„Gibt es jemanden in diesem Raum, der zufällig Farsi spricht?“, die Moderatorin durchkämmt mit ihren Blicken den vollen Pfarrsaal. Auch wenn Lissy Eichert durch die Scheinwerfer kaum etwas sieht: Sie scheint sich sicher, dass sich bei dieser Versammlung verschiedenster Kulturen auf dem Kleinkunstabend 2015 jemand melden wird. Tatsächlich findet sich eine junge Frau. Sie wird sofort zu der Unterkunft des Flüchtlings geleitet, der am selben Abend noch aufgenommen wurde. Es braucht eine Dolmetscherin.
Der Kleinkunstabend – der Benefizabend zugunsten der Flüchtlings- und Asylarbeit – der jedes Jahr in der kath. Kirchengemeinde St. Christophorus stattfindet, geht indes in den zweiten Teil des Programms über. Die Darbietungen sind so verschieden wie die Künstler*innen selbst. Eine Kindertanzgruppe hatte bereits den Anfang gemacht. Sie setzte sich zum Teil aus unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zusammen, die noch schüchterne Blicke in die Menge warfen. Ein Gebärdenchor fesselte allein durch Mimik und Gestik die Zuschauer.
Weitere Musik- und Wortbeiträge wechseln sich ab, abgerundet durch Kulinarisches aus West- und Südafrika, für das sich in der Pause bald eine lange Schlange bildete.
Nicht nur für den gegenwärtigen und für die zukünftigen „Kirchenasylfälle“ gibt es viel zu tun und braucht es – auch finanzielle – Unterstützung.
Der Benefizabend ist auch ein Ort des Feierns und des Dankens – auch für Bassel aus Syrien, der 3 Monate hier im Kirchenasyl verbrachte.
Er schrieb eine Dankesrede, den die Moderatorin verlas – und drückte Lissy Eichert einen 10 Euro-Schein in die Hand. „Für die Kirche“, sagt der Mann, der als Muslim gerne mal bei seinen Unterstützer*innen vorbeischaut.
Beim diesjährigen Kleinkunstabend kam ein Erlös von 1.207,94 € zusammen. Das Forum Asyl mit St. Christophorus dankt allen Künstler*innen und Spender*innen sehr herzlich.
Mitgewirkt haben:
- Kindertanzgruppe der Arbeitsgruppe Flucht und Menschenrechte, Leitung Rebecca Sommer
- Gebärdenchor der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
- „Once upon a time“ mit dem Märchen: Der Hund und die Eidechse; Märchenerzählerin: Regine Abatsong, Übersetzerin Regine Reichenbach, Regie: France-Elena Damian; über Theaterprojekt bei SOLWODI
- Percussion mit Mahmoud Fadl und Forum Asyl mit dem Lied „Soyame“
- roemercollective
- Mahmoud Fadl und Lissy Eichert
- Der Inländerbeauftragte alias Kalle Lenz
- die Chöre: dáCHORd und Kling Klang Kiezchor