen werden wir stärker. Bei meinen Krankenbesuchen kann ich das bei einer alten Frau bestaunen: Sie lebt seit vielen Jahren allein, hat ein Wahnsinns-Schicksal und könnte völlig verzweifelt sein. Doch: sie schaut täglich Joyce Meyer im Bibel TV – okay muss man nicht gut finden, ist aber gewiss hilfreicher als das Dschungelcamp- und hat immer die Bibel aufgeschlagen auf dem Tisch. Und sagt: Ohne Gott wär ich am Ende, mit Gott packe ich es. Ich geh immer beglückt und gestärkt von ihr weg und denke: Ja, eine lebendige Gottesbeziehung ist das stärkste Antidepressivum.

Welches Gottesbild tragen wir in uns? Lassen wir es von den Heils-Bildern unserer Bibel erweitern! Da sind mit Gott sogar Zeichen und Wunder möglich. Leider haben viele ein Gottesbild, wo sie Gott ausschließen aus Lebensbereichen. Weil Gott unsere Freiheit respektiert, Er ist die Liebe (!), drängt Er sich dann auch nicht in diesen Bereichen auf. Er ist eben kein Diktator. Nur dummerweise erleben wir dann in diesen Bereichen tatsächlich Gottesferne, also mehr Finsternis als Licht.   Der Denkfehler vieler ist, dass sie auch bei dem Thema Heilung, oft unbewußt ein geschlossenes, oder zumindest ein-, bzw. ausgrenzendes Weltbild haben. Wir Menschen sind mit unserem Körper, unserer Seele unserem Geist eben kein geschlossenes, sondern ein offenes System. Umwelteinflüsse, soziale Einflüsse wie Stress oder Konflikte beeinflussen unseren Körper. Umgekehrt: wenn wir immer wieder in die Atmosphäre Gottes uns begeben, entspannt uns das, stärkt dies unser Immunsystem, unsere Selbstheilungskräfte.

Schließen möchte ich mit einem Jesus-Wort, das für Vinzenz Pallotti ein Lieblingswort war: „Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, ja er wird noch größere vollbringen.“ Geht es Ihnen wie mir? Ich kann das nicht…noch nicht….[/dropdown_box]

Was willst Du? Zurück geben!

18.01.15

Was wollt Ihr? … wie oft dreht Jesus sich um und stellt genau diese Frage!
Beispielsweise in der Begegnung mit dem blinden Bettler Bartimäus. Er schreit hinter Jesus her „Sohn Davids, JESUS, hab Erbarmen mit mir!“ –
– und obwohl Jesus ja ganz offensichtlich sieht, worum es geht, fragt er: „Was soll ich dir tun?“

Die gesamte Predigt als .pdf hier.

Von welchem Geist lassen wir uns treiben?

11.01.15           Jes 42, 5a1-4.2-6 / Mk 1,7-11                               

Wir alle sind betroffen und geschockt durch die Terroranschläge. Das hat weniger mit dem Islam zu tun, sondern mit Hass. Hätten die Menschen wirklich Allah (Gott) in ihrem Herzen, würden sie so etwas nie tun. Doch fragen wir uns für unseren Alltag: von welchem Geist lassen wir uns leiten? [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Denn wir alle kennen ja Ungeister und Abergeister in uns. Rachegefühle, innere Leere und Langeweile, sich hängen lassen und Resignation, Gier, um nur einige zu nennen. Das ist ganz normal und kommt als Versuchungen immer wieder. Darum, wenn wir heute eine Erwachsenentaufe haben und gemeinsam mit unseren Kommunionkindern unser Taufversprechen erneuern, dann heißt die 1. Frage: Widersagt Ihr dem Bösen, um in der Freiheit der Kinder Gottes leben zu können? Ich muss als Mensch ständig dem Bösen widersagen. Viele machen es gläubig so, wenn sie bei sich negative, destruktive Stimmungen und Gedanken feststellen: sie verbinden sich mit Jeus und geben den Befehl: „Im Namen Jesu, weiche. Im Namen Jesu geh!“ Auch viele Psychologen raten ja zum Gedankenstopp, um dann negative Gedanken durch konstruktive zu ersetzen, vielleicht mit einem Leitwort wie: „Schritt für Schritt kann es besser werden.“ Als Gläubige können wir uns mit der Kraft Gottes verbinden.

Mit der Kraft Gottes verbinden: das tun wir, wenn wir ausdrücken wie gleich beim Taufversprechen: „Ich glaube!“ Ja, ich vertraue Dir Gott, trotz schwieriger Umstände. Credo – ich glaube kommt von cor do: „Ich gebe dir mein Herz.“ Davor haben viele Angst. Denken: wenn ich Gott den kleinen Finger gebe, dann will Er die ganze Hand. Nur, dahinter steckt ein negatives Gottesbild. Gott ist Liebe, in Gott ist Freiheit! Daran sind alle Religionen zu messen, ob Christen, Muslime oder andere. Darum kann uns nichts Besseres passieren als uns ganz Gott hinzugeben. Wie soll Gott sich denn um die Baustellen unseres Lebens kümmern können, wenn ich ihm noch nicht mal den kleinen Finger hinhalte?

Taufen kommt von Tauchen: in Gott eintauchen. Ja, und Jesus will uns mit Feuer und Geist taufen. Dies können wir nicht leisten und nicht erzwingen, aber wir können uns dafür öffnen und auf Empfang gehen. Wie es im letzten buch der Bibel heißt: „Ich stehe an deiner Tür und klopfe an. Wenn einer meine Stimme hört und mir öffnet, werde Ich mit ihm oder ihr Mahl halten.“ Egal, ob ein Mensch religiös ist oder nicht: dieses Klopfen an unserer Lebenstür kennen wir alle. Und auch die Stimme, ob als Gewissensstimme oder Stimme eines anderen Menschen oder sonst wie: wenn wir ehrlich sind, kennen wir sie – und nicht ständig dicht machen, uns mit anderen Dingen zu dröhnen oder es gleich wieder verdrängen. Dieses Bibelwort hat eine starke Verheißung: wenn ich mich öffne, wird innerlich Mahl, Kommunion gehalten. Gott will Gemeinschaft und Beziehung mit uns, uns innerlich nähren, trösten und stärken.

Dies alles ist ein dynamischer Prozess, nicht statisch. Viele denken: getauft, gefirmt, abgehakt. Nein, es sind Initiationsriten: Starter für den Glaubensweg. Erstkommunion bedeutet: jetzt geht es mit den Kommunionen erst richtig los. Freitag beim „Heiß beten“ haben wir die Bibelstelle betrachtet, wie König Saulus in prophetische Verzückung geriet und verwandelt wurde. Trotzdem wurde dieser König bald später ein ganz Übler: Durch Konkurrenzdenken, Angst, Neid und Eifersucht wurde er depressiv und gewalttätig. Ja, ein Gesalbter, ein Christ, ein Priester kann ein ganz übler Mensch werden, wenn er sich nicht vom Geist Gottes leiten lässt, sondern den „inneren Dämonen“ Raum gibt. Deswegen ist beständige Tauferneuerung so wichtig…und weil es ein Starter ist, dürfen wir alle gespannt sein, was da an Feuer und Hl. Geist noch vor uns liegt. Bei Jesus ging es nach der Taufe im Jordan ja auch erst richtig los. Und die Stimme Gottes gilt auch uns: „Du bist mein geliebtes Kind.“ Das dürfen wir uns immer wieder zusagen, und nicht nur das, sondern auch: „Du bist mein Freund! Du bist meine Bundespartnerin! Du bist meine Mitarbeiterin! Du bist mein Apostel, mein Bote Gottes in der Welt!“ Taufe bedeutet auch Sendung![/dropdown_box]

Gott spricht mit uns

06.01.15           Eph 3, 2-3a5-6 / Mt 2,1-12              

In der Weihnachtszeit feiern wir das menschgewordene Wort Gottes. Gott ist das Wort (logos – Geist, Sinn), durch das alles geworden ist. In Ihm ist das Leben und das Licht der Menschen.
Die 3 Weisen haben dies Licht gesucht. Stark, wie sie der Sehnsucht ihres Herzens folgen und den Mut haben, aufzubrechen und sich auf einen langen Weg machen.  [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]
Im Wort der hebräischen Bibel wird ihnen gedeutet, dass Bethlehem der richtige Ort ist. Im Traum empfangen sie Weisung, auf einen anderen Weg heimzukehren.

„Weil ihnen im Traum geboten wurde“: wer von uns achtet auf seine, ihre Träume? In der Weihnachtsgeschichte wird auch mehrfach Joseph geschildert, wie er sich von der Stimme Gottes im Traum leiten läßt. Jeder Mensch träumt bis zu 4 mal pro Nacht, uns meistens unbewußt. In den Träumen spiegeln sich meist unsere Gefühle und unser Erlebtes, verbunden mit unseren Ängsten und Sehnsüchten. Traumdeuterei sollte man gewiss nicht übertreiben, aber immer wieder enthalten Träume eine interessante Botschaft. Es macht Sinn, immer wieder auf Empfang zu gehen, also offen in Empfangshaltung zu sein, welche Eindrücke und Impulse ich erhalte. Ja, es macht sogar einen totalen Unterschied: wäre Joseph, wären die Weisen nicht auf die Stimme im Traum eingegangen, wäre die Jesusgeschichte ganz anders verlaufen, ja vielleicht früh beendet gewesen. Was verfehlen wir vielleicht im Leben, weil wir nicht den Mut haben, unseren Träumen zu folgen? Ein toller Leitspruch ist ja: „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum.“

Oft sagen Leute, sie würden gern mal die Stimme Gottes hören…aber sie hören nie etwas. Nun, das große Geschenk, das uns Gott macht, ist Sein Wort, unsere Bibel. Es kommt weniger auf den Buchstaben an, sondern auf den Geist. Und Jesus ist das fleischgewordene Wort. Das wichtigste beim Wort Gottes ist, dass wir es tun, praktizieren. Jemand sagte mal: Erst wenn wir die Basics in der Bibel wirklich praktizieren, spricht Gott weiter zu uns und gibt uns weitere Offenbarungen. Wenn wir sie nicht praktizieren, blockieren wir Seine Stimme.“ Vgl. im Joh-Ev: „Wer die Wahrheit tut, kommt zum Licht.“ Und die Basics sind klar: geh sonntags zum Gottesdienst, bete immer mehr, vergib 7mal 70mal, tu auch deinen Feinden Gutes usw. Je mehr wir dies tun, die ersten Christ*innen feierten übrigens täglich Gottesdienst, merken wir: wir brauchen Gottes Geist und Kraft, um dies wirklich mit Schwung und guter Energie leben zu können. Je mehr wir uns vom Hl. Geist tränken und erfüllen lassen, desto mehr zieht Frieden und Freude in unser Herz, wir werden stärker. Und je mehr wir uns Gott hingeben, Ihm wie die 3 Könige huldigen, desto mehr wird Er uns sich offenbaren. So schreibt Paulus heute in der Lesung: „Durch eine Offenbarung wurde mir das Geheimnis Christi mitgeteilt.“

Wir entscheiden selber, auf welchem Niveau, auf welchem level wir durch unsere Tage gehen. Im Alltagstrott, im Halbdunkel stolpernd, im Klagen über die schwierigen Umstände – oder im Blick nach oben, zu den Sternen, zum Himmel. Die 3 Magier, wie sie im Urtext heißen, ermuntern uns, wirklich aufzubrechen, Gewohntes hinter uns zu lassen, neue Wege zu wagen, auf anderen Wegen heimzugehen….aber nicht einfach nach unserer Lust und Laune, keinen Luftgespinsten, sondern indem wir bei aller Dunkelheit das Licht suchen, vom Wort Gottes uns leiten lassen und der inneren Stimme folgen. Gott schweigt nicht, sondern ist höchste Kommunikation. „Die Seinen hören Seine Stimme!“ Werden wir immer mehr die Seinen.[/dropdown_box]

Sich beschneiden lassen, um mehr Früchte zu bringen

31.12.14           Num 6,22-27 / Lk 2,16-21    

Als ich im inneren Dialog fragte, worüber die Silvesterpredigt gehen soll, kam überraschend das Wort: Beschneidung. Als ich darüber betete, kamen Impulse, was dies heute für uns bedeuten kann. Jesus wurde am 8. Tag beschnitten, die Beschneidung war das Bundeszeichen, das man zu Gott gehört.  [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Schon Propheten im AT weisen darauf hin, dass es nicht auf die äußere Beschneidung ankommt, sondern auf die Beschneidung des Herzens. „Ihr ehrt mich mit den Lippen, doch euer Herz ist weit von mir weg.“ Wie können wir staunen, dass die ersten Christ*innen den Mut hatten, auf die Beschneidung zu verzichten, weil der Neue Bund im Glauben an Jesus Christus und den Empfang des Hl. Geistes gründet. Wir können wirklich staunen, weil wir ja ständig erleben, wie schwer sich mach Christ und oft auch die Kirche tun, etwas Äußeres zu verändern, um das Innere zu beleben. Es geht nie um Reform um der Reform willen, sondern zunächst um Herzensreinigung, innere Umkehr, die sich dann natürlich ins Leben auswirkt. Darum scheitern ja viele Reformen heute. Jesus sagt, dass eine Rebe, die Frucht bringt, gereinigt wird, damit sie noch mehr Frucht bringt. Doch die Rebe lebt aus der engen Verbindung zum Weinstock.

Wir alle haben Pläne und Wünsche zum Neuen Jahr, auch Sorgen und Ängste. Wir sollten die Weisheit lernen, nicht Gott um den Segen für unsere Pläne zu bitten, sondern umgekehrt das tun, was Gott segnet. Deswegen hat es was, alles was man so vorhat, Gott hinzuhalten, dass Er es beschneiden darf. Denn vieles was wir tun ist Zeitverschwendung, auch manche Diskussionen und Streitereien. Beschneidung des Herzens bedeutet, Gott immer neu die Priorität zu geben, unser Herz und unsere Gedanken immer wieder auf Ihn hin auszurichten, ja Ihn mit ganzem Herzen und all meinen Gedanken lieben zu lernen. Ohne Beschneidung kommen wir da nicht weiter: es gibt viel Unkraut bei uns, viel Zerstreuung und Ablenkung. Gottes Plan mit uns, auch für 2015 ist, dass wir viel Frucht bringen. Und wenn wir ehrlich sind, ist das ja auch die Sehnsucht unseres Herzens, dass unser Leben Sinn macht.

Kürzlich hatten wir in der Pallottinsichen Gemeinschaft einen alten Bekannten zu Besuch. Wir ließen ihn ein Bibelwort ziehen. Er zog Mt 28, 19f. Mit dem letzten Wort konnte er viel anfangen, es passt ja auch zum Neuen Jahr: „Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage…“. Den 1. Teil fand er voll schwierig: „Macht alle Menschen zu meinen Jüngern….lehrt sie alles zu befolgen…“. Ich meinte, es ist doch sozusagen der letzte Wille des Jesuskindes, sein letzter Wunsch: könnten wir Ihm doch einen Gefallen tun, und das machen? Lissy nahm ihm die Schwierigkeiten z.T., indem sie betonte: Jünger werden, bedeutet doch Gemeinschaft mit Jesus, also nicht allein durchs Leben zu gehen und immer dazu lernen zu können. Alles befolgen: wo das geschieht, ist doch Frieden. Keine Gewalt, keine Unwahrheit, sogar die Feinde lieben zu lernen… Wär doch toll, auch für den Weltfrieden, wenn es viele echte Bekehrungen gäbe.

Wir spüren, wir brauchen tatsächlich die Beschneidung, nicht äußerlich, sondern am Herzen… Und der letzte Wille Jesu könnte doch ein herausforderndes Motto fürs Neue Jahr sein…gelingen kann dies nur als Jünger, in Gemeinschaft mit Jesus, in der Kraft Seines Geistes. [/dropdown_box]

Fest der Hl. Familie

28.12.14            Kol 3, 12-17 Die Krippe als Familienaufstellung
Lk 2,22.39f. Die Bibel als Familienbuch

Tja, die Krippe ist eine interessante Familienaufstellung. Als Ochs, Esel oder Schaf erkennt man sich schnell mal wieder…noch schneller manchmal andere. Von Maria können wir lernen, alles im Herzen zu bewegen. Von Joseph, auf seine Träume zu achten. Als Mann Verantwortung zu übernehmen, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Was macht den Mann zum Mann? [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Interessant, gerade da hat Joseph nach den Erzählungen der Bibel wenig zu bieten…also Joseph ist spannend für jede Männergruppe. Na, und wie Jesus sollen wir ja mal alle werden, von Ihm sollen wir lernen. Er sagt ja auch: „Wer ist meine Mutter? Wer meine Schwester oder mein Bruder? Wer den Willen meines Vaters tut, der ist für mich Bruder, Schwester und Mutter.“

Im Evangelium wird Jesus Gott geweiht. Das hat zur Folge, dass Gott ihn mit Weisheit erfüllt und Seine Gnade auf Ihm ruht. Ein starkes Bild. Haben wir unser Leben Gott geweiht? Nun, in der Taufe geschieht das eigentlich. Aber im Alltag: lebe ich wirklich Gott-zentriert. Praktisch tue ich es, wenn ich bei allem im inneren Dialog Jesus frage: „Wie siehst Du das? Soll ich das tun? Gefällt Dir das?“ Je mehr wir das praktizieren, desto mehr werden wir staunen, wie wir mit Jesus leben können. So heißt es ja auch in der Lesung: „Alles was Ihr tut in Wort oder Werk, geschehe im Namen Jesu.“ Also ganz einfach bei allem Jesus auf den Lippen tragen. Dann lebe ich godline, in einer anderen Atmosphäre.

Die Lesung gibt uns einen Ratschlag, der uns alle weiter bringen kann: „Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch.“ Das ist weihnachtlich, wo wir ja feiern, dass das göttliche Wort Mensch wird. Holen wir wirklich die Bibel in unseren Alltag. Oft wissen wir nicht, wie wir zu Hause beten sollen: z.B. einfach jeden Tag einen Psalm. Und den Vers, der mich anspricht, mit in den Alltag nehmen und anwenden. Wenn da also steht „jauchzt“, dass ich einfach immer wieder jauchze. Das gibt gute Energie – trotz schwierigster Umstände. Ja, das kann Situationen drehen!

Und z.B. jeden Tag 10 Verse fortlaufend aus einem Evangelium. Toller Vorsatz für das neue Jahr.

Die Bibelverse leben, die ich verstehe, die anderen einfach erstmal stehen lassen. Wir lassen uns den Schatz des Wortes Gottes oft klauen. „Was da alles drin steht – unmöglich.“ Und manch einer der Theologie studiert hat, reduziert die Bibel: das ist ja einfach nur geschrieben, weil…Beispiel Kindermord: ob das so war? Da hat Mt Sachen aus dem Alten Testament zitiert, um zu beweisen, dass Jesus der Messias sei…Hm…Keiner weiß, wie es historisch genau war. Doch Kindermord: geschieht tragischerweise täglich. Und Tyrannen gibt es auch. Mir hilft oft, die Geschichten einfach als Bilder zu nehmen, dann erkenne ich unsere Welt sehr schnell darin….und was Gott mir sagen will.

Beispiel Sündenfall: Gott erlaubt alles, verbietet eines – und genau das tun wir…und schieben dann die Schuld auf andere….geschieht jeden Tag. Die Bibel hat nicht einfach nur einen Wortsinn oder einen geschichtliche Aussage, sondern vor allem einen geistigen Sinn: das bewahrt vor billigen Bibelfundamentalismus. Ja, sie eignet sich als Familienbuch, täglich darin zu lesen. Da stehen so starke Dinger drin wie: „Der nichtgläubige Partner wird durch den gläubigen geheiligt.“ Oder: „Einer trage des anderen Last“…da geht das Familienklima doch gleich aufwärts, wo dies versucht wird. Wir alle kennen Streit, in manchen Familiengeschichten liegen tatsächlich Leichen im Keller, manches wird todgeschwiegen und die Atmosphäre ist leicht verbittert. Die biblische Therapie: vergib deinem Bruder, deiner Schwester nicht 7mal, sondern 7 mal 70 mal….Das Tolle ist, die Bibel kommt weniger moralinsauer rüber, sondern zeigt Wege, wie wir trotz menschlicher Schwächen, trotz Scheitern und Versagen in Gottes Segen kommen können. Indem wir einfach die 1. Predigt Jesu immer wieder anwenden: Kehr um und glaube an das Evangelium!!! Es ist eine gute Nachricht, eine frohe Botschaft – mit Ewigkeitszusage! Wenn biblische Worte bei uns zu Hause Fleisch werden, dann wird der Haussegen gerader. Wir haben die Möglichkeit, mit Konflikten, mit Trauer, mit Krankheiten und Bedrängnissen anders umgehen zu lernen. Weihnachten konkret: Gott wohnt unter uns durch Sein Wort, indem wir es unter uns Fleisch werden lassen.[/dropdown_box]

Gott will Gemeinschaft

24.12.14

Warum ist Gott eigentlich Mensch geworden?

Unser christliches Gottesbild sagt, dass Gott die Liebe ist. Liebe ist nie gern allein, liebt immer ein Du und will zum großen Wir. In der ganzen hebräischen Bibel (AT) kommt dies zum Ausdruck: Ich will euer Gott sein, Ihr mein Volk. Aber das ist oft gescheitert. Die Israeliten kehrten Gott oft den Rücken. Ein Theologe drückt es treffend so aus: Gott will Gemeinschaft, die Menschen wollen Gesetze und Rituale….
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Wie sieht es bei uns aus? Pflegen wir wirklich Gemeinschaft mit Gott? Wie oft kommunizieren wir wirklich mit Ihm? Wie tief lieben wir Ihn?

Dann kommt Gott in Jesus, sozusagen auf Augenhöhe. Doch es heißt: Das Licht kam in die Finsternis, doch die Finsternis hat es nicht ergriffen. Er kam in Sein Eigentum, aber die Seinen nahmen Ihn nicht auf. Hui – wie sieht es bei uns aus? Haben wir Ihn wirklich aufgenommen? Fühlt sich Jesus unter uns wohl? Nehme ich wirklich Seinen Geist immer neu auf? Oder ignoriere ich Ihn? Blockiere Ihn?

Gestern erlebte ich die groteske Situation: Ein Mensch, der nicht an Gott glaubt, hielt sich die Ohren zu, als ich betete…Lustig: vor was hat er Angst? Das erlebe ich wiederholt, wie Atheisten oder Agnostiker sich weigern, sich auf eine spirituelle Erfahrung einzulassen. Vielleicht denken sie, dann müsste sich was in ihrem Leben ändern. Nun, mit Jesus ändert sich tatsächlich etwas, und zwar in einer guten Richtung. Wenn ich Ihn in mir leben lasse, dann ziehen mit Ihm Frieden und Freude und eine ganz neue Energie ein. Allen, die dies Erfahrung noch nicht kennen, kann man nur ermuntern: Probiere es doch aus, nicht einmal, sondern immer wieder und immer weiter.

Das Weihnachtsevangelium nach Joh, 1 verheißt: „Allen die Ihn aufnehmen gibt Er Vollmacht….die nicht aus dem Fleisch, sondern aus Gott geboren sind…“ Dies ist ein Prozess. Das wir immer gott-voller werden. Jesus drückt es deutlich aus: „Wer in Ihm bleibt und in wem Er bleibt, bringt reiche Frucht.“ Dieses dran bleiben ist wichtig.

 Darin sind Maria und Joseph Vor-Bilder. Trotz schwieriger Umstände bleiben sie dran. Trotz der erfolglosen Herbergssuche, trotz der notwendigen Flucht nach Ägypten ins Asyl….so kann aus Unheilsgeschichte Heilsgeschichte werden.

 Für uns heißt das: immer wieder die Verbindung zu Gott aktivieren, godline gehen. Nicht auf die schwierigen Umstände starren, sondern auf Jesus schauen. Mit Jesus in mir bin ich nie allein…und werde immer stärker. …wenn ich Ihn wachsen lasse.[/dropdown_box]

Aus der Statio der Christmette:

Weihnachten 2014 – wir sind immer noch Weltmeister.
Weihnachten 2014 – diesmal ohne Bischof in Berlin – geht irgendwie auch. Aber auf den aktuellen Papst wollen wir nicht verzichten. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]
Weihnachten 2014 – die SPD ist wirklich noch eine Volkspartei. 2 Volksvertreter im Untersuchungsausschuss: beim einen fand man Drogen, der andere wird mit Kinderporno in Verbindung gebracht. Interessant: bei keiner Partei kam Schadenfreude auf. Es sitzen wohl wirklich Volksvertreter im Bundestag.
Weihnachten 2014 – beim FC Union in Köpenick haben wieder 27.500 Menschen Weihnachtslieder gesungen. Mehr als bei Pegida. Es geht doch. Wir singen jetzt jeden Montag Weihnachtslieder.
Weihnachten 2014 – Herbergssuche. Zu Frank Zanders Fest der Obdachlosen kamen 2.700 Personen ins Hotel Estrel.
Weihnachten 2014 – der Rubel fällt. Ja, wohl zuviel Krimsekt getrunken.
Weihnachten 2014 – in Bethlehem ist kein richtiger Friede, in Jerusalem auf dem Tempelberg auch nicht.
Weihnachten 2014 – diesmal ohne Udo Jürgens und Joe Cocker. Zum Trost: morgen tritt Udo Jürgens nochmal mit Helene Fischer im ZDF auf. Die Sendung wurde vor seinem Sterben aufgenommen.
Weihnachten 2014 – wissen Sie, wieviel Bundeswehrsoldaten nach einem Auslandseinsatz posttraumatische Belastungsstörungen haben und wie viele Selbstmord begehen? Die Bundeswehr weiß es auch nicht.
Weihnachten 2014 – im Mittelmehr sterben immer weiter Flüchtlinge.
Weihnachten 2014 – der Papst, selber 78 Jahre alt, diagnostiziert bei vielen Mitarbeitenden im Vatikan geistlichen Alzheimer.
Weihnachten 2014 – es war in Deutschland der größte Kaufrausch der letzten Jahre. Auch Nichtgläubige beteiligen sich rege am Weihnachtsgeschäft. Warum bekommen wir als Kirche eigentlich nicht Prozente? Schließlich haben wir das Urheberrecht.
Weihnachten 2014 – freuen wir uns doch einfach, dass Jesus auch heute unter uns ist. Halleluja. [/dropdown_box]

Die Freude an Gott ist unsere Kraft 

14.12.14            1 Thess 5,16-24   /  Joh 1,6-8.19-28

Johannes weiß, wer er ist und wer er nicht ist. Er ist der Rufer in der Wüste, aber nicht der Erlöser. Auch für uns ist gut, wenn wir wissen, wer wir sind und wer wir nicht sind. Ich bin nicht nur ein höher entwickeltes Tier, das bin ich auch, aber ich bin auch ein Kind Gottes….und ich sage auch gern: ein Gottesfreund. Persönlich gern: ein Gottes Clown.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Bei Jesus fällt auf, dass Er eine klare Identität hatte. Er wußte, wozu Er gekommen ist. Z.B. sagt Er: um zu retten, nicht um zu richten. Und passend heute zum 3. Advent – Gaudete – Freuet euch: „Ich bin gekommen, damit meine Freude in euch sei und damit eure Freude vollkommen wird.“ Jesus will, dass wir vollkommene Freude haben – puh. Wenn der meinen Arbeitskollegen hätte, meinen Chef, meine Zahnschmerzen, meine Sorgen…wie soll ich mich da freuen?

Genau darum geht es: wir sollen lernen, uns in und an Gott zu freuen. Hm, die meisten finden Gott eher langweilig…wenn es Ihn überhaupt gibt… Tja, wie kommen wir zu dieser Freude? Die Bibel enthält klare Ratschläge, ja direkte Anweisungen: „Freue dich im Herrn zu aller Zeit.“. Diesen Aufruf schreibt Paulus, als er im Gefängnis sitzt. Normalerweise kein Ort großer Freude. Es wird einmal berichtet, wie er im Knast um Mitternacht singt und Gott preist. Also ich hätte eher geklagt und gezweifelt. Doch genau darum geht es, diese paradoxen Interventionen einfach mal auszuprobieren, Gott sozusagen zu testen. „Werf deine Sorgen auf Gott, damit Er für dich sorgen kann!“

Der Hl. Franziskus wurde Bruder Immerfroh genannt. Als er den Sonnengesang schrieb, war er blind und von den eigenen Mitbrüdern als Oberer abgelehnt worden. Trotzdem kann er singen von Schwester Sonne und Bruder Mond und nennt sogar den Tod „Br. Tod“. D.h. er hat sich mit dem letzten Feind, der besiegt werden wird laut Bibel, dem Tod schon angefreundet. Er starb mit Mitte 40. Einmal sagte er über die wahre Freude, sie sei nicht das, worüber wir uns so alles freuen, sondern „wenn wir abends müde an einem Kloster anklopfen und man uns verjagt mit den Worten „wir seien Betrüger und Diebe“, dann wäre das die wahre Freude.“ Ist der gute sadomaso drauf? Na, er will vielmehr zeigen, die wahre Freude macht sich eben nicht von äußeren Umständen abhängig, sondern kommt von innen, von Gott.

Der Hl. Thomas Morus hat ein starkes Gebet um Humor. Er bittet, „dass er sich nicht allzuviel Sorgen mache um dieses sich ausbreitende Etwas, das sich Ich nennt.“ Dieser Ehemann und Familienvater saß im Gefängnis und wurde zu Tode verurteilt. Es ist glaubwürdig überliefert, dass er mit Humor zum Fallbeil schritt: „Helfen Sie mir bitte rauf, runter komm ich schon alleine. Und meinen schönen Bart, den ich mir im Gefängnis wachsen ließ, können wir den beim Fallbeil zur Seite legen, denn er hat ja keinen Hochverrat begangen.“ So kann nur jemand reagieren, der innerlich frei ist, der aus einer anderen Kraft lebt.

Lebensfreude ersehen wir alle. Viele suchen sie in Inhalten, die langfristig mich nicht ausfüllen und glücklich machen, sondern eher abhängig und launisch. Der Hl. Geist wird der Tröster und Beistand genannt, salben wir uns immer wieder mit diesem Öl der Freude. In einem Psalm heißt es: „Du umhüllst mich in Jubel.“. Steigen wir immer wieder in diese Heils-Bilder ein, sie werden uns positiv verändern. Schauen wir nicht nur auf die Probleme und Defizite, dann erstarren wir wie das Kaninchen vor der Schlange, sondern richten wir immer wieder unseren Fokus auf Gott. In Gott ist Liebe, Barmherzigkeit, Frieden. Die Freude an Gott ist unsere Kraft. Die Bibel verheißt nicht, dass wir keine Probleme hätten, im Gegenteil sie beschreibt sie sehr realistisch. Die Bibel verheißt uns, dass wir mit Gott eine Kraft bekommen, hindurch zu gehen. Darum: Gaudete – Freuet euch!!!

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Wach sein gegen Versuchungen 

30.11.14            Mk 13, 24-37                       

Die Botschaft Jesu ist klar: Seid wachsam. Er spricht von großer Not, Vergänglichkeiten und Erschütterungen –alles, was wir aus dem Leben und den Nachrichten kennen, und fordert auf: seid wachsam. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Advent heißt Ankunft, und meint nicht nur die Ankunft Jesu damals, sondern auch seine Wiederkunft. Aber keiner kennt die Stunde. Also wenn da jemand mit irgendwelchen angeblichen Offenbarungen über die Endzeit um die Ecke kommt: Vorsicht, Zurückhaltung.

Einmal drückt Jesus es auch so aus: „Wacht und betet, damit Ihr nicht in Versuchung geratet….“Der Advent ist eine Zeit voller Versuchungen: Besorgungen, Hektik, Kaufrausch, Enttäuschungen usw.

Wir können staunen, dass unser aktueller Papst unverblümt den Versucher auch beim Namen nennt. Ja, es gibt den Gegenspieler. Bei allem Missbrauch, der mit ihm betrieben wurde, das was gemeint ist, erlebt jede und jeder, ob man gläubig ist oder nicht. Wenn wir die biblischen Namen als Bilder nehmen, entdecken wir schnell die Weisheit dahinter. Es ist der diabolos: der Durcheinanderwerfer. Na, das erlebe ich jeden Tag: Dinge, die mich durcheinander bringen. Der Ankläger: wir treffen ständig auf Leute, die klagen, andere anklagen, und viele machen sich selber ständig fertig.

Es ist der Vater der Lüge: wir treffen ständig auf Halbwahrheiten…und spüren auch bei uns, wo wir nicht stimmig sind. Ja, und es ist der Räuber: wir wissen, was uns Zeit, Energie, die gute Laune usw raubt.

Jedem Tag begegnen wir diesem Versucher: er greift an über unsere Gedanken und sät Zweifel und Verzagtheit ins Herz, z.B.: „Warum immer ich? Das wird sowie nix. Ich habe keine Lust mehr.“ Ja, und er greift an über die Angst: Angst ist negativer Glaube! Ich stelle mir etwas vor, wie es schief gehen kann.

All diese Dinge sind normal und alltäglich. Unser Glaube bietet uns eine wunderbare Chance, wie wir Versuchungen überwinden können. Wenn ich mit eigener Anstrengung und Mühe kämpfe, wird es krampfig und oft verliere ich. Papst Franziskus sagt: „Der Teufel ist der beste Theologe“, und meint damit, er ist intelligenter als wir. Darum gilt es, sich mit Gott zu verbinden, eine klare Willens-Entscheidung zu fällen. Wenn ich die Versuchung erkenne und durchschaue kann ich einen klaren Befehl geben: „Weiche!“ und im Gebet den Hl. Geist einladen, mir zu helfen. Mit Ihm bin ich immer stärker, ohne Ihn schwächer. Sobald ich intensiv bete, werde ich stärker!

Das gilt auch für die todernste Situation auf dem Kranken- oder Sterbebett. Es ist ein Unterschied, ob jemand in Traurigkeit verkrampft oder auf Gott hin loslassen lernt. Spirituelle christliche Heiler*innen sehen den Tod immer als Möglichkeit endgültiger Heilung und die Heilung der Ur-Beziehung zu Gott als die Grundlage aller Heilung.

Der Advent ist eine Zeit der Umkehr und Erneuerung: jeden Tag bieten sich unzählige Gelegenheiten, dies zu trainieren und zu üben. Ich spüre eine Versuchung und kehre zu Gott um! Mit meinem Herzen, mit meinen Gedanken! Wenn ich z.B. einen unseligen Streit erlebe, kann ich mich schnell fragen: wer hat ein Interesse, uns auseinander zu dividieren? Es ist nicht der Hl. Geist! So wichtig klärende Gespräche sind und konstruktive Kritik….wenn es destruktiv wird, zieht sich der Hl. Geist zurück und wir geben dem Gegenspieler Raum. Darum: seien wir wach! Kehren wir immer neu um! Wenn dies zu einer Grundübung und Grundhaltung wird, wird es unser Leben elementar verbessern.  [/dropdown_box]

Ein Königreich der anderen Art

23.11.14            Ez 34, 11-12.15-17 / Ev Mt 25, 31-46                

Ein König lebt in einem Palast und trägt eine goldene Krone…Jesus kam in einen Stall auf die Welt, hatte in seinem öffentlichen Leben keinen Platz, wo Er sein Haupt hinlegen konnte und trug nur eine Dornenkrone. Jesus ist anders….einige Vertreter der Kirche leben dagegen wirklich wie Fürsten.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Als Israel einen König wollte, weil alle anderen einen hatten (die typische menschliche Schwäche: alle haben das, na dann muss ich es auch haben), war Gott dagegen: Ich bin doch Euer König! Ihr braucht keinen. Er wird Euch ausbeuten. Und das AT erzählt die satirische Geschichte, wie die Bäume einen König wollen. Doch jeder sagt wie der Olivenbaum: Ich will euch lieber weiter meine Früchte geben als das ich größer werde als Ihr und über Euch hin und her wedele und Ihr Euch vor mir verneigen müsst. Dann wählten sie den Dornenstrauch zu ihrem König…und der hatte mit seinen Dornen Spaß daran.

Ja, die Bibel ist sehr autoritätskritisch Menschen gegenüber, Jesus sagt: „Nur einer ist Euer Herr, Ihr alle aber seid Schwestern und Brüder.“ Jesus, der Gottessohn, nennt sich am liebsten der Menschensohn. Darin drückt Er seine volle Solidarität mit uns aus. Und heute im Evangelium identifiziert Er sich klar mit den Obdachlosen, Gefangenen und Fremden. Übrigens in unserer Kirche hat jede und jeder königliche Würde, denn in der Taufe werden wir auch zu Königen gesalbt.

 Wollen wir Jesus als unseren König annehmen? Immer wieder ertappe ich mich, wie egozentrisch ich leben kann, und eben nicht christozentrisch. Christozentrisch würde bedeuten: Jesus sitzt in mir auf dem Thron. Wie kann ich das konkret gestalten? Mir hilft da, Jesus wirklich als Freund zu sehen, wie Er selber es ja auch ausdrückt. Persönlich fremdle ich eher mit dem Königsbild. Und Ihn ständig zu fragen: „Wie siehst Du das? Soll ich das machen?“ Wir können staunen, wieviel Impulse wir dann empfangen. Teresa von Avila spricht vom Großen Gespräch, das sie mit Jesus tagaus tagein führt – nach ihrer Bekehrung nach 20 Jahren Ordensleben im Kloster übrigens. Papst Franziskus meint, wir können als Christen, selbst wenn wir jeden Sonntag in die Kirche gehen, dennoch „heidnisch“ leben. Da Jesus durch den Glauben und Seinen Geist ja auch in uns wohnen will, wenn wir Ihn nicht vertreiben, sondern immer neu einladen, frage ich Ihn auch oft: „Sollen „wir“ das machen?“ Das wird sehr persönlich, vor allem wenn ich Ihn abends frage: „Wie ging`s Dir heute eigentlich mit mir, bzw. bei mir?“ Praktizieren Sie das. Sie werden Antworten erhalten. Der innere Dialog wir d sehr fließend. Und ob er echt ist, merken Sie daran, wie konstruktiv alltagstauglich das Ganze wird.

Heute morgen, im Bett noch, habe ich übrigens Maria gefragt – wir sind ja katholisch, da darf ich auch Maria ansprechen:“ Christkönig: wie siehst Du das eigentlich?“ Ich hatte die Frage noch nicht zu Ende, da schoss die Antwort durch meinen Kopf: „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“ So hat Maria ja bekanntlich im Magnifikat gebetet. Ich war baff, ja wie heute im Evangelium: „Er“ begegnet uns in den Niedrigen, den Hungrigen, Obdachlosen und Fremden. Sie haben königliche Würde. [/dropdown_box]

Wachse mit deinen Talenten

16.11.14            1 Thess 5,1-6 / Mt 25,14-30     

Reich Gottes Gleichnisse sind fast immer Wachstums-Gleichnisse. Das Gleichnis mit den Talenten könnte man ohne Reich Gottes leicht kapitalistisch missverstehen. „Wer hat, dem wird gegeben.“ Was meint Reich Gottes? Dass Gottes Willen wirklich geschehen darf, wie wir beten: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.“[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Also hier schon auf Erden: göttliche Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Frieden usw.

Jede und jeder hat Talente. Manche sehen die nicht, andere verstecken sie, oder wie im Gleichnis vergraben sie aus Angst. Kein Wunder, wenn solche Menschen heulen und mit den Zähnen knirschen.

Jesus will, dass wir unsere Talente einsetzen…und dass sie mehr werden. So wär toll, wenn alle heute nach dem Gottesdienst neue Lust auf „mehr“ bekommen. Ein großer Fehler von uns aktiven Christ*innen ist, dass wir denken: das, was wir von Gott kennen, das sei es schon. Nein, es gibt immer „mehr“. Gott ist unendlich, das Geheimnis des Lebens. Die Gottes-Erkenntnis ist eine eigene Gabe des Hl. Geistes. Erkennen und Lieben sind in der hebräischen Sprache das gleiche Wort. Wenn ich Gott liebe, werde ich Ihn immer mehr entdecken. Und wen ich liebe, für die Person hab ich Zeit…und bin auch bereit, „Opfer“ zu bringen.

Ein Talent, was jeder hat, ist die Möglichkeit, zu zuhören, jemanden mein Ohr zu schenken. In der aktuellen Diskussion über den Umgang mit Alter, Gebrechen und Tod sagte kürzlich ein Palliativ-Mediziner: was die Menschen in dieser Phase am meisten brauchen ist jemand, der ihnen zuhört.

Gaben sind uns gegeben, damit sie anderen nutzen, sagt Paulus. Eine Begabung, z.B. Musik, wird dann zu einem Charisma, einer Geistesgabe, wenn ich sie für das Reich Gottes einsetze und sie Früchte bringt.

Ja, und es gibt auch übernatürliche Gaben: wie z.B. Glaubenskraft: ein Glaube, der wirklich etwas bewegt, einen Berg versetzen kann. Je mehr wir üben, mit und aus dem Hl. Geist zu leben, desto mehr Wirkkraft werden wir bekommen. Indem wir unsere bisherigen Gaben einsetzen und trainieren, desto mehr neue werden sich zeigen. Jesus will nach diesem Gleichnis, dass wir überfließend werden, an Seiner Freude teilhaben. Wenn wir uns im Kleinen treu erweisen, kann Er uns größere Aufgaben anvertrauen. Jesus will mit uns Reich Gottes für diese Welt gestalten! [/dropdown_box]

Tempelreinigung heute

09.11.14            1 Kor 3,9c-11.16f / Joh 2, 13-22    

Ein geschichtsträchtiges Datum. In der Reichspogromnacht wurden die Synagogen angezündet und kurze Zeit später die lebendigen Steine, die Juden vergast. Vielleicht gibt es ja einen geistigen Zusammenhang, dass 51 Jahre nach dieser schweren Schuld das Leid des geteilten Landes wie durch ein Wunder aufgehoben wurde und die Mauer aufging. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Ich erklär dies Phänomen immer selbstironisch damit, dass am 9.11. 89 ich in Jerusalem an der Klagemauer gebetet habe…im Ernst: als ich am nächsten Tag von der Öffnung in einer israelischen Zeitung las, konnte ich es gar nicht glauben und dachte: so schlecht kann mein Englisch doch auch wiederum nicht sein….

Am heutigen Sonntag sind die Bibeltexte von der Weihe der Lateranbasilika, und sie betonen, dass wir mit unserem eigenen Körper ein Tempel des Hl. Geistes sind. Was bedeutet Tempelreinigung für uns? Unsere Kirche muss gewiss geläutert werden von zuviel Bürokratie. Manche sprechen auch von einem ekklesialen Atheismus: die Kirche als ein Betrieb, in der es zwar um Gott geht, aber Gott praktisch kaum eine Rolle spielt.

Die Kirche soll ein Haus des Gebetes für alle Völker sein. Manche tun sich schwer, wenn Kunst in der Kirche gezeigt wird, fair gehandelte missio-Produkte verkauft werden oder Kinder laut sind. Andere betonen, dass gerade Kunst den Horizont erweitert und das Leben oft transzendiert, dass fair gehandelte Produkte ein klares soziales Zeichen sind und wir froh über unsere Kinder sein können – und wenn es mal wirklich zu laut ist, kann man bei uns ja leicht von der Christophorus-Kapelle aus alles sehen und hören.   Mir fällt auf, wie oft Menschen, wenn unsere Kirche offen ist, z.B. über den Seiteneingang Hausnr. 4, sie für ein stilles Gebet nutzen und gern eine Kerze anzünden. Wir können nur ermuntern, sofern man kann, zu unseren Gebetszeiten am Morgen, am Mittag oder Abend zu kommen, oder zur Meditation oder dem Rosenkranz.

Dass wir mit unserem Körper ein Tempel des Hl. Geistes sind, ist eine starke Aussage und kann unser Körpergefühl positiv bereichern. Wie Paulus sagt: Der äußere Mensch wird aufgerieben, aber der innere kann täglich erneuert werden. Sexualität ist gottgegeben, ohne Sex gäbe es uns gar nicht. Halleluja. Gleichzeitig können wir durch falsches Denken, falsche Haltungen den Hl. Geist in uns dämpfen oder blockieren, ja sogar vertreiben. Im Umgang mit seiner Sexualität kann man sich selber schaden und andere verletzen. Der Hl. Geist zieht sich von uns zurück, wenn wir nicht mit Ihm leben. Er will uns als Partner und respektiert unsere Freiheit. Darum gilt es, ständig sich zu läutern: das fängt mit meinem Denken an: dass ich Gottes Gedanken denken lerne, z.B. durch das Lesen und Wiederholen biblischer Weisheiten. Das verändert auch mein Sprechen. Wenn jemand ständig nörgelt und schimpft, ist das nicht vom Hl. Geist. Oder schlecht über andere redet. Der Hl. Geist will aufbauen, trösten und weiterführen. In Ihm ist Frieden und Freude. Darum lohnt es sich, ständig um sein Kommen und Wirken zu beten.

Jetzt im Oktober hatte ich zweimal die Möglichkeit, mit Lissy von unserer Pallottinischen Gemeinschaft zusammen Orte zu erleben, wo „Jesus zuerst“ praktiziert wird. An beiden Orten sind jeweils eine Familie das gündende Element gewesen. Und in beiden Familien fiel uns dies „Jesus zuerst“ massiv auf. Wir verstanden die Aussage Jesu klarer, dass wir Ihn mehr lieben sollen als unseren Partner, unser Kind oder unsere Eltern. D.h. wir erlebten, wie in den kleinen und großen Fragen des Alltags gefragt wurde: „Was möchtest Du Jesus? Soll ich das so machen? Wie geht es Dir damit?“ Und sie fällten ihre Entscheidungen im inneren Hören auf die Eindrücke und Impulse des Geistes Jesu in ihnen. Bemerkenswert: dieses „Jesus zuerst“ klärt die Beziehung zum Partner, zum Kind usw. Ja, wir konnten sehen, was mit Hauskirche auch gemeint sein kann.

Die 1. Predigt Jesu: „Kehr um und glaub an das Evangelium“ ist eine tägliche Einladung! So läutern und reinigen wir den Tempel Gottes. Zu diesem Tempel als Gebets-Haus für alle Völker gehört die ganze Erde. Vom Umweltschutz bis zur gerechteren Politik, dem Frieden stiften im Kleinen wie im Großen gehört alles dazu! Möchtest Du ein noch lebendiger Stein darin werden? Dann erlaube dem Hl. Geist, dass er Deinen Stein bearbeiten polieren darf, auch seine Spitzen und Löcher, damit Du immer besser mit vielen anderen Steinen zusammen passt. Dann lade viele andere Steine ein, dieses geistige Haus gemeinsam durch Gottes Geist bauen zu lassen. Wenn wir es alleine bauen, ist es umsonst! Gott ist der Baumeister.[/dropdown_box]

„Wandle vor mir und sei ganz“

01.11.14            1 Joh 3,1-3  /   Mt 5, 1-12

So spricht Gott zu Abraham. Ganze, heile Menschen werden. Also nicht nur älter…und vielleicht bitterer, frustrierter, sondern wirklich heil-iger. Das ist unser „Jünger-Werden-Programm“. „Ganz ganz“ sozusagen, würde Johannes Hartl sagen.[dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Wie geht das? Zunächst, dass wir uns bewußt werden, wer wir mit und vor Gott sind: „Kinder Gottes“, sagt die Lesung. Und fügt hinzu: die Welt erkennt uns nicht. Ich möchte hinzufügen: wir auch oft nicht. Wir sind nicht nur Bio-Chemie, nicht nur ein höher entwickeltes Tier – das sind wir alles auch: wir sind Kinder Gottes. Unser Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes: das gibt uns ein ganz anderes Körpergefühl…und wenn wir dies immer wieder bekennen, stärkt dies auch unsere Abwehrkräfte!

Es ist wirklich heilsam, sich die Aussagen der Bibel, wer wir in Gott sind, immer wieder zu sagen: Freund, Mitarbeiter Gottes, Bundespartner.

Ja, und die Seligpreisungen zeigen uns einen Weg, einige Beispiele:

arm sein vor Gott: also sich nicht auf seine eigenen Leistungen berufen, sondern zugeben, dass wir Gott brauchen.

Keine Gewalt! Die Gewalttätigen erben tatsächlich das Land nicht, sondern es zerfällt: nach 12 Jahren, nach 40 Jahren je nachdem. Wir sind der drittgrößte Waffenexporteur. In den weltweiten Konflikten sind z.T auch unsere Waffen im Einsatz….und wir verdienen daran! Und wir wundern uns, wenn wir Waffen exportieren, dass wir dann Menschen als Flüchtlinge importieren. Wer weise ist, erkennt den Bumerang-Effekt. Jeder Flüchtling zeigt uns, dass wir in einer gemeinsamen Welt leben! Wenn wir bei uns Gruppen durch unsere Räume führen, weil sie sich für unsere Arbeit interessieren, und es sind Muslime dabei: wie schnell interessieren sie sich tiefer für uns, wenn sie mitbekommen, dass wir z.Zt. ein somalisches muslimisches Ehepaar bei uns im Kirchen-Asyl haben.

Ein reines Herz schaut Gott! Fragen wir uns und andere, die mit der Gotteserkenntnis ihre Probleme haben: wie lauter ist mein Herz? Von was muss ich es reinigen, damit ich Gott tiefer entdecken kann?

Die Friedensstifter*innen sind die wahren Kinder Gottes! In den kleinen und großen Konflikten unseres Lebens. In unseren Familien, am Arbeitsplatz, in der Weltpolitik. Wir spüren schnell, ob jemand Frieden stiftet oder Streit, Spaltung, Parteiungen. Jesus ist unser Friede: je mehr wir ihn in unser Herz lassen, desto friedvoller werden wir.

Tja und dann spricht Jesus von Beschimpfung und Verfolgung und Verleumdung – um seinetwillen. Christ*innen sind weltweit die am meisten verfolgten Menschen. Wir bekommen schon Probleme, wenn wir belächelt oder vielleicht mal gemobbt werden. Jesus sagt nicht: dann seid still, zieht euch zurück, leckt eure Wunden. Oder: dann zweifelt und klagt und schimpft. Er sagt: freut euch und jubelt! Auch das können wir nicht aus eigener Kraft: wir brauchen seinen Tröster und Beistand. Die Heiligung ist ein Partnerschaftsprogramm mit Gott: nur zusammen wird das was. Wir schaffen es nicht ohne Gott. Aber Gott macht es auch nicht ohne oder gegen uns, wir müssen es schon wollen und uns auf Ihn tiefer einlassen.

Darum zum Schluss die Seligpreisung, die für Allerseelen schon passt und überhaupt für den November: „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“ Gott will, dass wir getröstet werden!!! Aber steh zu deiner Trauer, lass sie zu. Suche keinen falschen Trost. Viele überspielen die Trauer oder verdrängen sie. Statt aufmunternder Mittelchen bietet Gott uns die nüchterne Trunkenheit des Hl. Geistes an! Er ist der wahre Tröster. Lebe mit Ihm, sprech mit Ihm, spiel mit Ihm, hör auf Ihn, lass dich von Ihm inspirieren und leiten….und Du wirst wirklich ganz und heil.[/dropdown_box]

Verkündigung mit Macht und Hl. Geist und voller Gewissheit

19.10.14            Mt 22, 15-21  / 1 Thess 1,1-5b
„Das Werk eures Glaubens, die Opferbereitschaft eurer Liebe, die Standhaftigkeit eurer Hoffnung“                                                

Unser menschliches Leben ist voller Bedrängnisse. Aktuell ganz grausam: Ebola, Terror und Krieg und die Flüchtlingsdramen. Jesus im Evangelium wird eine Falle gestellt, mit der er später bei seiner Verhaftung konfrontiert wird. Paulus erlebt ständig Widerstände bis hin zu Misshandlungen. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Wir kennen Krankheiten, zwischenmenschliche Konflikte, Stress. Und mit dem Glauben? Wir tun uns oft schwer mit der Kirche oder der Gemeinde, haben unsere Fragen und Zweifel. Wir tun uns schwer mit der Weitergabe unseres Glaubens: Wie glaubwürdig von Gott erzählen. Kirchliche Angebote sind oft Bildungsangebote. Christen streiten oft über die richtige Lehre. Katholiken in Deutschland oft über Strukturen und wir in St. Christophorus….? Mir sagte mal ein Friedensforscher: Worüber streitet Ihr euch? An der Wichtigkeit des Themas kann man ablesen, auch welchem Niveau einer lebt.

Paulus beton heute, das Evangelium wird nicht nur mit Worten verkündet, sondern auch mit Macht und mit dem Hl. Geist und mit voller Gewissheit. Hui – das ist ein Hammer!

Volle Gewissheit – wo wir doch oft voller Zweifel sind. Je mehr positive Erfahrungen du mit Gott machst, desto stärker wird dein Glaube. Paulus spricht vom Werk eures Glaubens. Glauben ist auch ein aktives Tun, eine Entscheidung; ich will, trotz widriger Umstände, auf Gott vertrauen. Hab doch einfach mal einen Vertrauensvorschuss Gott gegenüber.

Verkündigung mit Macht: bei Jesus fällt auf, dass bei ihm immer auch Kranke geheilt wurden. Das waren keine Stammtischdialoge oder Kamingespräche, keine talkshow oder ein philosophisches Quartett: Jesus ging es um das Leben. Um positive Veränderung des Lebens. Paulus betont an anderer Stelle, unser Glaube soll sich nicht auf menschliche Weisheit stützen, sondern auf den Erweis von Geist und Kraft. Wir können z.B. beim Beten schnell spüren: Meditiert da einer nur vor sich hin oder rattert irgendwelche Gebete runter, oder betet jemand mit einer Intensität und Vollmacht, die etwas bewirkt.

Mit heiligem Geist: Ja, der Hl. Geist ist der Partner für unser Leben, der Beistand und Tröster. Mit Ihm wird unser christliches Leben frisch und bekommt drive. Das befähigt uns von innen zu einer opferbereiten Liebe und einer standhaften Hoffnung – inmitten schwieriger Umstände. Wir begegnen im Alltag ständig Hindernissen. Wenn wir lernen, mit dem Hl. Geist zu kooperieren, wächst uns die Kraft, hindurch zu kommen. Dann werden wir immer mehr auch für andere zu glaubwürdigen Zeugen unseres Glaubens. Keine Theoretiker, sondern wie ein Paulus Beispiel und Vorbild für andere. Worte sind bekanntlich Schall, doch Vorbilder reißen mit. [/dropdown_box]

Es lohnt sich, göttliche Einladungen anzunehmen

12.10.14            Phil 4,12-14.19-20 / Mt 22, 1-10                                                        

Verrückt: Es wird zur Hochzeit geladen – und keinen interessiert es.

Nun: das Bild der Hochzeit zeigt, dass Gott Liebe ist. Mehr noch, wie die Mystiker*innen betonen: Gott will mit uns die innere Vereinigung. Vinzenz Pallotti konnte den Tag nennen, als er das erlebt hatte. [dropdown_box show_more=“Weiterlesen“ show_less=“Text einklappen“ start=“hide“]

Ja, es sind schon interessante Ausreden, nicht zur „Hochzeit mit Gott“ zu kommen. Welche kennen wir – bei uns, bei anderen?

Oder wenn wir die Diener wären, die die anderen einladen sollen – wie geht es uns damit? Eigentlich sind wir alle ja aufgefordert, andere zur „Hochzeit mit Gott“ einzuladen. Wie geht es uns damit – gerade auch wenn wir auf Desinteresse, Entschuldigungen stoßen…na, misshandelt wie im Evangelium werden wir bei uns ja nicht, höchstens belächelt oder ein bisschen gemobbt.

 Paulus in der Lesung ist ein Super-Parade-Beispiel: Er hat die Liebe Gottes erfahren: die hat ihn umgehauen, sogar erstmal blind gemacht….wie frische Liebe auch erst mal blind machen kann. Dann wurde aus diesem Misshandler der ersten Christen ein Wahnsinns-Diener, der keine Mühe gescheut hat, keinen Ärger, keine Bedrängnis, keinen Widerstand und heute in der Lesung bekennt: „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt.“ Übrigens schreibt Paulus diesen Brief im Gefängnis. Er ist wirklich in Gott verliebt und Gott hingegeben, denn im gleichen Brief schreibt er ja: „Freut euch im Herrn zu jederzeit.“ Als er mal mit Silas im Gefängnis war, fingen sie an, Loblieder auf Gott zu singen. Was hätten wir in der Situation gemacht? Ich hätte wohl eher gehadert, gezweifelt, geschimpft…Tja, Paulus ist weiter, er bezeugt: „Nicht mehr ich lebe (mein Ego), sondern Christus lebt in mir.“

Hochzeit, Liebe: das kann unser Gottesbild revolutionär verändern! Erneuern wir unseren Taufbund, Liebesbund mit Gott, jetzt, jeden Tag…bis wir auch bezeugen können: „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt.“ [/dropdown_box]